Jazzpiano lernen

C
clef
Guest
Hallo zusammen,
dies ist mein erster Beitrag zum Thema "Jazzpiano lernen".
Ich spiele seit 4 Jahren Klavier(mit Lehrer),klassische Grundlagen,
wenig Pop und Jazzakkorde.
Mein derzeitiger Stand deprimiert mich sehr,da ich nach 4 Jahren noch kein Stück spielen kann und mich "nur" mit Übungen zurUnabhängigkeit
der Hände,Bluesriffs und Akkorden beschäftige.
Kann mir jemand sagen,wie man am effektivsten Jazzpiano lernen
kann,um einfache Standards zu spielen?
Würde mich sehr freuen über ein paar Tips von Leuten die wissen,
von was sie reden.
Danke schon mal,übrigens,ich bin 45 Jahre jung.
 
Eigenschaft
 
Am effektivsten Jazzpiano lernt man mit einem Lehrer, der was von Jazz versteht. ;) Es gibt aber auch sehr gute Literatur, die sich zum Selbststudium eignet. Z.B. das Jazz Piano Buch von Mark Levine ist ein immer wieder genanntes, solides Standardwerk.

Zum Standards spielen sollte man sich erst mal einige wichtige Voicings (= Möglichkeiten, einen Akkord zu spielen) aneignen, um die Akkordsymbole in Töne umzusetzen. Je nach dem, ob du alleine, im Trio oder in einer größeren Combo spielst, hast du da unterschiedliche Aufgaben und enstprechende Voicings, die sich dafür eignen. Dann solltest du dich auf jeden Fall mit dem Improvisieren (und den dazugehörigen Skalen, Phrasen) beschäftigen, denn gerade das macht am meisten Spaß. Du solltest dich auch in die Rythmik der verschiedenen Arten von Standards (Swing, Ballade, Bossa, Bop etc.) einarbeiten. Wenn du ohne Bassist spielst, sind auch Techniken wie Walking Bass von Vorteil.

Keine Angst, das wird alles sehr praxisnah in Levines Buch abgedeckt. ;)

Viel Erfolg!
 
Danke für die Tips,jedoch an einen guten Jazzlehrer in der Provinz zu kommen ist nicht ganz einfach,ich werde mal schauen.
Zum Thema Skalen hätte ich eine Frage an den Praktiker.
Welche Skalen sollte man denn draufhaben,um in den Standards
voranzukommen und welche Skalen werden in der Improvisation
bevorzugt ?
 
Gut find ich auch Frank Sikoras Buch "Neue Jazzharmonielehre".

Der fängt bei 0 an, geht aber dann recht schnell ziemlich dran. Aber man kanns glaub ich verstehen, wenn mans will.

Die Sache mit den Skalen hatte ich nach 1 Tag drauf, also die Struktur, welche Akkorde reingehören und so. Von der Anwendung rede ich aber nicht ;).
 
Welche Skalen sollte man denn draufhaben,um in den Standards
voranzukommen und welche Skalen werden in der Improvisation
bevorzugt ?

Auf jeden Fall können sollte man die diatonische Skala und die melodisch Moll-Skala in allen wichtigen Tonarten und Modi, sowie entsprechende Pentatoniken. Ansonsten noch praktisch sind die harmonisch Moll-Skala, Ganzton-Halbton-Skala und Ganzton-Skala. Oft höre ich auch den Begriff der "Bebop-Skala", das ist AFAIK eine diatonische Skala, mit dem veränderten Ton aus der harmonisch Moll-Skala (einfache Merkregel: harmonisch Moll = Dur mit kleiner Terz) als Durchgangston. Allerdings kann man als Durchgangston prinzipiell sowieso alles mögliche verwenden. Was das angeht, ist es vor allem hilfreich, ein paar Themen und Soli von Charlie Parker und Zeitgenossen zu spielen und studieren.

Die Skalen selbst sind eher weniger kompliziert, als vielmehr die Frage, wann man welche anwendet (und wie man auf ihr "jazzig" spielt). Das ist fast eine Wissenschaft für sich, allerdings didaktisch gut erklärt bei Levine (und wahrscheinlich auch bei Sikora). ;)
 
kleiner fehler: harmonisch moll = natürlich moll mit großer 7
melodisch moll = dur mit kleiner terz
Harmonisch hat ja auch ne kleine 6.
 
Ups, hast recht, ich hab harmonisch Moll mit melodisch Moll verwechselt. Hab ich editiert. ;)
 
Scheiße, aus irgend nem Grund kann ich hier nicht editieren...
 
Frohes neues Jahr,

Eines würde mich interessieren:" Könnt Ihr Jazzer eigentlich Blues Piano spielen? "Ich mag den Blues sehr gern und der Jazz ist eine Leidenschaft.
Kann man Blues Piano als Einstieg in den Jazz ansehen ? und wenn
ja,wo ist der Übergang zum Jazzpiano?
Was haltet Ihr von "Tim Richards" Blues und Jazz Piano-Büchern?
 
Kann man Blues Piano als Einstieg in den Jazz ansehen ?
Ja und nein. ;) Es stimmt, daß an den meisten deutschen Musikschulen beim Thema Jazzimprovisation als erstes den Schülern die Bluestonleiter beigebracht wird. Über den pädagogischen Sinn dessen läßt sich vortrefflich streiten. Mein Theorie-Dozent an der Jazzakademie fand dazu immer recht eindeutige Worte, allerdings muß man auch anerkennen, daß der gedankliche Schritt von der Bluestonleiter zur allgemeinen Pentatonik sehr schnell vonstatten geht, und wenn man in der Lage ist, auf einem Akkord auch die Pentatonik von anderen Tönen als dem Grundton aus zu spielen, hat man ein sehr mächtiges Werkzeug für durchaus professionell klingende Improvisationen, gerade in Bebop-Stücken. Weiterhin gibt es auch "den" Blues im Jazz als typische Changes, also Harmoniefolge, wo man auch vortrefflich pentatonisch und mit vielen leckeren Blue Notes improvisieren kann, wobei man der klassischen "Moll"-Bluestonleiter dann eher eine "Dur"-Pentatonik (spricht eine Moll-Pentatonik beginnend auf der 6. Stufe) mit entsprechenden Ergänzungen (vor allem kleine 7, kleine Terz u. Tritonus) vorzieht.

Man sollte sich aber - da hat mein Dozent durchaus recht - davor hüten, in Improvisationen nur die Bluestonleiter rauf und runter zu nudeln. Manche machen das 20 Jahre lang und meinen dann immer noch, das wäre Jazz.

Auch sollte man sich vor Augen halten, daß man im Jazz selbstverständlich andere Voicings verwendet als beim klassischen Bluespiano, wo (zumindest ist das mein Eindruck, wenn ich Bluespianisten so über die Schulter schaue) i.d.R. immer die linke Hand den Bass mitspielt (anscheinend selbst im Bandkontext) und die Rechte am laufenden Band Akkorde reinhämmert. Die Artikulation im Jazz ist auch eine ganz andere, da ist man eher sparsam mit den Voicings, vermeidet allzuviele Redundanzen, versucht, viel zu antizipieren (vorzuziehen), der Groove ist nicht so wild triolisch, eher etwas gerader, selbst beim Swing.

Somit zur Ausgangsfrage: ich denke schon, daß man den Blues als Einstieg zum Jazz benutzen kann, wenn man Blues mag. Allerdings sollte man sich klarmachen, daß man noch einiges dazulernen muß, um richtig "jazzy" zu spielen. Das sollte aber niemanden entmutigen, sich schon früh ranzutrauen, Stücke zu spielen und viel zu improvisieren. Die ganze Theorie nützt einem ja auch nur was, wenn man sie Stück für Stück den Fingern eintrainiert.
 
Eines würde mich interessieren:" Könnt Ihr Jazzer eigentlich Blues Piano spielen?
Kann man Blues Piano als Einstieg in den Jazz ansehen ? und wenn
ja,wo ist der Übergang zum Jazzpiano?

Das hört sich an, als würden Jazz und Blues sich gegenseitig ausschließen.;)
Ich kann da keine klaren Grenzen erkennen - es gibt viel zu viele Überschneidungen.
 
Blues ist immer für mich immer der erste Schritt, wenn meine Klavierschüler Jazz lernen wollen.
Wenn man Blues kann, gibts immer noch sehr viel zu tun, und Standards gut spielen zu können, aber es ist ein Anfang.
 

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