Bevor das hier zu technisch wird und der TE nur noch Bahnhof versteht, ich auch noch mal:
Gefühlstaster;5355244 schrieb:
Kann jmd die Begriffe genauer erklären?
Sampling bedeutet, daß bei der Klangerzeugung auf Audio-Aufzeichnungen von z. B. Naturinstrumenten zurückgegriffen wird. Sampling an sich ist dabei der Vorgang des Aufzeichnens und Herrichtens dieser Klänge, so daß man sie spielen kann.
Das hier (hab da mal ein leeres Wiki gehijackt, ist noch lange nicht fertig) ist vielleicht als Erklärung hilfreich.
Rompler ist ein zusammengezogener Begriff aus ROM und Sampler. Es meint aber einen Sampleplayer, also ein Gerät, das Samples nur abspielen, nicht aber aufzeichnen kann, und dieser Sampleplayer wiederum bedient sich ausschließlich eines Samplevorrates in einem Festspeicher (ROM). In der Praxis heißt das, daß man auf Gedeih und Verderb den Samples ausgeliefert ist, die der Hersteller in das Gerät eingebaut hat, und keine Chance hat, andere Samples aus dem Internet herunterladen und ins Gerät spielen zu können.
Modeling bedeutet, daß ein Klangerzeuger, um ein Instrument nachzuahmen, versucht, virtuell zu funktionieren wie dieses Instrument. Beispiel: Ein Sampler oder Rompler erzeugt einen Saxophonklang, indem er eine Saxophonaufzeichnung abspielt. Ein Physical-Modeling-Synthesizer erzeugt einen Saxophonklang, indem er nachvollzieht, wie genau der Klang in einem Saxophon überhaupt physikalisch erzeugt wird, also Luftstrom, daraus resultierende Schwingungen, Materialbeschaffenheit, Form und Größe des schwingenden Körpers usw. Bei elektrisch betriebenen Tasteninstrumenten ist das mitunter einfacher.
Es gibt beispielsweise auch den Begriff Analog Modeling für virtuell-analoge Synthesizer. Da funktioniert das nämlich ähnlich: Der virtuell-analoge Synthesizer spielt nicht etwa fix und fertig aufgezeichnete Audiodateien mit Klängen von analogen Klassikern ab, er versucht, genauso zu funktionieren wie der analoge Klassiker.
Gefühlstaster;5355244 schrieb:
Hat eine auf Modelling/Sampling beruhende Klangerzeugung direkte Auswirkungen auf die Funktionen? (Was kann man/kann man nicht) Welche?
Modeling-Klangerzeuger lassen sich mit einem und demselben Sound expressiver und nuancierter spielen als samplebasierte Klangerzeuger. Bei einem Sample kann man in Echtzeit nicht viel variieren. Schneller abspielen mit höherem Ton, langsamer abspielen mit tieferem Ton (jeweils inklusive Micky-Maus-Effekt), lauter, leiser. Fertig. Alleine schon das Ausmerzen des Micky-Maus-Effekts bedeutet bei Samples einen Riesenaufwand: Man braucht Multisamples, die aus drei, vier oder gar noch mehr Samples
pro Oktave bestehen. Wenn man dann noch mehr machen will, etwa die klanglichen Veränderungen bei einem E-Piano (oder auch nur bei einem Yamaha DX7) je nach Anschlagstärke zu imitieren, braucht man wieder mehr Samples, und auch das geht wieder nur in Schritten. Akustische Instrumente haben ihre ganz eigenen klanglichen Variationen, je nachdem, was man macht. Verschiedenes Streichverhalten auf der Violine, Überblasen beim Holzbläser usw. Klavier wäre richtig extrem. Man bräuchte genau genommen 88 Tasten mal 127 Velocitystufen mal 128 Sustainpedalstufen mal 128 Dämpferpedalstufen mal mindestens vier Round-Robin-Varianten und so weiter und so fort, und die ganz tiefen Töne klingen natürlich auch noch sehr lange aus, und da will man ja auch nicht loopen, also muß die Note so lange gesamplet werden, bis die Saite aufgehört hat zu schwingen. Und an der Stelle haben wir noch nicht die Loslaßgeräusche behandelt, den Effekt, wenn die Dämpferfilze wieder an die Tasten gelegt werden, das Übersprechen der Schwingungen einzelner Saiten zu denen benachbarter Tasten etc.
Den ganzen Zirkus braucht man beim idealen Modeling-Instrument nicht, denn man spielt quasi einen virtuellen Nachbau, eine virtuelle Kopie eines Naturinstrumentes, die exakt so funktioniert und auf entsprechende "Eingaben" exakt so reagiert wie ein entsprechendes reales Instrument. Und das auch noch quasi stufenlos, einzig die Rasterung der Controller bleibt noch. Ganz zu schweigen vom viel geringeren Speicherbedarf, weil man keine Aufzeichnungen hat, die irgendwo gespeichert werden müssen, sondern der Klang in Echtzeit praktisch aus dem Nichts errechnet wird.
