wolbai
R.I.P.
- Zuletzt hier
- 12.10.23
- Registriert
- 28.04.10
- Beiträge
- 1.087
- Kekse
- 57.888
Ich habe mir Mitte November 2013 bei Warmoth-USA eine Gitarre nach meinen Wünschen konfiguriert und dann bestellt.
Da das Ergebnis - wie ich finde - sehr bemerkenswert ist, möchte ich hierzu ein paar Kommentare abgeben. Diese sind länger ausgefallen als ursprünglich gedacht. Ich bitte also um etwas Durchhaltevermögen für diejenigen, die ähnliches planen bzw. einfach aus Interesse lesen …
Vor der Veröffentlichung des Beitrages habe ich versucht ein passendes Forum dafür zu finden. Am sinnvollsten - und von anderen ebenfalls hierfür genutzt - erschien mir noch die Rubrik "Modifikation, Technik, Gitarrenbau". Sollte das aus Sicht der Administratoren falsch sein, so bitte ich um entsprechende Verschiebung des Beitrags.
Vorweggenommen: die Zusammenstellung einer selbst konfigurierten Gitarre mit hochwertigen Einzelteilen wie dies über Warmoth-USA möglich ist, stellt für mich eine sehr preisgünstige Alternative zu Custom Shop-Gitarren namhafter Hersteller dar. Darüber hinaus bietet diese Lösung ein Vielfaches mehr an Konfigurationsmöglichkeiten als in herkömmlichen Custom Shops.
Wenn man eine Gitarre komplett selbst konfiguriert, dann ist das in gewisser Weise auch ein ganzer Blumenstrauß an Themen, die einem dabei über den Weg laufen. D.h. es finden sich in meinen Kommentaren sicher viele Punkte, für die es in diesem Forum mit Sicherheit separate Beiträge, mit entsprechender Differenziertheit in der Betrachtung, gibt. Aber was erwähnen, was nicht …
Vor diesem Kauf hatte ich bereits erste positive Erfahrungen mit einem Warmoth-Gitarrenhals gesammelt, die mich - neben den im Internet verfügbaren Warmoth-Reviews - zu einer Komplett-Bestellung motiviert haben (komplett heißt in diesem Falle: sämtliche Einzelteile bis auf die Pickups).
Ich habe es auch geschafft, erst ein paar brauchbare Erfahrungen mit der Gitarre zu sammeln, bevor ich mein Feedback hierzu gebe. Konkret heißt das: einige Proben mit der Band, zwei Auftritte, eine drei-tägige Studio-Aufnahme, unzählige Stunden Herumnuddeln mit dieser phantastischen Gitarre und zwei weitere Besuche beim Gitarrenbauer die Bünde und die Pickup-Schaltung betreffend.
Bilder zur Gitarre:
Spezifikation (in englischer Sprache):
Body:
Chambered Stratocaster, Burl Maple on Mahogany, Forearm Contour, Contoured Heel, Standard 4 Bolt Mounting Holes, Strat Shape Neck Pocket, Pickup Rout: Humbucker (Neck), Strat (Middle), Humbucker (Brdg), Controls:
V-T-T-5 (Strat), Cream Binding, Top Finish: Amber Dye, Back Finish: Clear Gloss
Neck:
Stratocaster, Warmoth Pro, Maple, Indian Rosewood Fretboard, 1-11/16" Nut Width, Wizard, SS6150 (Stainless steel frets), Schaller (25/64" 11/32") Tuner Ream, 22 frets, 10-16" Compound Radius, Cream Face Dots Inlay, White Side Dots, R3 Floyd Prep w/ Mounting
Holes, Vintage Tint Gloss, 25-1/2" Scale, Standard 4 Bolt
Hardware:
- Schaller Floyd Rose Tremolo, Gold (R3)
- Schaller Mini Locking Tuner, Left Side, Gold
- Recessed Top Jack Plate, Gold
- Schaller Strap Locks, Pair, Gold
- Round Top knobs, Gold
Pickups:
- Suhr Doug Aldrich Neck pickup (G-Spacing, 9K ohms)
- Kinman AVn 69 Middle pickup (noise cancellation, 7.5K ohms)
- Suhr Doug Aldrich Bridge pickup (F-Spacing, 17.5K ohms)
- Neck and bridge pickup is switchable between series and parallel wiring with two push- / push-buttons (tone knobs).
Bestellung / Anlieferung:
Die Warmoth-Gitarren Bestellung habe ich ca. Mitte November 2013 aufgegeben. Wenn man konkrete Vorstellungen bzgl. der Konfiguration hat, geht das auch sehr komfortabel auf der Warmoth-Webseite von der Hand. Sowohl den Hals als auch den Body habe ich aus dem sogenannten Showcase bestellt. Allerdings musste dem Hals noch ein Vintage Gloss-Finish verabreicht werden. Das hat dann die gesamte Lieferung (inklusive Shipment) auf ca. 6 Wochen ausgedehnt. Diese Zeitspanne finde ich insgesamt ok.
Neben den Showcase-Komponenten kann man sich auch Bodies bzw. Hälse nach eigenen Vorstellungen hinsichtlich Hölzerauswahl, etc. zusammenstellen. Die Lieferung wird dann allerdings deutlich länger in Richtung 2-3 Monate.
Ich hatte diverse Fragen zur Konfiguration an Warmoth-Mitarbeiter im Vorfeld gestellt. Diese wurden kompetent und sehr zeitnah - eben mit Zeitverschiebung - beantwortet. Die gesamte Bestellung wurde auch auf Plausibilität ordentlich überprüft.
Die Teile wurden wie bestellt geliefert und es fanden sich keine Transportschäden. Leider hatte ich vergessen, eine Neckplatte zu bestellen. Als Übergangslösung hat mir der Gitarrenbauer eine chromfarbene eingebaut, die durch eine goldene (da alle Mechaniken, bis auf die Bünde, ebenfalls in Gold sind) noch ersetzt wird.
