Hi,
Tatsache ist, dass Konzertgitarren schon deutlich empfindlicher auf Pickups reagieren als Stahlsaitengitarren, was durch ihre leichtere, sensiblere Bauweise und auch die Saiten bedingt ist. Ne richtige Klassikgitarre ist von der Klangentstehung her schon sehr fein-komplex-die relativ schwach gespannten Saiten brauchen einen "barrierefreien" Zugang zu den klangverstärkenden Teilen. Das wird durch einen Pickup vor allem bei der Übertragung des Klanges zwischen Stegeinlage und Schlitz des Steges empfindlich gestört-hier herrscht lange nicht so viel Druck wie bei Westerngitarren, was diesem Faktor stark erhöht.
Dazu kommt noch, dass eben durch dieses fehlen des Drucks die Pickups auch anders (meist nicht so gut!) arbeiten.
Die Saiten einer Konzertgitarre lassen sich auf der Stegeinlage recht leicht nach links und rechts verschieben...
Die Bohrungen für Kabel im Stegeinlagenschlitz und für die Buchse, sowie die Klebebefestigung und das an der Decke hängende Gewicht zB eines Schallochpreamps machen da nicht so viel aus, sind aber bei einer sensiblen Konzertgitarre sicherlich auch ein klangmindernder Faktor!
Oft kommt es daher vor, dass eine Konzertgitarre durch einen Pickupeinbau quasi komplett ruiniert wird. Sie ist sowohl akustisch nicht mehr so gut und funktioniert auch über Pickup nicht zufriedenstellend. Dazu kommt noch das Problem, dass je sensibler die Decke schwingt desto mehr Feedbackprobleme auftreten.
Es gibt Hersteller, die die Optimierung spezieller Konzertgitarrenkonzepte auf Pickupausrüstung gut vorangebracht haben und in diesem Genre akustisch sowie auch vom PU-Sound her gute/sehr gute Ergebnisse erzielt haben, allen voran möchte ich hier Armin Hanika mit seinen Cut Modellen nennen.
Die Möglichkeit mit nem Transcucer (zB dem Pure Classic) ist ne Zwischenlösung...jedoch kenne ich keinen Musiker, der wirklich dann mit sowas länger gearbeitet hat. So`n PU ist (auf recht hohem Niveau) nicht konsequent, da bei verstärkten Klängen klangtechnisch andere Faktoren mehr zählen als rein akustisch: möglichst definierte Anteile der direkten Saitenschwingung (durch nen Stegeinlagenpickup) und ein Anteil der abgenommenen schwingenden Decke (mit Mikrofon) die am eingebauten Preamp anteilig geregelt werden können. Transducer haben diese Möglichkeit nicht und wirken je nach Bühnensituation oft mal mehr und mal weniger stimmig aber meist halt nicht flexibel genug.
Vorsicht ist bei solchen Pickups bei Flamenco-Schlagtechniken angesagt-der erste Schlag auf die Decke könnte für den Basslautsprecher des weiterverstärkenden Systems der letzte sein
...
Fazit:
-wenn du ne sehr hochwertige Konzert hast-lass sie wie sie ist!
-ne gute nicht allzu sensible 700-1000 Euro Klassik kann man schon mal mit zB nem LRBaggs Anthem oder Fishman Ellipse Blend (sehr gut für Flamenco-Schlagtechniken!) nachrüsten, oder eben auch mit Transducer Pickup(s).
-wenn es richtig hochwertig mit Pickup sein soll, greif auf nen dahingehend bauenden Hersteller mit speziellem Pickupmodell zurück.
...meine Meinung.
Gruss,
Bernie