Ist die Zeit gekommen, in der Software so gut wie Analoghardware klingt?

Jamahl
Jamahl
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
03.05.20
Registriert
08.08.04
Beiträge
1.451
Kekse
1.009
Ort
Österreich, Steiermark- in Judenburg
Hallo, eine eher philosophische Frage, da natürlich immer der Gedanke besteht, dass analog mixen ein Lebensgefühl ist, die Fader auf der Konsole gleich einem Rennauto das in der Kurve liegt mit viel Gefühl gestehert werden können,...
aber ist inzwischen wirklich die Software soweit, ohne klangliche Abschläge analoges Equipment zu emulieren?
Die Slate Reihe mit Virtual Mixrack und co., Kemper Amps, Positive Grid, UAD,...
inzwischen klingt Software doch wirklich schon nach dem Original, und nicht mehr so als würde jemand nur ungefähr in die Nähe kommen. Mit Plugins wurde zwar schon professionell gearbeitet seit es sie gibt, aber jetzt ist der letzte Schritt getan. Die provokante Frage wäre jetzt, "hat Hardware ausgedient"?
Meine persönliche Meinung ist, dass es inzwischen wirklich sehr gute Werkzeuge gibt, mit denen ich mir meinen professionellen Mix rein am Rechner bauen kann ohne dafür in ein Studio zu gehen, trotzdem habe ich da irgendwo im Hinterkopf den Gedanken: "Es kann doch nie so gut klingen/so ein befriedigendes Gefühl sein wie in einem Studio der alten Schule über ein SSL Board mit echten Outboardtürmen zu mixen/gemixt zu werden." Ist das eurer Meinung nach gerechtfertigt?
Ich weiß nicht, wie man zu so etwas stehen sollte, ist wohl auch Geschmacksfrage, Fakt ist aber, es hat sich etwas großes getan in den letzten 1-2 Jahren und das bleibt nicht ohne Folgen.
Möge die Diskussion beginnen!
 
Eigenschaft
 
Egal ob man den Kemper als Software oder Hardware sieht, analog ist er jedenfalls nicht. Dennoch schafft er es, die profilierten Verstärkersetups 100 % wirklichkeitsgetreu wiederzugeben.

Die Frage ist also uneingeschränkt mit JA zu beantworten.

Das impliziert aber NICHT, dass das für jegliche Software gilt. Das heißt nur, dass es Software bzw. DSPs gibt, die analoge Hardware perfekt (bzw. für das Ohr nicht mehr unterscheidbar) simulieren können.
Wie beispielsweise den Kemper Profiling Amp.
 
Zumindest bei analogen (d.h. nachgemodellten) Synth-Emulationen bewirken freilaufende Oszillatoren schon recht viel.

Naturgemäss lassen sich Effekte wie Sättigung/Kompression oder Verzerrung eher zäh nachbilden ...aber auch da macht die Physical Modelling-Technologie sehr grosse Fortschritte!

Bei Samplern, Faltungshall oder Pianos würde ich ohne grosses Zögern zu VSTs greifen.
 
Das sind ja, in Bezug auf die Musikproduktion, zwei unterschiedliche Felder. Das eine ist der klangliche Unterschied zwischen 'echten' Instrumenten und virtuellen, bzw. analogen Effektschaltungen und simulierten.
Das andere ist die körperliche Wahrnehmung einer Konsole oder einer mouse.
Daß der Klang immer 'echter' wird, bzw. unechte Instrumente mittlerweile immer normaler werden, ist keine Frage.
Ob man sich an einer Megakonsole wohlfühlt, und an einer mouse verkrüppelt vorkommt, ist immer auch eine Frage der persönlichen Entwicklung. Wer natürlich zuerst mit echtem Faderschubsen angefangen hat, wird nie so recht glücklich werden, bzw. wird ziemlich viel Geld in möglichst 'echt' wirkende controller stecken.
 
Ja und Nein.

Aus Neugier habe ich den von The_Dark_Lord erwähnten virtuellen Gitarenverstärker gegoogelt und bin dabei auf einen sehr interessanten Testbericht von Peter Weihe gestoßen: http://www.xound.com/specials/peter-weihe-zur-praxis-mit-dem-kemper-profiling-amp.html
Wenn man sich anhand dieses Berichts einmal ansieht aus welchen vielfältigen Facetten und mit welchen Nuancen man allein das Thema Reproduktion von Gitarrenverstärkersounds betrachten kann, dann kann es keine eindeutige Antwort geben.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Einfach nur die Frage, ob ich den gleichen Klang, wie ich ihn aus meinem VOX ToneLab SE an die PA liefere, mit Mikrofonieren eines Amps auf jeder location erreiche...
Mal abgesehen davon, daß auf einen einzigen Fußtritt hin hinter mir ein Heer von roadies mal schnelle ein Marshall-fullstack abbaut, um im selben Augenblick eine Vox AC30 fertig mikrofoniert zu haben, um gleich darauf 'nen MEAS-Boogie als Fullstack hinzustellen, inklusive der Effekte, die eigentlich erst der Tonmann da drauf packen würde...
Ungeachtet der Tatsache, daß ich mir als Hobbymusiker die Geräte nicht leisten könnte, wollte ich den Müll auch nie schleppen!
 
Mal abgesehen davon, daß auf einen einzigen Fußtritt hin hinter mir ein Heer von roadies mal schnelle ein Marshall-fullstack (...)


...also, damit wir uns recht verstehen:

Der Fußtritt gilt dem Roadie, oder? :D :D



...aber du hast natürlich absolut recht - Praktikabilität und geringere Beeinflussung des Sounds durch veränderte Raumakustik sind zwei sehr entscheidende Argumente für Modelling-Lösungen im Live-Betrieb!

:)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Im Bereich der "high-endigen" oder auch "audiophilen" Musikwiedergabe ist durchaus ein Revival von analoger Technologie zu beobachten. D.h. es wird wieder zunehmend LP gehört, die "Referenz"-Verstärker diverser HiFi-Magazine basieren auf Röhrentechnik. Ähnlich wie beim E-Gitarren-Amp-Modelling ist das Abstimmungsziel bei Transistorverstärkern oder auch DA-Wandlern, möglichst "analog" zu klingen.

Schaut man sich aktuelle LP-Veröffentlichungen (oder auch Remasters ältere Aufnahmen) an, geht ein großer Teil durch die Mastering-Studios von Koryphäen wie Bernie Grundmann, Doug Sax oder Bob Ludwig, die alle nach wie vor mit ihrer alten analogen, teils auch röhren-basierten Technik arbeiten.

Ich persönlich bin überzeugt, dass eine rein analoge Kette von der Aufnahme bis zur Wiedergabe das Optimum wäre und dass man bzgl. der Aufnahmequalität "digital" heute nichts besser kann, was man nicht schon in den 70ern/80ern mit der damaligen Analog-Technik hinbekommen hat.

ABER: Digital vereinfacht natürlich vieles und insbesondere für Homerecording oder auch kleine Studios ist hochwertig(st)e Analog-Hardware ja gar nicht finanzierbar, weder in der Anschaffung noch im Unterhalt. Insofern stellt sich vielen die Frage ja gar nicht.
 
Ich habe tatsächlich schon Plattenspieler gesehen, die sich modernste Technich zunutze machen, und Schallplatten *behrührungslos* (d.h. ohne Nadel) via Laser-Technik abtasten...

Schöne, neue Welt! :cool:
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben