Ist Sidechain Kompression das, was ich benötige?

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Hallo,

wenn ich mein Gitarrengedudel Clean einspiele habe ich vor dem Amp ein Delay und ein Reverb Pedal hängen.
Mir gefällt der Sound extrem, den ich mir da gebastelt habe, weil er sehr angenehm schwebend aber noch nicht verwaschen ist (also um ehrlich zu sein, es geht sehr nah an Eric Johnsons Clean sound ran :D )

Wenn ich nun etwas aufnehme (Cubase 4 LE) und den dortigen Kompressor verwende (VST Dynamics) und ihn so einstelle, wie es mir passt, dann klingt es sehr angenehm in den Momenten, wo ich Saiten Zupfe/Anschlage.
Der dann entstehende Nachhall wird aber ebenfalls komprimiert und lauter gepumpt, wodurch es dann wieder künstlich klingt.

Ich hätte es nun gerne so, dass der Kompressor nur dann arbeitet, wenn ich wirklich spiele, aber sobald ich Saiten schwingen lasse, soll er sofort aufhören zu komprimieren.

In meinem Kopf schwirrt folgende Idee.
Ich lege den Kompressor auf eine Effektspur. Diese Spur wird mittels Gate nur dann geöffnet, wenn der Pegel hoch genug ist (wenn ich also die Saiten anschlage).
Das Gate schließt dann aber sofort ab dem Punkt, wo der Nachhall einsetzt.
Könnte das so passen?

Nennt sich so etwas Sidechain Kompression, oder ist das noch etwas anderes? Wenn ja, wie funktioniert das?

slugs
 
Eigenschaft
 
hast du das delay mit aufgenommen oder in der software hinzu gefügt?

grundsatzfrage: was soll des kompressor bewirken?
 
Delay und Reverb werden mit aufgenommen. Kommt von externen Effektpedalen. In Cubase wird kein weiterer Effekt hinzugefügt.

Was er bewirken soll? Standardantwort, die Dynamik rausnehmen ;) Ne mal im Ernst,
mein Sound ist Clean schon etwas bissig, wodurch härter gezupfte/angeschlagene Saiten sehr laut sind, dann aber im Vergleich zur Spitze am Anfang relativ leise sind. (es ist nicht wirklich leise, aber im Vergleich zur Spitze am Anfang schon)
Diese Spitze würde ich einfach ein bisschen glatt bügeln.

Die Ergebnisse, die ich ohne Hall und Delay über den Kompressor erziele gefallen mir ja an sich. Nur ist der Kompressor als Insert-Effekt in der Gitarrenspur nicht zu verwenden, weil er wie gesagt, das verwendete Delay und Reverb nach oben zieht.

Wenn du magst, kann ich heute am später Nachmittag eine Hörprobe hochladen.
 
Ein Sidechain mit einem Gate würde doch eig nur die Threshold-Funktion des Kompressors nachbilden, denn genau die besagt doch, ab welchem Pegel komprimiert werden soll. Ich denke also, dass du die falschen Einstellungen im Kompressor hast, evtl. Threshold zu niedrig oder Release zu lang.
 
Tatsächlich! Release war zu lange eingestellt.
Mit kleineren Werten wird der Hall nicht mehr so nachgezogen.
 
Ansonsten würde ich bei einem Gitarrensignal den Kompressor, wenn er "hörbar" sein soll, vor die sphärischen Effekte setzen.
Danach, wie schon angedeutet nur noch sehr dezent, weils sonst ganz fix unnatürlich wird.
 
Hi,

Ein richt eingestellter (brauchbarer) Kompressor müsste (auch mit bereits enthaltenen Effekten, Gitarristen lieben halt ihre Bodentreter) den Job auch richtig machen ohne extrem aufzufallen und zu pumpen.

Meine Tipps:
- Verwende einen EQ zum "säubern" vor dem Kompressor. C.a. 60Hz und drunter braucht man nicht bei der Gitarre, weg damit. Resonanzen? -> Raus damit. Wummern. Raus damit. Jeder Kompressor braucht auch ein vernünftiges Eingangssignal.
- Stelle Ratio passend irgendwo zwischen 1:2 und 1:6 ein.
- Fahre mit dem Threshold von ganz oben (wo der Kompressor nicht nichts macht) langsam runter, bis die Gain-Reduction Anzeige schon etwas rumspringt, aber noch kein Pumpen zu hören ist.
- Wichtig: Release-Zeit: Solange rumbasteln (eher kürzer) bis es passt bzw. auf Auto stellen.

lg. JayT.
 