Gitarren-Bauer:
Nach Anlieferung habe ich die Gitarre zu einem mir bekannten Gitarrenbauer zum Zusammenbau und finalen Setup gebracht.
Ich empfehle das grundsätzlich für nicht so technisch Versierte wie mich. Das betrifft ganz besonders das Setup des Halses wie Bünde abrichten (Überprüfen, ob Bünde gleiche Höhe haben, Kanten abrunden, Bünde eventuell polieren, wenn diese zu rauh für Bendings sind).
Gute Gitarren unterscheiden sich von sehr guten meistens dadurch, dass die sehr guten professionell eingerichtet wurden. Und das ist für mich eine eigene Profession, von der ich persönlich nicht genügend verstehe.
Mein Gitarrenbauer gab mir folgendes Feedback zur Gitarre:
die gelieferten Teile (Body, Hals, etc.) sind qualitativ sehr hochwertig und auf Augenhöhe mit Custom Shop Gitarren namhafter Hersteller.
Die Edelstahl Bünde waren teilweise nicht gleich hoch und etwas rau, so dass er diese angeglichen und poliert hat.
Grundidee zur Gitarre:
Meine Grundidee für die Konfiguration war eine Fender Stratocaster mit einer Gibson Les Paul zu kombinieren und damit eine große tonale Vielfalt in einer Gitarre zu vereinen.
Im konkreten Fall sollte sie die unterschiedlichen Stilrichtungen meiner Retro Cover Rock Band (Pop, Soul, Classic Rock, Hardrock) abdecken, da ich selbst eine gewisse Müdigkeit verspüre, zwischen den Songs häufig Gitarren zu wechseln bzw. diese mit mir herum zu schleppen.
Ich schätze, das ist nun keine wirklich neue Idee. Gleichwohl werden sich die Umsetzungen einer solchen, teilweise deutlich unterscheiden.
Holzauswahl:
Zur Unterstützung eines warmen Gibson Sounds habe ich Mahagoni als Korpus-Holz mit einer Wurzel-Ahorn Decke gewählt. Der Korpus ist gekammert. Das Gewicht reduziert sich dadurch um ca. 25 %. Nach Aussage von Warmoth soll diese Kammerung zu einem noch besseren Sustain beitragen. Ob das so ist, kann ich, isoliert betrachtet, nicht sagen. Allerdings zeichnet sich die Gitarre - auch mit einem angeschraubten Hals - u.a. über ein sehr gutes Sustain aus.
Der Ahorn-Hals verfügt über ein Palisander-Griffbrett. Der Hals ist quasi eine Kombination aus Stratocaster und Gibson und ist - wie gesagt - geschraubt. Die "Wizard"-Kontur geht in Richtung Ibanez-Gitarren und kommt mir in meiner Spielweise bzw. Handgröße sehr entgegen.
Der Warmoth Pro-Hals hat einen doppelten Halsstab. Dieser wird, im Gegensatz zu herkömmlichen Hälsen, seitlich am Ende der hohen Bünde justiert. Ich finde dies recht komfortabel, weil einfacher zugänglich als herkömmliche Lösungen und damit recht unkompliziert zu handhaben.
Die Edelstahl-Bünde 6150 spielen sich - nach vorherigem Setup durch den Gitarrenbauer - hervorragend, da sie butterweich bei Bendings und Vibrato sind.
Bei der Auswahl der Bünde sollte man aber sehr genau wissen, wie diese auf den eigenen Fingerdruck reagieren. Grundsätzlich kann man sagen, dass hohe Bundstäbchen bei Spielweisen mit stärkerem Fingerdruck auf die Saiten, insbesondere in den ersten Bünden, zu Intonationsproblemen führen können.
Ich würde daher den ausgewählten Bundtyp in jedem Falle vorher schon einmal auf einer Gitarre ausprobieren, ob dieser zum eigenen Spiel passt oder Intonationsprobleme verursacht. Ansonsten kann es da im Nachhinein zu unliebsamen und kostspieligen Überraschungen kommen.
Intonation:
Die 6150 Bünde sind der Bundtyp, den ich normalerweise auf anderen Gitarren habe.
Ich hatte jedoch bei dieser Warmoth-Gitarre eingangs leider einige Intonationsprobleme in den Bünden 1-3. Meine Spielweise ist durch einen etwas festeren Fingerdruck auf die Saiten charakterisiert.
Dieses Problem tauchte dann auch genau da auf, wo man es nicht gebrauchen kann: bei Studioaufnahmen
Entgegen der alten Weisheit nie eine neue Gitarre mit in's Studio zu nehmen, wollte ich eben diese doch dort gleich zum Einsatz bringen
Das Ganze ging dann soweit, dass ich lediglich ein paar Rhythmusparts in höheren Lagen mit der neuen Warmoth eingespielt und beim Rest mich auf meine übrigen Gitarren verlassen habe.
Im Nachgang stellte sich dann heraus, dass das Intonationsproblem, in Zusammenhang mit meiner Spielweise, durch den leicht höheren Sattel des Floyd Rose Systems, als bei meinen übrigen Gitarren, verursacht wurde.
Zur Entschärfung schlug mir mein Gitarrenbauer vor, die Sattelkerbe am Hals für den Klemmsattel um etwa 1/10 mm zu reduzieren. Dadurch verringert sich der Winkel vom Klemmsattel zu den ersten Bünden leicht. Die durch den Fingerdruck ausgelöste erhöhte Intonation vermindert sich dadurch.
Diese nachträgliche Korrektur hat dann das Intonationsproblem in den ersten Bünden auf ein akzeptables Maß reduziert.
Ich würde nicht sagen, dass dieses Intonationsproblem durch einen fehlerhaften oder fehlerhaft angebrachten Klemmsattel verursacht ist. Das ist vielmehr auf meine Spielweise zurückzuführen, die ich so auch nicht ohne weiteres ändern kann bzw. auch nicht will.
