Klangverschmelzung Orchesterinstrumente

Fastel
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Konkrete Frage zum Thema Klangverschmelzung:

Voll besetztes Orchester - alles bewegt sich im Forte .. vielleicht auch ff - ein Höhenpunkt der Komposition
Bratschen, Celli, Contrabässe bilden unisono die Basslinie, Posaune (nur) zum größten Teil - kein legato, eher percussiv gespielt...
Die Melodie wird in Terzen in 1. und 2. Violine geführt.
Da die Belchbläser akkordisch auffüllen will ich die Melodie über die Holzbläser verstärken, ohne dass der Klang der Violinen seine Dominanz einbüßt.

Was meint ihr wäre die bessere Variante der Aussetzung der Oboen und Klarinetten wenn die Melodie um das F der 2. Oktave kreist (+Terzen nach oben)?
Oboe doppelt VL 1 im unisono?
Klarinette doppelt VL 2 unisono?
=> da denke ich mir grade, dass die Oboe immer alles andere dominiert, wirkt in der Tonhöhe vielleicht auch etwas piepsig und penetrant?
Rein theoretisch könnte ich die Holzbläser auch in die Unteroktave (eingestrichenes f) führen, aber da hat die Klarinette keine Chance(?)

Andere Variante: ich dopple nur mit Klarinette, dann 2-stimmig, was bedeutet dass jede Stimme natürlich an Lautstärke verliert, da sie nur noch halb besetzt ist.

Also der Kern der frage ist:
- lieber Oboe und Klarinette in Terzen führen - als unisono zur VL1 und VL2 ... oder
- lieber nur entweder Oboe oder Klarinette - diese in 2 Stimmen aufspalten und unisono zur VL1 und VL2 führen.... oder in der Unteroktave... oder was?
- vielleicht reichen Violinen doch aus wenn man Akzent-keile über die Noten setzt?

Naja ich bin mir nicht sicher ob man die Frage jetzt so beantworten kann...
Ziel ist wie gesagt Verstärkung der Violinen, wobei die Holzbläser nicht den Klang dominieren sollen. Vielleicht hab ich ja Glück und jemand hat Erfahrung im Aussetzen?


Kennt ihr vielleicht ein deutschsprachiges Buch, welches sich mit diesen Arrangeurfragen auseinandersetzt?

Wenn an diesem Thema mehr Interesse besteht, kann das auch gerne zum Sammelthread für solche Fragen werden.
 
Eigenschaft
 
Wenn du beim ff einen dominierenden Streicherklang beibehalten willst, wäre IMHO die erste Maßnahme, die Melodie auf die Streicher in Oktaven zu verteilen.

Wenn eine Terz unter der Melodie liegt, würde ich die Melodie in der Vl1 in die 3.Oktave setzen, die Melodie in Vl2 in die 2.Oktave und die Bratschen spielen die Terz drunter. Wenn die Terz über der Melodie liegt, übernimmt Vl2 die Terz in der 2.Oktave (also eine Sexte unter Vl1) und die Bratschen übernehmen die Melodie in der 2. Oktave. Das ist für alle Beteiligten recht hoch, aber im ff an einer Höhepunkt-Stelle geht das schon. Die Bratschen sollten dann im Violinschlüssel notiert werden.

Wie die Bläser zu behandeln sind ist IMHO eine andere Baustelle. Wenn du beim Prinzip "dominierender Streicherklang" bleiben willst, könnten alle Bläser Akkorde formen, die evtl. interessant rhythmisiert werden. Damit behalten die Streicher ihr "Alleinstellungsmerkmal". Sobald du die Bläser an der Melodie beteiligst, gibst du dieses Prinzip tendenziell auf.

Harald
 
Ob deine Melodie tatsächlich Unterstützung benötigt, läßt sich von hier aus nicht pauschal beantworten. Das hängt letztlich von mehreren Faktoren ab, wie z.B. die Lage des schweren Blechs. Ebenfalls wichtig ist die Kontur deiner Melodie, d.h. wie stark sie sich allein durch ihr Bewegungsmoment schon vom Hintergrund abhebt. Aber auch ganz andere Punkte können dabei eine Rolle spielen. Ist die Melodie zum gegebenen Zeitpunkt bereits bekannt, weil bislang mehrfach aufgetreten, nimmt man sie auch mit einer ganz anderen Selbstverständlichkeit wahr.
Aber gehen wir einfach davon aus, sie braucht klangliche Unterstützung.

