Klemmende Registerschieber in einer Troubadour, 120 Bässe

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luchsdh
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Liebe Akkordeonfreunde,
habe ein älteres 3-chöriges Akkordeon, Marke Troubadour / Franz Kirscheck, Klingenthal, Qualitätsmerkmal 2, 120 Bässe, zum Herrichten heimgeholt.
Da die Diskantschalter schwergängig bis fast gar nicht zu drücken sind, habe ich das Ganze mal zerlegt und die Stimmstöcke auch ausgebaut. Also, ohne Stimmstöcke lassen sich Diskantschalter einwandfrei drücken. Problem: Die Diskantschiebestreifen befinden sich bei diesem Instrument in den Stimmstöcken. Diese lassen sich von Hand auch problemlos verschieben. Sobald man jedoch die Stimmstöcke im Akkordeon wieder befestigt bzw. wenn Druck auf die Stimmstöcke kommt, geht nichts mehr, auch nicht, wenn man die Stöcke nur ganz leicht befestigt! Hatte dieses Phänomen schon jemand, kann man da noch etwas richten?
Weiteres Problem: An der Rückseite des Diskanttastenteils hat man offensichtlich bereits bei Herstellung insofern geschlampt, daß das Celluloid zu dem einfach abgeschnittenen Ende Richtung Diskanttasten hin auf voller Breite wellig ist und teilweise zwischen den Befestigungen absteht. Läßt sich absolut nicht plan aufkleben!
Wäre für jeden Tip, wie die Probleme sich beseitigen ließen, sehr dankbar.


Hubert
 
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Hallo Hubert,

ich hatte mal vor ein paar Monaten mein(e) Hohner Concerto II zerlegt und kann somit das Phänomen mit den Registerschiebern nachvollziehen (auch, wenn es dort nur einen gibt).
Bilder von damals (nur, um sicherzugehen, daß wir nicht aneinander vorbeireden):

Registerschieber verlaufen im Stimmstock:

254976d1357337288-hohner-concerto-iii-s-defekt-am-diskantregister-concertoii_diskant4.jpg



Hier sind die Schieber lose auf die "Stimmstock-Dichtung" aufgelegt:

254980d1357337489-hohner-concerto-iii-s-defekt-am-diskantregister-concertoii_diskant5.jpg



Fazit: Wenn ich die Stimmstöcke zu fest anpresse, verkantet sich der Registerschieber und klemmt bzw. wird extrem schwergängig.

Du schreibst, daß auch ein Lockern der Schrauben nicht hilft (abgesehen vom Problem, daß die Stimmstöcke nicht mehr dicht aufsetzen).
Mir scheint es so, daß sich bei Deinem Instrument die Dichtung im Laufe der Jahrzehnte verändert (verhärtet, geschrumpft, was auch immer) hat und der naheliegende Ansatz wäre doch, diese Dichtung zu ersetzen.
Zum Test kannst Du ja einfach eine oder mehrere Lagen Papier (natürlich mit Löchern an den passenden Stellen ;)) dazwischenlegen, so lange, bis sich die Stimmstöcke so fixieren lassen, daß die Registerschieber nicht mehr klemmen...

Wenn man davon ausgeht, daß "Qualitätsmerkal 1" bedeutete, das Akkordeon entspricht mindestens dem "Welt-Durchschnitt", so folgt daraus, daß Qualitätsmerkmal 2 mehr oder weniger unterdurchschnittlich sein dürfte. Deshalb wohl auch die Verarbeitungsmängel, die Du beim Celluloid beschreibst.

Vielleicht äußert sich ja noch der Klingenthal-Spezialist Ippenstein mit konkretem Fachwissen.

Viele Grüße
Torsten
 
Hallo Hubert,

das Zelluloid verzieht sich mit den Jahrzehnten, wenn es lose wird. Da wundert man sich dann, warum da ein Stück fehlt etc...
Ebenso verzieht sich das ganze Akkordeon über die Jahrzehnte ein wenig durch die Umwelteinflüsse, so daß die Schieber das Schleifen anfangen. Wir weiten die Schiebebahn ein wenig auf, so daß der Schieber wieder laufen kann. Ist er aus Bakelit, kann man ihn auch vorsichtig ein wenig abschleifen. Aber Vorsicht: Schnell ist der verbogen oder gebrochen und Ersatz gibt es nicht mehr.

Die Qualitätsnoten waren festgelegte Standards, denen das Akkordeon (unabhängig vom Weltmarkt) entsprechen musste.

