Klassischer GU - für mich möglich oder nicht?

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Jarie
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Schönen Nachmittag,

heute komme ich einmal mit einer ganz einfachen Frage zu euch (hoffe ich).

Letzten Freitag war ich zum DVD- und Singstar-Abend bei Freunden und nach dreistündigem Singen schaffte ich es bei dem vorletzten Lied meine eigene Stimme einzusetzen (ich versuchte also nicht mehr die Stimmen meiner Freundinnen zu kopieren, um mich deren Klang anzupassen, da wir alle zusammen gesungen haben) und begann dann nach dem letzten Lied, weil eine der Freundinnen meinte, sie fände Yvonne Catterfeld so grauenhaft, um sie zu ärgern, mit einem ihrer Songs. Nach etwa 30 Sekunden meinte sie wortwörtlich: "Hör auf mit dieser perfekten Opernstimme dieses Lied zu singen!"

Nun, dieser Ausruf ist wohl sehr subjektiv, da die Person zu meinem Freundeskreis gehört. Da ich aber vorhabe ab etwa Oktober klassischen Gesangsunterricht zu nehmen und schon oft gelesen habe, dass kl. GU nicht für jede Stimme geeignet ist (so wie Rockgesang und Growlen für zarte Stimmen), würde ich gerne wissen, ob ich dieses Vorhaben aufgeben sollte oder nicht.
Ich möchte also gerne wissen, ob meine Stimme, die schon recht zart ist, den kl. GU "überleben" würde.

Als voc-Beispiel habe ich mal ein sehr gewagtes Stück hochgeladen, Mozarts Königin der Nacht.
Ich empfehle die MP3 nicht laut zu hören, falls eure Boxen ebenso anfällig für Übersteuerungen sind wie meine.

Der Hölle Rache

Ich möchte auch keine Kommentare zur Intonation, die ist nicht perfekt und dessen bin ich mir bewusst. Ansonsten wären alle Tipps zur Technik allerdings sehr erwünscht :). Mir ist klar, dass ich noch sehr stark an meiner "Stütze" arbeiten muss, aber wie erwähnt möchte ich GU nehmen und werde dann ja hoffentlich alles Weitere lernen (u.a. wie meine Stimme in der Höhe nicht so quietschig klingt, wie sie es nun einmal tut).

Ich freue mich über alle Antworten :great:!

Liebe Grüße
Jarie

P.S.: Ich wollte nicht extra wieder einen Thread eröffnen, aber ich habe nichts passendes Bestehendes gefunden...
 
Eigenschaft
 
Hallo Jarie!

Eine wichtige Frage hätte ich: Wohin willst du dich mit deiner Stimme bewegen? Das ist nämlich die entscheidende Frage. Wenn du in den Klassikbereich gehen möchtest oder diesen Klang haben möchtest (z.B. weils dein Klangideal ist oder für Gothic etc.), dann kannst du Klassischen Unterricht nehmen. Möchtest du aber eher in den Contempory Bereich gehen, dann wäre rein klassischer Gesangsunterricht nicht so angebracht, weil in der Klassik ein ganz anderes Klangideal herrscht als im Contempory (Schönheit des Tons vs Textverständlichkeit). Das ist denke ich auch das, was deine Freundin meinte. Sehr sehr viele Leute finden es grausig, wenn jemand mit einer Opernstimme Popsongs singt. Der einzige Schaden, der beim Klassik Unterricht entstehen würde, wäre mal von den üblichen Risiken abgesehen, dass du "verbildet" wirst, gar nicht mehr "normal" singen kannst.
Zu deinem Hörbeispiel: Ja, man hört ganz gut, dass du klassisch vorgebildet bist. Nimmst schon recht gut Kuppelklang. Das Problem mit der Intonation und Stütze kennst du ja schon. Aber wie wärs mal mit einem einfacherem Lied? Königin der Nacht ist schon sehr sehr happig.
Ich denke, da lässt sich noch viel rausholen. Voraussetzung ist allerdings, dass du das auch möchtest eine klassische Sängerin zu werden.
 
Danke für die schnelle Antwort, Vali!

Genau deswegen möchte ich gerne klassischen Gesangsunterricht nehmen: Einmal ist es mein Klangideal und auch der Wunsch Opern schön vortragen zu können. Irgendwie zu singen z.B. Der Hölle Rache wie oben zu hören ist, ist immer möglich, aber das klingt nicht besonders gut und auch nicht gerade wie eine ausgebildete Opernsängerin.

Mein Wunsch wäre einmal Opern zu singen, um eine Opernkarriere zu starten bin ich mittlerweile allerdings schon zu alt (19), dieser Wunsch wäre also eher persönliches Interesse. Natürlich könnte man klassischen Gesang auch in einer Band unterbringen, aber einen so großen Schritt sehe ich bisher noch nicht als machbar an. Zumal es kaum Bands außerhalb des Symphonic Metal- oder Gothic-Bereichs gibt, die mit einer klassisch ausgebildeten Stimme etwas anfangen können.

