Performance mit bis zu 16 Parts (19 Parts bei 3 Plug-In-Boards) werden beim Motif ES im Song- und Pattern-Mode angelegt.
Soundtechnisch ist der Motif ES 8 dem Korg M50 weit überlegen. Gerade wegen der Möglichkeit, bis zu 3 Plug-In-Boards (jeweils eigenständige Klangerzeuger, z.B. das DX 7 oder AN1X) zu installieren.
Wenn du auf ein buntes Touch-Screen-Display verzichten kannst, dann würde ich zum Motif ES 8 raten.
Sagen wir mal so:
Die Erstellung von mehr als 4 Parts zwecks Liveauftritt (Split und Layer) beim Motif ES über Song- und Patternmode ist eine dürftige Notlösung die zwar funktioniert, aber mit dem Begriff Ergonomie nichts mehr am Hut hat.
Das war meine Erfahrung. Und diese antiergonomische Notlösung war für mich dermaßen behindernd, dass ich es letztendlich gelassen habe und das gute Stück wieder verkauft habe.
Meine Gründe (die aber allgemeingültig sind):
1. Man muss mehr lernen, als man eigentlich eventuell bräuchte (neben Performance mode dann auch Sequencer und Pattern Programmierung). Das ist jedoch das kleinste Problem.
2. Die erstellten Songs/Patterns zwecks Livebedarf kann man nicht direkt über den Zahlenblock aufrufen. Nur über das Dial. Um diesem vorzubeugen, muss man dann noch ein Link im Mastermode erstellen, dass den jeweiligen Song direkt per Zahleingabe aufruft. Das ist dann schlicht doppelte Arbeit, schon alleine von der Namensgebung her. Zwischen dem direkten Eintippen von Buchstaben beim Touchdisplay und dem Scrollen von Buchstaben beim Motif liegen Welten, selbst wenn man es nur einmal machen muss.
Somit braucht man beim Motif unter Umständen bis zu vier Modi (Performance, Song, Pattern, Master) für etwas was sich bei absolut allen anderen Keyobards in einem Arbeitsmodus erstellen lässt.
3. Die Songs/Patterns sind beim Motif ES nicht speicherresident. Will heißen, man muss den erstellten Song auf einer Speicherkarte (usb, smartmedia) speichern und beim Anschalten immer wieder laden. Ist auch wieder eine umständliche Arbeit. Um einen neuen Song zu erstellen, muss man nötigerweise immer wieder auch die schon vorhandenen laden, damit man die Speicherplatzierung nicht durcheinander bringt. Und bei jeder kleinsten Intervention in den Song - und das passierte mir öfter, weil ich hier und da den Song dem Livebetrieb noch etwas anpassen musste - darf man nicht vergessen, das Ganze auch wieder auf einem externen Medium abzuspeichern. Zeitverlust ohne Ende.
Schon die Benennung von Songs und des Masters alleine kann einem die Lust aufs spielen verderben, wenn man Erfahrung mit anderen Keyboards hat. Bei 10 Songs ist das kein allzu großes Problem, aber wenn die Zahl größer wird, dann verschwendet man seine Zeit nur noch aufs Programmieren und nicht mehr auf die Musik.
Persönlich sind mir noch andere Dinge negativ aufgefallen:
1. Sehr viele Programme (Patches in Yamahas Terminologie) sind ohne Aftertouch programmiert. Da muss man dann nachprogrammieren und im User-Bereich nachspeichern. Keine große Sache, aber es hinterlässt mir das Gefühl, dass die Programmierer nicht ganz bei der Sache waren. Pitch- und Modulationsrad kann man nämlich schwer gleichzeitig bedienen.
2. Angesichts der Displaygröße empfinde ich es als einen groben Fehler, dass der Motif die Hüllkurven die man für den Lautstärken- und Filterverlauf (Amp und Filter) programmiert, nicht graphisch darställt. Also bei den sogenannten ADSR Parametern, samt Zeit und Intensität muss man sich einzig und allen auf sein Gehör verlassen. Selbst die uralte DX7 hatte wenigstens ein graphisches Diagram auf der Synthoberfläche aufgedruckt, damit man weiß, was welcher Parameter tut. In diesem Bereich editiert sich der Motif wie ein uraltes Keyboard, das über ein 2x16 Zeilen Display verfügt und wo man die Abkürzungen auswendig lernen (und behalten) muss.
3. Das gute Stück vermisst eine Tap-Tempo Funktion. Da kann man also den Arpeggio Live nicht verwenden, wenn man es dem Bandtempo anpassen will. Oder man zwingt den Drummer, mit einem Klick zu spielen. Ebenso lassen sich Delays dem Song beim Live Spielen nicht anpassen. Solche Dinge lassen sich über ein Software Update nachholen, aber dafür zeigt Yamaha kein Interesse. Neue Features werden meiner Erfahrung nach, trotz Kundenwunsch, nicht nachgeliefert. Korg, Kurzweil und selbst Roland machen das anders/besser.
4. Für keinen einzigen Parameter kann man eine Zahl direkt eingeben. Auch wenn man den Parameterwert exakt weiß. Da ist manchmal wildes herumdrehen am Dial vorprogrammiert. Einzige Ausnahme bildet die Eingabe im Samplingmodus für den Samplewert bei der Loop-Erstellung.
5. Für die meisten vielleicht weniger wichtig, aber der Sampler misst eine Cross-Fade-Funktion. Jeder der samplet, weiß, dass ein Sampler ohne diese Funktion kein kompleter (überhaupt benutzbarer) Sampler ist. Kann man extern machen über den mitgelieferten Waveeditor, aber dann hätten die ja auf den Sampler gänzlich verzichten können und nur eine Sampleplay-Funktion anbieten können. Das schätze ich bei Korg sehr. Wenn etwas fehlt und die Kunden es zum Ausdruck bringen, dann wird per OS Update nachgeholt. Yamaha verweist auf vorhandene Notlösungen und damit ist für die die Sache vom Tisch.
6. Last but not least: beim eventuellen Kauf sollte man unbedingt eine original Yamaha Switch-Pedal kaufen. Beim Motif lässt sich die Polarität nicht einstellen.
Das waren Dinge die mir persönlich zum Teil sehr negativ aufgefallen sind. Der Motif ist ein Keyboard mit ausgezeichneten Sounds, aber das Gesammtkonzept ist zum Teil mangelhaft, je nach dem, welche Prioritäten man an das gute Stück setzt. Und ehrlich gesagt, obwohl ich den M50 nicht gehört habe, ich würde trotzdem nicht behaupten, dass der Sound von dem Motif weit überlegen ist. Man darf bei Korg nicht die Combis vergessen, die nicht nur als Demostücke programmiert sind, sondern in der Regel äußerst gute und äußerst komplexe Sounds (vor allem Flächen und Synths) produzieren. Es muss ja noch lange nichts heißen, aber der M50 hat fast 100 Mb mehr an Samples. Da stimmt die Qualität im großen und ganzen schon.
Die Erweiterungskarten beim Yamaha kenne ich aus eigener Erfahrung nicht. Habe jedoch gehört, dass deren Einbindung in den Motif allgemein schlecht ist in Sachen Programmierung, bzw. dass sie sich nur über einen externen Editor programmieren lassen. Und das dürfte wohl nicht der Sinn der Sache sein.
Ach, ja. Der M50 hat "nur" ein monochromes Display.
Schönen Tag an alle.