Jazz-Modulationen und funktionsharmonischen Analysen

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funky_tom
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Hallo Leute,
Ich bin kein Musiker, über aber ein bischen auf meinem Keyboard nach "Tim Richards: Exploring Jazz Piano 1 u. 2".
Neben dem Spass, den man machmal damit hat, mache ich das hauptsächlich, um die Tonartwechsel bzw. Changes zu verstehen, und die Arten und Weisen, wie man dahin kommt.
Ich weiß, was Sekundär-Dominanten, Jazz Kadenzen und Tritonus-Substitutionen sind.....aber ich hätte gerne:

1. Einen systematischen (wenn das überhaupt geht :) ) Überblick über gängige und weniger gängige Modulationen (Changes), möglichst mit CD oder Mp3's - im Internet oder als Buch - und wenn es das mit akustischen Beispielen nicht gibt, wäre ein Buch allein auch schon toll!
Bitte empfehlt mir nicht Sikora oder Mark Levine, ich habe die Bücher - aber sie sind entweder zu schwer verständlich und/oder bringen mir o.g. nicht!

2. Im Jungbluth und Sikora sind einige funktionsharmonischen Analysen von Jazz-Stücken. Weiß jemand, wo im Netz oder in einem Buch noch mehr zu finden sind?
 
Eigenschaft
 
Eine Verständnisfrage: meinst Du Modulation (= Wechsel der Tonart) oder Reharmonisation?
Modulationen sind m.E. durch die Komposition vorgegeben, z.B. die drei Key Center in All The Tings You Are. Kurzzeitige "Ausflüge" von 1-2 Takten ohne echten Wechsel durch Bestätigung des neuen tonalen Zentrums fallen noch unter Reharmonisation, soweit ich es kenne.

Reharmonsiationstechniken betreffen das Arrangement und greifen auf Mittel wie die von dir erwähnten und einige weitere zurück.
Einen systematischen Überblick findest zu z.B. in Fritsch, Kellert, Londardoni - Improvisieren, Kapitel 4, eigentlich ein "Übungsbuch".
Oder, ganz speziell als unglaublich umfassende Blues Chord Tabelle in David Baker, Jazz Improvisation.
Inhaltsangabe: http://www.advancemusic.com/data/14200b.pdf

funk_tom schrieb:
... nicht Sikora oder Mark Levine, ich habe die Bücher - aber sie sind entweder zu schwer verständlich...
Als das konkreteste und am leichtesten fassbare Buch zum Thema finde ich Axel Kemper-Moll, Jazz und Pop Harmonielehre.
Inhaltsangabe: http://www.voggenreiter-shop.de/data/pdfs/9783802403491_leseprobe_01.pdf
Er erarbeitet den Stoff mit Beispielen bekannter Standards und Pop-Hits und enthält ebenfalls Analysen und Übungen.

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir lag Ähnliches auf der Zunge, wie zonquer .... aber er war schneller als ich ...

Ich glaube, hier liegt ein Mißverständnis vor bezüglich des Wesens einer Modulation. Aber Zonquer hat ja ohnehin schon darauf hingewiesen.

Sollten tatsächlich - was ich vermute - eher Reharmonisationstechniken gemeint sein, wird Dir wahrscheinlich kein Buch helfen - zumindest nicht NUR ein Buch ... das mußt Du Dir mir dem OHR erarbeiten. Am besten, indem Du in Deine Musik-Hör-Gewohnheiten die chronologische Entwicklung des Jazz nachahmst, und bei harmonisch sehr einfachen Stücken, wie in New Orleans Jazz und/oder Dixieland üblich, beginnst, und dich "hocharbeitest" über Chicago-Stil und Swing, bis zu Bebop, Coojazz und Hardbop.

Dabei wirst Du feststellen, daß oft die Grund-Formen nach wie vor sehr einfach geblieben sind, ... wenn man sie noch erkennt. Es wurden lediglich Akkorde durch andere ersetzt, und dann die ersetzten wieder durch weitere ersetzt ... aber die STRUKTUR ist nahezu unverändert geblieben ... mit Ausnahmen natürlich. Aber diese Entwicklung muß das Ohr mitmachen, sonst ist das ganze sinnlos. Und das braucht ZEIT ...

