Kann mir jemand bei dieser Hammond Jazz-Impro helfen?

MP_Cap
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Hallo Leute!

Bin vor geraumer Zeit auf dieses Video gestoßen: http://www.youtube.com/watch?v=YiU_cHEsGSQ

Diese Impro gefällt mir umso mehr, je öfter ich sie höre. Ich bin schon beim Nachspielen, aber einige Sachen kann ich nicht so gut sehen raushören.

Deshalb meine Fragen an die Hammondspieler unter euch:
1. Was könnten das für Settings sein (Drawbars, Overdrive, Percussion). Vor allem die Registrierung für das Untermanual würde mich interessieren. Die höheren Töne klingen wie 80800000 oder sowas in der Art, aber dann frage ich mich, woher er soviel Bass bekommt (ohne 5 1/3' und ohne Basspedal). Perc klingt wie 3rd und soft (?)

2. Ganz scharf interessiert mich der schöne rollende Basslauf auf C-E-F-G. Leider hör ich nicht ganz, was er da spielt. Ist das sowas wie C-c-g E-e-h F-f-c G-g-d? Ich spiel im Moment nur C-c E-e F-f G-g und das klingt bei weitem nicht so groovy...

3. Ich mag die ganzen Jazz-chords. Er scheint zwar, als ob er immer wieder die gleichen nimmt, aber trotzdem klingt es jedesmal unterschiedlich. Z.B. sehe ich oft den Akkord c-dis-a. Welche "typischen" Jazzakkorde sieht und hört man noch? Vor allem die bei 1:46-1:52 klingen schön.


Das wären meine Fragen. Leider komme ich an dieser Stelle mit raushören und abschauen nicht mehr weiter, zumal ich nie Keyboard-Unterricht hatte und auch keine Notenbücher für Jazz rumliegen habe... Deshalb hoffe ich, dass die Fragen nicht zu spezifisch sind... :redface:
Ich hab den Kerl im Kommentar schon einmal gefragt, aber seit dem Upload war er nicht mehr online. Auf seine Antwort werd ich also wohl noch lange warten müssen...


Es würde mich freuen, wenn mir jemand helfen könnte:)




Danke im Voraus und viele Grüße

Martin
 
Eigenschaft
 
1. Was könnten das für Settings sein (Drawbars, Overdrive, Percussion). Vor allem die Registrierung für das Untermanual würde mich interessieren. Die höheren Töne klingen wie 80800000 oder sowas in der Art, aber dann frage ich mich, woher er soviel Bass bekommt (ohne 5 1/3' und ohne Basspedal). Perc klingt wie 3rd und soft (?)

Registerwahl ist wohl etwas sehr Persönliches. Da sage ich mal einfach nichts. ;-)

2. Ganz scharf interessiert mich der schöne rollende Basslauf auf C-E-F-G. Leider hör ich nicht ganz, was er da spielt. Ist das sowas wie C-c-g E-e-h F-f-c G-g-d? Ich spiel im Moment nur C-c E-e F-f G-g und das klingt bei weitem nicht so groovy...

Der nachschlagende Daumen der Linken ist eine Technik die normalerweise von Solo-Pianisten im Swing/Shuffle verwendet wird. Er benutzt diese Technik hier allerdings in einem binaeren Rhythmus, was aber absolut legitim ist.

Wenn wir die Rhythmik der Linken reduzieren auf:

Viertel -Achtel - Achtel | Viertel -Achtel - Achtel | etc.

geht es ja im Prinzip immer um die Notenbelegung der 2 aufeinanderfolgenden Achtel, right?
Die Viertel sind belegt mit den Grundtönen, bzw. Basston der Umkehrung. Dazu später mehr.
Die 1. Achtel der zweier Achtelgruppe übernimmt immer der Daumen. Auf diese Achtel kommt entweder Grundton oder Quinte oder er kann auch mal ganz weggelöassen werden. Aufpassen mit dem Grundton bei der Umkehrung!
Die 2. Achtel hat Funktion eines Auftaktes zur kommenden Viertel. Dieser Auftakt kann bestehen aus Quinte oder dem Ton der zuvor gespielten Viertel.

Nun zu den Changes, damit Du verstehst welche Umkehrung gemeint ist.

Es handelt sich hier um eine sogenannte Erweiterte Kadenz.

Akkordfolge ist:
| C | F G |
Somit heißt die Stufenfolge:
| I | IV V |

Nun wird in der 2. Hälfte des 1. Taktes eine Dominante eingebaut und zwar die Dominante der Subdominante. Richtig, das ist der Akkord C7. Er kommt aber hier in Form einer Umkehrung daher. Er hat seine Terz im Bass und heißt daher Quart-Sext-Akkord.

Die 4 gespielten Akkorde heißen also:

| C C7/E | F G7 |

Wenn Du also das erste Achtel (Daumen!) vom 2.Akkord spielst, nimm den Ton C und nicht B (B=H)!