Um mal nachzuhaken: Was meinst du mit Kuppelklang? Resonanzen oder eine runde Färbung? Ich denke beim Singen nicht darüber nach, ob ich jetzt so oder so singe. Nur der Unterschied ist natürlich da, ob es mehr nach Pop oder Klassik klingt ;).

Ich bin im Übrigen dafür klassisch zu singen UND den Text verstehen zu können. Aber mir sagen viele, dass ich eine sehr deutliche Aussprache habe, deswegen mache ich mir darüber auch keinen Kopf und übe die Vokale usw. bisher einzeln noch nicht.
 
Wenn es dein Wunsch ist eine klassische Sängerin zu werden, dann sehe ich kein Problem darin, wenn du Klassischen Gesangsunterricht nimmst. Mit 19 ist es noch knapp für eine professionelle Opernkarriere. Da müsstest du dich tatsächlich beeilen. Ansonsten, hey, mein Geigenlehrer hat mit 50 Klassischen Gesangsunterricht genommen und hat seine Freude daran privat seine Lieblingsarien zu singen. Er singt auch auf privaten Anlässen und wenn er wollte und suchen würde, könnte er in irgendeinem Laientheater singen. Wichtig ist eben, dass du damit glücklich bist. Singen kann man immer irgendwie und Brötchen verdienen kann man sich auch anders, je nach Job sogar weniger mühsam.
Eine klassische Kunstform bei der die Textverständlichkeit auch wichtig ist, wäre Lied. Schon mal daran gedacht? Vielleicht ist das ja was für dich, wenn du auch auf Textverständlichkeit achtest. Also ich könnte keine dieser superhohen Opernarien textverständlich singen. Da schummelt man ziemlich mit den Vokalen, ginge nicht anders, weil das sonst höllisch anstrengend wäre.
Eine ehemalige Gesangslehrerin von mir verdient hauptsächlich vom Unterrichten, trägt aber auch Lieder vor, sofern ihre Leistung gebucht wurde. Da steckt auch jede Menge Promotionarbeit drin.

Mit Kuppelklang meine ich die klassische, runde Stimmfärbung, die durch Ausnutzung der Kopfresonanzen entsteht. Im Contempory werden eher die Maskenresonanzen für einen scharfen Vordersitz genutzt.

Was Band angeht, stimmt das leider, dass Opernstimmen nicht gerne gehört werden (Ausnahme eben Symphonic, Gothic, Power Metal). Unmöglich ist es trotzdem nicht, man muss nur den Mut dazu haben. Daran scheitert es leider meistens. Aber damals waren Opernstimmen im Metal auch undenkbar, bis Nightwish den Mut hatte mit sowas zu kommen.
 
Hallo, Jarie,

ich sehe das genauso wie Vali. Wenn der klassische Klang Dein Ideal ist, dann nimm ruhig auch klassischen Unterricht. Du wirst von der reinen Technik - Intonation und Stütze hast Du ja selbst schon genannt - auch abseits von Arien profitieren können. "Lied" - auch das hat Vali schon genannt. Schubert oder Brahms singt man sicherlich nicht mit einem dramatischen Sopran, der auf "Vollgas" läuft :) , da gibt es auch ein weites Feld zu entdecken.
Ich selbst nehme auch klassischen Unterricht, habe aber auch lange in einem Jazz-Quartett gesungen, außerdem singt einer "meiner" Chöre viel Pop und Jazz. Mir hat der GU da sehr geholfen, ich habe außerdem Glück, daß ich mit meiner Lehrerin, obwohl sie von ihrem Werdegang her reine "Klassikerin" ist, auch mal Pop-, Rock- und Musicalsachen arbeiten kann, wenn ich da mal Hilfe brauche, sie ist da sehr offen und versteht überraschend viel von den nicht-klassischen Genres.

Viele Grüße
Klaus
 
Ich war ein wenig beschäftigt in den letzten Tagen, also hier erst einmal ein wirklich einfaches Lied aus den Lehren von Vaccai, seine allererste Übung zur Tonleiter, ist ja klar, dass ich damit meine Intonation üben möchte (und die italienische Aussprache, allerdings ist die Aufnahme auf deutsch, damit ihr was versteht):

Die Tonleiter

Das im Hintergrund ist mein Keyboard und das Rauschen natürlich vom Mikro ;) (ich brauch mal ein Besseres).

An Lied habe ich bisher noch überhaupt nicht gedacht, weil ich in diese Richtung noch nicht gewandert bin. Richtiges Interesse habe ich erst vor etwa einem Jahr gezeigt (weniger), weswegen ich da noch nicht so bewandert bin. Allerdings habe ich durch Zufall die Homepage von Thea van der Putten gefunden, wo einige Beispiele zu Lied, Oratorium, Opern usw. genannt werden. Da sind sogar Gesangsübungen auf der Seite, die ich bisher allerdings aus Zeitmangel (sowie die genauere Betrachtung der Rubrik 'Lied') noch nicht genau betrachtet habe. Kurz überflogen muss ich sagen, dass ich keines der Stücke aus 'Lied' kenne, dafür einige der dort gelisteten Opern.