Natürlich gibt es Schemas und Prototypen, auch in schriftlicher Form, was da geht und was nicht. Zum Beispiel hier ...:

http://www.apassion4jazz.net/reharmonization.html

Aber ich wollte darauf hinaus, daß Dein Ohr die Hauptarbeit zu leisten hat, und daß das Zeit braucht. Aber man sollte es dennoch angehen ...

LG, Thomas
 
Lieber zonquer.
Lieber turko,
vielem Dank Euch beiden für Eure Bemühung!:)

Ich hätte mich klarer ausdrücken sollen ( dachte, das sei mit "changes" schon klar)....
also Ich meine mit Modulationen ausschließlich Tonartwechsel im Jazz!
Ich sage Jazz, weil sie dort halt sehr vielfältiger und abgefahrener sind, als im Pop.
Wenn die Medien ( Bücher, Web-Seiten, Programme ), die Ihr mir vorschlagt, auch noch Hinführungen zu diesen Wechseln enthalten, umso besser!
Aber ich meine Keine Reharmonisation, oder Voicings!!!
Ein Beispiel (geht jetzt nicht darum, ob ich das korrekt wieder gebe):
Wenn man einen Dominatseptakkord durch eine Tritonus-Substitution ersetzt, kann ja in eine völiig andere Landschaft gehen.
Mich interessiert eiine systematische Darstellung solcher Wechsel ( auch der schrägeren) und viielleicht auch damit verbundene Klischees.
Wie gesagt, akustische Beispiele wären toll, müssen aber nicht sein.

P.S.: zonquer...Vielen Dank für Deine PM!
 
Tritonus-Substitution wird im Jazz aber nicht unbedingt modulierend, sondern gerne reharmonisierend im Kontext der Progression verwendet, um z.B. "smooth" klingende chromatische Akkordfolgen zu erzeugen.

tritone.png

Modulation kenne ich eher schlicht dadurch, dass unter Beachtung der Form(-teile) vor den Beginn des neuen Key Center eine Dominante gesetzt wird, die Spannung erzeugt und durch die Tonika der neuen Tonart aufgelöst wird. Die neue Tonart wird meist bestätigt, im Beispiel unten durch den folgenden Takt 18, der ebenfalls auf der Tonika beginnt.
Je einfacher - desto besser, damit der Vorgang für das Ohr gut erfasst werden kann.

Beispiel Modulation: Body & Soul, Form A-A-B-A, 32 Takte.
Die ersten 8 Takte stehen in Db und werden (fast) wiederholt. Bei der Wiederholung geht es nach Takt 15 ins zweite Haus (Takt 16) und damit nach D-Dur im B-Teil. Ein Halbstonschritt ist harmonisch ziemlich entlegen und wird in der Popmusik oft als schnörkellose Rückung vorgenommen. Hier bereitet eine II-V in der neuen Tonart die Modulation vor, deren neues tonales Zentrum in den ersten beiden Takten des B-Teils eingeführt und bestätigt wird.
Takt (A')16 - (B)17: Db6 / Em7 A7 || D / / / | D/F# /...

Die harmonische Bewegung V7 - I ist m.E. das überzeugendste Mittel, eine neue Tonart zu etablieren.

Zu deinem Thema wirst Du vielleicht eher in der klassischen Kompositionslehre fündig.
Kennst Du wahrscheinlich schon, aber generell finde ich den Wikipedia-Artikel dazu ganz gut:
http://de.wikipedia.org/wiki/Modulation_(Musik)

Ein dickes Fachbuch gibt es auch, Zitat Heinz Acker: Modulationslehre - Übungen · Analysen · Literaturbeispiele. Mit "Modulator"
...Step-by-step-Modulationslehre... zugleich auch eine Harmonielehre...Über 600 Notenbeispiele und Übungen...

