Schon die alten Klassiker hatten ihre adligen Mäzene, ... Wirklich große Kunst entsteht nur, wenn man den Künstlern einigermaßen den Rücken freihält.
Die adeligen Mäzene sind aber nicht übers Land gezogen und haben junge Talente gesucht. Sie haben Kapellmeister engagiert und Aufträge vergeben. Und sie haben nur das gefördert, was ihnen gefiel und sie glanzvoll in das Licht eines großen Gönners gestellt hat. Das hat aber auch damals nur mit populären Kunstformen funktioniert.
Wenn ein Musiker sich ausschließlich mit Musik beschäftigen kann, dann hat er mehr Zeit zu üben und sich Wissen anzueignen. Das ist aber nur Theorie und Praxis und hat für die Kunst die gleiche Bedeutung wie Grammatik und Lesen. Deine Behauptung, wie "Wirklich große Kunst" entsteht, finde ich schon fast unverschämt. Was ist mit Blues, Tango, Rembetiko, Flamenco, Klezmer und und und?
Der Staat (id est: die Gesellschaft) ist da in der Pflicht. Immer nur rufen: "Wer sich auf dem Markt nicht durchsetzt, hat halt Pech gehabt", bringt die in Deutschland schaffenden (Jazz-)Musiker nicht weiter.
Es gibt die stattliche Kulturförderung, das ist einer von vielen Töpfen im Verteilungskampf. Es reicht eben auch nicht aus "Der Staat ist in der Pflicht" zu schreiben, sich wieder hin zu legen und wenn das Politikerbashing losgeht wieder wach werden.
Wenn man will, das ein Töpfchen ein wenig mehr gefördert wird, dann muss man dafür auch was tun. Zur Zeit wollen aber viele lieber höhere Zäune als gute Jazzmusiker.
So, wie sich aus dem weit angelegeten Breitensport ein international erfolgreicher Spitzensport mit Fußballweltmeistern und Olympiasiegern entwickelt, so kann sich aus einer breit angelegten Kulturförderung eine international anerkannte Musikerelite entwickeln, die der Staat (id est: die Gesellschaft) stolz präsentieren kann.
Jazz ist ja kein musikalischer Breitensport, also lass ich dessen Sportförderung einmal außer acht. Fast alle Spitzensportler abseits des Mannschaftssports sind Berufssoldaten. Es gibt 15 Sportfördergruppen wie es auch 14 Musikkorps der Bundeswehr gibt (
klick).
Wenn ich hier einige Post lese kommt mir das Kotzen, wer Kunst und Kommerz nicht auseinanderhalten kann, ist einfach nur ein armes Schwein!
Sobald ein Künstler seine Kunst verkaufen möchte, ist das ein kommerzieller Versuch. Und wer "sich nicht verkaufen will", der muss halt andere Möglichkeiten zur Sicherung des Lebensunterhalts suchen. Dazu kann man sich durchaus auch an Kulturfördervereine wenden.
Ich hätte die Möglichkeit gehabt, von der Musik zu leben. Ich hätte nur ein wenig kommerzieller werden müssen. Aber genau das wollte ich nicht. Ich habe nicht von einem Hit geträumt, sondern mit viel Freude in meiner Nische musiziert und meinen Lebensunterhalt nicht mit Musik bestritten.
Aber das machen sie schon mit unseren Straßen und unserer Infrastruktur nicht... - ich hör jetzt auf, sonst rege ich mich nur wieder unnötig über diese ganzen Politikerdarsteller auf.
Und wieder mal die bequeme Wutbürger-Position. Ja, Politiker sind oft widerlich, aber so dankbar...
Wie jede Gesellschaft ihren eigenen Kulturkreis fördert, so formt sie auch die von ihr gewünschten Politiker.