Hallöli,
bei dem Zitat das RAUTI gebrauchte ist mir aufgefallen, dass viele (junge) Bassisten vielleicht garnicht wissen, wie ein (alter) Bass Marshall aufgebaut ist?! Ist auch nicht weiter tragisch, da Marshall bei Bassisten heutzutage kaum eine Rolle spielt und selbst junge Gitarristen den "alten Marshall" nicht kennen.
Auf der Suche nach Lemmys Setup habe ich mehrere Bilder gefunden, die ungefähr dieses Setup zeigen (habe die vermutlichen Bass Amps mal markiert):
Wie ihr seht, geht die goldene Front nicht durch. Links und rechts sind noch ein paar Zentimeter Gehäuse. Ein (ziemlich) sicheres Zeichen für einen Marshall, der so aufgebaut ist wie die Ur-Marshalls.
Hier haben wir so einen Amp. Leider habe ich kein Bild eines "echten Bass Marshalls" gefunden und musste einen JTM45 zweckentfremden. Die alten Bass Marshalls sahen aber (bis auf leicht unterschiedliche Beschriftung) identisch aus:
"Bass, Middle, Treble" bilden die Klangregelung.
"Presence" gehört auch dazu, greift aber an einer anderen Stelle an.
Dann kommen die beiden Volumenregler.
Sie gehören aber nicht wie bei heutigen Bassamps zusammen! Also KEIN "Gain und Master".
Es sind (indirekt!) die beiden Kanäle "Normal" und "Bright". Ist etwas kompliziert zu beschreiben, warum man die beiden nur indirekt als "Kanäle" beschreiben darf. Mit einer kleinen A/B-Box kann man sie in der Tat als Kanäle nutzen (wie ich es tat), aber das ist nur ein "Trick".
Man kann den Verzerrungsgrad NICHT über Gain einstellen (wie heutzutage). Verzerrung kriegt man automatisch, wenn der Amp zuviel leisten muss / sehr laut eingestellt ist. Ist der Amp leiser, gibt es auch keine Verzerrung. Einziger Verzerrungsregler ist also die Gesamtlautstärke der Anlage. Einzige Abhilfe den Amp früher zum zerren zu bringen ist ein "Power-Soak" (mit dem ich Leistung absauge).
Ich bin kein Experte für Marshall oder Marshall Bass Amps, habe aber eben rausgefunden, dass es die Dinger in 100 Watt und 200 Watt Vollröhre gab. Lemmy dürfte wohl eher zwei 200 Watt Tops spielen. Sieht ma sich das Bild oben genauer an, wird man feststellen, dass Lemmys Full Stacks etwas höher sind. Ein Zeichen für spezielle Marshall Bass Boxen.
Als ich mein Bass Marshall Top bekam, war es bereits gut 15 Jahre alt! Nach 5 Jahren in meinem Besitz musste ein Kondensator erneuert werden.
Ich gehe mal davon aus, dass Lemmy mindestens drei baugleiche Setups besitzt. Zwei zum Gebrauch uns ein Setup als Backline (für Notfälle). Zudem dürfte die Band einen Elektrotechniker an der Hand haben, der 100% weiß was er tut - und der vor, während und nach einer Tour das Equipment in Schuss hält. Diese Tops sind so robust aufgebaut, dass sie bei professioneller Wartung und Pflege locker 30 Jahre und mehr durchhalten. Nach 30 Jahren mag kein altes Netzteil und kein alter Kondensator mehr drin sein - das ist dann wie bei Flugzeugen, die 30 Jahre in Dienst sind. Trotzdem kann es sich durchaus um zwei 200 Watt Tops aus den 70er Jahren handeln, auf die (dank Wartung und Pflege) 100% Verlass ist.
Und wie gesagt: Es ist keine Gitarrenanlage, sondern eine Bassanlage.
Gruß
Andreas
EDIT: Hier mal ein kleines Beispiel wie Live-Setups in den frühen 70er Jahren aussahen. Der Bassist Andy Fraser (mein Lieblingsbassist) spielt hier (mindestens) eines der alten Marshall Bass Full Stacks. Die Marke Orange ist ebenfalls im Hintergrund zu sehen. Orange baute im Grunde die "Marshalls Fender-Nachbauten" nach.
http://www.youtube.com/watch?v=EDHNZuAnBoU