Pickup-Auswahl:
Die Pickup-Auswahl ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten - weil sehr tonentscheidenden - Komponenten einer Gitarre und gleichzeitig der heikelste Part bei einer Selbstkonfiguration: im Gegensatz zu Gitarren von der Stange kann es einem - mangels vorheriger Testmöglichkeit - passieren, dass eine ausgewählte Pickup-Kombination in einer bestimmten Gitarre schlicht nicht gut klingt bzw. die Pickups nicht vernünftig aufeinander abgestimmt werden können.
Um da nicht völlig in Richtung "trial and error" abzudriften, habe ich mich auf Pickups konzentriert, die ich bereits in anderen Gitarren eingebaut habe, um die tonale Vielfalt einer Stratocaster und einer Gibson Les Paul, in EINER Gitarre zu verschmelzen.
Ich war im Prinzip auf der Suche nach einer Pickup-Kombi, die 70er/80er Classic Rock und Hardrock verkörpert und gleichzeitig einfach in einen perligen, glockigen Stratocaster Sound zu schalten ist.
Bei der Pickup-Auswahl (von unterschiedlichen Herstellern) ist nach meiner Erfahrung nicht nur wichtig, dass sie tonal einander gut ergänzen; sie müssen auch lautstärken mäßig (über die Entfernung zu den Saiten) aufeinander vernünftig abstimmbar sein. Ansonsten ist eine solche Gitarre zwar schön zum ansehen und zum Spielen für den Heimgebrauch. Für einen Studio- und Live-Einsatz, wäre sie jedoch nicht gut zu gebrauchen.
Um einerseits einen ordentlichen Gibson Rocksound aus der Gitarren zu holen, mit gleichzeitig guten Splitting Eigenschaften zur Unterstützung von Stratocaster-Sounds, habe ich Suhr Doug Aldrich Pickups für als Neck- und Bridge-Pickup ausgewählt.
Wenn man lediglich die Spezifikation der Pickups betrachtet, könnte man meinen, dass diese ausschließlich für Shredding und Metal geeignet sind. Das trifft so nicht zu. Meines Erachtens sind sie nahezu für alle Stilrichtungen (mit Ausnahme: eingeschränkt für Jazz) sehr brauchbar einzusetzen.
Da ich den Suhr Pickup bereits in einer H-S-S Gitarre in der Bridge-Position spiele, war mir schon so einigermaßen klar, in welchen Richtung das klangmäßig gehen würde. In punkto Pickup-Charakteristik stimme ich den offiziell bekannten Merkmalen dieses Suhr Pickups zu:
Zur Unterstützung eines glasigen, glockenähnlichen Stratocaster-Tons, verwende ich einen Kinman Av69 Pickup in der mittleren Position. Er ist geräuschreduziert (kein Hum) und ebenfalls ein Humbucker in Single Coil Format. Das Erstaunliche an diesem Pickup ist, dass er trotz der Geräuschreduzierung sehr identsich zu einem Single Coil Pickup klingt.
Ich habe diesen ebenfalls schon in einer anderen Gitarre verbaut und wusste, was ich von ihm erwarten konnte. Ein weiteres wichtiges Merkmal des Kinman ist seine Eigenschaft, dass er sehr nahe an die Saiten positioniert werden kann, ohne negative Saitenschwingungen zu produzieren.
Diese Eigenschaft und die Tatsache, dass er mit seinen 7.5 Kohm einen höheren Output erzeugt als herkömmliche Single Coils, ermöglicht es, ihn zusammen mit Fullsize / High Output Humbuckern auch lautstärken mässig akzeptabel auszubalancieren. Und diese Fähigkeit, eine vorhandene Pickup-Kombination auch lautenstärken mäßig vernünftig ausbalancieren zu können, ohne die tonale Charakteristik zu verfälschen, ist m.E. häufig ein echtes K.O-Kriterium für eigen zusammengestellte Pickup-Kombinationen von unterschiedlichen Herstellern (ich rede also nicht von Sets eines Herstellers).
Ich spiele die Mitten-Position bei Strats so gut wie nie. Allerdings sehr gerne die Positionen 2+4. Und dafür ist der Kinman in Verbindung mit den Suhr Humbuckern hervorragend geeignet.
Ich habe nie eine ML-Single Coil von Suhr gespielt. Ich gehe aber davon aus, dass diese PU-Kombi in einer H-S-H Gitarre ebenfalls sehr gut klingt (der ML ist aber soweit ich weiß, nicht geräuschreduziert).
Pickup Schaltung / Klangeigenschaften:
Urspünglich hatte ich für den Stratocaster Sound ein Coil Splitting der Fullsize Humbucker (Neck+Bridge) beabsichtigt. Mein Gitarrenbauer hat mich jedoch anstelle dessen restlos von einer Parallel-Schaltung der Humbucker überzeugt.
Der Vorteil einer Parallel-Schaltung ergibt sich in zweifacher Hinsicht:
Die serielle und parallele Humbucker-Schaltung verändere ich mit zwei Push/Push-Tonreglern. Die Handhabung ist sehr einfach und war keine große Umstellung für mich.
Der Stratocaster-Ton in einer parallelen Humbucker-Schaltung ist nicht exakt wie bei einer typischen Statocaster (wobei typisch wohl der falsche Begriff ist, da Stratocaster-Gitarren doch sehr unterschiedlich klingen). Speziell in Position 1 und 5 ist der Pickup etwas "heißer" und etwas dunkler im Ton (mehr Mitten, weniger Höhen) als bei einem regulären Single Coil PU. Mir persönlich gefällt sehr gut und finde es nicht störend.
Die Positionen 2 und 4 des 5-Wegeschalters klingen sehr, sehr typisch Stratocaster like wegen des Kinman Pickups und der tonal sehr passenden Parallel-Schaltung der Fullsize Humbucker.
