Keyboarder als Frontmann

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Hallo liebe Musikergemeinde!
Seit ca. einem halben Jahr habe ich ein Problem, was an sich neu für mich ist. Nach jahrzehntelanger Arbeit in vielen Bands als Keyboarder mit Gesang quasi "im Hintergrund" bin ich jetzt in der Situation, daß ich neben dem Bedienen der Hammond auch gleichzeitig der Sänger meiner Bluesband bin. Das alleine ist schon leicht ungewöhnlich, aber dazu kommt daß ich eher der introvertierte Typ bin und immer froh war, daß mich auf der Bühne niemand sieht. (jedenfalls fast....)
Der erste Testgig auf einer Musikerparty in der Gegend wurde auf Video festgehalten, und.... na ja, ich sitze halt da wie ne deutsche Eiche.
Jetzt meine Frage, wie kann ich als Tastenmann etwas Bühnenperformance in die Sache reinbringen? Welche Videos von welchen Musikern sind geeignet um sich etwas abzugucken? Ich weiß, da gibt es sicher ne Menge, aber so einen richtigen Geistesblitz hatte ich zu dem Thema noch nicht.
Eventuell hat ja jemand von Euch eine gute Idee dazu.

Grüssle
vom André
dersichimmerhinterseinemequipmentversteckt
 
Eigenschaft
 
Du könntest mal ausprobieren im Stehen zu spielen, da ergibt sich eine gewisse Dynamik ohnehin und du hast es auch einfacher ein wenig Bewegung in die Sache zu bringen. Für den Anfang könnten auch einzelne Standard-"Präsentationstechniken" helfen, wie z.B. dass du dir vornimmst am Anfang mal einmal pro Song jemandem im Publikum sozusagen "anzusprechen". Um Schüchternheit zu überwinden könntest du da am Anfang einfach keinen Zuschauer nehmen sondern einen leeren Raum zwischen den Zuschauern. Wenn das dann sitzt kommt mehr Sicherheit von alleine :)
 
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OK... schon mal ne gute Idee. Nur das im Stehen spielen fällt raus, wenn ich die Hammond noch unterbauen muß um auf Spielhöhe zu kommen, dann wirkt´s gewaltig groß....:eek:
 
Ich finde bei diesem Typen kann man sich sowohl musikalisch als auch "optisch" ordentlich was abschauen.
Ich brauche auch unbedingt ein Clavinet mit soner Whammybar :-D

 
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Eine gute Adresse wäre auch Marco Parisi.
Der Typ macht zwar nicht sonderlich viel, aber der hat einfach eine Ausstrahlung auf der Bühne. Man sieht eigentlich nur, dass der die Musik fühlt und richtig geil findet.
Wenn man das rüberbringt hat man meiner Meinung nach die beste Performance.
 
Hier mal ein Tastenmann als Sänger. Allerdings macht es hier für mich die Musik und nicht unbedingt die "Performance".
 
Nun. vieleicht auch dirch andere Faktoren bedingt, dass es so ist - aber hier ist Jeff Healey
ob da nun eine Gitarre oder ne Hammond ist ... er sitzt "vorne"
 
Meine 5 cents:

  • Keys im Stehen geht fuer mich ganz persoenlich irgendwie gar nicht. Das ist zu sehr Rentnertanzband / Volksmusik. Also - sitzen ist schon okay.
  • Eine Idee kann es sein, seitlich/schraeg zum Publikum zu sitzen - so ist man nicht hinter einem Berg Technik vergraben, sondern zugaenglich. Vorbildlich - allerdings am Piano - macht es Tori Amos finde ich.
  • Schau' mal ein paar Videos von Phil Collins mit Genesis, wenn er Drums spielt und dazu singt - geht also auch.
  • Buehnenposition - bei Booker T & the MGs war immer klar, wer der Chef ist, auch wenn der "nur" Orgel gespielt hat und nicht gesungen hat. Ueberhaupt - mal ein paar Videos von Booker T Jones studieren, da kann man sich viel abschauen, finde ich.
 
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Mir fallen da noch Ray Charles ein und Gröemeyer ... beide gehen halt mit ihrem Körper mit und geben dadurch optisch etwas "Schmackes" zur Musik.
Grundsätzlich kommt´s bei mir als Zuschauer aber auch auf die Atmosphäre an: bei einem ruhigen, konzentrierten song brauch ich keinen Rumhampler, bei Blues, der abgeht, tut ein bißchen Bewegung aber schon gut - das paßt einfach ...