Prinzipiell wäre es für die Oboen kein Problem, die Melodie in der zweigestrichenen Oktave zu doppeln. Ist eigentlich ihr bestes Register. Erst in etwa ab c''' verliert sie dann deutlich und wird 'piepsig'. Was ich allerdings vermeiden würde, ist das unterschiedliche Doppeln der beiden Melodiestimmen, also Oboen a2 die Oberstimme, Klarinetten a2 die Austerzung. Das wäre klangfarblich zu heterogen. Eindeutig besser wäre es, die Oboen erstmal beide Stimmen spielen zu lassen und das gleiche u.U. auch mit den Klarinetten zu machen. Dabei hast du letztlich zwei Möglichkeiten, entweder im unisono mit den Oboen oder, wahrscheinlich sogar besser, eine Oktave tiefer. (Klarinetten alleine in Terzen funktioniert natürlich auch). Diese Art der Instrumentation findet sich bereits seit der frühen Klassik zuhauf und kann getrost als Grundhandwerkszeug angesehen werden.

Andere Frage, Flöten hast du keine besetzt? Die wären hier nämlich gar nicht so verkehrt und würden vermutlich zur Verstärkung der Melodie vollkommen ausreichen. Allerdings solltest du sie sogar noch eine Oktave höher bringen als die Violinen, was nicht nur bzgl. der von dir gewünschten klanglichen Dominanz der Streicher von Vorteil wäre. Auf diese Weise eingesetzt, verstärken die Flöten nämlich vor allem die Obertöne der Violinen, was ihnen mehr Transparenz und vor allem Durchsetzungsfähigkeit verleiht. Dabei müssten sie die Melodie auch gar nicht zur Gänze doppeln. Es lassen sich wunderbare pseudo-heterophone Effekte erzielen, wenn man schnellere Figurationen nur den Streichern überläßt und währenddessen das Holz einfach 'hängen bleiben' läßt.

Das ließe sich jetzt natürlich auch noch mit den Oboen und Klarinetten kombinieren, so daß die Melodie nun ausgeterzt in bis zu drei Oktaven erklingt, was ihr zum einen zwar viel Durchsetzungskraft verleiht, sie andererseits aber dann doch bereits recht holzlastig klingen läßt.

Das beste was man tun kann, ist aber dann doch immer wieder die großen Meister zu Rate zu ziehen. Die Wahrscheinlichkeit, daß es in der Orchesterliteratur zig verschiedene Stellen gibt, die für genau diese Fragestellung ebenso viele Lösungsansätze parat haben, ist unglaublich groß. Und da suche man sich idealerweise diejenige raus, die der eigenen Klangvorstellung am nächsten kommt und kopiere erstmal schamlos!

Hiatus
 
Danke Euch beiden!
Flöten sind besetzt aber so richtig weiß ich sie noch nicht einzusetzen. Ich finde sie etwas schwierig im Forte/FF, oftmals beißen sie mich da :redface:
Aber man könnte es in der Kombination mit den Violinen ausprobieren.
Ich denke ich gehe erstmal in folgende Richtung wie Harald es in etwa sagte:
Bratsche braucht nicht die Basslinie zu unterstützen - die nehme ich in die Melodie
2 VL - bringt die Terzen nach oben
1 VL - Melodie eine Oktave über Bratschen.
Das könnte reichen... und ich bringe die Holzis in den Akkorden unter.
Vielleicht mach ich die Blechbläser auch etwas leiser. Früher hatte ich schon öfters Probleme dass ich diese voll besetzten Forte/FF Stellen einfach zu massiv gemacht habe. Ich werde mich auch nochmal bei den beiden Dvorak Partituren umsehen die ich hier habe.

Danke soweit :)
 

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