Ist Musikalität vererbbar? (Seminarfacharbeit)

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Seminarfach
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Liebe Community,

Ich schreibe derzeit im Rahmen des Thüringer Abiturs an einer Seminarfacharbeit zum Thema der genetischen Bedingtheit musikalischer Begabung.
Auf Deutsch: Ist Musikalisches Talent eher durch die Erbanlagen vorgeprägt, oder liegt es in der Hand jedes einzelen Menschen dies zu erlernen?
So viel vorweg - es wird sich um einen Mittelweg handeln, so viel sei klar. Logischerweise kann man hier keine eindeutige Antwort treffen. Jedoch geht es viel mehr darum, ob musikalisch begabte Menschen dies bereits durch ihre Vorfahren in die Wiege gelegt bekommen, oder wie sehr beispielsweise die Vorbildfunktion der Eltern dabei eine Rolle spielt, oder wie sehr man sich selbst schulen kann. Dabei entstehen die Fragen, ob es von vorn herein musikalische und unmusikalische Menschen gibt, und ob eine unmusikalische Person nicht Musikalität erlernen kann.

Darüber kann man nun sicherlich viel diskutieren (ich bitte darum, jeder Beitrag würde mir helfen!).
Worum es mir bei diesem Thread jedoch geht, ist: Ich brauche Unterstützung.

(1) Zunächst: Wie steht Ihr zu dem Thema? Jeder hat hier wahrscheinlich andere Erfahrungen gemacht. Daher ist mir jede Meinung, jeder Beitrag wichtig!
(2) Kennt jemand zufällig gutes Material? (Bücher, Websites,...) Ich habe trotz Recherche bislang nur eine Hand voll Websites und 2 Fachbücher. Daraus eine 30-seitige Arbeit zu schreiben ist zwar nicht unmöglich, wird aber schwer.
Gibt es vielleicht noch Fachleute, die man dazu direkt befragen könnte? (an dem Thema arbeite ich momentan selbst noch)
(3) Kennt Ihr Methoden, um hierbei praktische Ergebnisse zu erlangen? Ich muss an der Arbeit einen gewissen Eigenanteil haben, weshalb ich eigene Ergebnisse sammeln muss. Dazu werde ich voraussichtlich in einer 6. Klasse Unterrichtsstunden übernehmen und ein paar 'Versuche' durchführen. Einige Ideen habe ich schon entwickelt, es wären aber ein paar mehr Einfälle nicht schlecht. Kennt vielleicht noch jemand bereits durchgeführte Experimente? (Ich weiß, dass es zu dem Sachverhalt bereits Versuche mit Neugeborenen gab, aber ich glaube dazu werde ich eher nicht die Möglichkeit haben...)

Könnt Ihr sonst irgendetwas Beitragen? Ich bin für jede Hilfe offen! Zumal ich mit dem Thema in einer ziemlichen Sackgasse bin... Aber da ich nicht viele Möglichkeiten hatte, muss ich da jetzt durch. Shit Happens.

Einen Hinweis noch: Ich führe auch eine anonyme Umfrage zu dem Thema durch. Dazu hatte ich hier bereits einen Thread eröffnet, der jedoch nach kurzer Zeit wieder geschlossen wurde, da ich als Neuuser keine Umfragen durchführen darf. Wenn sich jemand an der Befragung beteiligen wollen würde (!!Wofür ich äußerst dankbar wäre!!), bitte ich darum sich per Privatnachricht bei mir zu melden. Ich werde Euch dann schnellstmöglich einen Fragebogen zuschicken.


Ich bedanke mich schonmal vielmals vorweg und hoffe, dass sich aus dem Thread eine gute Diskussion machen lässt!

Gruß,
Georg ;)
 
Eigenschaft
 
Es ist spät und ich habe auch die nächsten Tage wenig Zeit um selber mal ein wenig zu googlen und das zu finden was ich dir eigentlich zeigen möchte. Nur soviel:
Ich habe vor ein paar Jahren eine Doku (ich glaube im Holländischen Fernsehen, kann aber auch BBC gewesen sein) gesehen, bei der in etwa die gleiche Frage gestellt wurde. Dabei meine ich mich zu erinnern, dass die mit Leuten experimentiert haben, die entweder Tonal oder Rhythmisch "taub" sind. Soll heißen, sie können entweder keine Tonhöhen unterscheiden oder halt keinem Rhythmus folgen. Vor allem die letzteren findet man ja regelmäßig. Das ganze scheint so etwas ähnliches wie Dyslexie zu sein. In wiefern das jetzt wiederum erblich übertragbar ist, weiß ich nicht. Ich würde aber da mal ansetzen und gucken ob es irgendwelche Quellen gibt. Also nicht danach zu gucken ob sich das Talent übertragen lässt, sondern ob definitives "Nicht-Talent" (bzw. die Behinderung) übertragbar ist.
 
Ich würde bei der Befragung noch zusätzlich noch den Punkt Bildung in Betracht ziehen.
D.h. die Frage: Ist eine Person die Musikalität geerbt hat - diese aber nie gefördert wurde - weniger musikalisch als eine Person, die keine Musikalität geerbt hat - aber gefördert wurde.

Weiterhin fällt mir noch dir Frage ein:
Was ist überhaupt Musikalität? Ist das einfach "nur" tonale oder rhythmische Korrektheit? (wie in dem Bericht von Orgeltier)?
Wenn etwas vererbt wird - dann würde es ja heißten, dass es eine "Musiker-DNS-Sequenz" geben muss, oder?