Hi,

(auch mit bereits enthaltenen Effekten, Gitarristen lieben halt ihre Bodentreter)

Ja ich weiß, wir sind schon ein komisches Volk. Lassen unseren Sound von so ein paar (aus der Sicht von Studio-Effekten) Billigdingern den Sound formen :cool:

Aber mal im Ernst:
Das ist eine gute Anleitung JayT. Danke!

Es heißt ja so oft immer, "erlaubt ist, was gut klingt - probier einfach ein bisschen rum"
das mag schon sein, aber gerade als Anfänger finde ich es immer hilfreich solche Richtlinien als Ausgangspunkt zu haben.
Damit lässt sichs schon mal viel besser rumprobieren!

Auf lange Sicht überlege ich mir dennoch einen Comp in Pedalform vor meine ganze Effektkette zu hängen.

Wozu brauch ich einen teuren Studio-Rack Comp. EIn 80 € MXR-Pedalformatkompressor klingt doch genauso gut :D

Edit: Achja eine Frage bleibt dann doch. Wenn man Release auf Auto stellt. Woran macht der Kompressor dann nun fest, wann er das Signal wieder "los lässt"?
Ich denke, jeder Kompressor reagiert da anders, aber es müsste da doch bestimmt so eine allgemeine Regel geben.
 
Hoi, mal eine Anfängerfrage von mir:

Warum stellt man Release nicht immer auf gaaaaaanz kurz, dass wirklich nur die Pegelspitzen komprimiert werden? Was bringt es mir, die Kompression aufrecht zu erhalten, wenn dann auch noch kleine Signale komprimiert werden?

Lg Stefan :)
 
Also ich kanns dir grad aus eigener Erfahrung sagen.

Spiel grad wieder etwas mit dem Kompressor rum.
Wenn ich einen Akkord hart anschlage und sagen wir mal eine Viertel-Note ausklingen lasse,
nun Kompression einstelle, Release aber auf den niedrigsten Wert ist, dann wird das Signal während des Ausklingens wieder lauter. Als ob du praktisch den Lautstärkeregler deines Radios aufdrehen würdest, während der Akkord nachklingt, ihn dann aber sofort wieder runterdrehst, wenn der nächste Akkord angeschlagen wird.

Fazit: Auf diese Weise klingts sehr unnatürlich für mich. Ich versuch nun gerade den Mittelweg rauszufinden zwischen nicht zu lange und nicht zu kurz.
Mein Gefühl sagt mir dabei, so kurz wie möglich, aber so lange, wie nötig!
 
Ah, alles klar danke!
 
Noch etwas für dein Verständnis Kramusha:

Ob "kleine", sprich leisere Signale komprimiert werden, sagt nicht die Releasetime, sondern der Threshold. Den solltest du ein Weng unter die Pegelspitzen setzen, ... (Effektkompression ist wieder was anderes...)
Release sagt nur, wie schnell der Kompressor, sobald das zu komprimierende Signal wieder unter den Threshold sinkt, aus der Kompression fährt, ... du stellst sozusagen die Schnelligkeit des Zustandes der Arbeit und Pause/Arbeitslosigkeit deines Kompressors ein.
Ich hoffe du kannst mir folgen :)
 
Ja das war mir klar, mir ging es rein um die Releasezeit (bzw. Attack). In meinem Kopf denk ich mir das so, dass er große Spitzen ab dem Threshold nicht mehr so stark (Ratio) verstärkt. Da gab es keinen Platz für eine Notwendigkeit eines Attack/Release Reglers. Sobald er drüber is, soll er komprimieren, sobald das Signal wieder unter den Threshold fällt, soll er aufhören.

Werd mir das einfach mal anhören müssen. Ich probier ja Softwaremäßig damit rum, aber meistens verwirren mich die ganzen Regler nur. Threshold, Ratio und Gain sind klar, aber die anderen.. Nope, kein Plan wie sich die in der Praxis auswirken.

lg :)
 
Ich habe schon oft von diesem "Pumpen" gehört, kann mir aber immer noch nichts darunter vorstellen. Einen Kompressor benutze ich in Cubase 2 SX eigentlich nur für den Bass, weil mein E-Bass eine Saite deutlich lauter raustut und für den Gesang, damit ich nicht dauernd die Lautstärke im Mixer angleichen muß. Hier verlasse ich mich gern auf Presets, bei denen ich ggf. nach Gefühl rumschraube. Kurz: Dynamik rausnehmen. ;)
Hat jemand vielleicht ein Beispiel für das "Pumpen", gerne auch übertrieben, damit ich mir was darunter vorstellen kann?
 
nochmal zum Attack/Release:

