Klang des Akkordeons im Raum

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morino47
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Hallo zusammen,

ich habe festgestellt, dass mein Akkordeon sehr verschieden klingt, je nachdem wo ich im Raum und in welchem Raum ich spiele.

Am besten klingt es bei mir zu Hause an einer bestimmten Stelle im Treppenbereich zwischen Erdgeschoss und 1. Obergeschoss! Vom Klang her würde ich dort gerne immer spielen! Aber einmal abgesehen von dem Verkehrshindernis, das ein solcher Ort zum Üben darstellt, und den baulichen Maßnahmen zur Erstellung eines Podestes im Treppenbereich ;-) , würde meine gewiss tolerante bessere Hälfte sicher bald protestieren, da meine Akkordeonmusik - nach W. Busch - mit Geräusch verbunden ist und durch das Spiel im Treppenbereich das ganze Haus gnadenlos beschallt würde. Ernsthaft, diese Treppenbereichlösung möchte ich bei mir zu Hause nicht diskutieren.

Auch steht mir nicht der Sinn nach technischen (elektronischen) Hilfsmitteln oder gar der Einsatz eines elektronischen Akkordeons. Ich will ganz schlicht mit dem stinknormalen Akkordeon einen möglichst guten Klang beim Spiel zu Hause haben.

Meiner Vorstellung nach haben folgende Parameter Einfluss auf den Klang:

1. die Raumgröße
2. die Raumhöhe
3. die Oberflächenmaterialien (Fußboden, Wände Decken)
4. die Raumgliederung und die Möblierung
5. die Position der Schallquelle (hier das Musikinstrument) im Raum

Änderungen der Punkte 1. - 3. erreicht man durch Wechsel in einen anderen Raum, was in Wohnungen, die ja im Allgemeinen nicht als Musikschulen mit verschiedenen Probenräumen konzipiert sind, nur sehr eingeschränkt möglich ist - ganz abgesehen davon, dass evt. vorhandene Wandnachbarn auch noch berücksichtigt werden müssen. Bei den Punkten 4. und 5. lässt sich leichter etwas machen.

Wer hat sich mit dieser Frage beschäftigt? Zu welchem Ergebnis seid Ihr gekommen? Mich würden Eure Erfahrungen interessieren. Ich denke, dass das ein ziemlich zähes Thema ist. Aber der Spaß an der Musik hat auch viel mit dem Klang zu tun. Im Akko-Forum habe ich schon so viel Überraschendes erfahren, vielleicht gibt es auch zu diesem Thema Know-How.

Viele Grüße

Morino47
 
Eigenschaft
 
Das, was Du beschreibst, hat sicher mit Resonanzen und mit Reflexionen zu tun. Eine lebendige Akustik beinhaltet immer ein wenig Hall, je nach Instrument wirkt sich das stärker oder schwächer aus. Eine Blockflöte ist nicht ganz so sensibel auf diese Phänomene wie das Akkordeon mit seinem grossen Frequenzumfang und seinen reichen Obertönen. Zudem hat das Akkordeon den Vorteil, dass man den Standort einfach verändern und den Raum erforschen kann. Mit einem Flügel ist es wesentlich schwieriger, im Treppenhaus zu spielen.

Ich meine festgestellt zu haben, dass eine Position nicht allzu weit von den Raumecken entfernt, den Bass durch Resonanzen stützt, offene Türen, Treppen etc. einen leichten und lebendigen Hall erzeugen. Das Problem ist einfach, dass wenn die Akustik für den Spieler stimmt, es nicht unbedingt auch für die Zuhörer sein muss, unabhängig vom Repertoire.
 
Tipps können wir ja kaum geben, denn wir kennen ja Deinen Geschmack nicht. Du musst Deine Möglichkeiten checken und den besten Kompromiss finden.

Nur zwei Erfahrungen:
Akustikwechsel trainiert! Immer nur angenehme Akustik verwöhnt.

Gute Akustik wirkt bindend und kreativitätsfördernd. Aber danach muss man wieder ins Trockene und ausnüchtern sonst verkommt man und wird abhängig.
 
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Ein Freund von mir hat jahrelang in einem fensterlosen kleinen Badezimmer geübt, das komplett raumhoch gefliest war - er fand das den idealen Platz für seine Soundvorstellungen.
 
Hallo!