Halt uns mal auf dem laufenden - das ist eine interessante Arbeit!
 
ich kann Dir sicherlich nicht sehr weiterhelfen, aber ich bin der Meinung, daß es eher auf Talent (genetisch bedingt??) rausläft, das auf fruchtbaren Boden fällt (Erkennen + Fördern) und das Motivation findet selber was draus zu machen.

Ich kann Dir nur meine Familienchronik etwas aufblättern als Beispiel:
*von meinen Großeltern weiß ich diesbezüglich nichts
*mein Vater war ein begnadeter (Hobby-)Fagott-Spieler auf absolut professionellem Niveau, er hat viele Subs gespielt in Profi-Orchestern, zudem sehr guter Sänger
*meine Mutter hat fast auf allem gespielt was Saiten hatte, etwas Geige, sehr gut klass. Gitarre, Zither, Hackbrett, ihr Hauptinstrument war das Cello, sehr gute Sängerin

ich habe drei Geschwister, wir haben alle vier Musik studiert:
*Schwester 1: Gesang + Klavier, Jahrzehnte als Sängerin im Profichor, Korrepetitorin für Opernprofis, Klavierunterricht ->drei Kinder
*schwester 2: Gesang + Gitarre, Kollegin von Schwester 1 im Chor, Gitarrenunterricht ->keine Kinder
*Bruder: Gesang + Cello ->freischaffender Konzertsänger, überwiegend in der Klassik ->keine Kinder
*ich: Schlagwerk + (Klavier) ->weil ich die Firma von Opa/Vater übernehmen mußte, hab ich auch noch Maschienbau studiert und Musik "nur" als Hobby betrieben, natürlich auf entsprechendem Niveau ->drei Kinder

*Schwager 1: Hobby-Klarinettist auf brauchbarem Niveau
die Kinder aus dieser Ehe:
*Tochter 1: absolut unmusikalisch, kann auch mit längerer Übung nicht im Takt klatschen, ist nicht in der Lage irgend einen Ton sicher zu intonieren, hat auch sonst keinerlei Interesse für Musik
*Tochter 2: brauchbar Klavier, vorzügliche Chorsängerin, die gerne für Projekte angefragt wird, weil noten- und intonationssicher, hat eventuell das Absolute Gehör?
*Sohn: brauchbare Ansätze am Klavier, aber stinkfaul, ist nichts draus geworden...
*alle Kinder von diesen Kindern haben keine größere Interessen an Musik

*meine Frau:
*Ihr Vater: Musiklehrer, Kirchenorganist, Dirigent von Blaskapellen + Chören, Opernfan, sehr guter Klavierspieler + Sänger
* meine Frau selber: Hauptstudium Pädagogik/Sonderpädagogik/Psychologie, zusätzlich Kirchenorgel/Kirchenmusik, spielt vorzüglich Klavier, Cello + Querflöte, ist gefragte Chorsängerin -> ist aber als Spätberufene eine ganz ausgezeichnete Percussionistin geworden, inzwischen ihre Hauptbeschäftigung und zwar in Kombination mit Pädagogik, eigenes Projekt zur Förderung von Behinderten

*unsere Kinder:
*Tochter1: Geige, auf sehr gutem Hobby-Niveau ->Enkel 1
*Tochter 2: Bratsche, ebenso ->Enkel 2
*Sohn: Geige, ebenso ->keine Kinder
...man ahnt es schon, meine Frau und die Kinder sind ein gern gebuchtes Streich-Quartett...:D

*unsere Enkel:
*Enkel 1: hat mit Alt-Sax angefangen, wenig Talent, wenig Lust, wenig Ausdauer - ist nix geworden... (Vater hat keinerlei Interesse an Musik)
*Enkel 2: nimmt Klavierunterricht und hat jetzt mit Tuba angefangen, ersteres läßt er etwas schludern (auch zeitbedingt), an der Tuba ist er feste dran, das könnte werden, ok er ist erst in der fünften Klasse und kann das Teil noch nicht selber tragen im Koffer... (Vater ist sehr musikbegeistert, spielt selber aber kein Instrument und singt nur in der Badewanne)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Georg,
ich kann auch etwas aus eigener Erfahrung sprechen: In meiner Familie macht auch jeder irgendwie Musik, mein Vater spielt hauptsächlich Saxofon und singt (und kann noch Mundharmonika und Querflöte), meine Mutter singt im Chor und kann etwas Klavier. Meine Schwestern spielen ebenfalls schon lange Klavier, die eine etwas mehr und besser als die andere, diese hat dafür mit Gitarre angefangen und singt etwas. Ich selbst habe lange Zeit Schlagzeug gespielt, das ist allerdings etwas eingeschlafen. Seit knapp 1 1/2 Jahren spiele ich dafür sehr viel Klavier und auch mal Keyboard/Synths.
Meine Großeltern mütterlicherseits gab es bereits etwas Musik in der Familie, ich glaube da hatte mein Großvater Gitarre gespielt und meine Großmutter auch etwas Klavier. Dafür war mein Vater der erste in seiner Familie der Musik gemacht hat.

