Jazz-'Improvisations' Fähigkeiten verbessern

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Aerendil
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Der Titel ist nicht gut formuliert, es geht im Grunde erstmal nicht direkt um das Improvisieren, sondern um 'Intuition mit den Harmonien'.

http://www.lastfm.de/music/Bill+Evans/_/Your+Story

Dieses Stück von Bill Evans würde ich gerne ähnlich gut spielen können, und zwar gerne etwas flüssiger, freier, intuitiver mit den Harmonien umgehen, als es derzeit bei mir der Fall ist.
Ich weiß relativ viel über Dinge wie Skalen, Kadenzen, Akkordbezeichnungen usw., doch bin ich noch nicht in der Lage, wenn ich das leadsheet sehe mit vereinfachter Melodie und den Akkordbezeichnungen, es einfach 'frei' zu spielen. Bei den Harmonien fällt mir meistens nicht viel mehr ein, als den Akkord selbst, in der linken Hand zu spielen. Sogar Voicings fallen mir teilweise schwer, ich muss viel zu viel nachdenken.

Was meint ihr, wie kann ich das alles verbessern mit dem Ziel, das verlinkte Stück so ähnlich dann spielen zu können, dass Melodie und die Harmonien einfach ineinander verschmelzen, und man nicht mehr so strikt unterscheiden kann zwischen "Melodie" und "Akkord".
Ich hoffe ich wisst in etwa, was mein Problem ist.

Vielen Dank für Antworten :)
 
Eigenschaft
 
... ich muss viel zu viel nachdenken.

Was Dir fehlt ist das, was Frank Sikora in seiner Harmonielehre als "Instant Touch" bezeichnet - spielen ohne über irgendwelche technischen Probleme oder Harmonielehre nachzudenken.

Wenn Du sprichst, denkst Du ja normalerweise auch nicht über Grammatik nach oder darüber, welche Muskeln Deiner Zunge Du gerade bewegen mußt.;)

Das kannst Du Dir nur langsam im Kleinen erarbeiten. Du mußt das Wechselspiel der Harmonien intuitiv verstehen lernen - über Akkordfolgen improvisieren und Dich selbst dabei nicht überfordern - nicht zu viel auf einmal wollen.
Nimm Dir eine typische Akkordverbindung vor, improvisier dazu und versuch immer weniger nachzudenken.

Besser kann ich's im Moment nicht erklären.;)
 
Für mich war beim Improvisieren wichtig, dass ich mich auch getraut habe, 'falsch' zu spielen - würde man z.B. Art Tatum (ich weiß, Extrembeispiel, aber da kommts gut raus), einfach nur langsam, strikt nach Noten, ohne höherem Verständnis der Theorie dahinter nachspielen, würde es sich wohl sehr grausam anhören beim Üben. Wenn man hingegen, wie der Meister selbst, einfach nur das Gesamtbild im Ohr hat, und eine Dissonanz setzt, die sich vielleicht nicht mal im selben Takt schön auflöst, fällt einem das Spielen und vor allem Üben viel leichter. Man gibt sich eher die Chance, weiterzukommen.

Eine weitere Übungstechnik bei mir ist das Nachspielen von Figuren. Bewusst z.B. eine Stelle üben, wo zwei Töne mit Sextabstand eine einfache Melodie spielen - ist für mich technisch noch nicht so drinnen, deswegen übe ich das bewusst. Verwende es dann mal vorsichtig bei Improvisationen, zehnmal geht es schief, beim elften Mal gehts, und irgendwann kann ich das wirklich verwenden.
In der linken Hand z.B. finde ich, dass ich viel zu wenig Techniken habe, habe ich mir kaum angeschaut bisher. Deswegen konzentriere ich mich beim Üben auch drauf, teilweise das Voicing zwischen linker und rechter Hand zu wechseln, damit ich mich daran gewöhne.

Aber am Wichtigsten ist für mich immer noch die Mut zur Dissonanz, Sachen spielen, die man nicht so gut kann - damit sie mal sitzen. :)
 
Den Groove sollte man auch nicht vergessen!
Victor Wooten zeigt das schön in einem seiner Videos, indem er nur die 5 (falschen) Töne benutzt und damit Improvisiert.
Als nächstes zeigt er auf, wie es klingen kann, wenn man die 7(richtigen) Töne nimmt, aber ungeschickt und ohne groove spielt.

Die Studenten waren sich einig dass das erste Beispiel das bessere war.

Victor Wooten - Groove Workshop und nicht nur für Bassisten geeignet!

Gruß
 
Vielen Dank für eure Antworten. :)

Im Moment bin ich einfach dabei, einige Skalen immer wieder rauf und runter zu spielen, mir Akkordfolgen zu denken und danach zu spielen, halt Spielen, Spielen, Spielen und dabei zu versuchen es immer unbewusster werden zu lassen. :-D Klappt auch ganz gut, ich hoffe nur, dass iiirgendwann vielleicht mal ein Effekt kommt, wo auch Harmoniefolgen einfach fließen, man nur abstrakt in den Gedanken die Klänge hört, dass ich auch halt nicht mehr denke "so, was passt gut nach Am9", sondern dass ein Gesamtkonstrukt entsteht, die Musik als Gefühlsausdruck. Herrlich, wie ich hier philosophiere.

Was meint ihr denn, wie Bill Evans seine Genialität, sein wunderbares Improviesieren und Spielen entwickelt hat?
Einfach nur Genie und Veranlagung dazu in den Genen?

Was ich weiß ist, dass er Claude Debussys Musik studiert hat. Bloß, dass er dadurch auch erst diese neue Harmoniewelt kennenlernte, aus der der Jazz entsprang. Ich kenne ja nun schon Bill Evans und den Jazz..
 
Im Moment bin ich einfach dabei, einige Skalen immer wieder rauf und runter zu spielen, mir Akkordfolgen zu denken und danach zu spielen

Die Skalen spielen zu können ist eine Sache - daraus Melodien zu bauen eine andere.
Mach Dir bewußt was Du spielst und wie sich die Skalen zusammensetzen, spiel bewusst irgendwelche Zieltöne - Guidetones oder Tensions und mach Dir klar welche Spannung über dem Begleitakkord entsteht. Diese Töne kannst Du sowohl mit Skalentönen oder chromatisch verbinden. Mach bewußt Intervallsprünge usw.

Ich denke, Bill Evans weis auch genau, was er tut. ;)
 

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