In Position 3 des 5-Wegeschalters ist der Neck und Bridge-Humbucker (jeweils in serieller und/oder paralleler Schaltung) zusammengeschaltet. Das eröffnet, neben einer herkömmlichen Mittelposition einer Les Paul, 3 weitere Klangvarianten, also insgesamt 4.
Die Zusammenschaltung des Neck und Bridge Pickups kann auch mit einem separaten Schalter gemacht werden und man kann damit den Mittelpickup auch alleine spielen. Da ich diesen allerdings so gut wie nie benötige, ist diese Variante für mich ok (und ein Schalter weniger).
Für mich ist der Statocaster Sound dieser Gitarre sehr authentisch im Vergleich zum Original.
Zusammenfassend betrachte ich diese H-S-H Pickup-Bestückung mit der entsprechenden Pickup-Auswahl und Pickup-Schaltung als eine echte "Eier-legende-Wollmilchsau" hinsichtlich Tonqualität und Klangvielfalt.
Bespielbarkeit:
Die Gitarre ist nach nunmehr 6 Wochen meine Hauptgitarre, weil sie sich hammermäßig gut spielen lässt.
Die diversen PU-Schaltungen habe ich zwischenzeitlich relativ gut in mein Spiel integriert und ich nutze es zunehmend differenziert.
Das Schaller Floyd Rose-System arbeitet hervorragend: was mir insbesondere positiv aufgefallen ist, dass der Tremolo-Arm überhaupt kein Spiel hat, damit ohne Nebengeräusche ist und sehr präzise arbeitet. Das habe ich bei einem FR-lizensiertem Tremolo schon anders erlebt.
Der Hals spielt sich phantastisch. Die Wizard Back-Kontur unterstützt meine Spielweise sehr. Ich mag den Vintage-Ton des Finish. Die Lackierung finde ich beim Spiel jetzt nicht störend bzw. irgendwie klebend.
Die Edelstahl-Bünde sind ein Traum bei Bendings und Vibrato: da reibt und stockt nichts.
Zusammenfassung:
Alles in allem war dieses Warmoth Gitarren-Built eine tolle und spannende Erfahrung, bei der ich jede Menge Aha-Erlebnisse rund um Gitarren gesammelt habe.
Die Warmoth-Gitarre ist für mich ein echter Hingucker, ist für mich im Klang die "Eier-legende-Woll-Milchsau"; und spielt sich einfach saugeil
Hinsichtlich Preis-Leistung ist diese Gitarre unschlagbar: auch mit dem Preis einer vergleichbaren Custom Shop Gitarre von Suhr (inclusive Shipment, Zoll, Gitarrenbauerkosten, Koffer) ist diese immer noch ca. 30-40% billiger. Darüber hinaus habe ich jede Menge mehr Konfigurationsmöglichkeiten.
Insgesamt hat mich diese Gitarre ca. 2.000 EUR gekostet.
Ich empfehle für nicht technisch Versierte wie mich, in jedem Falle einen Gitarrenbauer das finale Setup machen zu lassen (eventuell auch schon bei der Zusammenstellung der einzelnen Komponenten, wenn man sich da nicht sicher ist). Dann erhält man tatsächlich eine Gitarre, die es auch vom Klang und der Bespielbarkeit locker mit jeder Custom Shop Gitarre aufnehmen kann.
Die Pickup-Auswahl ist m.E. der heikelste Teil der ganzen Unternehmung. Es ist jedem Falle hilfreich, wenn man die ausgewählten Pickups einigermaßen im Vorfeld schon kennt. Ansonsten muss man sich auf etwas "Trial and error" einrichten.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass bei einer solchen Distanz-Bestellung auch was schief gehen kann: Teile fehlen, Teile werden beschädigt geliefert, die falschen Teile werden geliefert, etc. Und wenn dann dabei etwas schief geht, dann ist der Ärger und Aufwand natürlich i.d.R. wegen der Entfernung auch größer.
Aber die Firma Warmoth liefert ihre Produkte nicht nur in die USA und tut ihrerseits sicher viel im Bereich Qualitätsmanagement, um derartiges zu minimieren. Wenn man sich die Warmoth-Galerie einmal ansieht, dann finden sich dort Gitarren aus der ganzen Welt.
Es muss auch abschließend noch erwähnt werden, dass der Wiederverkaufswert von Gitarren Marke "Eigenbau" in aller Regel schlecht ist. Im Gegensatz zu Custom Shop-Gitarren, die im Zeitverlauf wertmäßig durchaus steigen können, werden auch Warmoth-Gitarren, trotz qualitativ hochwertiger Einzelteile, oft deutlich unter dem ursprünglichen Preis verkauft (man kann sich da gebraucht teilweise echte Schnäppchen kaufen, die man sich aber vorher sehr genau anschauen sollte). Wer allerdings, wie ich, keinen Wiederverkauf beabsichtigt, dem kann das natürlich egal sein.
Puuuuh - ziemlich viele Worte …
Ich hoffe dennoch, dass da der eine oder andere brauchbare Hinweis für diejenigen dabei ist, die sich ebenfalls eine Gitarre nach eigenen Vorstellungen konfigurieren möchte.
Ich kann in diesem Zusammenhang die Firma Warmoth-USA, mit den gemachten Einschränkungen in punkto potenzieller Probleme im Bestellprozess aufgrund der großen Distanz, sehr empfehlen. Mir persönlich ist kein Anbieter in Deutschland bekannt (und das wäre ja dann die wirkliche Alternative), der zu diesem Preis, in dieser Qualität und mit dieser Vielfältigkeit an Konfigurationen Derartiges anbietet (von Gegenbeispielen lasse ich mich gerne überzeugen ).
Grüße wolbai
Da das Ergebnis - wie ich finde - sehr bemerkenswert ist, möchte ich hierzu ein paar Kommentare abgeben. Diese sind länger ausgefallen als ursprünglich gedacht. Ich bitte also um etwas Durchhaltevermögen für diejenigen, die ähnliches planen bzw. einfach aus Interesse lesen …
Vor der Veröffentlichung des Beitrages habe ich versucht ein passendes Forum dafür zu finden. Am sinnvollsten - und von anderen ebenfalls hierfür genutzt - erschien mir noch die Rubrik "Modifikation, Technik, Gitarrenbau". Sollte das aus Sicht der Administratoren falsch sein, so bitte ich um entsprechende Verschiebung des Beitrags.
Vorweggenommen: die Zusammenstellung einer selbst konfigurierten Gitarre mit hochwertigen Einzelteilen wie dies über Warmoth-USA möglich ist, stellt für mich eine sehr preisgünstige Alternative zu Custom Shop-Gitarren namhafter Hersteller dar. Darüber hinaus bietet diese Lösung ein Vielfaches mehr an Konfigurationsmöglichkeiten als in herkömmlichen Custom Shops.
Wenn man eine Gitarre komplett selbst konfiguriert, dann ist das in gewisser Weise auch ein ganzer Blumenstrauß an Themen, die einem dabei über den Weg laufen. D.h. es finden sich in meinen Kommentaren sicher viele Punkte, für die es in diesem Forum mit Sicherheit separate Beiträge, mit entsprechender Differenziertheit in der Betrachtung, gibt. Aber was erwähnen, was nicht …
Vor diesem Kauf hatte ich bereits erste positive Erfahrungen mit einem Warmoth-Gitarrenhals gesammelt, die mich - neben den im Internet verfügbaren Warmoth-Reviews - zu einer Komplett-Bestellung motiviert haben (komplett heißt in diesem Falle: sämtliche Einzelteile bis auf die Pickups).
Ich habe es auch geschafft, erst ein paar brauchbare Erfahrungen mit der Gitarre zu sammeln, bevor ich mein Feedback hierzu gebe. Konkret heißt das: einige Proben mit der Band, zwei Auftritte, eine drei-tägige Studio-Aufnahme, unzählige Stunden Herumnuddeln mit dieser phantastischen Gitarre und zwei weitere Besuche beim Gitarrenbauer die Bünde und die Pickup-Schaltung betreffend.
Bilder zur Gitarre:
Spezifikation (in englischer Sprache):
Body:
Chambered Stratocaster, Burl Maple on Mahogany, Forearm Contour, Contoured Heel, Standard 4 Bolt Mounting Holes, Strat Shape Neck Pocket, Pickup Rout: Humbucker (Neck), Strat (Middle), Humbucker (Brdg), Controls:
V-T-T-5 (Strat), Cream Binding, Top Finish: Amber Dye, Back Finish: Clear Gloss
Neck:
Stratocaster, Warmoth Pro, Maple, Indian Rosewood Fretboard, 1-11/16" Nut Width, Wizard, SS6150 (Stainless steel frets), Schaller (25/64" 11/32") Tuner Ream, 22 frets, 10-16" Compound Radius, Cream Face Dots Inlay, White Side Dots, R3 Floyd Prep w/ Mounting
Holes, Vintage Tint Gloss, 25-1/2" Scale, Standard 4 Bolt
Hardware:
- Schaller Floyd Rose Tremolo, Gold (R3)
- Schaller Mini Locking Tuner, Left Side, Gold
- Recessed Top Jack Plate, Gold
- Schaller Strap Locks, Pair, Gold
- Round Top knobs, Gold
Pickups:
- Suhr Doug Aldrich Neck pickup (G-Spacing, 9K ohms)
- Kinman AVn 69 Middle pickup (noise cancellation, 7.5K ohms)
- Suhr Doug Aldrich Bridge pickup (F-Spacing, 17.5K ohms)
- Neck and bridge pickup is switchable between series and parallel wiring with two push- / push-buttons (tone knobs).
Bestellung / Anlieferung:
Die Warmoth-Gitarren Bestellung habe ich ca. Mitte November 2013 aufgegeben. Wenn man konkrete Vorstellungen bzgl. der Konfiguration hat, geht das auch sehr komfortabel auf der Warmoth-Webseite von der Hand. Sowohl den Hals als auch den Body habe ich aus dem sogenannten Showcase bestellt. Allerdings musste dem Hals noch ein Vintage Gloss-Finish verabreicht werden. Das hat dann die gesamte Lieferung (inklusive Shipment) auf ca. 6 Wochen ausgedehnt. Diese Zeitspanne finde ich insgesamt ok.
Neben den Showcase-Komponenten kann man sich auch Bodies bzw. Hälse nach eigenen Vorstellungen hinsichtlich Hölzerauswahl, etc. zusammenstellen. Die Lieferung wird dann allerdings deutlich länger in Richtung 2-3 Monate.
Ich hatte diverse Fragen zur Konfiguration an Warmoth-Mitarbeiter im Vorfeld gestellt. Diese wurden kompetent und sehr zeitnah - eben mit Zeitverschiebung - beantwortet. Die gesamte Bestellung wurde auch auf Plausibilität ordentlich überprüft.
Die Teile wurden wie bestellt geliefert und es fanden sich keine Transportschäden. Leider hatte ich vergessen, eine Neckplatte zu bestellen. Als Übergangslösung hat mir der Gitarrenbauer eine chromfarbene eingebaut, die durch eine goldene (da alle Mechaniken, bis auf die Bünde, ebenfalls in Gold sind) noch ersetzt wird.
Gitarren-Bauer:
Nach Anlieferung habe ich die Gitarre zu einem mir bekannten Gitarrenbauer zum Zusammenbau und finalen Setup gebracht.
Ich empfehle das grundsätzlich für nicht so technisch Versierte wie mich. Das betrifft ganz besonders das Setup des Halses wie Bünde abrichten (Überprüfen, ob Bünde gleiche Höhe haben, Kanten abrunden, Bünde eventuell polieren, wenn diese zu rauh für Bendings sind).
Gute Gitarren unterscheiden sich von sehr guten meistens dadurch, dass die sehr guten professionell eingerichtet wurden. Und das ist für mich eine eigene Profession, von der ich persönlich nicht genügend verstehe.
