Kennt ihr das Gefühl "Spielrausch"?

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Hey,

seit neuestem macht meine Band Probenmitschnitte. Leider fehlt noch ein passendes Kabel um 2 Mischpulte miteinander zu verbinden, weswegen Sänger und E-Piano kaum zu hören sind. Aber darum gehts grad gar nicht.
Letztens haben wir nen Song gespielt und ich hab ihn mir gerade eben mal angehört.

Kennt ihr das, ihr hört euch etwas von euch an und denkt euch, was? Das war ich? Das wäre mir nie im Traum eingefallen. Oder eher, 'ich kann gar nicht mehr nachvollziehen was ich da genau spiele'.

Ich hab mal einen Solo-Part rausgeschnitten. (Scheiß auf die Soundquali)

Solosample

Nehmen wir mal die Stelle ab 22 Sekunden. Ehrlich gesagt habe ich keinen Plan mehr, was ich da genau gemacht hab. Ich weiß nicht mal, was mich da geritten hat sowas zu spielen. Grad würde ich gar nicht mehr auf die Idee kommen es da so zu machen. Sprich, ich hätte es ohne dieses Sample eigentlich vergessen.
Ich kann mich nur an das Gefühl erinnern, das ich an dem Tag hatte. Das war in etwa so "egal, was du heute ausprobierst, es gelingt dir"
Wenn ich zu dem Song bei mir daheim im Keller spiel dann hab ich das Gefühl, dass ich da nicht "solche" Sachen mache, dass ich da viel mehr überlege was ich mache, viel weniger nicht nachdenke, sprich, zuviel nachdenke. Dadurch klingt es dann meiner Meinung nach etwas zu perfekt. Manchmal fehlts bei mir einfach am nötigen "Dreck" wenn ich zu viel nachdenken, weil ich denke, es muss perfekt sein und dreckige Töne passen da doch nicht rein. Klar, damit behindere ich mich eigentlich selbst. Aber dann höre ich so einen Solopart und weiß, dass ich in diesem Moment nicht nachgedacht hab und schon klingt es für mich irgendwie lebendiger.

Ich will damit nicht sagen, hey schaut her, das ist ein supertolles Solo ziehts euch rein.

Sondern mich würde mal interessieren, ob ihr auch das Gefühl kennt, mal mehr die Hemmungen beim spielen wegzusperren oder doch mal mehr gehemmt zu sein und sich selber blockieren, obwohl man es eigentlich besser kann. (und ich rede hier jetzt nicht von Lampenfieber vor einem Auftritt)
 
Eigenschaft
 
ja , kommt mir bekannt vor. vorallem das gefühl:
"HÄ, was hab ich den da gespielt?"
 
Sondern mich würde mal interessieren, ob ihr auch das Gefühl kennt, mal mehr die Hemmungen beim spielen wegzusperren

Ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Es geschieht meistens wenn man gemeinsam mit anderen Menschen zusammen musiziert. Es ist ein Gefühl des sich "fallen lassens" und des Vertrauens. Gemeinsam kann man sich so in einen "Spielrausch" hineinsteigern und sich so auf einer gemeinsamen Ebene befinden. Das ist ein Gund warum ich Musik mache (das verbindene Element zu meinen Mitmusikern). Ein schönes Gefühl:great:
 
Ja, aber lustig, dass man es alleine (also ich spreche da für mich) nicht hinbekomme. Ich meine, wann kann man sich eigentlich eher fallen lassen? Daheim allein oder mit anderen Menschen? An sich würde die Logik sagen, erst mal allein. Mit anderen Menschen das benötigt Zeit. Wenn ich aber gut drauf bin, dann erziele ich viel bessere musikalische Resultate zusammen mit anderen.

Fazit: Es ist die Wechselwirkung mit anderen Menschen. Man hat Leute um sich, die auch gut drauf sind und abgehen und das reist mit und treibt einen an.
 
J

Fazit: Es ist die Wechselwirkung mit anderen Menschen. Man hat Leute um sich, die auch gut drauf sind und abgehen und das reist mit und treibt einen an.

Genau:great:. Ich denke alleine denkt man auch zuviel nach und ist verkrampft. Wenn man aber Menschen auf seiner Wellenlänge hat sieht es ganz anders aus und hey das ist doch das was die Musik so lebendig macht (die Interaktion mit anderen Menschen). Im stillen Kämmerlein hat man das nicht
 
Wenn ich in Topform bin, und spiele, dann raste ich psychisch komplett auf der Gitarre aus. Slides in Lichtgeschwindigkeit rauf und runter, Schläge in tausendstel und dann ein Solo von Vai oder anderen Interpreten auf meine Art anders spielen, doch so das das Original teilweise noch da ist.
Das ist für mich Spielrausch.:ugly:
 
ich finde das geht genauso gut auch alleine im kämmerlein wenn man sich davor ordentlich ein durchpfeift (natürlich keine joints, nur wasserpfeife zum entspannen!) und sich vielleicht ein bierchen dazu aufmacht.
dann geht bei mir zumindest die verkrampfung weg und kreativ wird man dann auch wie ganz von alleine....
Michi;)
 
Wenn ich in Topform bin, und spiele, dann raste ich psychisch komplett auf der Gitarre aus. Slides in Lichtgeschwindigkeit rauf und runter, Schläge in tausendstel und dann ein Solo von Vai oder anderen Interpreten auf meine Art anders spielen, doch so das das Original teilweise noch da ist.
Das ist für mich Spielrausch.:ugly:

Wie gesagt für mich bezieht sich der "Spielrausch" nicht rein auf die technische Ebene, sondern ist vielmehr auf die Interaktion mit meinen Bandkollegen bezogen:)
 
Genau das meine ich auch. Es geht nicht um Hemmungen bzgl. Technik und dass man mit den Fingern ins Stocken gerät. Sondern da drum, was man aus der Technik, die man beherrscht macht. Nämlich Musik. Irgendwann erreicht man einen Punkt, an dem man alle Hüllen fallen lässt und Sachen macht, die man vorher nie ausprobiert hätte, weil es evtl. zu schräg klänge oder was weiß ich und dann merkt man, dass es doch geil klingt.
 
