Jazzneuling möchte Jazzgesang machen

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Hallo!

Ich bin 20 Jahre alt, habe vorgestern eine Aufnahmeprüfung für Jazzgesang am Konservatorium in Wien gemacht und bin leider nicht reingekommen. Zum Großteil lag es daran, dass 3 Stücke vorzubereiten waren in verschiedenen Stilrichtungen im Jazz und ich habe aber allgemein 3 Stücke verschiedener Stilrichtungen vorbereitet (Mack the knife, When I fall in love, Girl from Ipanema). Außerdem wurde beim schriftlichen Test nach Lieblingssänger, -album und -stück gefragt, das auch im Jazzbereich liegen sollte.

Ich ging mit der Erwartung hin, dass es sicher nicht so schlimm sei, ein vollkommener Jazzneuling zu sein. Jedoch habe ich mich getäuscht, weil meine Konkurrenten/-innen ziemlich alle in Jazzbands als Sänger/innen tätig sind und auch Vokalunterricht von Absolventen dieses Studienganges bekommen. Ich hatte ja bis jetzt nur klassischen Gesangsunterricht seit 3 Jahren.

Auf jeden Fall möchte ich es nächstes Jahr nochmal probieren, natürlich mit viel mehr Jazzerfahrung und Jazzkenntnissen. Ich werde mich mal umhören, wer in nächster Nähe Jazzgesang unterrichtet und mich besser auf die Aufnahmeprüfung vorbereiten. Jetzt habe ich mal eine Frage, ob ihr mir einige Jazzsänger empfehlen könntet, um mich in die Sache "einzuhören". Louis Armstrong, Al Jarreau, Jamie Cullum, Roger Cicero (ich weiß, nicht wirklich gut) kenn ich schon, aber ich glaube da gibts noch viele viele mehr gute und tolle Jazzsänger!
 
Eigenschaft
 
Also, nachdem was du hier geschrieben hat, hab ich mal eine Frage an DICH ;) : Wie bist du überhaupt darauf gekommen Jazzgesang zu studieren? Du sagst, du hättest nur klassischen Gesangsunterricht gehabt, was sicher nciht das Schlechteste ist, aber es ist eben nicht Jazz.
Dann macht dir schon die einfache Frage nach Lieblingsjazzmusikern/Sängern Probleme. Wenn du die Musik also nicht einmal richtig kennst, wie kannst du dann den Wunsch haben genau diese Musik zu studieren? Ich würd mir das an deiner Stelle nochmal überlegen :)

Trotzdem möchte ich dir die Möglichkeit geben die Musik kennenzulernen. hier also einige Jazzmusiker, die du kennen MUSST!!!:
1) Frank Sinatra
2) Dean Martin
3) Sarah Vaghaun
4) Louis Armstrong
5) bedingt vielleicht Michael Bublé
6) Hoagy Carmichael
7) Ella Fitzgerald
8) Billie Holiday
9) Al Jarreau
10) Bobby McFerrin
11) Louis Prima
...

Es gibt so viele tolle Jazzinterpreten. Du kannst das auch mal bei youtube eingeben ;)

Und noch ein kleiner Tipp: Nachdem du die Musik gehört und deine Favourites herausgefunden hast, wäre es klug, sich über die Lebensläufe zu informieren. Backgroundwissen kommt immer an (;)) Außerdem wirst du dadurch meist die Musik auch viel besser verstehen.

Trotzdem denk mal bitte über meine Eingangsfrage nach und antworte darauf!
 
Ein Tip von Österreicher zu Österreicher:
Karl Ratzer!

Sonst unbedingt noch: Chet Baker, Abbey Lincoln, Bessie Smith...

Beschränke dich nicht auf Sänger, du kannst auch von Pianisten, Bassisten, Schlagzeugern, Violinisten und allem was es sonst noch gibt lernen!
Einige "Essentials" an Instrumentalisten:
- Thelonious Monk
- Art Blakey
- John Coltrane
- Charlie Parker
- Lee Morgan
- Max Roach
- Charles Mingus
- Lester Young
- Eric Dolphy
etc.etc... Also häng dich rein wenn du studieren willst! Viel Spaß und Erfolg!

Im Übrigen unterstreiche ich alles, was foreverborussia gesagt hat.
 
Beschränke dich nicht auf Sänger, du kannst auch von Pianisten, Bassisten, Schlagzeugern, Violinisten und allem was es sonst noch gibt lernen!
.

Stimmt wohl ;) Schon alleine, um das Feeling zu gewinnen. Meine Musiklehrerin, ein begeisterter Jazzfan, hat mal gesagt: Bei gutem Jazz kriegst du spätestens nach 5 Minuten starke Adrenalinschübe, so spannend ist das.
Wenn du das fühlst, dann bist du drin im geschäft ;)
 
Erstmal Danke für die Antworten :great:

Und warum ich drauf gekommen bin, Jazzgesang zu studieren:

Singen allgemein macht mir totalen Spaß. Also hab ich damals angefangen, Gesangsunterricht zu nehmen. Leider hats bei uns in der Musikschule nur Klassik gegeben, obwohl ich eigentlich Richtung Pop gehen wollte. Später, als ich besser wurde und sah, dass ich schneller lernte als Mitschüler, machte ich mir über ein Studium Gedanken. Dann habe ich diese Studienrichtung entdeckt und meine GL gefragt, ob ich vielleicht auch mal Frank Sinatra singen darf.