Im Board findet die Google-Suche aber auch so Einiges, z.B.
https://www.musiker-board.de/einste...ei-enharmonischer-modulation.html#post5935526
https://www.musiker-board.de/kompos...85897-modulation-g-m-nach-em.html#post5943390

Den Begriff "Changes" kenne ich als Kurzform für "Rhythm Changes", also die Akkordfolge des Teils von "I Got Rhythm", der in Sessions aufgerufen wird oder generell als eine (Standard-)Akkordfolge wie im Ausdruck "playing through the changes" im Sinne von einem deutlich harmoniebezogenen (improvisierten) Solo.
 
Zuletzt bearbeitet:
An zonquer und an Alle:
Bitte vergesst das von mir benutzte Wort "Modulation" !!!!!!!!

1.Ich wünsche mir einen Überblick über gängige und weniger gängige Tonart-Wechsel im Jazz.
Nicht in der Klassik, nicht im POP, sondern im Jazz.
2. Mehr funktionsharmonische Analysen von Jazz-Stücken.
 
Aber ... Mudulationen SIND Tonartwechsel ... und die funktionieren im Jazz genauso, wie in anderer tonal geprägter Musik ...
 
... 1.Ich wünsche mir...

Du müsstest bei der Suche nach Modulationen berücksichtigen, dass die Kürze der häufigsten Formen des Jazz (z.B. 32 Takte Standard: 8 Takte Formteil) oft gar keine komplexen "Vorbereitungen" der Modulation zulässt.

Wenn Du den von mir verlinkten Wikipedia Artikel und die Beiträge im Board zum Thema gelesen hast, kennst Du bereits die Quellen der Standartechniken. Zur pratkischen Anwendung im Jazz erfährst Du noch mehr durch das Buch von Jerry Coker, Hearing the Changes.
Darin findest Du u.a. Kapitel zur Modulation (sorry, aber so heißt der Tonartwechsel in Musikstücken nun einmal).
Besprochen und mit Beispielen benannt werden u.a. vagierende Modulation durch Ganzton abwärts
(z.B. Ornitholog, Takt 3 F: II-7 / / / | Vsus9 / V7 / | Imaj7 / / / | Imaj7 / / / | Eb: II-7 / / / | Vsus9 / V7 / | Imaj7 / / / | Imaj7 / / / |...) und Halbton abwärts (z.B. Airegin B-Teil, Takt 2 C: II-7 / V7 / | Imaj7 / / / |B: II-7 / V7 / | Imaj7 / / / |Bb ... )
Echte Modulation durch große Terz aufwärts (z.B. All the Things...) und abwärts (z.B. Half Nelson), kleine Terzen aufwärts (z.B. I'll Remember April) und abwärts (z.B. Del Sasser), kleine Sekund aufwärts (z.B. Body & Soul) sowie Modulation in die parallele Moll-Tonart (z.B. Autumn Leaves).

Neben analysierenden Kommentaren werden ganze Listen von Stücken präsentiert, damit man sich mit den Beispielen beschaffen kann. Durch Quellen wie Youtube ist das auch ohne umfassende CD-Sammlung kein Problem. Auch Lead Sheets sind leicht zugänglich (z.B. durch "Bildersuche" des Titels).

Wie turko so richtig bemerkte, kommt es auf die Ausbildung des musikalischen Hörens an. Dabei sehe ich Coker als gute Hilfe für einen möglichen Weg.
 
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Lieber turko,
Lieber zonquer,
Erstmal möchte ich mich entschuldigen, daß ich erst jetzt antworte,
aber ich hatte die vergangenen Tage soviel andere Sachen am Hals.
Ich fühle mich jedenfalls sehr gut aufgehoben in diesem Forum.

