Jedenfalls wird bei uns herzlich wenig chinesische Opernmusik aufgeführt, aber in China sind Sinfoniekonzerte meist ganz gut besucht udn zahlreich. Wie kommt das? Kann man sagen, dass unsere (tonale) Harmonik der Klassik eine universelle Harmonik ist, die allen irgendwie gefällt?
1. Nein, das liegt daran, das die west-europäische Musik 1700-1900 immer mit Alleinherrschaftsansprüchen an die Sache ging, Missionare die Länder bereisten und die anderen Kulturen so gut es ging zerstörten und verwestlichten.
u.a. durch die Vervollkommnung der Sonatenform, eine Art universale Sprache zu schaffen, die auf der ganzen Welt verstanden wird.
2. Nur leider versteht heute keiner mehr die Sonatenform, bzw. kein normaler Hörer achtet darauf oder weiss etwas davon (nicht, dass das gut wäre, aber es ist nun mal so. Die Hörerschaft hat sich geändert). Abgesehen davon, die Sonatenform an sich im Weltgeschehen nur ein Sack Reis ist, der irgendwo umgefallen ist.
zur frage, ob das zwölftonsystem mit den dur- und molltonarten universell sei: in gewisser weise ja, denn sämtliche intervalle dieses systems leiten sich ziemlich direkt aus der obertonreihe ab.
3. Das zeig mir mal. Die Obertonreihe hat am ehesten den Charakter einer Ganztonleiter (deren Intervalle nach oben immer kleiner werden), nach Westeuropäischer Musik klingt sie jedenfalls in keinster Weise. Ich hoffe, ich muss nicht darauf hinweisen, das dier Obertonreihe nach dem 6. Ton nicht einfach abbricht.
genauso ist unsere Musiktradition anderen in harmonischer Hinsicht "überlegen".
Siehe 1. Nach west-europäische Sichtweise mag irgendeine Musik "harmonisch unterlegen" sein. Die Harmonik anderer Kulturen ist aber nicht west-europäisch konzipiert. Das ist so, als würde man einer Birne vorwerfen, das sie kein Apfel ist. Das macht die Birne aber nicht unterlegen.
Deswegen gibt es ja in moderner Zeit unzählige Versuche, alle Vorzüge der verschiedenen Musiktraditionen zu einem Ganzen und Neuen zu kombinieren und zu vereinen ...
4. Das klappt eben nicht, weil einfach alles auf west-europäisch gebügelt wird und der Musik anderer Kulturen kein Respekt beigebracht wird. Da wird afrikanische Musik mit Dur-/Moll-Akkorden überkleistert, damit Opis und Omis ihr Feuerzeug anknipsen und schunkeln können.
Jedenfalls ist es noch nicht gelungen, eine unserer Musiktradition "gleichwertige", aber andere, Harmonik zu entwickeln, die das gleiche "kann".
5. Wie will das jemand aus West-Europa beurteilen? Wer sagt, das "unsere" Harmonik überhaupt etwas wesentliches kann, oder dass das, was eine andere Harmonik kann, nicht ebenso wertvoll oder wesentlich ist? Bloss weil wir etwas nicht verstehen, können wir diesem nicht sämtliche wertigkeit und fähigkeit absprechen.
6. Günter Sch.: *generelles disagree*
Die Bevölkerung der Volksrepublik findet evtl. garnichts an unserer Musik schön und gut.
Die Gründe für die Beliebtheit der Klassik in China sind wohl eher soziologischem Ursprungs. Desweiteren ist unsere Musik so kompliziert sie uns auch erscheinen mag vergleichsweise einfach gestrickt. Unser Tonsystem kennt nur 12 Töne und die Rythmikist im vergleich zur bspw. afrikanischen Musik eher Banal.
Genau.
Und gerade Dein Beispiel des Kontrapunktes deutet in Richtung, in der die westliche Musik die höchste Entwicklungsstufe unter allen Kulturen erreicht hat.
Ekelhaft. Als West-Europäer denkt man eben nur in West-Europäischen Kategorien, alles was da nicht hineinpasst, ist falsch. Genauso gut kann man in einem französischen Aufsatz jedes einzelne Wort als falsch markieren, weil es in der deutschen Sprache falsch ist.
Interessant auch das Beispiel Afghanistan: [Wikipedia-Zitat]
Normalerweise ist es unerheblich ob etwas grammatikalisch korrekt geschreiben ist, solange der Inhalt stimmt. Aber hier macht ein Satz wie "Mit dieser Stimmung kann keine Akkorde erzeugt werden." gleich doppelt stutzig, über den Inhalt hinaus. Darüber hinaus ist die ganze Stelle überhaupt nicht erläutert, nicht mal belegt (wo bitte kann ich mehr darüber erfahren?). Ich glaube, der Satz wurde "hineingetrollt" und bisher nicht von den Wikipedia-Mods als solches erkannt.
Richtig ist: In jeder beliebigen Stimmung können Akkorde erzeugt werden (man braucht ja bloss mehrere Töne anzuschlagen, und schon hat man einen Akkord). Und ob dieser gut oder schlecht ist, haben nicht West-Europäer alleine zu entscheiden.