Kompositions-Prozess

MOtega
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Hallo!

Ich zermürbe mir den Kopf über ein Musikstück, das ich gerade versuche zu schreiben.
Es soll von einem kleinen und friedlichen Dorf aus dem Mittelalter handeln.
Als Instrumenten-Farbpalette habe ich mir Harfe, Dudelsack, Fiedel, mittelalterliche
Percussions und evtl. Barock- und Renaissance-Gitarren notiert.

Jetzt habe ich aber wirklich keine Ahnung, wie ich das kompositorisch angehen soll.
Bin schon seit 2 Tagen am rumprobieren (hab mal mit den genannten Instrumenten
improvisiert, kam aber nichts gutes bei raus). Auch mit Piano habe ich versucht,
passende Melodiethemen zu finden - auch nichts gescheites.

Meine Frage ist jetzt: wie würdet ihr an sowas rangehen bzw. ein gutes Motiv
bzw. Thema finden oder erarbeiten? Wie geht ihr überhaupt an solche Themen
ran, die bestimmte Charaktere oder (wie hier) Orte richtig beschreiben sollen?

Ich frage mich nur, wie manche Top-Komponisten das immer hinbekommen,
wie zum Beispiel dieses Stück von Nobuo Uematsu:
KLICK

Freue mich auf eure Tipps und Ratschläge! :)
 
Eigenschaft
 
Top-komponisten haben einfälle und führen sie dann aus.
Wer keine hat, ahmt etwas nach, mit handwerklichem können bringt er es zu einer stilkopie.
 
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Ich habe das Gefühl, dass du das zu krampfhaft angehst und dir eine Thema suchst, zu dem dir dann sofort eine passende Melodie einfallen soll. Ich schätze ein solches Vorhaben gelingt eher, indem dir durch Zufall eine Melodie einfällt, die zu deinem Thema passt, die du dann weiter verarbeitest.
 
Dank für eure Ratschläge. Ja, ich gehe das ganze wirklich zu krampfhaft und viel zu theoretisch an.
Melodieideen habe ich immer viele, nur denke ich immer "die sind aber nicht so passend oder klingen nicht gut".
Du meinst also, ich soll diese trotzdem nehmen und entsprechend bearbeiten, sprich "mehr aggressiv sein"
oder "mehr friedlichkeit einbringen" usw.?
 
Man kann auch "klein" anfangen, skizzen anfertigen, sie ausarbeiten, verbessern. oder wenn sie nicht tragfähig sind, verwerfen und was neues in angriff nehmen. Da es dir an selbstkritik nicht fehlt (grundübel bei amateuren), besteht hoffnung.
Wenn du mit "mittelalterlichem" spielst, versuche eine kurzphasige fünfton- oder mixolydische melodik und rhythmisiere sie, womöglich mit taktwechseln (zwiefache) oder erfinde eine getragene phrygische melodie gleichsam ohne taktstriche mit sparsamster begleitung. Das hat Orff vor dir gemacht, aber fast alles hat jemand schon vor uns gemacht, manches lässt sich weiterentwickeln, und man findet eine schiene zu neuem.
Spiele Bartoks "Mikrokosmos", da findest du viele modelle. Auch das studium alter tanzformen von renaissance aufwärts, von pavane und volta zum menuett könnte hilfreich sein.
Oder die meistersingerliche bar-form? Oder versuche einen weg über improvisation, auch mentale oder -oder oder - - - -
 
Zuletzt bearbeitet:
Du meinst also, ich soll diese trotzdem nehmen und entsprechend bearbeiten, sprich "mehr aggressiv sein"
oder "mehr friedlichkeit einbringen" usw.?

Wenn du mich mit der Frage meinst, dann verstehe ich sie nicht so ganz.
 
Wenn du mich mit der Frage meinst, dann verstehe ich sie nicht so ganz.
Damit meinte ich, dass ich mit zufälligen Melodieideen passend zu meinem Thema (wie du sagtest) arbeiten und
diese dann bearbeiten soll, bis ein gutes Ergebnis entsteht. Ich habe immer viele Melodieideen, aber ich denke
halt immer, sie passen nicht ganz oder klingen nicht gut. Daher habe ich sie nie eingesetzt und weitergegrübelt.

