Die "Westerwald"-Klarinette ist definitiv ein "Chinaböller". Vergleichbare bzw. baugleiche Instrumente sind mir schon gelegentlich untergekommen. Die werden irgendwo in einer Fabrik in China als Massenartikel gefertigt und dann pappen die das Label irgendeines Bestellers, Importeurs oder Händlers drauf. Ab in den Container und dann für kleines Geld hierzulande vertickert.
Qualität ist da nicht zu erwarten, aber das schrieben ja schon alle anderen vor mir hier auch schon.
Meine Einstellung und Linie zu solchen Instrumenten ist üblicherweise auch, von diesen Instrumenten abzuraten. Gründe wurden schon genannt denen ich mich grundsätzlich anschließe.
Ich nenne diese billigen Instrumente gerne "Einweg-Klarinette". Der Grund dafür ist, dass jeder Käufer einigermaßen schockiert sein wird, wenn das Instrument mal in die Generalüberholung muss, und das wird unweigerlich irgendwann der Fall sein. Denn die Polster halten nicht ewig, sie härten aus und dichten dann nicht mehr, die Korken verlieren an Elastizität und die Teile halten nicht mehr gut zusammen. Die Mechanik schlägt aus und es fängt an zu klappern (manche dieser Billig-Trööten klappen sogar schon im Neuzustand), usw.
Und wenn er in der Werkstatt dann einen Preis von 500,- € genannt bekommt (was allenfalls der Durchschnitt ist, in einer richtig guten Fachwerkstatt kostet es mehr, wobei eine solche so ein Instrument womöglich gar nicht annimmt wie auch schon erwähnt wurde), dann stellt sich so langsam die Erkenntnis ein, dass sich so eine Überholung nicht rechnet. Das dann nicht mehr (gut) spielbare Instrument entpuppt sich als wirtschaftlicher Totalschaden.
Nichtsdestotrotz kamen auch schon Anfänger mit solchen Instrumenten zu mir (die hatten sie sich meist einfach so gekauft, mangels vorherigem Kontakt konnte ich sie ja nicht beraten), und, nun ja, irgendwie spielen ließen sich diese Instrumente schon. Wirklich gut hat noch keine davon geklungen, die Ergonomie war mitunter recht grobschlächtig, aber für die ersten Gehversuche habe ich da auch noch nie jemanden genötigt, sich sofort ein neues Instrument zu kaufen (mitunter wurde aber auf ein Leihinstrument der Musikschule gewechselt wenn sich die billige doch als zu spröde Gurke erwies).
Ein übler Schwachpunkt ist typischerweise das mitgelieferte Mundstück. Gerade beim Mundstück kommt es auf höchstmögliche Präzision in der Fertigung an, was bei den Billigteilen natürlich nicht ansatzweise zu erwarten ist. Mit etwas Glück ist ein Mundstück dabei auf dem sich ganz o.k. spielen lässt, die Ansprache und die Intonation durchaus brauchbar sind. Mit etwas Pech produziert das Mundstück kaum mehr als Quietscher und/oder muffigen Sound.
Die Klarinette sofort mit einem ordentlichen Mundstück zu ergänzen wäre meine erste Empfehlung (z.B. ein günstiges von Yamaha, die sind wirklich top, vor allem für den Preis).
@PHOTON48, von mir also auch nichts gutes zu der "Westerwald"-Klarinette.
Wenn du aber bereit bist, die Nachteile in Kauf zu nehmen und ggf. ein paar Euro für ein besseres Mundstück zu investieren, dann kannst du die selbstverständlich kaufen. So alle Polster wirklich dicht sind, kann so ein teil für die ersten Schritte oder zum risikolosen Ausprobieren schon taugen. Für auf Dauer ist das nichts. Wenn jemand einigermaßen begabt ist und gut voran kommt, wird er bald spüren, wie ihn so eine Instrument ausbremst. Dann muss eine neue her, wobei der Begabte dann sicher willens sein wird, wirklich in etwas gutes zu investieren.
Einen "Vorteil" solcher billiger Kunststoff-Klarinetten will ich aber noch erwähnen. Da der Wiederverkaufswert dieser Instrumente gegen Null geht, bringt ein Verkauf kaum etwas ein. Ich habe den betreffenden Schülern dann immer geraten, die Klarinette als "St. Martins-Klarinette" zu verwahren. Unsere Region gilt als eine Hochburg der St. Martins-Züge und nicht wenige meiner Schüler gehen da mit, mindestens gelegentlich. Und wetterfest und kälteresistent sind diese Plastik-Gurken auf jeden Fall. Auch eine Regenschauer können die auch mal ab. So findet sie später mitunter noch eine sinnvolle Verwendung.