Wie ist denn bei Euch die Besetzung und die Raumaufteilung?
Wenn ich mal von Bass, drums, Gitarre, keyboard/Gesang ausgehe, dann wäre eine Option beispielsweise das drum zentral in den hinteren Bereich zu packen, rechts oder links Bass und Gitarrist und gegenüber das keyboard, leicht schräg zum Publikum hin. Dann kannst Du ins Mirkro singen und leicht schräg ins Publikum schauen. Dann kannst Du schon mit Augenkontakt, Kopfbewegungen und leichtem Mitgehen des Oberkörpers einiges an Dynamik rausholen.
Alternative wäre, Dich zentral in den vorderen Bereich zu packen, das drum schräg an die Seite und gegenüber Bass und Gitarre.

Bei beiden Settings kann man sich ja gegenseitig unterstützen: Wenn Basser und/oder Gitarrist mit den songs mitgehen (im Rhythmus mitwippen/sich bewegen, bei Soli körperlich mitgehen) - dann reicht das, wenn Du auf Deiner Seite was mit dem Oberkörper machst, so dass sich insgesamt etwas Dynamisches ergibt.

Wenn Du es halt gewohnt bist, wie eine Eiche zu spielen, dann solltest Du das mit den Bewegungen vorher etwas üben, damit Du Sicherheit gewinnst, versuch beispielsweise mal, Dich im Rhytmus vor und zurückzubewegen oder zu Seite - das sollte mit ein bißchen Üben drin sein (also dass Du trotzdem die korrekte Position zu den Tasten behälst). Versuch auch mal, beim Singen das Gefühl des songs/Textes auch mimisch / mit dem Körper auszudrücken.
Wenn Du zu Hause oder im Proberaum die Möglichkeit dazu hast, bau Dir einen Spiegel auf und beobachte Dich selbst beim Spielen. Das dürfte zwar zunächst ungewohnt sein und Dich möglicherweise auch befremden oder nerven, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase wirst Du aber damit klar kommen und Dir wird auffallen, an welchen Stellen Du was machen könntest und Du bekommst halt sofort ein optisches Bild davon, wie das rüberkommt.

Und noch mal: Wie man als Band rüberkommt, ist Sache von allen MusikerInnen in der Band. Du bist zwar jetzt quasi unfreiwillig-automatisch zum Frontmann geworden, weil Du auch den Gesangspart übernommen hast, aber alle haben einen Beitrag dazu zu leisten, wie die Band optisch rüberkommt. Es ist gut, darüber zu sprechen und auf mehrere Schultern zu verteilen.
Es bringt halt recht wenig, wenn einer versucht, die Leute mitzureißen und sich dabei Arme und Beine verrenkt und die anderen stehen da wie die Eichen ...

x-Riff
 
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  • Keys im Stehen geht fuer mich ganz persoenlich irgendwie gar nicht. Das ist zu sehr Rentnertanzband / Volksmusik. Also - sitzen ist schon okay.
Dann sieh dir mal an, wie Steve Porcaro herumfreakt. Oder wie ein zu diesem Zeitpunkt schon gut 60 Jahre alter Jean Michel Jarre in seiner Burg aus zwei Dutzend zumeist klassischen Analogsynthesizern herumwirbelt. Jarre hat fast nie im Sitzen gespielt – nur mal eine Zeitlang "Oxygène 13" als Zugabe alleine hinter der Eminent mit einem hinter ihm abbrennenden bengalischen Feuer. Oder siehe auch dieses Video von 1985 mit Stevie Wonder, Herbie Hancock, Howard Jones und Thomas Dolby in einer gemeinsamen Keyboardburg.

Klar, B-3, akustisches Piano und Rhodes werden im Sitzen gespielt. Synthesizer werden im Stehen gespielt. Gerade in größeren Mengen. Und es sind auch die Synth-Leute, die am meisten abgehen.


Martman
 
Und es sind auch die Synth-Leute, die am meisten abgehen.
Wie kommst Du denn auf das?
Obwohl das nicht meins war und ist, ich erinnere mich an sehr bekannte Organisten, die die Orgel mit dem Messer malträtierten und/oder die Orgel fast umwarfen. R. Wressnig oder auch Wolfman (Volker Kuntschner) springen noch heute auf ihren Orgeln herum.
Aber zur Sache zurück, wenn Dein musikalischer Beitrag entsprechend gut ist, bedarf es keiner zusätzlichen und möglicherweise unnatürlich aussehender Performance. Ich erinnere an den gerade verstorbenen Sänger und Frontmann von Hot Choclate, dessen Performance oft darin bestand sich möglichst nicht zu bewegen. Es liegt nicht jedem Musiker das "Herumgehampel".

