Wobei diese rechtschreibregeln nicht verbindlich sind.
IMHO: sie sind so verbindlich, wie alle Regeln der Musiktheorie. Sie sind Konventionen, die durch die Musikgeschichte und den gesunden Menschenverstand (zumindest die meisten...
) begründet sind und stellen ein Angebot dar, um sich in Notenschrift verständlich zu machen. Ganz genauso wie die sprachliche Rechtschreibung. Niemand muß der Rechtschreibung folgen, aber jeder tut gut daran, es zu tun.
Wenn z.b. eine längere Zeit konstant viertel gespielt werden, alle um eine achtel verschoben, dann ist es eher unüblich von 2+ auf die 3 zu binden. Dann wird nur über den Taktstrich gebunden.
Das ist sicher ein Fall wo es Sinn macht, über die begründete Ausnahme von der Regel nachzudenken. Da ist die Abbildung des gehörten gewünschten Ergebnisses wichtiger als die Einhaltung der Schriftkonventionen.
Allerdings ist aus Fluxis Aussage "ich habe [...]" nicht zu erkennen, ob der Notensatz von einem renommierten Musikverlag stammt und es einen Grund für diese Notation gibt, oder ob die Noten von einem Laien einfach "unüblich" (ich will nicht sagen "falsch") gesetzt wurden.
Renommierte Musikverlage machen auch manchmal Mist, nur seltener. Nicht unbedingt aus Nachlässigkeit, sondern z.B. wenn ein Autor auf eine Schreibweise besteht. Aber i.d.R. ist die Einhaltung der Konventionen natürlich eher da, da hast du natürlich recht.
Ich habe übrigens gerade eben in anderer Sache auf der Suche nach einem mir unbekannten Kirchenlied folgendes gefunden:
Na gut, das ist aber ein NGL. In der Szene ist doch seit 40 Jahren extremer Wildwuchs in Sachen Notensatz angesagt. Pit Janssens hat das angefangen, durch Ruhama ist das nicht besser geworden und auch bei Gregor Linssen spielen Notationskonventionen kaum eine Rolle. Oft ist dann erst mal lesen und rechnen angesagt, wenn Synkopen so notiert werden.
Was im Kirchenbuch-Zitat von Be-3 steht, kann ich mir auch nur durch die der Phrase zugrunde liegende übergeordnete Figur "punktiertes Viertel - punktiertes Viertel - Viertel" erklären.
Ich erkläre mir das eher so, daß viele NGL-Komponisten zum einen keine Ahnung von Notensatzkonventionen haben und zum anderen an diesen Konventionen nicht interessiert sind/waren, weil sie in einem Umfeld schreiben/schrieben, wo die vermeintlich keine Rolle spielen. Professionelle Verlage waren häufig zu unkritisch oder zu nachlässig bei NGL-Ausgaben. Wenn eine solch durchdachter Hintergrund wie von dir vermutet da wäre, würde ich mich freuen.
ich muß zugeben, daß ich beim Stöbern nach der Melodie dieses Kirchenliedes durchaus auch die von Harald geforderte "ordentliche" Variante gesehen habe
Naja, ich fordere sie nicht
, ich weise nur drauf hin, daß es sowas wie Rechtschreibung gibt. Ob man sie nutzt, bleibt jedem selbst überlassen.
Gibt es ein empfehlenswertes Buch, das sich mit allerlei Regeln für den Notenstich beschäftigt?
Klar: Herbert Chlapik - Die Praxis des Notengrafikers und Albert Vinci - Die Notenschrift. An Internetseiten sind grundsätzlich
http://expressmusic.stores.yahoo.net/musprepnot.html und
www.music-notation.info empfehlenswert.
Harald