Ich will mich mal outen bzgl. dessen, was ich wirklich will.
Ich frickel ein bischen am Sequencer, um so ne Art Ambient mit Ethno-Rhytmen zu machen,
will dabei aber...genre-untypisch...Jazz-Harmonien verwenden. Ich will kein Vortragsmusiker werden.
Jetzt dachte ich, vielleicht gibt es einen Überblick über gängige und weniger gängige Tonartwechsel im Jazz mit Klang-Beispielen.
Ich sitze also vorm Sequencer und weiß nicht weiter. Dann höre ich mir ein paar Beispiele aus meinem Baukasten an,
und voilà, das 11.te Beispiel sagt mir zu und ich bau es ein.
So ein Beuspiel könnte sein:
C-Dur II / V / I... dann in die A - Moll - Parallele und dann nach A-Dur
oder wie Coltrane in Giant Steps
mit II / V über G / C / F / B etc. durch den Quintenzirkel stept.
Wenn ihr das naiv findet, sagt mir bitte, warum.

@zonquer
Dein Beispiel mit der Tritonus-Substitution und den "smooth" klingende chromatische Akkordfolgen wäre ein Beispiel in meinem Baukasten.
Sowas wie "Form A-A-B-A, 32 Takte" würde in meinem Genre kein rolle spielen.
Das Buch von Jerry Coker, das Du mir empfiehlst, würde mich lehren, in gehörter Musik zu erkennen, was da abläuft.
Bestimmt ne gute Sache, würde aber sicherlich sehr lange dauern!
Würde ich mit meinem Baukasten da nicht schneller sein?
Vergesst bitte nicht, ich will kein Musikker werden und ich möchte auch keine Jazz-Kompositionen schreiben.
Ich möchte einen Überblick über gängige und weniger gängige Jazz-Bewegungen (Tonart-Wechsel) haben ob mit oder ohne Einleitungen. Und wenn dieser Überblick nur in einem Buch zu finden ist, das keine Klangbeispiele jat, dann würde ich mir diese Beispiele in den Sequenzer klopppen und MP3's daraus machen!
Herzliche Grüße an alle
 
Hallo funky_tom,

Du willst das Pferd von hinten aufzäumen? - Schwierig.

Gerade das Gebiet Modulation erfordert Grundkenntnisse noch und noch. Es ist zwar nicht die Königsdisziplin wie z.B. Fugenkomposition, aber geht schon ein wenig in die Richtung vom Schwierigkeitsgrad her gesehen. Eine Modulation harmonisch, melodisch und vor allem auch metrisch in eine Komposition einzufügen ist kein leichtes Handwerk.

Auch wenn wir hier von Jazz- und Popularmusik reden - Modulation sollte man zunächst mal im klassischen Sinne verstehen und erlernen. Dazu muss man die verschiedenen Modulationstypen kennen und unterscheiden lernen.
Zum Einsteigen empfiehlt sich natürlich zunächst die diatonische und die diatonisch-variantische Modulation.
 
Jetzt dachte ich, vielleicht gibt es einen Überblick über gängige und weniger gängige Tonartwechsel im Jazz mit Klang-Beispielen.

Du hörst nicht auf, von "Tonartwechseln" zu schreiben ... während wir anderen Dich schon länger darauf aufmerksam gemacht haben, daß Du in Wirklichkeit ganz was anderes meinst ...
Wenn ich dich (jetzt) richtig verstehe, geht es dir um gängige Chord-Progressions im Jazz (was mit Modulationen genau NICHTS zu tun hat).

Ich würde empfehlen, du googelst mal die Begriffe

- Jazzblues Changes
- Rhythm Changes
- Jazz turnaround (changes)

Das Ergebnis wird 3/4 von dem abdecken, was im Jazz so Gang und Gäbe ist ...

Aber glücklich werden wirst Du damit nicht ... ohne ein tieferes Verständnis dafür, WARUM die Akkorde so sind, wie sie sind ...

LG,
Thomas
 
...Ich sitze also vorm Sequencer und weiß nicht weiter.
Wie denn auch, wenn Du "kein Musiker werden" willst, aber andererseits fortgeschrittene musikalische Tätigkeiten umsetzen möchtest. Was Du tun willst, erfordert einige musikalische Kenntnisse.

Vielleicht kannst Du mit einem dieser Programme weiterkommen. Sie lösen auf unterschiedliche Weise, aber effektiv Probleme mit dem Arrangement musikalischen Materials:
http://www.magix.com/de/musik/
http://www.bandinabox.com/bb.php?os=win&lang=de

Gruß Claus
 

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