Das hat mir dann total Spaß gemacht und ich habe mir auch ein paar Jazzsachen angehört wie Autmn Leaves von Eva Cassidy z.B. und ich habe mich in diese Stilrichtung verliebt. Ich bin ja auch in einer Musikschulpopband und vor kurzem durfte ich 2 Stücke mit der BigBand singen, das hat mir bei weitem viel mehr Spaß gemacht als Pop.

Aber irgendwie konnte ich noch nicht schnell genug "in diese Szene reinwachsen" und ich habe ja auch keinen Lehrer oder Freunde, die Jazzmusiker sind und sich in diesem Genre auskennen. Und im Internet findet man ja auch jetzt nicht alles auf einmal. Aber Jazz ist etwas, dass ich mir wirklich als Beruf vorstellen kann, weil es einfach total geil ist und unter die Haut geht, außerdem ist es auch eine sehr "gesunde" Stilrichtung für die Stimme, was ich so mitbekommen habe.
 
Also, ich kann deine Begeisterung sehr gut verstehen. Allerdings muss dir klar sein, dass es eben nicht nur Spaß ist, sondern auch harte Arbeit. das ist nicht mit 2 Stücken in einer Schulbigband zu vergleichen. ich merke aber auch, wie wichtig dir es ist ;)
Versuch doch einfach (ich weiß nicht wie das in Ö damit so aussieht) zu Jamsessions zu gehen. Mit Musikern ins Gespräch zu kommen, dir Tipps geben zu lassen.
Außerdem: Wie sieht's denn mit deinem Theoriewissen aus?
 
Theoriemäßig bin ich eigentlich schon recht gut drauf, jedoch könnte es noch viel besser sein. Intervalle, Terzschichtung bei den verschiedensten Akkorden oder sonstige besondere Akkorde (maj7, add6, sus4), leitereigene Stufenakkorde und Quintenzirkel versteh ich eigentlich alles und kann es auch immer besser anwenden.
Bezüglich der Gehörbildung tu ich mir bei den Intervallen auch nicht besonders schwer. Das, was mir schwerer fällt, ist ein Rhythmus- oder Melodiediktat bzw. 3-stimmiges Melodiediktat in Form von Jazz-Kadenzen. Aber ich glaube wenn ich regelmäßig trainiere und mich damit beschäftige, wird das auch kein Problem mehr sein.
 
Erkundige dich doch mal in deiner Gegend ob es eine stuvo gibt (Studienvorbereitung). Da gibt es in jeden Teilbereich, wecher im Studium rankommt, Unterricht. Auch in Theorie (du hast ja auch erst die Basics angekratzt).
Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass du eher 2 Jahre einplanen solltest. Und viel harte Arbeit. Aber andererseits kenne ich dich persönlich nicht. Die Dozenten an den Jazzunis und deine Gesangslehrer werden das besser beurteilen können.

PS: Also meine erster Gedanke war von mir, dass du denkst Autumn Leaves wäre von Eva Cassidy geschrieben. Beim kurzen drübernachdenken kam ich zum Schluß, dass es nicht unbedingt der Fall ist. Falls es doch ist: Der Song ist definitiv nicht von Eva Cassidy geschrieben sondern ein "Standard" der einem französischen Stück zugrunde liegt (aber da wird ehrlich gesagt bei mir wiederrum sehr dämmrig). Im Jazz wird sehr viel "gecovert" und Standards sind da besonders beliebt (ich glaube die genaue Definition von Standard sind alte Jungs ausm Film/Schlager usw, die neu harmonisiert wurden). In die Richtung musst du dich auf jeden Fall auch sehr schlau machen.
 
Mark Murphy möchte ich als Jazzsänger unbedingt noch ins Feld führen!!

Eva Cassidy ist eigentlich keine Jazzsängerin, auch wenn sie ein paar Jazzstandards gesungen hat, ich denke, da gibt es tatsächlich noch viiiiiiiiiiel zu hören für dich :)

Als ich letztes Jahr in Wien war, war ich abends bei einer Jamsession.... leider weiß ich nicht mehr, wie der Laden hieß, das kann ich aber in Erfahrung bringen, falls es dich interessiert.
Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen, zu solchen Sessions zu gehen.... Kontakte knüpfen, viel hören und aufschnappen und beobachten und und und....

Hör dir viele, viele Aufnahmen von all den bereits genannten großen Jazzsängern und -sängerinnen an.
Und dann die Instrumentalisten - Charlie Parker, Miles Davis, John Coltrane usw... Chet Baker, von dem gibt es auch einige CDs mit Vokalaufnahmen und seine Trompetensoli eignen sich auch gut zum Üben (lernen, mitsingen)

Besorg dir die Aebersold Playbacks für Sänger und ein Realbook, lerne viele Standards und übe übe übe ;)
Unterricht in Jazzgesang würde ich auch unbedingt empfehlen, am besten bei einem der Dozenten des Konservatoriums. Dann kriegst du gleich eine bessere Idee, was dort so gefragt ist.