Das Grundprinzip hast du verstanden, und bei Attack und Release geht es jetzt genau um die Punkte, an denen dem Kompressor gesagt wird "arbeite" oder "hör auf"...
Vergleich:
Mit deinem Auto brauchst du eine bestimmte Zeit von 0 auf 100. Wenn du aber einen Hut auf hast, ist dir das zu schnell und du drückst weniger aufs Gas, du brauchst also länger bis zur 100... So kannst du es mit dem Attackwert sehen: Der Compressor braucht einen Moment zum Runterregeln, bis er den von dir eingestellten Wert erreicht. Genauso beim Release, nur dass du das besser mit der Bremse des Autos vergleichen solltest...
Der Kompressor kann also nicht sofort den gewünschten Wert erfüllen, sondern "läuft an"... Das einzustellen ist dadurch entstanden, dass Kompression in erster Linie nicht hörbar sein sollte, und man somit auf die verschiedenen Tonsignale, die einem begegnen, reagieren zu können...

Genau genommen, sagt eine Attackzeit von zum Beispiel 250 ms, dass der Compressor 250 ms, nachdem der Pegel des zu bearbeitenden Signals über den Threshold gestiegen ist, bei 2/3 des eingestellten Regelwegs ist, er also erst 66% dessen leistet, was er leisten soll...

Gut zum Probieren/hören:
Threshold tief ansetzen, hohe Ratio und

1. Bassdrumspur mit möglichst kurzer Attack anhören - klingt einheitlich laut, unspektakulär, untypisch. Jetzt Attack langsam aufziehen und zwischen 20 und 35 ms kommt der Kick plötzlich deutlich heraus, da der Compressor langsamer regelt, der Kick irgendwann zu schnell wird und somit durchhuscht...

2. Sustainreiche Melodie, wie oben schon gesagt, und die Releasezeit ganz kurz, und dann verlängern... da hört man quasi den Lautstärkeregler springen...
 
Ich habe schon oft von diesem "Pumpen" gehört, kann mir aber immer noch nichts darunter vorstellen. Einen Kompressor benutze ich in Cubase 2 SX eigentlich nur für den Bass, weil mein E-Bass eine Saite deutlich lauter raustut und für den Gesang, damit ich nicht dauernd die Lautstärke im Mixer angleichen muß. Hier verlasse ich mich gern auf Presets, bei denen ich ggf. nach Gefühl rumschraube. Kurz: Dynamik rausnehmen. ;)
Hat jemand vielleicht ein Beispiel für das "Pumpen", gerne auch übertrieben, damit ich mir was darunter vorstellen kann?


Ich lade heute Nachmittag mal ein Sample hoch, wo ordentlich gepumpt wird ;)
 
Soundfile

So, hier spiele ich 4 Akkorde und lasse sie ein wenig nachklingen. Im Vergleich zum Original ist die Lautstärke des Nachklangs fast genau so laut, wie die Lautstärke der Töne, in dem Moment, wo ich sie Anschlage.
Gerade beim 3ten Akkord merkt man extrem, wie der Kompressor das Signal nach oben regelt.
Ich hätte die Töne auch wesentlich länger nachklingen lassen können.
Der Kompressor hätte dafür gesorgt, dass es immer gleich laut klingt.

Man spricht genau dann vom "pumpen".
Der Ton wird auf Biegen und Brechen verstärkt, dass er genau so laut ist, wie am Anfang, als ich sie angeschlagen habe.
Es klingt halt unnatürlich, weil das Gehör es gewohnt ist, dass nachschwingende Töne leiser und nicht lauter werden.

Das ist in etwa so, wie wenn Regen plötzlich von unten nach oben fällt.

Desweiteren werde Störgeräusche (Rauschen, bei der Aufnahme direkt am Ende erkennbar) ebenfalls mitverstärkt. Der Kompressor weiß ja nicht, was Gitarre ist und was Nebengeräusche sind.
Also macht der dumm einfach alles lauter.

Manchmal kann pumpen aber auch gewollt sein. Dann wird der Comp. (wie schon erwähnt) eher als Effekt genutzt.
 
Hmm, dann ist das wohl der Grund, warum es mir noch nie aufgefallen ist, weil ich nie auf Nachklang geachtet habe sondern immer darauf aus war, alles in einem bestimmten Pegelbereich zu halten. Beim Bass wäre dann vielleicht ein Limiter die bessere Wahl...
 
da wird der Compressor auch ganz gut erklärt
http://www.musotalk.de/video-workshops/video/article/cubase-workshop-insert-effekte-teil-1/
dort wird leider nicht viel über die Releasezeit gesagt. Pumpen bekommst Du dann, wenn die Releasezeit wesentlich kürzer ist als der Abstand zwischen 2 Attacks (Noten/Schlägen) - kann man also anhand der BPM und der Notierung ausrechnen ;) Ich dreh die Release erst mal hoch, dann langsam zurück bis es anfängt zu pumpen und dann wieder etwas höher.
 

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