Was ich von meinem Standpunkt her schwierig an der Aufgabe ist: Wie kann man das tatsächlich genetisch vererbte von dem trennen was durch das Aufwachsen in einer musikalischen Familie durch Erziehung vererbt wird? Da sind Untersuchungen mit Säuglingen wohl schon der richtige Ansatz, ist klar dass das für dich nicht machbar ist. Zur Frage was Musikalität ist würde ich vielleicht, auch wenn es schwer messbar ist, den Stellenwert hinzufügen der Musik im Leben einnimmt. Es gibt immerhin auch viele Leute, die zwar nie selbst Musik gemacht haben aber trotzdem sehr musikbegeistert sind und z.B. als Schüler im Vergleich zu Altersgenossen weit mehr hören als das was gerade in den Charts ist.
 
ich kann Dir sicherlich nicht sehr weiterhelfen, aber ich bin der Meinung, daß es eher auf Talent (genetisch bedingt??) rausläft, das auf fruchtbaren Boden fällt (Erkennen + Fördern) und das Motivation findet selber was draus zu machen.
"Fruchtbarer Boden" ist das richtige Stichwort.
Zu einer Familienchroniken gehört auch, ob in der Familie viel musiziert wurde und früh der Umgang mit Musik praktiziert wurde, sein es nur durch Singen.

Eine gute Beispiel sind da sicher Musik praktizierende Zigeuner, deren Kinder nicht alle ein Django Reinhardt werden, aber halt so viel Praxis in der Familie haben, um gut mitzumusizieren.

Die genetische Diskussion ist schwer, so lange es keine Anhaltspunkte gibt, dass ein oder mehrere Gene verantwortlich sein könnten.
Dann wäre es letztlich auch so, dass ja nicht alle in der Familie die Gene vererbt bekommen.

Also Erziehnung kann was bringen.
Besondere Begabungen gibt es auch, aber es sit sicher nicht so, dass die so einfach mit einem Gen vererbt werden.
Eher so, dass es aus zufälligen Kombinationen entstehen kann oder halt auch nicht.

Die Kombination muss auch passen:
Angenommen jemand erbt gute Ohren und gar ein absolutes Gehör, hat aber absolut null Geduld zum Üben eines Instrumentes, dann fehlt ihm schon ja schon ein wichtiges Element, damit es passt. Oder es fehlt total an Fingerfertigkeit, dann wird es maximal was mit Gesang.
 
Vorweg: Ich bin kein Genetiker. Alles was folgt, ist lediglich meine Meinung als Musiker, der sich jedoch interessehalber ein wenig in die Genetik eingelesen hat:

Ich glaube nicht, daß es eine einzelne DNS-Sequenz gibt, die das Phänomen der Musikalität in ihrer Gesamtheit codiert. Dazu ist Musikalität eine viel zu komplexe Begabung, die sich aus dem Zusammentreffen vieler Einzelbegabungen ergibt: Die Tonhöhenerkennung (grob und fein), das harmonische Hören, die rhythmische Begabung, die Fähigkeit, Muster wahrzunehmen und zu erkennen, und nicht zuletzt auch die "charakterlichen" Eigenschaften wie die Fähigkeiten, ZU-hören zu können und zu WOLLEN, sich in ein Gesamtes einfügen und unterordnen, den anderen folgen wollen, …

Jeder einzelne dieser Aspekte bedeutet ohne die anderen in Bezug auf das, was wir hier Musikalität nennen, NICHTS. Musikalität wird geformt nur durch das Zusammenspiel all dieser Faktoren.

Und: Jede dieser Einzelbegabungen kann durch Training, durch Üben, auch entsprechend gefördert werden.

Daher: Ebenso, wie jede dieser Einzelkomponenten ohne die anderen noch gar nichts bedeutet, so bedeutet auch das Auftreten aller Einzelfähigkeiten zusammen noch gar nichts ohne die richtigen Lebensumstände, die die man hineingeboren werden muß, damit sich diese genetische Grund-Begabung "Musikalität" durch Übung, Motivation und Förderung so richtig entfalten kann.

Fazit: Ich glaube daher, daß es prinzipiell möglich ist, daß sich die Begabung zur Musikalität vererben kann. Da diese jedoch, wie oben angeführt, das Resultat von mehreren verschiedenen Fähigkeiten zu sein scheint, wäre es ein immenser Zufall, würden alle dieser notwendigen Einzelbegabungen vererbt.
Und selbst wenn, dann bedeutet das noch immer NICHTS, ohne das richtige soziale Umfeld.

LG - Thomas
 
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Ich glaube nicht, daß es eine einzelne DNS-Sequenz gibt, die das Phänomen der Musikalität in ihrer Gesamtheit codiert. Dazu ist Musikalität eine viel zu komplexe Begabung, die sich aus dem Zusammentreffen vieler Einzelbegabungen ergibt: ...
Richtig ...
Würde es ein oder 2 Gene dafür geben, dann wäre das auch schon erkannt worden.
Dann würden wir die Mendelschen Regeln in Bio auch nicht nur mit Erbsen, sondern auch mit den Familien vom Komponisten abhandeln, das wäre interessanter.