Als Mieter im Alt-Neubau musste ich mir eine gebrauchte "Studio-Box" zulegen, um gewünschte Übezeit u. -dauer aufrecht erhalten zu können.
Der Klang darin ist natürlich sehr trocken. Andererseits macht es das Üben effektiver, wenn man musikalische Ungenauigkeiten nicht im Nachhall verstecken kann, hoffe ich!
Das Spiel in Saal, Treppenhaus oder Kirche ist dann eine Art Genußmittel, da schwelge ich und find (wenigstens einer :)) mich toll!

Schwelgen immer aber macht süchtig und ist nicht erstrebenswert, da möchte ich Klangbutter zustimmen!

VG,
Schultze
 
Hallo,

bei mir im Haus steht im Moment eine Wohnung leer (wird renoviert), eine große Küche mit Durchbruch zum Wohnzimmer,
da spiele ich als mit meinem Helikoninstrument, das ist ein Sound, :).
Zum Glück haben wir keine Nachbarn.
 
Gute Akustik wirkt bindend und kreativitätsfördernd. Aber danach muss man wieder ins Trockene und ausnüchtern sonst verkommt man und wird abhängig.

Also wenn das so ist, dann würde ich gerne süchtig sein und mich der Verkommenheit ergeben. Worin liegt der Gewinn, trocken und nüchtern zu sein - bei dem hier diskutierten Thema :) ?

Pianisten und Organisten, die ja nicht so ohne Weiteres die Position des Instrumentes und den Raum wechseln können wie wir Akkordeonisten, müssen ja auch mit ihrer Sucht leben, wenn sie zufällig oder geplant in einer akustisch attraktiven Umgebung spielen.

@Schultze: Für mich ist die Frage eher die nach guter Akustik. Wenns zu süß wird und die Raumakustik sich in den Vordergrund drängt, dann widersteht einem das nach einiger Zeit - da stimme ich zu. Extremes Beispiel: das Ulmer Münster hat 7 Sekunden Nachhall. Aber die Gefahr des akustischen Übersüßens ist im Wohnbereich wohl eher gering.

Morino47
 
Die Erfahrung mit verschiedenen Spielumgebungen hab ich auch schon gemacht.

So hab ich eine zeitlang gerne in der Nähe eines bestimmten Kleiderschranks gespielt, weil der den Bass unterstützt hat und das ganze wuchtiger klang.

Außerdem hab ich auch schon (leider) feststellen müssen, dass mein Akkrodeon völlig anders "rüberkommt", wenn ich im freien spiele. Da hat keine Registereinstellung mehr gepasst.

Diese Erkenntnis fand ich nicht nur sehr ernüchternd, sondern auch sehr lehrreich. Denn das stellt nochmals eine ganz neue Herausforderung, dass man möglichst schnell auf die verschiedenen Umgebungen reagiert und mit denen klar kommt. Denn erst, wenn ich es in der jeweiligen Situation schaffe dem Zuhörer den Klangeindruck zu vermitteln, den ich mir vorstelle, dann ist die Sache gelungen. Das jeweils herauszufinden und hinzubekommen ist sicher nicht leicht und manchmal klappts auch nicht, aber ich halte das für genau so wichtig, wie das Stück an sich können. Das ist auch eine Art der Instrumentenbeherrschung, die wichtig ist!

.. aber warum soll man sich nicht ab und zu verwöhnen und an seiner Lieblingsstelle spielen?

gruß, maxito
 
Hallo Morino,

klar... ich meinte ja nicht, dass man sich das nie gönnen soll. Die Akustikveränderungen schärfen den Blick auf bestimmte Details.

Wenn Max vor seinem Schrank oder nahe einer Ecke spielt, wird ihm vielleicht eine Bassfigur bewusst, die er sonst nie bemerkt hätte. Dann phrasiert er sie anders und das ist ein grosser Gewinn.

Dann gehst Du auf die Treppe und bekommst einen kurzen aber lauten Hall geschenkt. Dadurch fallen schlechte Tonverbindungen (z.B. holprige Übersätze) ersteinmal weniger auf, Du bist von der Klangstärke fasziniert und spielst entsprechend selbstbewußter und hörst plötzlich größere Strukturen, die Dir das Stück kleiner und leichter erscheinen lassen. Das ist natürlich wieder ein Gewinn.