Viele Grüße

Ippenstein
 
Hallo Ippenstein,

danke für die Hinweise aus quasi erster Hand, aber noch kurz zu den DDR-Gütezeichen (auch wenn sie in diesem Thread nur eine Nebenrolle spielen):

Die Qualitätsnoten waren festgelegte Standards, denen das Akkordeon (unabhängig vom Weltmarkt) entsprechen musste.

Ich würde eher sagen, diese Gütezeichen hatten durchaus mit Weltmarktvergleichen zu tun und galten ganz allgemein für Handwerks- und Industrieprodukte.
Zumindest, wenn es sich hier um eine 2 im Dreieck handelt.

Zitat aus Gütezeichen der DDR, die damals vom Deutschen Amt für Material- und Warenprüfung (DAMW) der DDR ausgegeben wurden:
Gütezeichen 1: "Erzeugnisse der Güteklasse mit dem Gütezeichen 1 sollten dem Durchschnitt gleichartiger oder ähnlicher Erzeugnisse des Weltmarktes entsprechen."
Gütezeichen 2: "Erzeugnisse der Güteklasse mit dem Gütezeichen 2, die nicht diesen Durchschnitt erreichten, deren Beschaffenheit jedoch noch dem vorgesehenen Verwendungszweck entsprachen."

Viele Grüße
Torsten

PS: Was nach Ansicht des genannten Amtes der "vorgesehene Verwendungszweck" eines Akkordeons war, bleibt allerdings unklar... ;):D
 
:D

Wieder was gelernt. Diese Gütezeichenregelung halte ich eh für nicht zielführend, da es damals wie heute einfache, mittelgute und gute Akkordeons gab. Alle konntest Du als "Akkordeon" benutzen :D
Zudem müsste nach obiger Klassifizierungserklärung jedes Akkordeon eine 1 bekommen, da ja immer das jeweilige Vergleichsprodukt herangezogen werden müsste, bzw. wäre eine 2 die Aussage, daß das Akkordeon vom Mitbewerber besser sei. *gruebel*

Viele Grüße

Ippenstein
 
Hallo,
freue mich über die Rückmeldungen, vielen Dank dafür;
Zu Torsten: Ja, hast mich richtig verstanden, so wie in deinem Fall verlaufen die Schiebestreifen in den Stimmstöcken. Beim Anpressen geht da nichts mehr. Auf jeden Fall werde ich versuchen, aus passendem Material neue Stimmstockdichtungen zu schneiden. das ist mir die Sache wert. Ein Stimmstock ist sogar in der länge leicht gebogen, da wird`s besonders schwierig.
zu Ippenstein: Meine Schiebestreifen haben tatsächlich stellenweise leichte Schleifspuren, habe diese bereits "poliert", hat nicht soviel gebracht. Die Schiebebahnen habe ich ausgeblasen, falls sich dort Holzstaub abgelagert hat. Wie geht das Weiten der Schiebebahnen?
Was haltet Ihr davon, wenn ich das wellige Celluloid am Instrument mit angewärmtem Bügeleisen (natürlich einen Lappen vorher auflegen) zu glätten versuche?

Viele Grüße
Hubert
 
Was haltet Ihr davon, wenn ich das wellige Celluloid am Instrument mit angewärmtem Bügeleisen (natürlich einen Lappen vorher auflegen) zu glätten versuche?

Nichts!

Celluloid ist extrem leicht entzündlich - ist nicht umsonst ein naher Verwandter der Schießbaumwolle und wird in den verarbeitenden Betrieben in einen getrennten Lager gelagert!

Celluloid wird in Acetondampf weich und formbar. Also lieber einen Acetongetränkten Lappen auflegen bis das Celluloid formbar wird, dann kann man es ziehen, biegen und sonstwas.


Deinen verzogenen Stimmstock schleifst du am besten wieder eben, indem du auf einen ebene Platte Schmirgelpapier aufspannst und auf der ganzen Länge den Stimmstock drüberziehst, bis es wieder eben ist.

Ähnlich kann man auch mit den Schieberbahnen verfahren - nur wird da das Schmirgelpapier auf ein Holzstück mit der passenden Form gespannt.

Gruß, maxito
 
Die Oberfläche des Zelluloids ist dann aber hinüber, wenn Du mit Aceton anfängst und das ganze muß dann geschliffen und poliert werden. Falls möglich, gib Leim drunter und press das ganze einen Tag lang.