Noch eine Frage an den TE
(2) Kennt jemand zufällig gutes Material? (Bücher, Websites,...) Ich habe trotz Recherche bislang nur eine Hand voll Websites und 2 Fachbücher. Daraus eine 30-seitige Arbeit zu schreiben ist zwar nicht unmöglich, wird aber schwer.
Wenn das 2 Fachbücher sind, müssten die doch weiterführende Literaturangeben haben, die werden das doch nicht ohne Quellen geschreiben haben? :gruebel:

Wenn es wenig direkte Infos gibt, musst du natürlich bei den Wissenschaften gucken, die das berührt.
Bio wurde schon angesprochen, ist aber mMn weniger ergiebig, siehe Begründung meins Vorredners turko, aber du kannst ja mit den Biolehrer reden.
Ich fürchte aber, das geht eher in Richtung Erziehnung, auch frühkindliche, also wann Kinder günstig gefördert werden und so ein Kram.
Da wissen glaub eher Grundschullehrer oder Erzieher Bescheid, weniger Gymnasiallehrer.
 
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Hallo Leute,

Erstmal schon einmal vielen Dank für den riesen Support in der kurzen Zeit! Mit den Beiträgen habt ihr mir echt schon ein ganzes Stück weitergeholfen.

Ich versuche mal, jetzt auf alles einzugehen.
Erstmal ist es sehr gut, wenn ihr eure Familienstammbäume aufzählt, damit habe ich dann schonmal einen Beleg/Widerleg für meine These! Vor allem kann ich die (zB. den von WilliamBasie) sehr gut als Positivbeispiel anbringen, da ich in einem Kapitel sowieso vorhatte, auf die Bach Familie einzugehen.

Mit dem Punkt, wie man Musikalität definiert, habt ihr Recht. Das war auch zu Beginn der Arbeit das erste Problem. Da es hierfür nirgendwo eine 100% einheitliche Definition gab, bin ich dazu übergegangen, Musikalisches Talent als die Fähigkeit, Musik 'auszuüben' (Instrumental, Vocal, ...) und ein Musikalisches Verständnis zu haben (Tongehör, Rhythmusgefühl, ...), festzulegen. Im Gegensatz dazu muss also beispielsweise Notenlehre etc. nicht damit zusammenhängen. Interessant auf Grund der Tatsache, dass ich Leute kenne, die zwar Jahrelang Gitarre spielen aber trotzdem 2 Punkte in der Theoriearbeit schreiben.

Zu den Quellen: die 2 Bücher, die ich auf Grund einer Empfehlung durch meinen Klavierlehrer gefunden habe, sind beide von Fachleuten geschrieben, das heißt sie liegen deren Forschungen zu Grunde (genaues kann ich noch nicht sagen, ich habe die noch nicht). Also werden sie relativ wenige weiterführende Literatur beinhalten.
Was ich jedoch als relativ sinnvoll befunden habe, ist das Thema mit der Vererbbarkeit von Intelligenz zu vergleichen, da es doch ziemlich viele Parallelen gibt. Und da es dazu deutlich mehr Quellen gibt, kann ich damit besser arbeiten, auch wenn ich mich an manchen Stellen distanzieren muss.

Jetzt zuletzt: Dass man kein Musikalitäts-Gen aus der DNA extrahieren kann, ist klar. Die Frage, die ich eigentlich stellen wollte hat turko eigentlich exakt auf den Punkt gebracht. Darauf, dass sich Musikalität aus etlichen Eigenschaften zusammensetzt, manche eher erblich, manche eher angelernt, war ich in dem Ausmaß noch gar nicht gekommen.
Dass diese Fähigkeiten, selbst wenn genetisch begünstigt, ohne Förderung nichts wert sind, ist auch ein guter Gedanke, den ich noch weiter führen werde. Jedoch kommt man dabei schon wieder zur Frage, wobei man von Musikalität ausgeht - reicht die Fähigkeit ein Instrument erlernen zu können, obwohl man es nie in der Hand hatte? Die Frage wird mir wahrscheinlich noch bis zum Kolloqium immer wieder in den A**** treten...
Genauso wichtig ist die Frage wie man behindernde Faktoren wertet - also was wenn ein grundauf musikalischer Mensch einfach nicht die nötigen feinmotorischen Fähigkeiten hat (in Bezug auf das Ende von GEH's Post)?
Oder wenn eine Person zwar kein Instrument spielt, jedoch Musik in ihren Leben einen hohen Stellenwert einnimmt?
Um's kurz zu fassen: Ich sehe schon, dass die Arbeit von Grund auf eher eine Definitionsfrage wird...
Was ich schon sagen kann, ist, dass ich wohl eine Art Vergleich zwischen Einzelfähigkeiten hinsichtlich der Erblichkeit oder Erlernbarkeit anstellen werden muss. Also mal sehen wie der Spaß noch weiter geht.


Also danke erstmal für die Unterstützung! Würde mich freuen, wenn ich auch weiterhin so gute Unterstützung finden würde!
Gruß,
Georg
 
Hallo, ich kann dir zu dem Thema 3 Bücher empfehlen, wo genau diese Themen - Talent/Vererbung/Interesse/ Übungseffekte/Definitionen der Begriffe - behandelt werden:

Wenn du die gelesen hast, wirst du dir klarer darüber sein, was aus Talent entsteht und was vom Üben kommt. Ebenso wie, wo, wie oft man das Thema schon untersucht hat.


http://www.amazon.de/Das-Genie-mir-...d=1408866375&sr=8-1&keywords=das+Genie+in+mir

http://www.amazon.de/Hast-T%C3%B6ne-Warum-alle-musikalisch/dp/3498013289/ref=sr_1_17?s=books&ie=UTF8&qid=undefined&sr=1-17&keywords=Musikalit%C3%A4t

http://www.amazon.de/Überflieger-ma...F8&qid=1408866761&sr=1-1&keywords=Überflieger

Hier weiteres in Kurzform

http://www.welt.de/gesundheit/psych...000-Stunden-uebt-kann-ein-Meister-werden.html
 
... was wenn ein grundauf musikalischer Mensch einfach nicht die nötigen feinmotorischen Fähigkeiten hat (in Bezug auf das Ende von GEH's Post)?
Oder wenn eine Person zwar kein Instrument spielt, jedoch Musik in ihren Leben einen hohen Stellenwert einnimmt?