Jetzt geht WiliamBasie in den Kachelraum und ihm fliegen selbst bei piano die Ohren weg, alles scheint laut zu sein. Sofort reagiert er mit dynamischen Korrekturen. Wieder ein Gewinn.

Dann verschanzt sich Schultze in der Box - es ist furztrocken - er hört Artikulationen und Fehler überdeutlich, die linke Seite ist von der rechten scheinbar abgekoppelt... hm unangenehm... aber er übt gewissenhaft an diesen Details und spielt so lange und so laut er will. Ein großer Gewinn.

Wenn Du all diese Varianten "durchlebst", wirst Du flexibel. Wenn Du Dir aber nur eine Umgebung gönnst, nimmst Du Dir diese Hilfsmittel.

Es geht natürlich auch mit Konzentration und Disziplin, aber ich denke, der Akustikwechsel ist hilfreich.

Bei mir wechselt die bevorzugte Akustik sogar von Stück zu Stück, ja sogar innerhalb eines Stücks hätte ich manchmal gern verschiedene Umgebungen. Das muß man dann eben imaginieren. Mein Übeplatz ist ganz zufällig, zur Zeit in einem Hotelzimmer wo ich ganz leise klappere (fast ohne Ton) und im Sinfonieorchester wo es beim Einspielen so laut ist, dass Du von Dir selbst garnichts hörst.
 
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So hab ich eine zeitlang gerne in der Nähe eines bestimmten Kleiderschranks gespielt, weil der den Bass unterstützt hat und das ganze wuchtiger klang.

Maxitos Kleiderschrank bringt mich auf folgende, vielleicht verrückte Idee: jeder kennt einen Paravent (auf Deutsch spanische Wand), den man früher in besseren Haushalten hatte, heute wohl nur noch im Film sehen kann, um sich dahinter "gschamig" aus-, an- oder umzuziehen. Dieser Einrichtungsgegenstand ist ein mit Stoff bespanntes mindestens 2-teiliges Gestell, das man als Sichtschutz beliebig im Raum aufstellen kann.

Wenn man nun anstelle des Stoffs leichte Holzplatten in ein Paravent-ähnliches, aber etwas kleineres Gestell einbauen würde, bekäme man einen flexiblen akustischen Reflektor. Diesen könnte man beliebig so im Raum postieren, dass das Akkordeon passend klingt. Derartige Reflektoren hat man in manchen Hallen, Konzertsälen oder Theatern (oft nachträglich) angebracht, um die Akustik zu verbessern.

Ein solcher Reflektor hätte den Charme, dass man sich an gewohnter Stelle im Raum mit seinem Akkordeon platzieren könnte und sich nicht in irgendwelche, im Zweifel bedrängende Ecken, leere Wohnungen (Klementine) oder gar fensterlose gekachelte Räume (Freund von WilliamBasie) zurückziehen müsste. Einen Platz zum Verstauen des Gestells bei Nichtbenutzung müsste man eben auftreiben.

Abgesehen von der Verwendung im Inneren von Gebäuden könnte man ja auch mal versuchen, so ein Teil im Freien einzusetzen - solange die Logistik hierfür nicht zu aufwändig wird !? Das dünne Gepiepsel im Freien kennen wahrscheinlich viele.

Viele Gruesze

Morino47
 
Maxitos Kleiderschrank bringt mich auf folgende, vielleicht verrückte Idee: jeder kennt einen Paravent...

Es war auf jeden Fall so, das für mich selber der bass viel kräftiger geklungen hat - den Effekt kriegst du vermutlcih durch die dünnen Stellholzwände auch - aber ich hab keine Ahnung , wie sich das für andere angehört hat. Denn der Schall kam ja relativ ausgerichtet zurück! Es wird sicher einen unterschiedlichen Klang für die Zuhörer ergeben. Nicht umsonst wird in Konzerthallen so ein Aufwand betrieben, wie und wohin man den Schall lenkt.

... aber nächste Woche, kannst das gerne selber ausprobieren - der Schrank steht noch an der gleichen Stelle. Nur sind keine Kleider mehr drin!:)

Gruß., maxito
 
Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es hier nur um das eigene Wohl. Vielleicht ist das hier eher ein Fall für's Zubehör?

Eine mobile Wand ist ein ganz schöner aufWand...
 

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