Beschäftige dich mit Improvisation/ Scatgesang, da gibt es ein paar super Bücher zum Üben, mit CDs, z.b. Bob Stoloff Scat! und Michele Weir Vocal Improvisation oder die Bücher von Jay Clayton - eigentlich alles ein MUSS für angehende Jazzsänger.

Viel Erfolg und viel Spaß bei deiner Entdeckungsreise
:)
 
Ich würde Dir auch zu jamsessions raten. Jazzgesang "lernt" man eigentlich nicht zu Hause in den eigenen vier Wänden, zumindest nicht im akademischen Sinn. Jazz beinhaltet so viel Interaktion und Kommunikation zwischen den Instrumentalisten bzw. dem Sänger und den Instrumentalisten, ist so facetten- und abwechslungsreich, daß "learning by doing" einen viel schneller weiterbringt. Natürlich solltest Du daheim erstmal ein paar Standards üben. Aebersold-playbacks sind wirklich nicht schlecht. Und viel Jazz hören ! Nimm zwei oder drei Standards, die Dir gefallen, und höre sie Dir von zehn verschiedenen Interpreten an. Lass die Versionen auf Dich wirken. Und dann vesuche eine eigene Version, mit deiner Stimme, deiner Geschichte. (Du wirst den Song natürlich nicht neu erfinden, aber Du kannst ihm deinen persönlichen Stempel aufdrücken, weil Du im Jazz - im Gegensatz zum Retortenpop - niemanden imitieren mußt.)
Und dann geh raus, such Dir Leute, die mit dir Musik machen wollen, oder eben jamsessions, und leg los.
Der Vorteil von jamsessions ist auch, daß man meistens nur zwei, drei Songs singt, also kein elendslanges Repertoire draufhaben muss. Allerdings solltest Du darauf achten, daß die Tonart paßt, bzw. ein paar leadsheets dabeihaben ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Also dass der Song nicht direkt von Eva Cassidy stammt, wusste ich, ich erwähnte sie nur, weil mir ihre Version besonders gefiel :)

Ja also echt vielen Dank für die ganzen Tipps und so! Werde die jetzt alle versuchen umzusetzen und freu mich schon darauf!

Eine Frage hätte ich noch:
Habe eh in diesem Forum einen Beitrag gefunden von jemanden, der folgende Clubs in Wien aufgelistet hat
Club Ost: Dienstags, Soul/Funk
Concerto: Dienstags, Jazzsession
Luftbad: Montags, Jazz/Soul/Funk
Coco Club: Mittwochs, Jazzsession
ZWE: Di, FR, Jazz/Funk/Blues
TÜWI: erster Sonntag im Monat, freie Session

Kann man da einfach so hinschauen, Noten mitnehmen und vielleicht machen dann die Instrumentalisten mit mir einfach so Musik auf der Bühne dort? Wollen die nicht vorher hören, ob ich überhaupt gut genug dafür bin?
Ich glaube ich schau das nächste Mal einfach dorthin und schau mir das ganze mal an.
 
außer dem Mitmachen ist das Sehen und Gesehenwerden bzw. das Kennenlernen der örtlichen Musiker besonders wichtig bei Sessions.
Sprich die Leute an, schau Dir zunächst mal an, was dort passiert, dann...

...Bell hat es oben schon geschrieben, bereitest Du ein paar Songs vor (lieber weniger und dafür gut) und steigst dort ein. Falls Du eigene Arrangements spielst, bringst Du Noten für alle mit, falls Du andere Tonarten als Realbook nimmst, dann sind je nach Niveau transponierte Sheets nicht schlecht,die besseren Musiker können aber beim Spielen selber transponieren.

Hingehen, Anschauen, Machen - Übung macht den Meister.
 
Hallo Mike,

Ein Tip noch:
Optimal zum einsteigen und Leute kennen lernen sind Workshops. (zwischen 3 Tagen und 1 Woche)
Aus Erfahrung kann ich nur vom Jazz & BigBand-Workshop des Upper Austrian Jazz Orchestra berichten, sehr empfehlenswert! Da treffen sich gleichgesinnte, vom blutigen Anfänger bis zum Vollprofi und es geht eine Woche lang nur um Musik. Das ganze in sehr entspannter Atmosphäre. Am Abend (und ich denke das ist auf allen vergleichbaren Workshops so) entstehen immer wirklich großartige Sessions, da stehst du plötzlich mit Uni-Dozenten auf der Bühne. Trotzdem kein Grund übermäßig nervös zu sein weil ja schließlich alle dort sind um zu lernen und jeder Verständnis hat. Weitere Workshops gibt's in Zeillern, Poysdorf (NÖ) und in Viktring (KTN)... Es gibt sicher noch einige andere aber da frag vielleicht an der Musikschule oder bei Dr Google.
Der Workshop des UAJO findet immer zu Ostern statt und ist daher optimal als Teil der Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung.

Lg, Sebi.
 

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