Dann wird seine Muskalität auf andere Weise durchbrechen.

Entweder rein passiv, auf Musik-KONSUM beschränkt, oder in einer Art und Weise, bei der das Spielen eines Instruments nicht zwingend notwendig ist (Singen, Arrangieren, Komponieren, Chorleiten, ...)

Thomas
 
Hallo,


nachdem ich alles hier gelesen habe, stelle ich mir die Frage, warum ich so musikalisch "begabt" bin. (Eigenlob stinkt !)

Vorgeschichte: Vater, ein paar Onkel und Opa väterlicherseits spielten Instrumente, sangen im Chor. Großeltern mütterlicherseits hatten keinen Bezug zu Musik.

Meine Kinder (zwei Töchter, ein Sohn) durften / sollten Klavier bzw. Gitarre lernen. Nach einiger Zeit hatten sie "keine Lust" mehr. Lag´s daran, dass ihre Mutter (=meine Frau) und
deren Eltern nicht sehr "musikalisch" waren ? Oder war ich als ihr Klavierlehrer schuld ?

Zu meinem Werdegang als Musikus :

Mein Vater (Volksschullehrer) wollte mir im Alter von ca. 9 Jahren das Klavierspielen beibringen. Er versuchte es auf die strenge Art. Ergebnis: nur Frust auf beiden Seiten.

Erst als ich bei einem Kollegen von ihm Unterricht bekam, ging es bergauf.

Ein Jahr später wurde ich in ein Schülerheim verfrachtet. Das nächste Gymnasium war damals zu weit weg vom Heimatort.

Klavierunterricht ging natürlich weiter. Vorteil für mich, abgesehen von der Weiterentwicklung am Klavier: Man konnte sich zeitweise vor der sog. "Studierzeit" drücken: "Ich muss Klavier üben !"

Später bekam ich auch noch Unterricht auf der Kirchenorgel (In Passau gibt es ja genug.)

Weiterer Vorteil: Freizeit vom schulischen Lernen. Man konnte auch mal unerlaubt ins Kino gehen. Vorwand: "Ich hab Orgelstunde !"

Warum mir dann das Spielen immer mehr Spaß machte … ?

Erstens machte man natürlich Fortschritte, auf die man stolz war. Außerdem durfte ich , als mir die klassischen Sachen nicht mehr so viel Spaß machten, mir ein Heft mit

Wiener-Liedern kaufen und sowas spielen. Dafür bin ich meinem damaligen Lehrer heute noch dankbar.

Heute, Jahrzehnte später, bin ich immer noch ein wenig "Kaffeehaus-Musiker", spiele jeden Tag mit Freude, lerne immer noch etwas dazu und möchte die Musik nicht missen.


Woher kamen meine Fortschritte ? Musik hat mir immer Spaß gemacht und ich hatte häufig Vorteile dadurch. Auch im Berufsleben waren die Kollegen froh, dass einer da war, der bei

geeigneten Anlässen unbekümmert drauf los spielte.


Das löst die anfängliche Frage "Musikalität vererbbar ?" sicher nicht. Ein wenig Begabung war vermutlich von irgendwo her im Spiel, den Rest verdanke ich wohl den günstigen Umständen.
 
Ich bin auch kein Experte, aber ich würde damit anfangen, Literatur zum Thema "Talent" zu suchen.
Da gibts in der Psychologie einiges (und ich würde einfach mal naiverweise davon ausgehen, dass man Erkenntnisse von dort transferieren kann): zwillingsstudien (sind eineiige zwillinge bei eigenschaft xy identisch?) längsschnitt-untersuchungen, lernexperimente etc.

Ich schreibe derzeit im Rahmen des Thüringer Abiturs an einer Seminarfacharbeit zum Thema der genetischen Bedingtheit musikalischer Begabung.
...
(1) Zunächst: Wie steht Ihr zu dem Thema? Jeder hat hier wahrscheinlich andere Erfahrungen gemacht. Daher ist mir jede Meinung, jeder Beitrag wichtig!
Wenn das ne Seminararbeit ist, sollten Meinungen - besonders von uns Laien - keine Rolle spielen.

ausserdem wäre ich vor allem bei den beispielen hier vorsichtig - wenn jemand aus musikalischem elternhaus stammt und deswegen musikalisch ist, sagt das ja genau nichts aus: genau dann kann man ja nicht sagen, ob der grund der eigenen musikalität die tatsache ist, dass man von klein auf damit konfrontiert wird (musik als umweltfaktor, angelernte eigenschaft), oder ob es daran liegt, dass eltern, grosseltern auch schon musikalisch sind (genetische disposition, vererbte eigenschaft) und deswegen musik immer vorhanden ist.
Interessant sind ja nur beispiele, die etwas erklären.
 
