Und wieso funktionieren dann Clubs, die sich auf bestimmte Musikrichtungen spezialisieren, besser als ein Laden, der Drum & Bass mit Schlager mischt?
Ist mir ein Rätsel, vor allem weil gerade viele super-erfolgreiche Künstler in mehreren unterschiedlichen Genres dasselbe Publikum erfolgreich bedienen. Bekannte Beispiele:
Tom Jones: "The Young New Mexican Puppeteer" (Schlager), "Burning Down The House" (Rock), "Sex Bomb" (House)
Herbert Grönemeyer: eigentlich im Pop/Rock aktiv, hatte aber mit "Morgenrot" auch einen Trance-Hit
Alexander Marcus
Aqua: "Barbie Girl" (Eurodance), "Turn Back Time" (Pop)
Jam & Spoon: "You Gotta Say Yes To Another Excess" (Hardcore-Techno), "Kaleidoscope Skies" (Pop)
Falco: eigentlich Austro-Pop, aber auch Hardcore-Techno ("Mutter, der Mann mit dem Koks ist da")
Freddy Mercury: eigentlich natürlich Queen-Frontmann, aber auch Eurodance ("Living On My Own")
Moby: "Porcelain" (Ambient), "Why Does My Heart Feel So Bad" (Pop), "Everytime You Touch Me" (Eurodance), "Thousand" (Hardcore-Techno)
Mike Oldfield: "Portsmouth" (Folk), "Moonlight Shadow" (Pop), "Turbular Bells" (Electronic), "Shadow On The Wall" (Hardrock)
Und solche Beispiele gibt es noch unzählige. Und jetzt stelle man sich vor: Eine völlig unbekannte Newcomer-Band würde auf einem Konzert einen Rocksong à la "Shadow On The Wall" runterbrettern und darauf so etwas wie "Portsmouth" folgen lassen. Das Publikum würde vermutlich die Band ausbuhen oder gar fluchtartig den Club verlassen. Warum schafft das aber dann so einer wie Mike Oldfield, junge Newcomer-Bands aber komischerweise nicht? --- Auf Radio Sunshine Live habe ich mal in der Weihnachtszeit eine Live-Party-Übertragung aus einem Club mitgekriegt. Dort hatte ein bekannter DJ (könnte Klubbingman gewesen sein?) sein DJ-Set mit Dean Martin's "Let It Snow" begonnen. Plötzlich dann ein "scraaatch" - und zack hat er einen Techno-Beat reingeknallt. Ebenfalls in einem "Welcome To The Club" Live-Set wurde ein Jumpstyle-Remix von "Pippi Langstrumpf" gespielt. Würde das ein Neuling bei seinem ersten Clubgig machen, würden den alle nur für verrückt halten. Bei einem Star-DJ finden sie dasselbe aber geil. Warum?
Ich begreif das nicht. Ich habe irgendwie langsam das Gefühl, dass sich im Grunde bekannte Stars nahezu "alles" erlauben können, und die Leute finden es immer "geil", aber bei unbekannten Sachen muss immer alles strikt "nach Zielgruppe" laufen, damit die Leute es hören wollen. Das ist doch irgendwie paradox.
Früher schien das ganze noch anders zu funktionieren. Es gab z. B.
Bunte Abende, und ich frage mich, warum sowas in der heutigen Zeit - natürlich in aktualisierter Form auch mit sehr modernen Elementen - nicht mehr möglich zu sein scheint. Ich wäre bei so etwas jedenfalls sofort dabei. Warum z. B. muss so eine Veranstaltung z. B. ausschließlich aus Musik bestehen? Warum nicht auch mal Witze, Sketche, lustige Anekdoten, skurrile Geschichten aus dem Alltag, Zaubertricks oder was weiß ich dazwischen? Da gibt es so viel, was man machen könnte... Aber nee, überall muss ja alles streng nach "Zielgruppe" laufen...
DJ Nameless
---------- Post hinzugefügt um 03:28:03 ---------- Letzter Beitrag war um 03:21:42 ----------
Wenn ich als Hörer elektronischer Musik eine Website mit Hasen und Herzen sehe werde ich nicht vermuten, dass sich die Website eines guten DJ dahinter versteckt. Ich werde diese Seite nicht weiter verfolgen sondern einfach verlassen.
Wie ist es dann aber zu erklären, dass gerade dieses
Hasen-Video mit eben elektronischer Musik so hoch in die Charts kam?
---------- Post hinzugefügt um 04:10:02 ---------- Letzter Beitrag war um 03:28:03 ----------
DJ Nameless, die Musikstilistik wird heutzutage von der PR-Maschinerie gesteuert,
da Trend und Style doch ach so toll sind und vor die Phonetik gerueckt wird.
Was soll an der Kombination von verschiedenen Genres falsch sein? Du beschwerst Dich
doch auch nicht darueber, dass Sprache ein Kontinuum ist und von Generation zu Generation
einen anderen Kodex und Umgang mit sich bringt. Ebenso ist Musik ein Kontinuum, haette man
sich strikt an die Trennung von Genres getrennt haetten wir unseren Spaß mit Didgeridoos, Grashalmen
und anderen kuriosen Dingen auf denen man rumkloppen oder auch auf serioese Art mit spielen kann.
Eben... genau das meine ich ja. Ich halte die Kombination von unterschiedlichen Sounds und Styles für absolut richtig. Nur habe ich in der aktuellen Musikszene das Gefühl, dass sich die Zielgruppen immer mehr aufsplitten, und ungewöhnlichere Kombinationen nicht mehr ankommen.
Die Zeiten von mit GIFs oder sonstigen unnoetigen Apps,
wie zB. Uhren, zugemuellten Seiten sind schon seit 10 Jahren vorbei.
Ich finde es erschreckend, wie Kultur, die noch gar nicht mal so alt ist, heutzutage als Wegwerfprodukt angesehen wird ("die Zeiten sind vorbei"). Ich vertrete die Meinung: Es gibt schon immer Neues (was ich natürlich auch sehr gut finde), aber das Alte, was es mal gab, kann doch dabei gleichzeitig weiter existieren! Früher klappte das doch auch: Noch in den 80ern wurden z. B. auch Kindern alte volkstümliche Melodien nahegebracht, indem sie für entsprechende Schallplatten und Kassetten kindgerecht arrangiert wurden. Durch solche Veröffentlichungen habe ich zahllose deutsche Volkslieder kennen gelernt, wie "Es zogen einst fünf wilde Schwäne", "Es, es es und es", "In einem Harung", "Als wir jüngst in Regensburg waren" oder "Das Wandern ist des Müllers Lust". Und ich bereue das nicht; ich finde diese alten Sachen heute immer noch super, und sogar besser als vieles, was heute so auf den Markt kommt. Welcher Jugendliche kriegt dieses Wissen heute noch? Und warum wird z. B. der noch nicht mal 20 Jahre alte Eurodance heute schon wieder komplett totgeschwiegen und aus den Radio- und Fernsehsendern verbannt? Ist das nicht Teil der Musikgeschichte? Analog lässt sich die Sache auch auf das Beispiel mit der Webseitengestaltung übertragen: Warum haben die jungen Leute von heute zur Geschichte des Internets eine Beziehung wie zu Kaugummi? Muss denn immer alles "das Hippste" sein? Kann nicht ein Seitendesign, was vor zehn Jahren mal neu war, heute immer noch Bestand haben und Akzeptanz finden?
Diese Wegwerfgesellschaft geht mir zunehmend auf den Geist ...
DJ Nameless