Ich bin ja ein ziemlicher Gegner davon subjektive Schönheitsideale zu verallgemeinern.. deswegen tue ich mich mit Sätzen wie
Das führt i.d.R. zu klanglichen Einbußen, da die Schwingungsvorgänge gebremst werden.
und
Damit kann man zwar locker einen Konzertsaal füllen, schön klingen sie aber nicht mehr. Wenn man die Aufnahmen von John Williams der letzten 30 Jahre verfolgt, kann man das sehr schön nachvollziehen.
ziemlich schwer..
Ja, natürlich hat die Saitenwahl, abhängig vom Instrument Einfluss auf das Schwingungsverhalten. Aber für mich ist "mehr Schwingung" nicht gleich immer "besser". Die Logik, dass ein Einbremsen von Schwingungen auch immer sofort klangliche Einbußen bedeuten muss, erschließt sich mir einfach nicht. Für mich kann das genauso auch ein klanglicher Gewinn sein.
Beispiel: Eine Gitarre die mit objektiv tollen schwingfähigen Saiten mir ganz persönlich zu hell und spitz klingt, kann mit Saiten, die ganz rein objektiv "schlechter" sind und weniger Obertöne produzieren, für mich viel besser klingen.
Bei John Williams ist es ähnlich: Ich stimme dir zu, dass es definitiv über die Jahre eine Wandlung in der klanglichen Ästhetik gab (auch in der Aufnahmetechnik und auch in seiner Spieltechnik etc). Trotzdem empfinde ich nicht generell alle alten Aufnahmen "besser" als alle neuen Aufnahmen. Wenn du sowas wie "Odd Numbers" hörst, das Stück lebt von den Obertönen und den klaren, harten Bässen. Da passt das. Die neueren Aufnahmen beispielsweise der O'Carolan Stücke mag ich aber z.b. überhaupt nicht, sowohl spieltechnisch, als auch klangästhetisch.
Aber ich bin mir sicher, dass es da draußen Leute gibt, die das vollkommen anders empfinden.
"Die Klangschönheit nimmt ab" ist so ein Satz, der pauschal eine subjektive Meinung verallgemeinert und mMn so in der Form nicht haltbar ist, weil es eben von anderen Menschen anders empfunden werden kann.
Dem hier:
Weniger Sustain = weniger Schwingung = kürzerer Ton = weniger Tragfähigkeit. Der Ton kann zwar im direkten Hallradius lauter sein – bei der Gitarre wären das vielleicht 1,5 Meter (grob geschätzt, bitte nicht drauf festnageln) – trägt aber nicht gut, da die Ausschwingzeit kürzer ist.
..würde ich auch nicht umbedingt zustimmen wollen. Das hängt aber alles ein wenig von der Definition dieser ganzen Wörter ab..
"Sustain" ist für mich die maximale Schwingdauer, die ein Ton erreicht, wenn ich die Saite anschlage und ihn ausklingen lasse. Das ist zum einen immer von der Frequenz abhängig, kommt aber auch in der Praxis nur äußerst selten vor, weil die allermeisten Töne ja unterbrochen werden, dadurch, dass das Stück weitergeht. Im Grunde höre ich von den meisten Tönen nur den initialen Impuls nach dem Anschlag und dann eine gewisse Zeit lang die stationäre Phase, wenn der Ton weiterklingt und dann wird der Ton abgebrochen, weil der nächste kommt. Es stimmt mMn, dass man sich ein wenig dazwischen entscheiden muss, ob man ein langes Sustain haben möchte, oder einen starken Impuls. Man bringt ja eine gewisse Energie in die Gitarre ein: Entweder "verbraucht" (im Sinne von "wandelt in Schallenergie um") man einen Großteil der Energie im Impuls, oder die Energie verbraucht sich langsamer über einen längeren Zeitraum.
"Tragfähigkeit" ist mMn schwierig zu definieren. Es ist für mich quasi "wie gut lässt sich die Gitarre in einem größeren Raum auch weit entfernt noch wahrnehmen". Und ganz rein physikalisch betrachtet: Je lauter ein Ton an seiner Quelle, desto lauter ist er auch in weiterer Entfernung. Deswegen gehe ich da mit deiner "im direkten Hallradius ist es lauter, aber trägt nicht weit" einfach nicht konform. Da ist ja nichts dazwischen außer Luft, die die Energie in Wärme umwandelt. Aber wenn am Anfang eben mehr Energie da ist, bleibt auch später mehr Energie übrig. (natürlich werden verschiedene Frequenzen unterschiedlich gedämpft, aber das hängt eben in weiten Teilen eher mit dem Raum und Reflektionen zusammen, als mit der Gitarre).
mMn ist eine Gitarre, die einen starken initialen Impuls hat auch immer tragfähiger als eine Gitarre, die ein längeres Sustain hat. Einfach weil das Sustain nur selten überhaupt relevant wird.