Bei mir:

Meine Großmutter väterlicherseits konnte wohl sehr gut singen, es stand auch ein Klavier in einem Zimmer im Haus der Großeltern, aber mein Großvater hat das anscheinend nicht unterstützt, ich habe sie nie spielen sehen oder singen hören als Kind - mein Vater war wohl in einem Mundharmonikatrio aktiv und spielte außerdem Akkordeon, alles vor meiner Geburt.
In der Familie meiner Mutter gibt es keine musikalische Vorgeschichte.

Als Kind/ Jugendliche wurde ich außer dem üblichen Kinderlieder singen und später einer Teilnahme am Chor nicht viel mit aktiver Musik konfrontiert, es gab auch keinerlei Hausmusik.

Ich hatte dann so ab den späten Teenagerzeiten schon das Gefühl, dass ich ganz gut singen kann und hatte auch mal Gesangsunterricht mit sehr positiver Resonanz, hätte mir aber niemals so einen Beruf zugetraut. Ich musste erst die 30 überschreiten, bis ich mich ernsthaft an die Karriereplanung gemacht habe, und inzwischen verdiene ich einen guten Teil meines Lebensunterhalts als Sängerin.

Gefördert wurde das Talent in meinem Umfeld nicht, also vielleicht doch eine genetische Veranlagung?

Du kannst mir gerne den Link zu deiner Umfrage schicken.
 
Die Bücher beinhalten sicher Hinweise zu weiterer Literatur (Literaturverzeichnis), sonst wären sie, trotz Verarbeitung eigener Versuche, unwissenschaftlich und nur bedingt brauchbar. Die Frage ist natürlich, ob du etwas mit dem darin genanten Material anfangen kannst. Meine Kurzrecherche mit den Schlagwörtern deiner Überschrift im nächsten Unibibliothekskatalog ergab spontan ein Werk aus den 1930ern (Schriften zur Erblehre und Rassenhygiene !) - So was ist historisch superspannend und füllt sicher ein Bonuskapitel, aber die "Ergebnisse" dürfen natürlich nicht unreflektiert übernommen werden...
 
Hi Seminarfach und die Anderen,

die Frage, ob (musikalische) Fähigkeiten oder Talente eher angeboren oder erworben sind, füllt nicht nur mehrere Stockwerke in Bibliotheken, umgreift gleich mehrere Fachgebiete, die je nach Herangehen auch zu anderen Definitionen und Schlussfolgerungen kommen und ist seit mehreren Jahrhunderten genauso spannend wie umstritten.

Will sagen: Überheb Dich nicht - im Rahmen einer Studienarbeit ist das schlicht und ergreifend nicht zu klären oder abschließend zu behandeln. Umreiß die Fragestellung und mögliche Konsequenzen - kurz: warum ist die Frage überhaupt spannend; gib danach eine Arbeitsdefinition und eine oder mehrere Hypothesen, bau daran Deine Eigenarbeit ein und entwickle ein (persönliches) Fazit.

Ich umreiß mal das gravierendste empirische Problem dabei:
Wenn Du die Frage untersuchen willst, musst Du sozusagen Extremfälle entwickeln. Da gibt es zwei:
a) Menschen, die aus Musikerfamilien stammen, also die Vererbung haben dürften, aber dennoch keine Begabung haben.
b) Menschen, die nicht aus Musikerfamilien stammen, also die Vererbung nicht haben dürften, aber dennoch (herausragende) Musiker geworden sind.

Menschen, die aus Musikerfamilien stammen aber in diesem Umfeld auch erzogen wurden, sind empirisch gesehen wertlos, weil bei ihnen beide Faktoren (Vererbung und Erziehung/Umgebung) wirksam sind. Menschen hingegen, die aus Musikerfamilien stammen, aber dann nach der Geburt in einem Umfeld groß geworden sind, das ihre Musikalität nicht gefördert hat, und die später trotzdem hohe musikalische Fähigkeiten (in Deinem Sinn) erlangten, würde zumindest die Theses stützen, dass ein Teil der musikalischen Fähigkeiten vererbt zu sein scheinen.
Beispiele aus b) würden hingegen bedeuten, dass auch Menschen ohne (belegbare) musikalische Erbanlagen (hohe) musikalische Fähigkeiten erlangen können.

Grundsätzlich ist der empirische Beweis auch deshalb schwierig, da es wohl keinen Menschen gibt, der gänzlich ohne Musik (ich meine damit nicht Musikinstrument oder -unterricht) aufgewachsen ist oder der quasi nie Zugang zu einem Musikinstrument hatte, da in fast allen Kulturen Musik so ähnlich wie Sprache eine Alltagskultur ist.

Die Fähigkeit, ein Instrument zu lernen, ist auch empirisch gesehen, eine eher schwierige Kategorie: etwas Fleiß vorausgesetzt, kann eigentlich jeder Mensch ein Musikinstrument erlernen so ähnlich wie eigentlich jeder Mensch eine Fremdsprache lernen kann. Talent oder Musikalität äußert sich wohl hier eher in Graden: wie leicht es einem fällt, ob es einem zufällt, wie schnell man bei einem Instrument durchsteigt etc. Körperbeherrschung muss eigentlich bei jedem Instrument zumindest rudimentär vorhanden sein - eine fehlende Körperbeherrschung würde ich aber nicht als Fehlen von musikalischem Talent bezeichnen - das ist dann schlicht und einfach Pech. Vererbungstechnik gesehen könnte beispielsweise Stephen Hawkins hochmusikalisch sein ...