@Günter Sch.
Ja, Selbstkritik habe ich in letzter Zeit sehr oft gehabt. War irgendwie immer viel zu schnell zufrieden mit
meinen Improvisationen und habe sie oft direkt als fertige Melodien angesehen.
Das mit der Improvisation werde ich weiter versuchen, aber diese dann auch bearbeiten, bis ich zufrieden bin ;-)
 
Jetzt habe ich aber wirklich keine Ahnung, wie ich das kompositorisch angehen soll.
Bin schon seit 2 Tagen am rumprobieren (hab mal mit den genannten Instrumenten
improvisiert, kam aber nichts gutes bei raus). Auch mit Piano habe ich versucht,
passende Melodiethemen zu finden - auch nichts gescheites.

Glaub mal nicht das Komponisten immer spontan wissen wie das Gesamtwerk aussieht.
Sie denken auch häufig nach, haben eine Idee, und probieren aus.

Auch aus anderen Stücken entstehen teilweise neue Ansätze, nicht alles wird komplett neu geschrieben.

Meine Frage ist jetzt: wie würdet ihr an sowas rangehen bzw. ein gutes Motiv
bzw. Thema finden oder erarbeiten?

Das Thema hast Du bereits gefunden, ein friedliches mittelalterliches Dorf.
Wie würdest Du das musikalisch untermalen, wie stellst Du dir sowas vor?

Wie geht ihr überhaupt an solche Themen
ran, die bestimmte Charaktere oder (wie hier) Orte richtig beschreiben sollen?

Analysieren der Szenen und sich dazu eine Musik vorstellen.
Das geht nicht immer von heute auf morgen, aber irgendwann hast Du eine zündende und passende Idee.

Hier gabs vor kurzem ein gutes Beispiel , Flaming Red Hair aus Herr der Ringe oder auch die Schlossszene aus Rapunzel.
Das klingt heiter friedlich, aber auch sehr feierlich , geht aber schon in die richtige Richtung einer mittelalterlichen Dorfszene.

Du solltest vielleicht nicht zu heiter und festlich sein, und nicht zu traurig. Irgendwas weniger "hektisches" und friedliches dazwischen wird dir schon einfallen.
 
Mir ist jetzt mal eine entsprechende Dorfmelodie eingefallen, die anfangs noch zu fröhlich klang.
Habe sie dann etwas bearbeitet (bestimmte Noten verändert), damit es mehr in Richtung friedlich
und ruhiger klingt.

Hier die Noten der ersten Motividee:
dorfmusik_idee.jpg

Und hier das bearbeitete Motiv, das jetzt friedlicher und ruhiger klingt (Akkorde sind auch anders):
dorfmusik_neu.jpg

- - - Aktualisiert - - -

Habe hier auch mal (zur besseren Vorstellung) zwei MP3-files hochgeladen, in denen eine Renaissance-Laute
diese beiden Melodien spielt.

Die erste Idee:


Und die bearbeitete Version:
 
Habe noch eine neue Version komponiert. Diesmal wurde ich durch natürliche Sounds inspiriert,
die man normalerweise beim Anblick eines friedlichen Dorfes hört (leises Vogelzwitschern, ein Paar
Menschen die auf den Pflastersteinen umhergehen usw.).

Beim Vorstellen dieser Geräusche kam mir diese Idee:


Was haltet ihr davon? Mir gefällt es wesentlich besser, als die vorherigen zwei Versuche.
 
Hi Motega,

deine rapidshare Links funktionieren nicht.

Noch ein Tipp von mir:

Wenn Du eine Idee für eine Melodie hast, auch wenn es nur ein paar Töne sind, spiele sie und dann versuche ohne nachzudenken weiter zu SINGEN. Da Du eine einfache mittelalterliche Melodie/Thema brauchst um das dann auszuarbeiten (Form, Instrumentation etc.) kann Dir das Singen weiterhelfen. Durch musikalische Vorkenntnis wirst Du eine "sinnvolle", mit etwas Glück auch sehr schöne, Melodie zu ende SINGEN - ganz intuitiv.
Auch eine komplexe Sinfonie hat als wichtigstes Glied ein Thema/Melodie das sich singen lässt.