Frontmann sein kann man auf die unterschiedlichste Weise, kommt ja auch auf das Zielpublikum an. Gerade beim Blues hat man überwiegend ein "jung gebliebenes Publikum" (;)) und da sind Posing oder Stimmungsanmache nicht mehr das Maß der Dinge. Sei einfach so wie Du bist. Es geht ganz einfach darum das Publikum musikalsich zu begeistern und auf einem hohen Niveau zu unterhalten.
 
Wie wär's denn mit SOWAS? :D

Binschonwiederraus...
 
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Wie wär's denn mit SOWAS? :D

Binschonwiederraus...
So wie Snoop Dogg? :D
snoop_keytar.jpg
 
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aber hier ist Jeff Healey [...]
ob da nun eine Gitarre oder ne Hammond ist ... er sitzt "vorne"
ich sehe drei möglichkeiten
- der solo-artist kann ruhig vorne in der mitte sitzen, der rest der band verschwindet im hintergrund. ob er steht oder sitzt ist egal.
- der unauffällige hintergrund-keyboarder darf sitzen. auf ihn achtet kaum einer.
- der keyborder als frontman einer band steht normalerweise im mittelpunkt

Keys im Stehen geht fuer mich ganz persoenlich irgendwie gar nicht. Das ist zu sehr Rentnertanzband / Volksmusik.
naja:

jon-lord-1973.jpg
 
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Ihr koennt noch 95 andere Beispiele bringen, ich bleib' dabei - Keys "gehoeren" FUER MICH (!) sitzend. So wie Kontrabass stehend gespielt wird und Blaeser live auch "zu stehen haben", richtige Drums werden auch im Sitzen gespielt, E-Gitarristen haben gefaelligst zu stehen (ausser Lap-Steel-aehnliches). Nennt mich verbohrt, nennt mich Tradionalist oder Hinterwaeldler, ich habe halt meine Meinung. Fuer mich ist ein Pianist/Hammond-Spieler/Keyboarder immer "serioeser", wenn er tatsaechlich sitzend sein Instrument bedient, an Pedale kommt, etc.

Ich gebe zu, dass man - gerade auch im neueren Rock-Pop-Setup, wo ja kaum eine Band ohne Synth auskommt - viele Stehende sieht, aber deswegen muss es mir ganz persoenlich ja nicht gefallen, gell?

Also - weitermachen! :D

Wo wir uns einig sind in Richtung Eingangsfrage: Wichtiger als die "Optik" ist die "Akustik". Eine tolle musikalische Performance muss nicht immer auch ein Audio-Video-Spektakel sein. Andererseits will das Live-Publikum ja auch vom Feeling und Anschauen her unterhalten werden, sonst koennte man sich ja auch nur die Aufnahmen anhoeren. Ein bisschen in Richtung Live-Performance sollte man also auch denken...
 
Ihr koennt noch 95 andere Beispiele bringen, ich bleib' dabei - Keys "gehoeren" FUER MICH (!) sitzend...
TE Onkelmaus will vielleicht noch was anderes hören - er will performance in die sache bringen, und fragt nach beispielen, um sich was abzuschauen.
dass du ne explizite meinung hast, hat jeder verstanden, aber es geht um Onkelmaus.
du kannst ruhig stehen, sitzen, liegen, handstand - wir wollen dich nicht bekehren.
 
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Wenn mich ein Tastenmann fasziniert, dann ist das Paolo Conte. Sparsame Bewegungen (hin und her wiegen des Oberkörpers, der Griff zum Micro) und eine ausgeprägte Mimik (das Schliessen der Augen und die hochgezogenen Augenbrauen), die mit zunehmendem Alter immer besser wird, sind sein Markenzeichen. Oft sitzt er schräg zum Publikum und muss dann, wenn er in Interaktion mit ihm treten will, den Kopf drehen. Bei Conte habe ich das Gefühl, er singt seine Lieder für sich selbst, und er lässt sein Publikum "nur" daran teilhaben.
Ob sich das für deine Musik umsetzen lässt weiss ich nicht. Für mich jedenfalls strahlt dieser Mann eine extrem grosse Souveränität aus.

hier mal ein Beispiel

 
Wer hat's erfunden?

 
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Ihr koennt noch 95 andere Beispiele bringen, ich bleib' dabei - Keys "gehoeren" FUER MICH (!) sitzend. So wie Kontrabass stehend gespielt wird und Blaeser live auch "zu stehen haben", richtige Drums werden auch im Sitzen gespielt, E-Gitarristen haben gefaelligst zu stehen [...]
Und Bassisten spielen stumpfe Achtel, Gitarristen spielen nur Clean oder verzerrt, Drummer spielen nur Grundbeat usw. ;):rolleyes:
 
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