Noch was zu der "Sammelkategorie" Musikalität, die Du am Wickel hast: Das finde ich einen ganz guten Ansatz, aber das macht natürlich die Basis "reiner" Musikalität auch recht dünn: Ein Musikinstrument zu beherrschen ist ein geistig-körperlich recht konmplexer Vorgang, weshalb es beispielsweise wenig verwundert, dass viele geniale und hochbegabte Menschen auch Musik gut verstehen oder ein Musikinstrument spielen (Einstein etc.). Sehr gute Auffassungsgabe und hohe Intelligenz sind so gesehen sehr förderlich, aber mit Musik oder musikalischer Begabung im eigentlichen Sinne hat das wenig zu tun, weil das gleiche beispielsweise auch auf Schach zutrifft. Ist also Schachspielen vererbbar? Förderliche Begabungen oder 'Ausstattungen" sicherlich - aber das Schachspielen selbst?

Für Deine empirische Untersuchung kann es (trotzdem) recht tauglich sein, dass die Kinder folgendes aufstellen (bezogen auf sich):
a) Welche von deren Eltern, Großeltern etc. (also erweiterte Familie) spielt ein oder mehrere Musikinstrumente?
b) Spielen sie selbst eins oder mehrere?
c) Haben sie Spaß am Musikhören?
d) Haben sie Spaß am Musik machen?
e) Fällt es Ihnen leicht oder schwer, ein Musikinstrument zu erlernen?

So weit meine 2,5 Cent in dieser Angelegenheit - und Dir viel Erfolg und Spaß bei Deiner Arbeit und mit Deinem Thema!

x-Riff
 
Für die Untersuchung "angeborener Musikalität" sind Befunde aus der Zwillingsforschung sicher ein wichtiger Beitrag.
Einen aktuellen Stand habe ich dazu leider nicht, zu meiner schon etwas länger zurückliegenden Studien- und Forschungszeit waren viele Studien dieses Bereichs allerdings ziemlich intransparent. Das Spektrum der Probleme reichte von den häufigen methodischen Mängeln über die verzerrte Interpretation der Ergebnisse bis zu immer wieder diskutierten Fällen von Fälschungsverdacht.

Die Frage nach genetischen Bedingungen für kognitive Merkmale finde ich vor allem aus dem Grund spannend, weil sie vom Anspruch getragen scheint, Vieles erklären zu können, aber selbst die Jahrzehnte der modernen Forschung mit internationalem Austausch kaum einen Erkenntnisgewinn gebracht haben. :D

Gruß Claus
 
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Hi!

Ich finde das Thema auch sehr komplex und zu viele Faktoren einschließlich subjektiver Beobachtungen seitens der Forscher spielen eine Rolle, Claus hat diese gerade aufgeführt.

Und wie soll man statistische Daten interpretiern? Beliebte Aussage in der Zwillingsforschung: Erkrankt ein Zwilling an Schizophrenie besteht eine 50%ige Wahrscheinlichkeit, daß der andere Zwilling auch an Schizophrenie erkrankt. Kann man den Begriff "Schizophrenie" durch einen anderen wie "musikalische Begabung" ersetzen? Daraus könnte man die Schlußfolgerung ziehen: Am Roulettetisch besteht eine 50%ige Wahrscheinlichkeit - lassen wir die Null mal außen vor - daß entweder eine schwarze oder eine rote Zahl fällt. Tatsache ist aber, daß in der Realität, einschließlich der Null, auch mal zwanzig Mal hintereinander schwarz oder rot fallen kann. Bei der Wirkungsweise von Medikamenten ist das noch viel schlimmer. Ein Medikament wird als gefährlich eingestuft und durch ein neues ersetzt, das aber viel teurer ist als das alte und mehr Nebenwirkungen hat. Erfolg: 50% weniger Todesfälle. Wenn sich das aber auf 1.000.000 Anwender bezieht und nur noch einer statt zwei Menschen sterben ist diese 50%ige Erfolgsquote doch etwas fraglich und statistisch irrelevant.

Und nein, ich werde heute Abend nicht ins Spielcasino Baden-Baden fahren...

Grüße

Thomas
 
Die generelle Frage, ob das Verhalten eines Menschen genetisch oder von der Umwelt geprägt wird, ist meines Wissens ein Streitthema seit diversen Forschergenerationen und wird alle paar Jahre anders beantwortet. Da kann man sich eigentlich im Rahmen einer Seminararbeit nur verzetteln. Vermutlich ist "teils-teils" eine ganz gute Annäherung an die Wirklichkeit. ;)

Dazu kommt, daß man "Musikalität" erst mal definieren muß. Es gibt unheimlich viele Menschen, die "musik-affin" sind, gerne Musik hören oder dazu tanzen, aber weder singen noch ein Instrument bedienen können und auch keine Bedürfnis haben, es zu lernen. Es gibt auch einen himmelweiten Unterschied zwischen "im Takt klatschen" und einem Groove.

Auch unter Musikern gibt es Abstufungen und Spielarten von Musikalität. Ich kenne Leute, die virtuos ihr Instrument beherrschen, aber im Ensemble eher einen Störfaktor darstellen. Oder umgekehrt instrumentale Grobmotoriker, die aber trotzdem in der Lage sind, ihre Zuhörer zu berühren. Zwischen Hans Albers und Bobby McFerrin, Andre Rieu und Anne Sophie Mutter, Keith Richards und Pat Metheny liegen Welten.