Mein Gitarrenbauer gab mir folgendes Feedback zur Gitarre:
die gelieferten Teile (Body, Hals, etc.) sind qualitativ sehr hochwertig und auf Augenhöhe mit Custom Shop Gitarren namhafter Hersteller.
Die Edelstahl Bünde waren teilweise nicht gleich hoch und etwas rau, so dass er diese angeglichen und poliert hat.
Grundidee zur Gitarre:
Meine Grundidee für die Konfiguration war eine Fender Stratocaster mit einer Gibson Les Paul zu kombinieren und damit eine große tonale Vielfalt in einer Gitarre zu vereinen.
Im konkreten Fall sollte sie die unterschiedlichen Stilrichtungen meiner Retro Cover Rock Band (Pop, Soul, Classic Rock, Hardrock) abdecken, da ich selbst eine gewisse Müdigkeit verspüre, zwischen den Songs häufig Gitarren zu wechseln bzw. diese mit mir herum zu schleppen.
Ich schätze, das ist nun keine wirklich neue Idee. Gleichwohl werden sich die Umsetzungen einer solchen, teilweise deutlich unterscheiden.
Holzauswahl:
Zur Unterstützung eines warmen Gibson Sounds habe ich Mahagoni als Korpus-Holz mit einer Wurzel-Ahorn Decke gewählt. Der Korpus ist gekammert. Das Gewicht reduziert sich dadurch um ca. 25 %. Nach Aussage von Warmoth soll diese Kammerung zu einem noch besseren Sustain beitragen. Ob das so ist, kann ich, isoliert betrachtet, nicht sagen. Allerdings zeichnet sich die Gitarre - auch mit einem angeschraubten Hals - u.a. über ein sehr gutes Sustain aus.
Der Ahorn-Hals verfügt über ein Palisander-Griffbrett. Der Hals ist quasi eine Kombination aus Stratocaster und Gibson und ist - wie gesagt - geschraubt. Die "Wizard"-Kontur geht in Richtung Ibanez-Gitarren und kommt mir in meiner Spielweise bzw. Handgröße sehr entgegen.
Der Warmoth Pro-Hals hat einen doppelten Halsstab. Dieser wird, im Gegensatz zu herkömmlichen Hälsen, seitlich am Ende der hohen Bünde justiert. Ich finde dies recht komfortabel, weil einfacher zugänglich als herkömmliche Lösungen und damit recht unkompliziert zu handhaben.
Die Edelstahl-Bünde 6150 spielen sich - nach vorherigem Setup durch den Gitarrenbauer - hervorragend, da sie butterweich bei Bendings und Vibrato sind.
Bei der Auswahl der Bünde sollte man aber sehr genau wissen, wie diese auf den eigenen Fingerdruck reagieren. Grundsätzlich kann man sagen, dass hohe Bundstäbchen bei Spielweisen mit stärkerem Fingerdruck auf die Saiten, insbesondere in den ersten Bünden, zu Intonationsproblemen führen können.
Ich würde daher den ausgewählten Bundtyp in jedem Falle vorher schon einmal auf einer Gitarre ausprobieren, ob dieser zum eigenen Spiel passt oder Intonationsprobleme verursacht. Ansonsten kann es da im Nachhinein zu unliebsamen und kostspieligen Überraschungen kommen.
Intonation:
Die 6150 Bünde sind der Bundtyp, den ich normalerweise auf anderen Gitarren habe.
Ich hatte jedoch bei dieser Warmoth-Gitarre eingangs leider einige Intonationsprobleme in den Bünden 1-3. Meine Spielweise ist durch einen etwas festeren Fingerdruck auf die Saiten charakterisiert.
Dieses Problem tauchte dann auch genau da auf, wo man es nicht gebrauchen kann: bei Studioaufnahmen
Entgegen der alten Weisheit nie eine neue Gitarre mit in's Studio zu nehmen, wollte ich eben diese doch dort gleich zum Einsatz bringen
Das Ganze ging dann soweit, dass ich lediglich ein paar Rhythmusparts in höheren Lagen mit der neuen Warmoth eingespielt und beim Rest mich auf meine übrigen Gitarren verlassen habe.
Im Nachgang stellte sich dann heraus, dass das Intonationsproblem, in Zusammenhang mit meiner Spielweise, durch den leicht höheren Sattel des Floyd Rose Systems, als bei meinen übrigen Gitarren, verursacht wurde.
Zur Entschärfung schlug mir mein Gitarrenbauer vor, die Sattelkerbe am Hals für den Klemmsattel um etwa 1/10 mm zu reduzieren. Dadurch verringert sich der Winkel vom Klemmsattel zu den ersten Bünden leicht. Die durch den Fingerdruck ausgelöste erhöhte Intonation vermindert sich dadurch.
Diese nachträgliche Korrektur hat dann das Intonationsproblem in den ersten Bünden auf ein akzeptables Maß reduziert.
Ich würde nicht sagen, dass dieses Intonationsproblem durch einen fehlerhaften oder fehlerhaft angebrachten Klemmsattel verursacht ist. Das ist vielmehr auf meine Spielweise zurückzuführen, die ich so auch nicht ohne weiteres ändern kann bzw. auch nicht will.
Pickup-Auswahl:
Die Pickup-Auswahl ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten - weil sehr tonentscheidenden - Komponenten einer Gitarre und gleichzeitig der heikelste Part bei einer Selbstkonfiguration: im Gegensatz zu Gitarren von der Stange kann es einem - mangels vorheriger Testmöglichkeit - passieren, dass eine ausgewählte Pickup-Kombination in einer bestimmten Gitarre schlicht nicht gut klingt bzw. die Pickups nicht vernünftig aufeinander abgestimmt werden können.
Um da nicht völlig in Richtung "trial and error" abzudriften, habe ich mich auf Pickups konzentriert, die ich bereits in anderen Gitarren eingebaut habe, um die tonale Vielfalt einer Stratocaster und einer Gibson Les Paul, in EINER Gitarre zu verschmelzen.
