Kawai CA 65

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Da mir hier so bei meiner Entscheidung geholfen wurde, gebe ich der Gemeinschaft etwas zurück ;)
Hier nun ein Review zum CA 65 von Kawai:

Vorab
Ich habe mehrere Digitalpianos intensiv probegespielt. Mit mehr als 10 Jahren Erfahrung am Klavier mit der permanenten Option, an einem Semi-Konzertflügel zu spielen, war mir für mein eigenes Zuhause ein Instrument wichtig, welches dem Spielgefühl eines Flügels nahe kommt, die Möglichkeit bietet mit Kopfhörern zu spielen und natürlich auch gut klingt, wobei mir immer klar war, dass ein DP einem analogen Instrument immer unterlegen sein wird - in Sachen "echter" Klang, nicht was die Möglichkeiten angeht.

CA 65 vs. CA 95 (Top-Modell) und CA 15 (Basismodell der CA serie)
Kawai bietet mit der Concert Artist Serie (CA) eine Reihe von Instrumenten an, die sich alle an ambitionierte bis professionelle Spieler richten. Holztastatur und hervorragende Klänge sind neben der optischen Aufbereitung die wesentlichen Leitungen dieser Serie. Je nach Modell fällt die Ausstattung puristischer oder umfangreicher aus. Drei Modelle sind von Kawai neu überarbeitet worden und haben die neue Grand Feel Tastatur erhalten, die das Spielgefühl eines Flügels simmuliert. Das funktioniert überzeugend gut. Das Spielgefühl und auch alleine schon der Geruch der Holztasten, die Anschlagsdynamik, die Druckpunktsimmulation, all das führt bei allen Modellen zu einem atemberaubenden Spielgefühl. Eine Dreifachsensorik ermöglicht das Spielen von Tremolos wie auf einem Flügel. Insgesamt war das die beste Tastatur, die ich gespielt habe. Darum war schnell klar: Eins der drei muss es werden. Weil mein Budget auf 2,5T€ begrenzt war, habe ich mich gegen das größere CA 95, welches, neben einigen minimalen technischen Zusatzspielereien (im Wesentlichen mehr Klänge und Demostücke etc.) vor allem durch einen wesentlich besseren Klang besticht. Dieser wird durch einen Echtholzresonanzboden erzeugt, was insbesondere in den Basslagen beeindruckend ist. Aber 1 T€ Aufpreis zum CA 65 war es mir dann doch nicht wert, zumal das 65 auch schon sehr gut klingt. Das kleinere CA 15, welches auf der Musikmesse vorgestellt wurde/wird, konnte ich ebenfalls spielen. Es kostet rund 400 € weniger als das CA 65, dafür bietet es aber wesentlich (!) weniger an Leistung. Die Tastatur ist (offiziell) eine etwas andere, aber sehr ähnlich zu der im CA 65/95 verbauten Grand Feel Tastatur. Die Holztasten sind (innen) etwas kürzer - angeblich. Es könnte aber auch sein, dass der einzige Unterschied in einem anderen Namen der Tastatur besteht. Angeblich hat mein Klavierbauer das mal geöffnet und meinte, das sei nur Marketing. Naja. Beweise habe ich keine. Offiziell ist jedenfalls im CA 15 eine leicht andere Tastatur, nämlich die RM3 Grand II. Aber auch aus Holz und vom Spielgefühl her ebenbürtig. Das CA 15 bietet aber leider eine nur sehr puristische Ausstattung, welche mit 8 Klängen und einer Record-Funktion schon fast beschrieben ist. Auch ein Line-Out fehlt, was einem jegliche Option nimmt, den Klang durch Boxen zu verbessern. Das war für mich, insbesondere unter dem Hintergrund der noch kleiner dimensionierten Boxen im Piano, ein Todschlagargument gegen die kleine Schwester - auch wenn ich sonst mit allem hätte leben können. Man bekommt beim CA 65 eben für (nur) 400 Euro eine ganz andere Klasse an Instrument.

Tastatur, Klang und Gehäuse
Zur Tastatur und dem Spielgefühl habe ich mich ja schon geäußert. Trotzdem noch mal der Hinweis, dass hier sicher das große Pfund dieses Instrumentes liegt. Die technische Ausstattung des CA 65 ist mehr als ausreichend umfangreich. Es verfügt über eine 256-fache Polyphonie, die sicher selbst von erfahrenen Konzertpianisten kaum auszureizen sind. Andererseits muss das auch so sein, weil die Klänge recht lang gesampelt sind. Wenn man eine Taste anschlägt, dann klingt sie so lange aus, wie bei einem Klavier. Jeder Ton wurde mehrfach und in unterschiedlichen Dynamikbereichen gesampelt, was ein sehr authentisches Klangbild erzeugt. An die Nebengeräusche der akustischen Vorbilder (Ruckfallgeräusche der Tasten und Pedale) wurde natürlich auch gedacht. Die Boxen sind gut dimensioniert und separate Hochtöner direkt über der Tastatur lassen den Klang auf der Pianobank noch besser wirken. Das Gehäuse ist Robust und gut verarbeitet. Optisch denke ich dezent. Alle Bedienelemente finden zentral einen Platz auf der linken Seite neben der Tastatur, so dass man nicht von blinkenden Tasten abgelenkt wird. Die Steuerung erfolgt über ein zentrales Display. Wenn man an dem Instrument sitzt und spielt, vergisst man, dass man nicht an einem (analogen) Klavier spielt. Für mich persönlich genau das, was ich immer gesucht habe: Flügelsound in den Ohren, Das Gefühl der Tasten und das Alles nur für mich, ganz intim über Kopfhörer. Toll!