Versuche das zu finden.

Lieben Gruß,

Lue Key
 
Was haltet ihr davon? Mir gefällt es wesentlich besser, als die vorherigen zwei Versuche.

Gefällt mir sehr gut soweit. Jetzt musst du halt nur überlegen, was die anderen Instrumente machen können, um die Melodie zu unterstützen, oder weiterzuführen.
 
Erstmal vielen Dank für all eure Hilfe und Tipps bisher!! :)

Gefällt mir sehr gut soweit. Jetzt musst du halt nur überlegen, was die anderen Instrumente machen können, um die Melodie zu unterstützen, oder weiterzuführen.
Leider bin ich irgendwie noch nicht ganz zufrieden. Irgendwie weiß ich nicht, wie und woher ich gute Inspirationen kriege oder ich stehe im Moment
ziemlich auf dem Schlauch und ich gehe das alles mal wieder viel zu verkrampft an!
Bei der letzten Version fehlt mir einfach noch der wow-Effekt, wie ich ihn z.B. hier habe: http://www.youtube.com/watch?v=clld-gFL050#t=73s

Vielleicht weiß ich noch zu wenig über das, was ich eigentlich will oder ich habe mir noch nicht genug
Gedanken gemacht, was die Musik usw. angeht. Aber ich weiß auch nicht so recht, was ich alles planen
soll, was auch musikrelevant ist und wo man gute Einfälle bekommt.

Im Moment suche ich immernoch nach einer Quelle für gute Inspirationen.
Habe schon einiges versucht: passende Bilder aus dem Internet, improvisieren auf dem
Klavier, Musik von anderen Komponisten und und und....
Brachte aber nie wirklich gute Ergebnisse.

Meine Planung sah bisher so aus (was halt die Stimmung und das Dorf selbst angeht):
Thema eines friedlichen mittelalterlichen Dorfes
kleines Dorf, friedlich, harmonisch, ruhig
, sanft

Aber manche Gefühle lassen sich nur schwer in Worte fassen, daher zweifle ich an dieser Art von Planung.
 
... und ich gehe das alles mal wieder viel zu verkrampft an!
Vielleicht weiß ich noch zu wenig über das, was ich eigentlich will oder ich habe mir noch nicht genug
Gedanken gemacht, was die Musik usw. angeht. Aber ich weiß auch nicht so recht, was ich alles planen
soll, was auch musikrelevant ist und wo man gute Einfälle bekommt.

Im Moment suche ich immernoch nach einer Quelle für gute Inspirationen.
Habe schon einiges versucht: passende Bilder aus dem Internet, improvisieren auf dem
Klavier, Musik von anderen Komponisten und und und....
Brachte aber nie wirklich gute Ergebnisse.

Ich mache mir irgendwie gerade Sorgen, weil ich so häufig das Wort "planen" bzw. "nachdenken" in zig Variationen lese. Die besten Einfälle entstehen bei mir durch puren Zufall. Immer wenn ich mich hingesetzt und gesagt habe "So, jetzt schreibe ich einen melancholischen Song" etc., kam nur Grütze bei raus.

Mach einfach dein Gehirn aus, warte vielleicht ein paar Tage, in denen du dich zur Abwechslung mal gar nicht mit Musik beschäftigst und dann, wenn du wieder richtig Lust hast, machst du weiter.

Musik soll ja kein Denksport sein, sondern die Gefühle (die Seele... nenn es wie du willst) ansprechen.
 
Bei der letzten Version fehlt mir einfach noch der wow-Effekt, wie ich ihn z.B. hier habe: http://www.youtube.com/watch?v=clld-gFL050#t=73s

Mir fehlt der nicht! Der einzige Unterschied ist, daß bei dem Video ein ganzer Haufen anderer Instrumente dazugepackt wurde: Tambourin, Trommeln, irgendwelche Streicherpads, Blockflöten etc. Die Melodie ist oft zweistimmig, wobei die zweite Stimme deutlich leiser im Mix ist als die Hauptstimme. Mir gefällt Deine schlichtere Komposition aber deutlich besser. Nur länger muß sie halt noch werden.