3. Ich mag die ganzen Jazz-chords. Er scheint zwar, als ob er immer wieder die gleichen nimmt, aber trotzdem klingt es jedesmal unterschiedlich.
Sei unbesorgt. Es sind immer die gleichen Akkorde. :)
Z.B. sehe ich oft den Akkord c-dis-a. Welche "typischen" Jazzakkorde sieht und hört man noch? Vor allem die bei 1:46-1:52 klingen schön.
Die Töne c d# a hast Du enharmonisch falsch notiert. Es muss heißen c eb a.
Diese Töne hebt er immer wieder melodisch hervor, da sie sehr bluesy klingen und hervorragend in die Kadenz passen.
Diese 3 Töne sind übrigens Bestandteil der Kumoi-Tonleiter, eine Pentatonik die vollständig aufgeschrieben so aussieht:

c - d - eb - g - a

Diese Scale habe ich in diesem Forum schon etliche Male erwähnt, drauf eingestiegen ist bisher noch niemand. hahaha

Bei 1:46 macht er nicht | C C7/E | F sondern | C E-7 | Fadd9 F#o7 wobei er den F#o7 direkt wieder zum anfangenden C führt und nicht in den Quartsextakkord C/G leitet, wie es zu erwarten wäre. Geschmacksache...

Leider komme ich an dieser Stelle mit raushören und abschauen nicht mehr weiter, zumal ich nie Keyboard-Unterricht hatte und auch keine Notenbücher für Jazz rumliegen habe... Deshalb hoffe ich, dass die Fragen nicht zu spezifisch sind... :redface:
Die Fragen sind verständlich, nur frage ich mich ob die Antworten genau so verständlich sind.

CIAO
CUDO
 
Hallo Cudo!

Wow, vielen Dank für die sehr ausführliche Aufschlüsselung der Impro!! Das bringt mich echt weiter, denn jetzt weiss ich die Noten im Basslauf genau. Das war bisher der Punkt, wo ich nicht so richtig weiterkam.
Die Fragen sind verständlich, nur frage ich mich ob die Antworten genau so verständlich sind.
Keine Sorge, ich komme mit zurecht. Freut mich, dass Du zu jedem Punkt eine gute Antwort wusstest.

Die Registrierung ist eine Frage des Geschmacks, da geb ich Dir vollkommen Recht. Ich wollte eigentlich nur wissen, was er auf dem Untermanual eingestellt haben könnte. Weil ich kann mir da irgendwie keinen Reim drauf machen... Hab das ganze mal versucht auf meiner XK-1 nachzustellen: Die höheren Töne, die er ab und an auf dem Untermanual spielt, klingen wie 808000000 oder sowas in der Art. Aber mit dieser Registrierung bekommt man nie und nimmer so viel Bass raus, dazu müsste mindestens noch das 5 1/3' Register gezogen sein. Aber wenn ich das noch dazumische, passt der Klang der hohen Akkorde nicht mehr....:confused: Und mit Basspedalen spielt er auch nicht.

Das wüsste ich gern noch wie man das nachstellen kann.



Grüße
Martin
 
Hallo Martin,

ich habe gerade keine Gelegenheit, mir das Youtube-Video anzuschauen/anzuhören, aber mir fällt zu Deinem Registrierungsproblem im unternem Manual was ein.
Ich kenne auch die XK-1 nicht, aber es geht ja ums Prinzip:

Hammond hat quasi mit der B-3 und ihren Verwandten in den 50er Jahren eine kleine, aber nicht unwesentliche Änderung am Tongenerator vorgenommen: Um den Pedalsound (der ja nur aus nur 16'- und 8'-Drawbar besteht) zu verbessern, hat Hammond den 12 tiefsten 16'-Tonrädern einen neuen "komplexen Wellenschliff" verpaßt, um den Obertonanteil zu erhöhen. Die nun nicht mehr sinusförmigen Singale führten dazu, daß diese 12 tiefsten Tonräder nicht für die Manuale geeignet schienen und deshalb neben dem bekannten Foldback der oberen Oktave auch ein "lower octave foldback" eingeführt wurde, der den 16' der zweiten Oktave auf die erste "herunterfaltet".

Dies soll angeblich dazu geführt haben, daß bei den "Nicht-Pedalspielern" die Nachfrage nach den älteren Modellen gestiegen ist, weil dort auch ohne Pedal die tieferen Frequenzen gespielt werden konnten.

Jimmy Smith (ja, ich muß ihn wieder erwähnen) hat bei der "Konstruktion" seiner Bass Lines die Eigenheit dieses "lower octave foldback" aber übrigens bewußt mit eingearbeitet.