Wirkliche Musikalität setzt neben dem handwerklichen Geschick auch noch eine bestimmte Art der Wahrnehmung voraus, dazu emotionale und kommunikative Intelligenz. Musik ist - u.a. weil die erstellten "Werke" den Künstler sozusagen beinhalten und flüchtig sind - eng mit dem Schauspiel verwandt. Ich glaube, wer sich dazu hingezogen fühlt, muß irgendwie anders ticken als andere Menschen. Das lässt sich mit Erziehung nach meinem Empfinden nur teilweise erklären. Ich glaube nicht, daß man Menschen zu Musikern machen kann. Mit diesem besonderen kleinen Dachschaden wird man geboren. Allerdings kann man diesen Dachschaden durch jahrelange Übung sehr weit ausbauen. :)

Interessante Frage: woher kommt die Motivation, sich darauf einlassen zu wollen? Warum greife ich mir mit Anfang 50 noch täglich meine Gitarre und kletter mit knackenden Knochen nachts auf schlecht beleuchtete Bühnen und bei anderen heisst es: "Ach ja, ich hatte auch mal Gitarrenunterricht / eine Band. Ist aber lange her..."

Falls die Erziehung wirklich einen Einfluß hat, dann eher verstärkend. Da Musik eine starke soziale Komponente hat, werden Menschen, die sich ungeschickt anstellen, eher entmutigt und die, denen es leichtfällt, bestärkt. In der Gesamtheit, denke ich, ist das soziale Klima eher ermutigend: ich könnte wetten, es gibt mehr Leute, die mit wenig Talent Musik machen als unerkannte Wunderkinder. Man muss ja nur mal DSDS anschaun..... ;)

Allerdings: just my two cents, mein persönlicher Eindruck, alles nicht wissenschaftlich abgesichert......

P.S.: In der gesamten Familie meines Vaters macht niemand Musik. Meine Onkels, Tanten, Kusinen, etc. : kein "Musiker" in Sicht.
Dafür aber meine Mutter ( Klavier und Akkordeon, letzteres mit großer Begeisterung seit Beginn ihrer Rente! ) und ihre Schwester ( singt Opern, Operetten, Chor etc. ).
In der Familie meiner Frau: kein einziger Musiker. Sie selbst hat mal Klavier spielen gelernt, (das Repertoire beschränkt sich allerdings auf eine Handvoll Weihnachtslieder ) und singt im Chor, aber unambitioniert.
Meine Söhne: einer studiert ein paar Semester an der Popakademie, spielt Klavier und Posaune und singt. Der zweite spielt Bass ohne großen Ehrgeiz. Die beiden sind übrigens Zwillinge! Nach meinem Empfinden könnte der Erste ohne Musik genau so wenig leben wie ich. Dem Zweiten scheint es nicht wirklich wichtig zu sein. Er konnte aber Melodien pfeifen(!), bevor er richtig sprechen konnte! Unserm Jüngsten ist Musik weitgehend egal - er ist allerdings ein ganz passabler Sänger.
Soviel zu der Genetik :)
 
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Oh, mein Thema :)

Und gleichzeitig viel zu komplex, als dass man es in wenige Sätze pressen kann. Aber von vielen Büchern, die ich dazu gelesen habe, kann ich eines guten Gewissens empfehlen:
Der Musikinstinkt von Daniel J. Levitin http://www.amazon.de/Der-Musik-Instinkt-Wissenschaft-menschlichen-Leidenschaft/dp/3827420784

Es gibt soviele Beispiele von (scheinbar) unmusikalischen Menschen, die von (scheinbar) unmusikalischen Menschen abstammen. Ich nenne nur drei aus ganz unterschiedlichen Genres. J. Hendrix (Blues), F. Zappa (Jazz) und Joe Strummer (Punk). Hendrix hat mit 8 eine Mundharmonika und mit 13! eine einsaitige Ukulele geschenkt bekommen. Zappa und Strummer haben beide mit ihren Familien wie Nomaden gelebt und haben jeweils ihren ganz eigenen Weg zur Musik gefunden und das relativ spät. Alle drei haben auf ihre Weise trotzdem Musikgeschichte geschrieben.

Die Musik ist die "älteste Sprache" und Kommunikationsform. Und zwar nicht nur von uns Menschen, sondern auch von den Tieren. Diese Fähigkeit auf diese Weise miteinander zu kommuninzieren, ist uns angeboren und hat sich in unseren Genen fest verankert. Inwieweit jetzt der einzelne seine Musikalität auslebt oder ausleben kann, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit in einem mit Instrumenten besetzten Haushalt größer, dass sich die Kinder dafür interessieren. Das liegt an der Tatsache, dass Kinder sehr neugierig sind, und als erstes natürlich erst einmal ihre eigene Umgebung erkunden. Und wenn das Dinge sind, mit denen man "lustige Geräusche" machen kann, ist das nun mal interessant. Und wenn diese Geräusche "geordnet" von den Eltern (vor)gespielt werden, dann ist es ganz natürlich, dass auch hier der Nachahmungseffekt einsetzt. Genauso gut kann es aber auch sein, dass hiermit genau das Gegenteil erreicht wird. Und auch das kommt in den besten (musikalischen) Familien vor ;)
 
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