Klassiker, wie erarbeitet Ihr Euch neue Lieder?

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Tigana
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Liebe Klassiker,

Mich würde interessieren, wie Ihr ein neues Lied angeht - so als Beispiel, An die Musik.

Klar, man muss die Töne kennenlernen. Aber das ist ja das mindeste. Wir arbeiten im Unterricht gerade sehr intensiv an Vokalformung, und das nimmt dementsprechend viel Raum ein. Parallel dann die Linien - wo atmen, wo führt der Bogen hin? Mit meiner alten Lehrerin sind wir dann auch relativ fix zum Ausdruck übergegangen, beim neuen ist aber der Fokus noch klar darauf, die Technik aufzubauen und schön und zugleich verständlich und nicht manieriert zu singen.

Und Ihr? Habt Ihr immer die gleiche Abfolge? Oder eher spontan?

Viele grüße
Tigana
 
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Als erstes kommt bei mir die Melodie in einer möglichst zentrierten Einstellung, z.B. auf NG summen. Die Vokalformung und der Ausdruck kommen dann mehr oder weniger gleichzeitig, weil der gewählte Vokalraum den Ausruck ja erheblich beeinflussen kann. Um das wo atmen usw. mache ich mir recht wenig Gedanken. Das kommt eher von alleine. Schwierige Passagen übe ich zunächst langsamer zu singen, um sie exakter einzustellen.
 
Ich suche mir immer viele verschiedene Aufnahmen des Liedes, das ich lernen will, so prägt sich der Text bei mir besser ein.
Dann beginne ich, das Lied auf einem Vokal zu üben. Ich nehme immer das a, weil das für mich der offenste Vokal ist.
Nach und nach probiere ich auch andere Vokale bis zu den für mich schwierigsten Vokal u.
Dann singe ich nur die Vokale des Liedes und am Schluß füge ich die Konsonanten hinzu.
Die schwierigen Stellen übe ich immer wieder auf a, auch auf Lippen- und Zungentriller.
Und dann immer wieder singen......
"An die Musik" ist übrigens ein sehr schönes Lied, wenn ich die letzte Aufnahme von Fritz Wunderlich höre, da singt er es als sein allerletztes Lied vor seinem tragischen Tod, bekomme ich immer Gänsehaut.
 
Ich mache es nach Möglichkeit so (situationsbedingt kann es ab und zu auch mal etwas abweichen):

1. möglichst viele Versionen des Stückes anhören. Einerseits um die Melodie plusminus intus zu kriegen, v.a. aber auch, um ein Gefühl für das Stück / die Rolle zu kriegen.

2. bei Opernarien: sofern ich die Oper nicht schon kenne: Inhalt der Oper nachlesen, und mich v.a. mit der Figur und ihrer Gefühlslage befassen

3. für alle nicht deutschsprachigen Stücke: wörtliche (!) Übersetzung des Textes, dann Text sprechen

4. exaktes erarbeiten der Töne mit dem Klavier, dabei immer nur die einzelnen Phrasen singen und dafür versuchen grad von Beginn weg mit Ausdruck! früher habe ich es zuerst auch oft auf Silben gemacht, mittlerweile lieber grad mit Text, Ausnahme: rhythmisch schwierige Stellen

5. Stück in GU mitnehmen: die Arbeit an Technik und Ausdruck verschmelzen dort dann (mit dem entsprechenden Ausdruck gesungen ist die Technik automatisch besser)

6. es mit der instrumentalen Begleitung zusammenbringen, d.h. unter anderem auch, auf den Ton genau wissen, was in den Gesangspausen passiert. Im Idealfall sollte man den instrumentalen Part dort so gut kennen, dass man ihn auch grad singen könnte. Für diesen Teil greife ich auch wieder zuerst auf Aufnahmen wie YT zurück, um Zeit und Nerven des armen Korrepetitor / der armen Instrumentalisten zu schonen ;)

Dass man das Stück ab spätestens hier auswendig kann (egal ob man es später mit oder ohne Noten aufführt) versteht sich von selbst.
 
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Hallo,

bei mir hängt es vom Stück ab - bei Chornummern aus Oratorien z. B. höre ich gerne viele Fassungen schon von Anfang an. um ein Gefühl für den Satz zu bekommen. Bei Arien oder sonstigen Solonummern bin ich mit Aufnahmen eher vorsichtig und erarbeite mir erst die Melodie anhand - da ich kein Klaviateur bin - midi-Übefiles. Text spielt zunächst eine sekundäre Rolle, erstmal sollen bei mir die Töne drauf. Die midi-Dateien sind zwar seelenlos, haben dafür aber den Vorteil, daß man sich seine Stimme leiser oder ganz wegdrehen kann und dann schnell sieht, wie man im Vergleich zu den anderen Stimmen steht.
Die Melodie lasse ich gerne erstmal auf Tonsilben, da sieht man schnell, ob der Ton auch steht oder noch wackelt.
Zum Text - da halte ich es dann wie Du, Tonja, und versuche, den Inhalt möglichst genau zu erfassen, und mache im Zweifelsfall auch reine Sprechübungen, wenn es gilt, speziell fremdsprachigen Text mit dem Rhythmus in Einklang zu bringen (...tschechisch... brr, eine ganz fiese Erinnerung, weil das doch sehr fremd ist... ;) ).
Wenn die Textbedeutung klar ist, die Noten auch, dann höre ich auch gerne verschiedene Aufnahmen, wenn es sich um Solosachen handelt, dann ist bei mir die Gefahr nicht mehr so groß, daß ich versuche, unbewußt etwas zu kopieren.
Zur Zeit habe ich gerade mal wieder ein Übeprogramm von Bach-Kantaten (November) über Comedian Harmonists (auch November) bis zum Messias (4. Advent) - da ist mein größtes Problem, die Sachen so zu strukturieren, daß ich punktgenau "fit" bin, wenn die entsprechenden Proben laufen, da verzettele ich mich schon mal.

Viele Grüße
Klaus
 

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