Ich war im Prinzip auf der Suche nach einer Pickup-Kombi, die 70er/80er Classic Rock und Hardrock verkörpert und gleichzeitig einfach in einen perligen, glockigen Stratocaster Sound zu schalten ist.
Bei der Pickup-Auswahl (von unterschiedlichen Herstellern) ist nach meiner Erfahrung nicht nur wichtig, dass sie tonal einander gut ergänzen; sie müssen auch lautstärken mäßig (über die Entfernung zu den Saiten) aufeinander vernünftig abstimmbar sein. Ansonsten ist eine solche Gitarre zwar schön zum ansehen und zum Spielen für den Heimgebrauch. Für einen Studio- und Live-Einsatz, wäre sie jedoch nicht gut zu gebrauchen.
Um einerseits einen ordentlichen Gibson Rocksound aus der Gitarren zu holen, mit gleichzeitig guten Splitting Eigenschaften zur Unterstützung von Stratocaster-Sounds, habe ich Suhr Doug Aldrich Pickups für als Neck- und Bridge-Pickup ausgewählt.
Wenn man lediglich die Spezifikation der Pickups betrachtet, könnte man meinen, dass diese ausschließlich für Shredding und Metal geeignet sind. Das trifft so nicht zu. Meines Erachtens sind sie nahezu für alle Stilrichtungen (mit Ausnahme: eingeschränkt für Jazz) sehr brauchbar einzusetzen.
Da ich den Suhr Pickup bereits in einer H-S-S Gitarre in der Bridge-Position spiele, war mir schon so einigermaßen klar, in welchen Richtung das klangmäßig gehen würde. In punkto Pickup-Charakteristik stimme ich den offiziell bekannten Merkmalen dieses Suhr Pickups zu:
- auch mit viel Gain in der Signalkette bleiben die Suhr Doug Aldrich Pickups sehr klar und
differenziert im Ton und klingen daher nicht verwaschen bei größeren Zerrgraden. - Beide Pickups reagieren sehr dynamisch auf das Volumenpoti der Gitarre und den Plektrumanschlag. Bemi Zurückdrehen des Volumenpotis wird der Ton sehr schön klar ohne allzu viel an Lautstärke zu verlieren. Damit lassen sich schöne Akzente während des Spiels setzen.
- Die Pickups sind tonal und lautstärken mäßig sehr gut aufeinander abgestimmt
Zur Unterstützung eines glasigen, glockenähnlichen Stratocaster-Tons, verwende ich einen Kinman Av69 Pickup in der mittleren Position. Er ist geräuschreduziert (kein Hum) und ebenfalls ein Humbucker in Single Coil Format. Das Erstaunliche an diesem Pickup ist, dass er trotz der Geräuschreduzierung sehr identsich zu einem Single Coil Pickup klingt.
Ich habe diesen ebenfalls schon in einer anderen Gitarre verbaut und wusste, was ich von ihm erwarten konnte. Ein weiteres wichtiges Merkmal des Kinman ist seine Eigenschaft, dass er sehr nahe an die Saiten positioniert werden kann, ohne negative Saitenschwingungen zu produzieren.
Diese Eigenschaft und die Tatsache, dass er mit seinen 7.5 Kohm einen höheren Output erzeugt als herkömmliche Single Coils, ermöglicht es, ihn zusammen mit Fullsize / High Output Humbuckern auch lautstärken mässig akzeptabel auszubalancieren. Und diese Fähigkeit, eine vorhandene Pickup-Kombination auch lautenstärken mäßig vernünftig ausbalancieren zu können, ohne die tonale Charakteristik zu verfälschen, ist m.E. häufig ein echtes K.O-Kriterium für eigen zusammengestellte Pickup-Kombinationen von unterschiedlichen Herstellern (ich rede also nicht von Sets eines Herstellers).
Ich spiele die Mitten-Position bei Strats so gut wie nie. Allerdings sehr gerne die Positionen 2+4. Und dafür ist der Kinman in Verbindung mit den Suhr Humbuckern hervorragend geeignet.
Ich habe nie eine ML-Single Coil von Suhr gespielt. Ich gehe aber davon aus, dass diese PU-Kombi in einer H-S-H Gitarre ebenfalls sehr gut klingt (der ML ist aber soweit ich weiß, nicht geräuschreduziert).
Pickup Schaltung / Klangeigenschaften:
Urspünglich hatte ich für den Stratocaster Sound ein Coil Splitting der Fullsize Humbucker (Neck+Bridge) beabsichtigt. Mein Gitarrenbauer hat mich jedoch anstelle dessen restlos von einer Parallel-Schaltung der Humbucker überzeugt.
Der Vorteil einer Parallel-Schaltung ergibt sich in zweifacher Hinsicht:
- In einer Parallelschaltung sind die Pickups weiterhin geräuschreduziert (im Vergleich zum Coil Splitting).
- Die Parallel-Schaltung ist lautenstärken mäßig merklich lauter als beim Coil Splitting. Das reduziert die Lautstärkenunterschiede beim Wechseln zwischen serieller (Standard) und paralleler Humbucker-Schaltung während dem Gitarrenspiel.
Die serielle und parallele Humbucker-Schaltung verändere ich mit zwei Push/Push-Tonreglern. Die Handhabung ist sehr einfach und war keine große Umstellung für mich.
Der Stratocaster-Ton in einer parallelen Humbucker-Schaltung ist nicht exakt wie bei einer typischen Statocaster (wobei typisch wohl der falsche Begriff ist, da Stratocaster-Gitarren doch sehr unterschiedlich klingen). Speziell in Position 1 und 5 ist der Pickup etwas "heißer" und etwas dunkler im Ton (mehr Mitten, weniger Höhen) als bei einem regulären Single Coil PU. Mir persönlich gefällt sehr gut und finde es nicht störend.