Klingt wie 'n 30 Jahre alte "Santana @ Montreuz Jazz Festival" Session.

Im positiven Sinn :great:

Und das mit dem Spielrausch kenn ich. Auch wenn ich die spielerischen Qualitäten noch nicht besitze :). Leider ist es aber so, dass gerade in solchen Momenten "kein" Recorder mitläuft.

Mir gefällt das jedenfalls richtig gut.
 
@slugs:
Hört sich echt klasse an :great:

@Titel:
Tja, kann zwar nicht wirklich gut Gitarrespielen, aber trotzdem kenn ich das.
Früher haben wir sehr oft auf ner Akustik-Klampfe gejammt, also ich gespielt und
Mitglieder des ortsansässigen Krichenchorvereins dazu gesungen (gut, einige Bierchen waren mit Sicherheit im Spiel :D ).

Wenn dann die Vocals so richtig Gänsehaut bei mir verursacht haben, konnte ich Dinge auf der Gitte spielen, von denen ich nicht wusste dass ich das kann (auch danach nicht wieder abrufbar :( )
Oft fragte man: "...spiel das nochmal..." --> ging und geht nicht !

Wie so oft in solchen Situationen: kein Recorder dabei.
(Frage mich aber auch bei realisitscher Einschätzung meines Könnens): war es wirklich
so gut wie meine Erinnerung es mir vorgaukelt ?
 
Ja, aber lustig, dass man es alleine (also ich spreche da für mich) nicht hinbekomme.
Oh doch, das geht... :)

Ich hatte mal für mehrere Wochen keine Möglichkeit/Lust Gitarre zu spielen. Auf einmal hab ich mir meine Akustikklampfe geschnappt und hab locker ne Stunde für mich selbst gespielt. Und da kamen Sachen bei raus, die ich so nicht mehr hinbekomme.
 
das Wort Spielrausch kenn ich sehr gut. Was ich mit meiner Band Goldrausch da in den 5 jahren so on stage gezaubert hab, ist heute aus der späteren Sicht unvorstellbar. Wir haben uns alle in wilde Trance gespielt. Aufm Krämerbrückenfest in Erfurt haben wir Songs wie Down By The River oder Cortez The Killer, Cowgirl In The Sand jeweils in gut 30 Minuten Versionen zelebriert vor 1000 Leuten, in Nürnberg haben wir uns mit Like A Hurricane in einen Orgasmus reingespielt und in Stuttgart wars mit unserer eigenen Version von Crime In The City auch so. Das sind Augenblicke die schwer zu wiederholen sind. Aber irgendwie haben wir es über die Jahre immer wieder hinbekommen. Tolles Gefühl im Rückblick und wenn man die Magie dieser Songs aus dem Original her verstanden hat und seine eigenen Gefühle damit vermischen kann, dann kommt was ganz grosses dabei raus und das war soooo wie wir es immer gebracht haben jedesmal auf seine Art und Weise einzigartig:cool::cool:
 
Schön, dass es euch gefällt :)

Ich glaube, die Momente, die ihr beschreibt sind die kurzen Einblicke in die Welt von Musikern, die von außen her betrachtet wirkliche Musik machen. Die Musik praktisch Leben. Was weiß ich, nehmen wir Hendrix. War der mit seiner Gitarre nicht eins?

Das, was uns von solchen Leuten unterscheidet könnte neben Spieltechnik und dem ganzen unwichtigen Kram auch das sein, dass die sozusagen fast immer so einen Moment, wie wir ihn beschrieben haben, erreichen beim musizieren, sich dann aber noch gut erinnern können, was sie da gerade gemacht haben.

Hm, dieser Gedanke ist recht schwer zu beschreiben.
 
Was weiß ich, nehmen wir Hendrix. War der mit seiner Gitarre nicht eins?

DAS ist interessant... Du hast recht!

Das wird einem aber scheinbar nicht sofort bewusst, da es einfach viel zu viel erzwungenes Stageacting gibt. Wenn man sich Hendrix vors innere Auge führt, kann man sich schon gut vorstellen, daß er bei den Gigs das Selbe gefühlt hat, was wir hier beschreiben. :)
 
Spielrausch...

klingt irgendwie so illegal und gesundheitlich fragwürdig, dabei ist es das ja gar nicht. Es ist nur irgendwie seltsam. Ist man erstmal "drin", läuft alles wie von selber. Die Kontrollwut nimmt ab, der Genußmensch kommt zum Vorschein, setzt sich ans Lagerfeuer und hört zu wie auf einmal jemand ganz anderes das Solo spielt. Irgendwie wunderschön, do wo war der vorher? Bei diesem Gedanken läuft mir ein Gänseschauer den Rücken herunter und ich erwache um zu bemerken, daß mir grade nix gescheites weiter einfällt und mache mit der Bridge weiter. Sofern ich alleine spiele. Mit ner Band kann das den ganzen Abend so sein. Konnte. *seufz*.
 

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