Viele Grüße

Ippenstein
 
Hallo,
gebogenen Stimmstock auf ebenem Schmiergelpapier eben schleifen geht nicht, da Material zu dünn, so daß ich dieses mittig durchleifen würde. Da fehlt es um gut 2 mm! Werde mal Holzfurnier auflegen, Luftkanäle anzeichnen, ausstanzen und dann aufleimen. Dann müßte eben schleifen möglich sein. Zum Weiten der Schiebebahnen habe ich mir überlegt, von einem Schleifband einen entsprechend breiten Streifen abzuschneiden, diesen in die Schiebebahnen einzuführen und bei angedrücktem Stimmstock so lange hin und her zu ziehen, bis genügend Weite vorhanden ist. Das müßte doch klappen.
Das wellige Celluloid betreffend werde ich nicht lange experimentieren, sondern nochmals Leimen versuchen.
Im übrigen hat meine Troubadour sogar Winkelbass wie die Hohner Verdi V. Schon alleine deshalb ist sie mir den Aufwand wert.

Viele Grüße
Hubert
 
Ein Bild von den aufzuweitenden Bahnen wäre nicht schlecht... - wenn Schreiner Führungen anpassen, dann richten sie sich auf der Hobelmaschine in der Dicke passende Leisten.
Vom max. Maß wird ein Stück (oder 2-3) abgeschnitten, dann nochmals was abgehobelt, wieder Stück(e) abgeschnitten, abgehobelt, etc.

Auf diese Stücke wird beidseitig Schleifleinen aufgeleimt (Schleifleinen ist haltbarer als Schleifpapier!), dann wird mit der dünnsten Leiste (auf der das gröbste Leinen drauf ist) angefangen, wenn das ausreichend durchpaßt, dann die nächst dickere Leiste etc.

Worauf zu achten ist, daß die Leisten möglichst lang sind, kurze Leisten folgen sonst der welligen Kontur.

Wenn man nicht gut beikommt, und natürlich auch, wenn nur nach einer Seite aufzuweiten ist, dann das Schleifleinen nur einseitig!
 
Hallo,
stelle heute Abend noch Fotos vom Akkordeon und diesen Stimmstöcken ein, damit Ihr Euch eine Vorstellung vom jetzigen Zustand machen könnt.

Bis dahin Grüße
Hubert
 
Hallo,
habe jetzt die Ursache des Klemmens der Register-Schiebestreifen gefunden. Jeder der 3 Stimmstöcke hat ja 2 Kanzellenreihen und damit 2 Schiebebahnen sowie 2 Schiebestreifen. Zwischen den beiden Schiebebahnen ist ein Steg. Dieser ist von Haus aus sehr schmal, kaum 1 mm breit. Und diese Stege sind an den beiden schmäleren Stimmstöcken jeweils zu den beiden Enden hin - also hinten und vorne - auf einer Länge/Tiefe von gut 1 cm zerdrückt bzw. ausgebrochen. Wenn jetzt Druck über die Befestigungsklemmen drauf kommt, quetscht dies die Bahnen zusammen. Versuche jetzt Abhilfe zu schaffen, in dem ich aus Buchenholz die jeweiligen Stege-Teilstückchen fertige und einleime, wird eine nervige Arbeit werden. Und wie beabsichtigt habe ich die Schiebebahnen mit Schleifleinenstreifen minimal geweitet oder besser gesagt ausgeputzt. Maxito`s Rat habe ich befolgt und den verzogenen Stimmstock auf eben aufgelegtem Schmiergelpapier "abgerichtet". Das vorhandene Holzmaterial am Stimmstock gab das gerade noch her. Die dennoch vorhandene Biegung innen ist logischerweise nicht wegzukriegen, sodaß der sich angleichende Schiebestreifen ein bißchen schwergängig bleiben wird. Fotos habe ich gestern leider nicht mehr geschafft, ich hoffe, das heute nachholen zu können.

Grüße
Hubert
 
Hallo,
habe jetzt Bilder von meiner Troubadour eingestellt. Hoffe, das hat geklappt, hat mir einige Probleme bereitet.
Am Winkel-Basstimmstock ist ganz links ein roter Fleck zu sehen. Dort fehlt die Stimmplatte. Zu meinem Beitrag vom Februar hat mir Musikerclaus geraten, mich an das ihm bekannte Musikgeschäft in meiner Gegend zu wenden. Die konnten mir aber nicht helfen. Bin nach wie vor auf der Suche nach dieser Stimmplatte.
Werde heute mit der Reparatur der Stimmstöcke wieder weiter arbeiten.

Viele Grüße
Hubert
 
Hallo,
ich weiß, tut mir leid, kriege das beim besten Willen nicht hin. muß wohl warten, bis mein Freund auftaucht, ist ein richtiger Computer-freak.

Viele Grüße
Hubert
 
Hallo,

jetzt klappt das mit den Bildern hoffentlich.

Grüße
Hubert
 

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