Sounds und Technik
Die diversen Flügel- und Klavierklänge sind alle gut bis sehr gut. Ich hätte das nie gedacht, aber es macht wirklich Sinn, je nach Stück auch mal das Instrument zu wechseln. Für tragende, melodische Stücke eher einen Konzertflügel, für Jazz vielleicht eher ein Klavier? Kein Problem: Alles drin und gut umgesetzt. Natürlich gibt's on top noch Orgeln, Digitalpianos (Rhodes etc.) und eine Reihe von Effekten (Hall, Delay, Rotary etc.) Es gibt viele Begleit-Rhythmen und ein Metronom. Ausserdem die Möglichkeit, sowohl intern auf einem der Speicherplätze, als auch extern (Line Out oder direkt auf USB) aufzunehmen. Midi-Anschlüsse sind natürlich auch vorhanden.

Ich will garnicht mehr auf die technischen Möglichkeiten eingehen, weil mir persönlich das beim Kauf auch nicht wichtig war. Das muss man einfach ausprobieren oder sich das Handbuch bei Kawai laden und nachlesen. Zwei Dinge, an die ich beim Kauf nicht gedacht hatte, entpuppen sich aber jetzt als toll: 1. Mit dem Piano kommt umfangreiches Notenmaterial und eine Klavierschule nebst Fingerübungen. Alle Stücke sind eingespeichert und können abgespielt werden. Eine gute Mischung aus Klassik und anderen Sparten (Hymnen, Volkslieder, etwas Pop). Viele Klassiker der klassischen Klavierschule sind dabei. Diese Noten und auch die Möglichkeit, sich Passagen anzuhören, nutzen wir viel! Insbesondere meine Frau, die anders als ich vom Blatt spielt, ist davon begeistert. Ich selber finde es gut, dass man 2. Die Möglichkeit hat, sich Stücke auf einen USB-Stick zu laden und dann direkt über das Klavier (also z. B. über den Kopfhörer) anzuhören. Wenn man wie ich eher in Richtung Pop und Jazz spielt und viel "heraushört" (dafür leider weniger gut Noten liest… :( ) ist das eine überaus hilfreiche Funktion: Anhören, pause, nachspielen, korrigieren - ohne den Kopfhörer zu wechseln. Echt gut! Ging früher auch über den CD-Player mit der Fernbedienung und dem analogen Klavier, aber so ist es natürlich viel besser und vor allem stumm.

Und sonst?
Was mich auch noch beeindruckt hat, sind die Pedale. Da merke ich wirklich keinen Unterschied zum Klavier. Ich meine, das Pedal ist für mich eine sehr wichtige "Taste" und man darf das glaube ich nicht vernachlässigen.
Kurz zur Montage: total einfach. Das Hauptproblem ist das Entsorgen des Riesenkartons.....der so dick ist, dass man zum zerkleinern fast eine Flex benötigt. Um das Hauptmodul (Tastatur- und Tachnik-Kasten) herauszuheben und zu montieren, benötigt es aber schon zwei Personen. Alleine: Keine Chance!

Nachteile
Was mir nicht so gut gefällt ist, dass im Mittenbereich ein/zwei Frequenzen etwas schäppern. Das scheint weder an der Lautstärke zu liegen (kommt auch bei leiser Einstellung) noch an den Boxen. Hier scheint beim Sampling was schief gelaufen zu sein. Aber ich muss dazu sagen, dass ich ein extrem gutes Gehör habe und immer schon Dinge gehört habe, die Freunde nicht hören (keine Stimmen im Kopf ;) ) Kann also auch ein subjektiver Effekt sein.

Ansonsten würde ich dem CA 65 eine Note Sehr Gut geben und das Sehr Gut + für das CA 95 vorbehalten. Wer also vor der Entscheidung steht: Ein Must Play!

Das Foto zeigt mein CA 65 nach der Montage, zusammen mit dem (mitgelieferten) Kopfhörer (eher durchschnittlicher Klang) und der ganz guten Bank mit Kunstlederpolster. Farbe: Rosenholz.

Foto.jpg
 
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Danke vielmals für dieses sehr differenzierte und ausführliche Review! Hat mir sehr geholfen (ich liebäugle auch gerade mit dem CA65, zumal mein hier rumstehendes Casio sich einfach nicht nach Klavier anfühlt...).

von unterwegs gesendet. Rechtschreibung exklusive.
 
Nachteile
Was mir nicht so gut gefällt ist, dass im Mittenbereich ein/zwei Frequenzen etwas schäppern. Das scheint weder an der Lautstärke zu liegen (kommt auch bei leiser Einstellung) noch an den Boxen. Hier scheint beim Sampling was schief gelaufen zu sein. Aber ich muss dazu sagen, dass ich ein extrem gutes Gehör habe und immer schon Dinge gehört habe, die Freunde nicht hören (keine Stimmen im Kopf ;) ) Kann also auch ein subjektiver Effekt sein.

ich sehe gerade dass dieses Post von dir schon etwas älter ist, aber es gibt einen Hinweis auf dein Problem auf der Kawai Seite.
Dem soll ein Software update helfen.
Mein CA65 habe ich jetzt im Januar gekauft und es wurde mit der ersten Firmware ausgeliefert 1.02, aktuelle Version stand heute ist die 1,07.
Update über USB Stick geht ganz einfach, einfach Schritte aus der Anleitung auf der Kawai Website befolgen.
 

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