Die Positionen 2 und 4 des 5-Wegeschalters klingen sehr, sehr typisch Stratocaster like wegen des Kinman Pickups und der tonal sehr passenden Parallel-Schaltung der Fullsize Humbucker.
In Position 3 des 5-Wegeschalters ist der Neck und Bridge-Humbucker (jeweils in serieller und/oder paralleler Schaltung) zusammengeschaltet. Das eröffnet, neben einer herkömmlichen Mittelposition einer Les Paul, 3 weitere Klangvarianten, also insgesamt 4.
Die Zusammenschaltung des Neck und Bridge Pickups kann auch mit einem separaten Schalter gemacht werden und man kann damit den Mittelpickup auch alleine spielen. Da ich diesen allerdings so gut wie nie benötige, ist diese Variante für mich ok (und ein Schalter weniger).
Für mich ist der Statocaster Sound dieser Gitarre sehr authentisch im Vergleich zum Original.
Zusammenfassend betrachte ich diese H-S-H Pickup-Bestückung mit der entsprechenden Pickup-Auswahl und Pickup-Schaltung als eine echte "Eier-legende-Wollmilchsau" hinsichtlich Tonqualität und Klangvielfalt.
Bespielbarkeit:
Die Gitarre ist nach nunmehr 6 Wochen meine Hauptgitarre, weil sie sich hammermäßig gut spielen lässt.
Die diversen PU-Schaltungen habe ich zwischenzeitlich relativ gut in mein Spiel integriert und ich nutze es zunehmend differenziert.
Das Schaller Floyd Rose-System arbeitet hervorragend: was mir insbesondere positiv aufgefallen ist, dass der Tremolo-Arm überhaupt kein Spiel hat, damit ohne Nebengeräusche ist und sehr präzise arbeitet. Das habe ich bei einem FR-lizensiertem Tremolo schon anders erlebt.
Der Hals spielt sich phantastisch. Die Wizard Back-Kontur unterstützt meine Spielweise sehr. Ich mag den Vintage-Ton des Finish. Die Lackierung finde ich beim Spiel jetzt nicht störend bzw. irgendwie klebend.
Die Edelstahl-Bünde sind ein Traum bei Bendings und Vibrato: da reibt und stockt nichts.
Zusammenfassung:
Alles in allem war dieses Warmoth Gitarren-Built eine tolle und spannende Erfahrung, bei der ich jede Menge Aha-Erlebnisse rund um Gitarren gesammelt habe.
Die Warmoth-Gitarre ist für mich ein echter Hingucker, ist für mich im Klang die "Eier-legende-Woll-Milchsau"; und spielt sich einfach saugeil
Hinsichtlich Preis-Leistung ist diese Gitarre unschlagbar: auch mit dem Preis einer vergleichbaren Custom Shop Gitarre von Suhr (inclusive Shipment, Zoll, Gitarrenbauerkosten, Koffer) ist diese immer noch ca. 30-40% billiger. Darüber hinaus habe ich jede Menge mehr Konfigurationsmöglichkeiten.
Insgesamt hat mich diese Gitarre ca. 2.000 EUR gekostet.
Ich empfehle für nicht technisch Versierte wie mich, in jedem Falle einen Gitarrenbauer das finale Setup machen zu lassen (eventuell auch schon bei der Zusammenstellung der einzelnen Komponenten, wenn man sich da nicht sicher ist). Dann erhält man tatsächlich eine Gitarre, die es auch vom Klang und der Bespielbarkeit locker mit jeder Custom Shop Gitarre aufnehmen kann.
Die Pickup-Auswahl ist m.E. der heikelste Teil der ganzen Unternehmung. Es ist jedem Falle hilfreich, wenn man die ausgewählten Pickups einigermaßen im Vorfeld schon kennt. Ansonsten muss man sich auf etwas "Trial and error" einrichten.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass bei einer solchen Distanz-Bestellung auch was schief gehen kann: Teile fehlen, Teile werden beschädigt geliefert, die falschen Teile werden geliefert, etc. Und wenn dann dabei etwas schief geht, dann ist der Ärger und Aufwand natürlich i.d.R. wegen der Entfernung auch größer.
Aber die Firma Warmoth liefert ihre Produkte nicht nur in die USA und tut ihrerseits sicher viel im Bereich Qualitätsmanagement, um derartiges zu minimieren. Wenn man sich die Warmoth-Galerie einmal ansieht, dann finden sich dort Gitarren aus der ganzen Welt.
Es muss auch abschließend noch erwähnt werden, dass der Wiederverkaufswert von Gitarren Marke "Eigenbau" in aller Regel schlecht ist. Im Gegensatz zu Custom Shop-Gitarren, die im Zeitverlauf wertmäßig durchaus steigen können, werden auch Warmoth-Gitarren, trotz qualitativ hochwertiger Einzelteile, oft deutlich unter dem ursprünglichen Preis verkauft (man kann sich da gebraucht teilweise echte Schnäppchen kaufen, die man sich aber vorher sehr genau anschauen sollte). Wer allerdings, wie ich, keinen Wiederverkauf beabsichtigt, dem kann das natürlich egal sein.
Puuuuh - ziemlich viele Worte …
Ich hoffe dennoch, dass da der eine oder andere brauchbare Hinweis für diejenigen dabei ist, die sich ebenfalls eine Gitarre nach eigenen Vorstellungen konfigurieren möchte.
Ich kann in diesem Zusammenhang die Firma Warmoth-USA, mit den gemachten Einschränkungen in punkto potenzieller Probleme im Bestellprozess aufgrund der großen Distanz, sehr empfehlen. Mir persönlich ist kein Anbieter in Deutschland bekannt (und das wäre ja dann die wirkliche Alternative), der zu diesem Preis, in dieser Qualität und mit dieser Vielfältigkeit an Konfigurationen Derartiges anbietet (von Gegenbeispielen lasse ich mich gerne überzeugen ).
Grüße wolbai
- Eigenschaft