Jemand Erfahrungen mit deutscher Zollbehörde?

  • Ersteller Mr. Burns
  • Erstellt am
M
Mr. Burns
Gesperrter Benutzer
Zuletzt hier
11.09.10
Registriert
06.07.05
Beiträge
332
Kekse
530
Habe bei einer amerikanischen Hinterhofwerkstatt (kurz: Boutique) eine Low-Tech-Gitarrenstompbox bestellt und per PayPal bezahlt.

Heute kam die Mitteilung vom deutschen Zoll, dass ich die Sendung innerhalb von sieben Tagen zu Tageszeiten abzuholen habe, zu denen der steuerzahlende Bürger für gewöhnlich arbeitet. – Und zwar im 40 km entfernten Zollamt. Wenn ich Lust hätte, könnte ich auch später kommen, nur dann würden eben Gebühren erhoben.

Mitzubringen, so stand auf der grünen Zollbenachrichtigungskarte, sei eine Rechnung, zweifach, allgemein verständliche Warenbezeichnung in deutscher Sprache.

Da mir eine Rechnung der USA-Hinterhofwerkstatt (Boutique) nicht vorliegt, schon gar nicht zweifach, verständlich und in deutscher Sprache, versuchte ich anhaltend und unnachgiebig bei der entsprechenden Zollbehörde anzurufen (Telefonnummer war angegeben), um die weitere Vorgehensweise zu erfragen.

Erwartungsgemäß nahm trotz oftmaligen anhaltenden Anrufens zur Zollamts-Öffnungszeit keiner der Beamten ab bzw. die Leitung war belegt. Die Wartezeit am tutenden Telefon nutzte ich dahingehend, dass ich mir selbst einige der beliebtesten Beamtenwitze erzählte, wobei auch verschiedene Kraftausdrücke Anwendung fanden, die in den Originalwitzen so meines Wissens nicht vorkommen.

Meine Befürchtung ist nun, dass ich insgesamt 80 km umsonst fahren muss, weil mir eine zweifache Rechnung in deutscher Sprache nicht vorliegt. Zudem befürchte ich eine durch die erwartete Begegnung der Dritten Art hervorgerufene Anzeige wegen Beamtenbeleidigung. Ich muss zugegen, dass ich Fehltritten dieser Art aus charakterlichen Gründen schon immer ein wenig zugeneigt war.

Beim Surfen auf die Website der von mir hochgeschätzten Behörde erfuhr ich allerdings zu meinem großen Glück, dass letztere wohl immer um das Wohl des Bürgers bemüht sei.

Hat da jemand Erfahrungen? Genügt nicht die „Customs Declaration Dispatch Note“, mit ausgewiesener „Total Value“ und „Detailed Description of Contents: MUSIC ELECTRONICS“?
 
Eigenschaft
 
"In deutscher Sprache" - Ich denke das dritte Reich ist vorbei, Englisch kann man und fertig.

Ich würde vorschlagen, du nimmst alles mit, was du hast - ggf. durch Ausdrucken - und fährst mal hin. Vielleicht kannst du ja vom Händler nachträglich noch eine Rechnung bekommen.
 
Wenn Du telefonisch niemanden erreichst, würde ich es mit einem Fax zu tun.

Vorteil: Du kannst nachweisen, dass Du reagiert hast (Sendebestätigung).

Was man aufs Fax drauf schreibt, das kann ich jetzt nur so aus allgemeinen Erfahrungen und keinen speziellen (Import von Instrumenten oder ähnlichem) zusammenstoppeln:

1. Einfach nur Fragen stellen
Was ist, wenn man keine Rechnung hat? Schon gar keine Deutsche? Von was für einem Verständnis von Verständlichkeit kann ich bei Ihnen ausgehen? Oh warte - das letzte ist dann doch einen Tick zu ironisch ...

2. Deinen Fall schildern
Möglichst einfach und glaubhaft und so wie es war. Und dann fragen, was man denn in dem Fall Ihrer Meinung nach tun solle.