Viele Grüße,
McCoy
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich mache mir irgendwie gerade Sorgen, weil ich so häufig das Wort "planen" bzw. "nachdenken" in zig Variationen lese. Die besten Einfälle entstehen bei mir durch puren Zufall. Immer wenn ich mich hingesetzt und gesagt habe "So, jetzt schreibe ich einen melancholischen Song" etc., kam nur Grütze bei raus.
Ja wie gesagt, ich bin einfach viel zu theoretisch. Das muss sich jetzt mal ändern. Durch das ganze Grübeln werd ich irgendwann noch verrückt ;)
Wie gehst du denn mit der Instrumentenplanung vor? Da muss man sich wohl Gedanken machen. Ich mache das immer nach typischen Klischées, also z.B. French Horns bei mächtigen und heroischen Themen, Oboe für lyrische Themen, Synthesizer bei Science-Fiction oder Zukunftsthemen usw.

Mach einfach dein Gehirn aus, warte vielleicht ein paar Tage, in denen du dich zur Abwechslung mal gar nicht mit Musik beschäftigst und dann, wenn du wieder richtig Lust hast, machst du weiter.
Werde ich ab jetzt auch tun. Mal sehen, was dabei tolles entsteht ;-)

Mir fehlt der nicht! Der einzige Unterschied ist, daß bei dem Video ein ganzer Haufen anderer Instrumente dazugepackt wurde: Tambourin, Trommeln, irgendwelche Streicherpads, Blockflöten etc. Die Melodie ist oft zweistimmig, wobei die zweite Stimme deutlich leiser im Mix ist als die Hauptstimme. Mir gefällt Deine schlichtere Komposition aber deutlich besser. Nur länger muß sie halt noch werden.
Danke für die Blumen! :)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wie gehst du denn mit der Instrumentenplanung vor? Da muss man sich wohl Gedanken machen. Ich mache das immer nach typischen Klischées, also z.B. French Horns bei mächtigen und heroischen Themen, Oboe für lyrische Themen, Synthesizer bei Science-Fiction oder Zukunftsthemen usw.

Ich mache eigentlich sonst nur Musik für Bands (E-Gitarre, E-Bass, Drums etc.). Hier kann ich nicht helfen.

Ich kann lediglich Tips geben, wie ich Melodien finde/ausarbeite...
 
Ich mache eigentlich sonst nur Musik für Bands (E-Gitarre, E-Bass, Drums etc.). Hier kann ich nicht helfen.

Ich kann lediglich Tips geben, wie ich Melodien finde/ausarbeite...
Achso. Ich möchte da eher in Richtung Hintergrundmusik für Filme, Computerspiele, Werbung usw. gehen.

Was haltet ihr von der "Endversion" meines friedlichen Dorfes?
 
Den Anfang bis 0:37 finde ich gut, unter anderem, da es nicht überladen, sondern sehr harmonisch wirkt. Den Schluss mit den ausklingenden Akkorden würde ich noch ändern. Das wirkt so unfertig. Ansonsten würde ich aber sagen, dass du das Ziel erreicht hast.
 
Ich sehe kein mittelalterliches, lebendiges, friedliches Dorf.
Es klingt eher wie der Wetterbericht mit verschneiten und verregneten Bildern irgendwelcher Gipfel aus der Alpenregion.

Das liegt daran, weil die Gitarre so vor sich hin spielt und das Stück sich nicht richtig weiter entwickelt und wie ein loop ohne Spannung vor sich hin leiert.

Du hast vermutlich zuviel nachgedacht und wolltest damit einfach nur Ruhe ins Stück bringen.
Ich würde das ganze mit Flöten und Rasseln etwas aufleben lassen, dies würde dann auch etwas mehr nach einem Dorf im Mittelalter klingen.
 
Zuletzt bearbeitet:

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