Nun ja, nach diesem Exkurs zu meinem "Verdacht":
Bei vielen Clones (warum nicht auch bei der XK-1) gibt es die Möglichkeit, den Foldback in der unteren Oktave auszuschalten, so daß der 16'-Drawbar wieder bis zum tiefsten C reicht.
Wenn nun aber die XK-1-Tonerzeugung trotzdem die "komplexen Tonräder" mit dem höheren Obertonanteil einsetzt, erhält man einen Sound, der zwar auf "echten" Hammonds nie so möglich war (da waren auf den Manualen ja nur die "Sinus"-Räder, ob mit oder ohne Foldback). Aber so ließe sich erklären, daß Du den Eindruck hast, in der unteren Oktave noch einen 5 1/3' zu hören.
Der Grund hierfür könnte die Kombination von ausgeschaltetem Foldback und den komplexen Tonrädern sein, die im Original nur dem Pedal vorenthalten waren.

Viele Grüße
Torsten
 
Hallo Torsten!

Danke für Deine Antwort und sorry für mein verspäteten Reply, war eine Woche nicht da...
Hmmm, das klingt mal interessant, hab ich bewusst bei mir noch nicht gefunden, ob es ein Foldback für die untere Oktave gibt. Den für die hohe kann ich frei ändern, dass weiss ich aus dem Kopf, die tiefe muss ich mal versuchen, wenn ich die Orgel wieder vor mir habe.

Vielleicht liegts aber auch einfach nur an der Aufnahme das der Bass so stark rüberkommt. Der im Video hat immerhin ein Leslie 3300, mit 300W brummt das schon ordentlich hier auf meinen Boxen. Wenn ich mit meinem internen Leslie und meinem 200W Monitor 808000000 spiele, klingts untenrum einfach nur dünn und kraftlos. Erst wenn ich den 5 1/3' dazumische, kommt Fülle rein (so wie es sein soll^^). Deswegen hab ich ja vermutet, dass er den noch mit drin hat. Aber wie die o.g. Registrierung auf einem Leslie klingt weiss ich nicht. Vielleicht reicht der Amp da schon aus um einen ordentlichen Bass herauszukitzeln...


Martin
 
Hallo Martin,

ich habe mir mal das XK-1 Handbuch runtergeladen, und siehe da: Im Kapitel "EINSTELLUNG DER PARAMETER" - "ZUGRIEGEL" steht:

Erstens: bei "Einstellung des Manuals (LOWER und UPPER)" kann man in der Rubrik "1. TONE-WHEEL" zwischen drei Möglichkeiten wählen:
  1. B-type: Klassischer Tonewheel Sound einer B-3/C-3
  2. Mellow: Sinuswelle
  3. Brite: Der analoge Klang einer X-5

Selbstverständlich ist die erste Möglichkeit (B-type) die einzig sinnvolle ;) und die Angabe "Klassischer Tonewheel Sound einer B-3/C-3" legt den Verdacht nahe, daß es auch die komplexen Tonräder in der unteren Oktave gibt.

Zweitens: Punkt "7. FOLD-BACK - LOW"
Hier kann man einstellen, "bei welcher Taste der 16’ Zugriegel mit FOLD-BACK beginnt". Wenn hier 2C eingestellt ist, ist der Foldback in der tiefsten Oktave aktiviert (wie in der originalen B-3); steht hier jedoch 1C, wird der Foldback nicht simuliert und alle Tonräder - auch die tiefen - stehen zur Verfügung. In der angehängten Abbildung steht LO-FOLD auf 2C - das scheint auch die Standardeinstellung zu sein.

Wenn also die XK-1 realistisch alle Tonräder der B-3 nachbildet (wie ja von Hammond-Suzuki behauptet wird:)), müßte es also möglich sein, den von Dir beobachteten und von mir (zumindest versuchsweise) erklärten Effekt zu erzeugen.

Daraus folgt: Stell doch mal den Lower-Octave-Foldback aus und prüfe, ob Du in der unteren Oktave bei 808000000 auch einen 5 1/3' zu hören glaubst - Voilà.

Lustig ist der Randbemerkungs-Tip:
"FOLD-BACK: Da die Anzahl der Tonräder bei der B-3/C-3 begrenzt war, wurde jeweils eine Oktave im ganz oberen und ganz unteren Bereich wiederholt. Diese Eigenschaft wird hier simuliert." (aus Owner's Manual Hammond XK-1)
Das ist natürlich Unsinn, was die untere Oktave betrifft. Freilich gab es die "tiefen" Tonräder, aber sie waren bei den "neuen" Generatoren ab 1955 dem Pedal vorenthalten!

Viele Grüße
Torsten
 

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Hallo Torsten!

Aha, da haben wir es ja! Das wird natürlich gleich ausprobiert, sobald ich wieder vor der Orgel sitze. Ich geb dann mal kurz bescheid, ob es wirklich daran lag.

Wenn nicht, dann spiel ich halt einfach mit 858000000 oder so, wichtiger ist mir erstmal die Spieltechnik...

Danke erstmal!
Martin
 

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