Gefühlstaster;5355244 schrieb:
Warum ist Modelling für manche Klänge (z.B. Hammond) besser geeignet als Sampling?
Wie gesagt, weil in vielen Fällen eine absolut realistische Sampling-Lösung gar nicht möglich ist. Beispiel Hammond: Du hast 91 Tonewheels, die alle auf derselben Welle sitzen, immer mit derselben Drehzahl laufen und immer gleich zueinander positioniert sind. Wenn du eine Taste spielst, wird an einem Tonewheel der Pickup eingeschaltet. Bei einer gesampleten Hammond würden die 91 Tonewheels bei Nichtbenutzung auf einer fest definierten Startposition feststehen und bei Tastendruck ohne Beschleunigung von dieser Startposition anlaufen. Besonders wenn man zwei oder mehr Oktaven spielt (mittels entsprechender Zugriegelstellungen), fällt der Unterschied sehr schnell auf.
Das ist ähnlich wie bei einem analogen, spannungsgesteuerten Synthesizer mit frei schwingenden Oszillatoren. Da wird bei Tastendruck auch nicht der Oszillator aktiviert, sondern dessen Ausgang hörbar gemacht und die Schwingungsfrequenz der gespielten Note angepaßt.
Überhaupt ist Modeling immer dann zumindest ein Thema, wenn nicht gar die beste Lösung, wenn es um mehr geht als Ton hoch, Ton runter, laut, leise. Also immer dann, wenn Samples zu starr sind. Wenn beispielsweise bei laut/leise sich auch der Klang verändert (selbst FM-E-Pianos vom DX7 sind so programmiert, und obwohl das ein digitaler Synthesizer und kein Instrument mit echten physikalischen schwingenden Massen ist, lassen die sich erheblich expressiver spielen als ein Rhodes-Sample) oder sich über die Tonhöhen der Klang
überhaupt nicht verändern darf, besonders dann, wenn eben nicht nur in Halbtonschritten gespielt wird, sondern auch mal stufenlos.
Gefühlstaster;5355244 schrieb:
Ist Sampling für manche Klänge besser geeignet als Modelling? Für welche?
Zum einen gibt es häufig den idealen Modeling-Klangerzeuger nicht. Es gab z. B. schon etliche Anläufe, Blasinstrumente per Modeling nachzubauen, aber von Yamaha VL1 bis Alesis Fusion klang das Saxophon selbst mit einem Blaswandler gespielt immer nach Uncanny Valley, also schön expressiv spielbar, aber es klang trotzdem nicht wirklich so ganz wie ein Saxophon und immer etwas künstlich.
Zum anderen natürlich Klänge, die von vornherein Aufzeichnungen waren. Mellotron. Fairlight. Emulator-II-Werkslibrary. Korg-M1-Piano. Linndrum. Etwa die Hälfte der Roland TR-909. Das Mellotron arbeitet mit einem achtsekündigen Tonband pro Klang und Taste (kein Witz), die anderen Beispiele waren schon Samples, als sie bekannt und berühmt wurden. Da ist Modeling nicht nur sinnlos, sondern komplett unmöglich, weil es praktisch nichts zu modeln gibt (außer vielleicht die Uraltwandler).
A propos, Drums natürlich. Bei analogen Elektronikdrums kann und sollte man das Original technisch emulieren, was ja wieder Modeling ist, aber bei akustischen Drums steht der Modelingaufwand in keinem Verhältnis zum Ergebnis, zumal es gar keine Eingabegeräte gibt, die so spielbar wären, daß der Aufwand gerechtfertigt wäre, ein ganzes Schlagzeug per Physical Modeling mit einem Aufwand nachzubauen, wie er mitunter für Konzertflügel betrieben wird.
Last but not least, Ensembles. Bei Soloinstrumenten wäre Modeling noch nachvollziehbar. Aber ein ganzes Ensemble läßt sich an sich schon mal nicht wirklich so expressiv spielen wie ein Soloinstrument, so daß eine ganze Menge an Einflußnahmemöglichkeiten komplett wegfällt. Das steht im krassen Mißverhältnis zum Aufwand, ein gutes halbes Dutzend nicht 100% baugleiche und erst recht nicht 100% gleich gespielte Violinen zu modeln, zumal selbst heute noch Physical Modeling mit einer sehr geringen Polyphonie wegen des immensen Rechenaufwandes zu kämpfen hat.
Martman