Das ist schön zu hören, Basselch! Nur, weil ich klassischen GU nehmen möchte, heißt das ja nicht, dass ich nicht auch mal einfache Radiosongs mitträllern will und dann alles nur opernlike klingt.
Ich habe mir schon eine GL gesucht, die damit wirbt, Pop, Rock, Jazz und Musical zu unterrichten, hat allerdings eine klassische Gesangsausbildung und auf Nachfrage meinte sie, dass sie natürlich auch klassisch unterrichten und sich immer über alle Interessenten freuen würde. So viele, die klassisch unterrichtet werden möchten, gibt es anscheinend nicht mehr :redface:.

Ich weiß, dass ihr das nicht so sagen könnt, aber meint ihr, dass es besser wäre bei ihr zu lernen oder bei einem Tenor, der auch an der Oper regelmäßig singt?
Positiv wäre ja, dass ich den Tenor nicht nachahmen könnte, allerdings denke ich auch, dass mir eine Sängerin mehr helfen kann, weil ich eben gerne imitiere und das dadurch Gelernte dann auf meine eigene Stimme anwenden und umwandeln kann. Ich möchte keine Kopie meiner Gesangslehrerin sein ;). (okay, eigentlich habe ich mich wohl schon längst entschieden, aber eure Meinung wäre mir dennoch wichtig)

Danke :great:!
 
Hallo, Jarie,

meine Gesangslehrerin ist Altistin - somit haben wir immerhin die "tiefe Lage" gemeinsam ;) Direkt imitieren kann ich da also auch nicht, aber dennoch nehme ich viel von ihrer Stimme ab, wenn sie mal einige Takte vorsingt, um etwas zu veranschaulichen. Das geht also auch.
Ich denke, es kommt aber in erster Linie darauf an, daß Du Dich mit dem Lehrer/ der Lehrerin im Unterricht wohlfühlst. Gegebenenfalls würde ich mal eine Probestunde nehmen...

Viele Grüße
Klaus
 
Ist es denn von Nachteil wenn der Lehrer, die gleiche Stimmlage hat? Ich hätte eigentlich eher gedacht, dass ein Gesangslehrer das Timbre etc. besser beurteilen kann und entsprechende Tipps geben kann, wenn er es aus eigener Erfahrung kennt. Zudem wäre mir ein Mann beim Gesangsunterricht lieber, weil ich dann nicht oktavieren muss und er den männlichen Stimmapparat aus eigener Erfahrung kennt. Seht ihr das in (eurem Fall) anders?
 
Da ich aber vorhabe ab etwa Oktober klassischen Gesangsunterricht zu nehmen und schon oft gelesen habe, dass kl. GU nicht für jede Stimme geeignet ist (so wie Rockgesang und Growlen für zarte Stimmen), würde ich gerne wissen, ob ich dieses Vorhaben aufgeben sollte oder nicht.
Ich möchte also gerne wissen, ob meine Stimme, die schon recht zart ist, den kl. GU "überleben" würde.

Wo hast Du denn das her ? Kann es sein, dass Du klassischen Unterricht und Operngesang in einen Topf wirfst ? Nur weil Du klassischen GU nimmst, heisst das noch lange nicht, dass Du Opernrepertoire singst - es gibt noch Alte Musik, Lied, Oratorium.... es stimmt, dass nicht jede Stimme für die Oper geeignet ist - aber klassischer GU ist gerade für zarte Stimmen absolut zu empfehlen.

Ich weiß, dass ihr das nicht so sagen könnt, aber meint ihr, dass es besser wäre bei ihr zu lernen oder bei einem Tenor, der auch an der Oper regelmäßig singt?

Ich würde sagen, das kommt auf Lehrer und Schüler an. Manche Soprane z.B. unterrichten am liebsten andere Soprane und tun sich mit den übrigen Stimmfächern schwer; andere haben damit kein Problem. Wenn die Chemie zwischen Schüler und Lehrer stimmt, sind Stimmfach und Geschlecht eher zweitrangig. Blöd ist nur das Hand-Anlegen ;) Ich weiss nicht, wie andere Lehrer das machen, wenn es um die Atmung und Stütze geht (die meisten machen leider ein Riesengeheimnis um ihre Unterrichtsmethoden), aber ich muss gerade bei den Anfängern schon anfassen oder mich anfassen lassen. Bei Männern vermeide ich es meistens, weil es mir ausgesprochen unangenehm ist. Von daher unterrichte ich persönlich lieber Frauen. Aber da ist wohl jeder Jeck anners ;)
 

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