Solche Leute haben entweder wirklich die Hörerfahrung, um auf dieser Basis vernünftig zu urteilen, oder sie geben vor, diese zu haben. Oder sie hätten sie gerne. Schwätzer gibt's viele...
Mindestens 90% gehören sicherlich in die letzten Kategorien, wobei da nicht zwingend Inkompetenz oder Arroganz im Spiel ist. Es ist sehr viel Psychologie im Spiel und den Blindtest werden die meisten verweigern oder dabei voll auf dem Bauch landen. Ich kenne das halt eher aus dem Studiobereich, wo die Leute dann diesen oder jenen EQ, Kompressor oder sonst was diskutieren. Ein konkretes Beispiel, ein Blindtest von Mikrofonen:
http://www.echochamber.ch/miktest.htm
Röhren findet im Studiobereich ja gleich mal jeder supertoll. Leider landet das sauteure und hochbegehrte Röhrenmikrofon M147 von Neumann dabei auf einem der hinteren Plätze, das TL103, das nicht mal die Hälfte kostet, viel weiter vorne. Natürlich haben solche Tests - zumal wenn pi-mal-Daumen durchgeführt - ihre ganz eigenen Probleme, aber die Tendenz ist imho eindeutig. Wie hätte das M147 wohl abgeschnitten, wenn der Test offen gewesen wäre?
Dann alleine die Frage besser oder schlechter. Auch hier kann die Psychologie erbarmungslos zuschlagen, selbst wenn gute Ohren da sind. Der Testhörer mag vielleicht sogar ein Instrument oder ein Equipmentteil gehörmässig erkennen (vielleicht sogar an eigentlich unerwünschten Artefakten) und es dann - da schnappt die Falle zu - als positiv beurteilen, aufgrund seiner bewussten oder unbewussten Vorurteile. Beispiel im Studiobereich, für viele gilt analoge Technik immer noch der digitalen als weit überlegen. Derjenige könnte evtl. in einem Hörtest die analoge Variante erkennen (Rauschen, Plattenknistern, etc.) und zack, schon ist die Sache gelaufen...
Sehr interessant ist in disem Zusammenhang folgendes Video:
http://www.youtube.com/watch?v=BYTlN6wjcvQ
Auch da geht's zwar später viel um Studiotechnik, aber immer auch sehr viel um Hörpsychologie.
Von dieser Hörpsychologie lebt eine ganze Branche (Esoterik-Hifi) und auch der Instrumentenbau und Studioequipmenthersteller hätten ohne diesen Effekt sicherlich höchstens 50% Umsatz.
Was meinst Du wie die Märkte wohl aussehen würden, müsste jedes neue Produkt erstmal - ähnlich wie im Pharmabereich - durch Doppel-Blind-Tests seine Klangvorteile oder -unterschiede belegen?
Fazit:
Mit einem ehrlichen "Ich hör' keinen Unterschied" ist man wahrscheinlich schonmal wirklich "besser" (auch gehörtechnisch) als diese 90%.
Ein selbstkritischer Umgang mit dem eigenen Gehör unter Berücksichtung der psychologischen Fettnäpfchen ist weit reifer, als "selbstsichere Überschätzung".
Du kannst ja mal in deinem Umfeld entsprechende (gemeine
) Blindtests durchführen.