Lustig... ich habe eine Gitarrenschule von 1934 (Klaus Buhé) und der Ansatz dort geht nach sog. Bereichen, wobei der "Bezugston" für die Bereiche immer in "Dreiecksanordnung" auf den E-Saiten und auf der D-Saite (dort 2 Bünde höher) ist (Bsp.: C E-Saiten im 8. Bund, D-Saite im 10. Bund).
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Keine Ahnung, ob der Ansatz überhaupt noch so gelehrt wird oder überhaupt Sinn macht
Klingt eigentlich ganz interessant.
Ich halte es da, was Lagen angeht, eigentlich eher mit Leuten wie William G. Leavitt, seines Zeichens (mittlerweile verstorbener) "Gitarren-Lehr-Pabst" der Berklee-Universität. Da sind zwar auch extrem viele Sachen nicht mehr wirklich zeitgemäß, aber andere Dinge hat der gute Mann wirklich fein erkannt und ziemlich von Grund auf neu organisiert.
Was ich interessant an solchen Lektüren finde ist, dass man sehr schnell feststellt, wie jung speziell die E-Gitarrenmethodik doch ist. Bei Leavitt bspw. findet man natürlich nicht ein Wort über 3NPS-Fingersätze. Hat damals einfach niemand so gespielt, zumindest nicht bewusst. Dafür gibt's Übungen für "alle Skalen in einer Lage" bzw. "jede Skala in allen Lagen". Reiner Wahnsinn. Von der Methodik her sehr schlüssig, aber wer mal versucht, C-Dur etwa in 6. Lage zu spielen, der weiß, auf was für einen Irrsinn man sich da einlässt (ist aber ab und an eine nette Hirn- und Koordinationsübung).
Das führt einen wieder zu diesen üblen Fingersätzen zurück. Die waren im E-Gitarren-Lehrbereich auch mal extrem en vogue (gelegentlich sind's nur 3-4, mal aber auch 5-7), vermutlich aus dem von Thomas schon geschilderten Grund, dass sie sich oft mit den Pentatonik-Fingersätzen (die allerdings selber auch zu 90% idiotisch sind, wenn man mich fragt...), also einer bei Saitenquälern beliebten Geschichte, überschneiden.
Sinn machen die aber dennoch genau so wenig wie Leavitts "alle Skalen, eine Lage..." Geschichte - und der hatte wenigstens einen sehr gründlich durchdachten methodischen Überbau vorzuweisen.
Was ich sagen will ist, dass die E-Gitarrenlehrmethodik sich eben nach wie vor andauernd ändert, eigentlich ist man jetzt erst an einem Punkt angelangt, wo sich zumindest einige Sachen tatsächlich als effektiv und "absolut gut" herauszustellen scheinen (als Beispiel seien mal 3NPS Skalen genannt, zu denen es für gewisse Spieltechniken an sich keine Alternative gibt). Da sind uns die Klassiker übrigens meilenweit voraus, die Spieltechniken auf Geigen, Bässen, Klavieren und hastenichtgesehn haben eine jahrhundertelange Erforschung hinter sich, und das waren auch nicht irgendwelche komischen Typen, die mal eben auf einer Webseite ihre vermeintlichen Erkenntnisse hergezeigt haben, nee, da wurde alles doppelt und dreifach analysiert und überprüft.
Im E-Gitarrenbereich sehe ich es so, dass, zumindest wenn es um Skalen geht, dem vertikalen Spiel deutlich mehr Anteil im Lehrbetrieb eingeräumt werden muss (und auch schon wird) und dieser ganze horizontale Lagenmist bestenfalls informativ gelehrt wird (einen Überblick sollte man sich halt durchaus schon verschaffen, den Kram aber nicht mehr explizit auf Speed bringen). Warum auch was lernen, was man in der Form sowieso nie spielt?
Weia, der TE wird jetzt vielleicht ganz geschockt sein...
Gruß
Sascha