3. Irgendwas dazwischen
Also eigentlich recht wenig erzählen. Nur so skizzenhaft. Aber die Fragen stellen.

Ich denke mal, dass es denen im Kern darum geht, dass Du einen glaubhaften und überprüfbaren Nachweis bringst, was das Ganze denn wert ist. An deren Stelle würde ich das jedenfalls verlangen. Erzählen kannst Du ja viel. Und warum Du keine Rechnung oder Quittung hast von einem Geschäft in einem Staat mit der größten Marktwirtschaft der Welt - das mußt Du mir bei einem Glas Bier mal erzählen.

Vielleicht reicht denen ja auch eine Internet-Site von deren Geschäft, wo das Produkt eine Beschreibung und einen Preis hat.

x-Riff
 
Danke für die Antworten!

Vielleicht reicht denen ja auch eine Internet-Site von deren Geschäft, wo das Produkt eine Beschreibung und einen Preis hat.

x-Riff

Genau. Inzwischen ist jemand Freundliches ans Telefon gegangen und mir mitgeteilt, dass der Kaufwert notfalls durchs Internetsurfen ermittelt wird - nachdem das Paket geöffnet wurde. Ich persönlich finde das für mich schade, weil auf dem Customs Declaration Dispatch Note ja bereits ein Warenwert angegeben ist.
 
Ich persönlich finde das für mich schade, weil auf dem Customs Declaration Dispatch Note ja bereits ein Warenwert angegeben ist.
Wenn der Warenpreis auf dem Customs Declaration Dispatch Note niedriger ist, würde ich versuchen, darauf zu bestehen. Wenn der Preis gleich ist oder nur geringfügig abweicht, würde ich nicht viel Energie darein legen.
 
Wenn der Warenpreis auf dem Customs Declaration Dispatch Note niedriger ist, würde ich versuchen, darauf zu bestehen. Wenn der Preis gleich ist oder nur geringfügig abweicht, würde ich nicht viel Energie darein legen.

Wir dürfen davon ausgehen, dass der Hinterhofwerkstattler aus USA ein mitdenkender Mensch war.
 
Hallo, das Problem kenn ich nur zu gut, in München ist der Zoll grade in die Pampa gezogen, eine halbe Weltreise.

Die Zöllner wollen auch nur ihren Job machen und mit der Deklaration auf dem Paket selber wird zuviel beschissen, das wissen die auch. Also wollen sie ein Stück Papier sehen. Ich hab schon Zollabwicklung mit einem Ausdruck der PayPal-Zahlung gemacht, der Zoll schreibt selbst, dass er eBay-Ausdrucke akzeptiert und einmal habe ich, weil es sonst gar nix gab eine Seite eines Online-Händler ausgedruckt als Preisvergleich (dass es ein kostbares Vintageteil war und im Katalog eine billige Replik hab ich allerdings nicht erwähnt :). Ein Freund hat sogar eine Zöllnerin schon dazu gebracht, ihm einfach zu glauben, was das Teil kostet.

Alle diese Verfahren funktionieren deutlich besser wenn Du ein nettes Gesicht aufsetzt und Deine Meinung über Beamten im Allgemeinen und Zollbeamten im Speziellen für Dich behältst :) Das nur so als Tipp.

Banjo
 
Nein, es sind die Zollbeamten im Allgemeinen und die Beamten im Speziellen! :p
 
Hi,

mir haben sie auch mehrmals mit "deutschsprachiger Rechnung" gedroht und am Ende reichten zB der Ebay Ausdruck, der PayPal Beleg, ein Ausdruck der Preisliste vom Händler oder auch mal ne Email in Englisch um die werten Zöllner zu überzeugen.

Aber die Vorgehensweise hängt meiner Meinung nach stark vom Zöllner/Sachbearbeiter ab. Da werden einmal Sachen angefordert die beim nächsten Mal Schei**egal sind.

Am Ende kam aber noch jedes Teil durch . . .
 
Der Zoll ist im Normalfall recht unproblematisch wenn es sich nicht gerade um Summen im höheren Tausenderbereich handelt. Wie alle Beamten sind die Leute beim Zoll recht faul und wollen lediglich irgendeinen Zettel auf dem der Warenwert nachvollziehbar ist. Bei mir hatte sogar mal ein E-Mail Ausdruck gereicht. Wenn auf der Rechnung ein genauer Preis draufsteht sollte das eigentlich reichen. Das mit der "Rechnung in doppelter Ausführung" etc. ist halt so ein Standartwisch von denen. Zur Not kopierst du deine Rechnung einfach dann hast du auch ne doppelte Ausführung.
 
Ui, das waren aber mal zwei hübsche Zöllnerinnen! *lechz*

Ansonsten hatte ich auch den Eindruck: "Zeig uns irgend einen Wisch, und gib uns das Gefühl, dass wir Dir genügend abgeknüpft haben!" In sofern relativ unbürokratisch, bei gleichzeitigem Wahren der Form/Respektieren des Amtes.

Und wenn das Telefon mal ein bisschen länger klingelt - meine Güte - das zeigt doch nur, dass die Damen einfach sehr viel zu tun haben.

Toll, wie die ihre Pflicht erfüllen! Ein Hoch auf das deutsche Beamtentantentum! :great:
 
> Toll, wie die ihre Pflicht erfüllen! Ein Hoch auf das deutsche Beamtentantentum!

Jetzt übertreib's nicht gleich in die andere Richtung !

<g>
Banjo
 
Klasse, mal wieder ein Haufen verstaubter Vorurteile und Verallgemeinerungen á la Stammtisch. Und in diesem Zusammenhang auch noch Begriffe wie "Drittes Reich", wirklich großartig!!!:mad::screwy:

Ich bin zwar kein Beamter, arbeite jedoch als Sachbearbeiter in einer großen Kommunalverwaltung, wo viele meiner Kollegen/-innen Beamte sind. Und ich kann den Schlaubergern unter Euch versichern, dass Ihr das, was viele Beamte ihr Berufsleben lang leisten, nicht einmal eine Woche hinkriegen würdet.

Kann sein, dass es die einen oder anderen "schwarze Schafe" gibt, aber zeige mir mal jemand einen Bereich, wo das nicht so ist!! Deshalb muss man aber noch lange nicht einen ganzen Berufsstand über einen Kamm scheren. Oder würde es Euch gefallen, wenn Leute, die keinen Plan haben, Euren Beruf im allgemeinen verunglimpfen, nur weil man vielleicht mal ein, zwei (subjektiv empfunden) schlechte Erfahrungen gemacht haben?
 
Aber wenn ich´s doch sage: Sie WAREN hübsch!
 
Klasse, mal wieder ein Haufen verstaubter Vorurteile und Verallgemeinerungen á la Stammtisch. Und in diesem Zusammenhang auch noch Begriffe wie "Drittes Reich", wirklich großartig!!!:mad::screwy:

Glaube, Du hattest Dich da verlesen, für den Fall, dass Du mich zu zitieren meintest. Von: " Begegnung der Dritten Art* " war die Rede, nicht vom "Dritten Reich". (Ökoferne, angewandte Ironie sozusagen. Bürgerlicher Sarkasmus statt political correctness.) Geht schon klar in einem Staat, dessen höchsten Regierungsbeamten man offensichtlich nicht mehr so recht trauen kann. Erklärende, den angenommenen Vorwurf an mich entlastende Fallbeispiele, aus dem Leben gegriffen: Der Bronzemedaillegewinner, der den dritten Platz belegt hat, ist deswegen kein Nazi, und Drittklässler sind auch keine Hitlerjungen. :great:

Was ich noch anmerkend hinzufügen möchte: Deklarierte Versandkosten werden mitverzollt. Und wenn man via PayPal bezahlt, sollte man der Zollbehörde eine Kopie des Kontoauszugs mitbringen, in welchem der tatsächlich abgebuchte Eurowert aufgeführt wird. Andernfalls wird, Beispiel USA-Import, von der Zollbehörder der Tageswechselkurs veranschlagt. Falls man allerdings etwas in den USA bestellt und dann via PayPal bezahlt, und der Dollarkurs ein paar Tage später dann nochmals richtig in die Knie geht, kann es, so wie ich das sehe, sogar günstig sein, wenn man der Zollbehörde den Kontoauszug vorenthält, so dass diese den Tageswechselkurs anwenden muss.

Erläuterungen aus erster Hand gibt es auf der staatlich-drögen Seite von zoll.de

*umgangssprachlich ironisch für: Beamte, allgemein
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben