Bei uns wird Blockflöte (barock) nach wie vor als offizielles Einstiegsinstrument unterrichtet - Ein Jahr in Kleingruppen zu sehr moderaten Tarifen (20,- €/Monat) an der Musikschule, danach die Möglichkeit, auf regulären Einzel/Doppelunterricht zu wechseln. Alle Flötenkinder, die ich in den letzten 20 Jahren erlebt habe, haben das gerne gemacht, auch wenn für faktisch alle klar war, dass sie später ein "richtiges" Instrument spielen wollen. Und so manche hat im späteren Leben eine Alt- oder Tenorflöte gekauft/geerbt/übernommen und autodidaktisch weitergemacht.
"Alle müssen" und dann auch noch in Riesengruppe mit relativ ahnungsloser Grundschullehrerin ist dagegen sicher eine äußerst ungünstige Lernsituation, für alle! Ich kenne es ja nur aus Erzählungen, aber was 2-3 völlig unwillige oder überforderte (v.a. wenn "Alpha-Tiere") für ein gemeinsames Gruppenergebnis bedeuten, ist logisch. Und aus unerfindlichen Gründen gibt es einfach Menschen, die nicht musikbegeistert sind - ist einfach so. Die musikschulbasierten Flötenkinderhorden, die ich erlebt habe, klangen dagegen eigentlich immer durchaus hörbar.
Heute hat man ja gerne freiwillige "Bläserklassen" in der Unterstufe, mit teils hohem finanziellen Einsatz der Gemeinden und Vereine (Leihinstrumente, Musikschullehrer für Kleingruppenunterricht). Seitdem ich gehört habe, dass aus bisher 5 Jahrgängen 2-jähriger Bläserklasse exakt 0 Kinder in das Jugendorchester des Musikvereins gekommen sind, zweifle ich den Sinn dieser Projekte aber auch etwas an.
Riesenvorteil von Blockflöte als Anfangsinstrument:
- Lockerer Einstieg ins Notenlesen - Wenn ich hier im Forum reihenweise lese "Notenlesen kann ich leider nicht, ist so schwierig und wofür braucht man das überhaupt" denke ich jedesmal, wie hilfreich da 2 Jahre Blockflötenunterricht gewesen wären. Selbst mit Zwang und schauderhaftem Klangergebnis.
- Relativ leicht zu lernen - Auch wenn es mit richtigem Blockflötenspiel wenig zu tun haben mag (sprich grausig unsauber und piepsig klingt), das Erfolgserlebnis, dass man nach 1 Jahr fast jede Art von Kinderliedern spielen kann, kriegt man so leicht auf keinem Instrument. Deshalb auch in der späteren Grundschul/Unterstufenzeit ein tolles Zweitinstrument für lockeres Musizieren mit Freunden oder in der Schule, bis man auf dem Hauptinstrument so weit ist.
- Reativ günstig, unempfindlich und einfach transportierbar - Man kann die Sopranflöte überallhin (Schule, Freude) relativ bedenkenlos mitnehmen, ohne Mamataxi oder Papiaufsicht. Und man kann immer und überall mit anderen zusammenspielen, so irgendwelche Noten vorhanden sind, und das macht auch ohne Lehrer oder Eltern richtig Spaß!
Ich habe seinerzeit gleich Geige gelernt und immer die Flötenkinder beneidet, die im Unterricht das Klassensingen begleiten durften oder sich nachmittags zum gemeinsamen Üben für die Weihnachtsaufführung trafen. Klar, ab der 3./4. Klasse wäre ich auch soweit gewesen, dass ich das auf der Geige gekonnt hätte, aber das unhandliche, wertvolle, empfindliche Instrument (Mini-Sperrholzgeigen, aber alles ist relativ) durfte nur zu sehr ausgewählten Anlässen in die Schule. Die Klavierspieler und Schlagzeuger waren mangels Instrument im Klassenzimmer eh völlig außen vor, Cello, Posaune oder Akkordeon, da vom Kind fast nicht transportierbar und mit speziellem Notenbedarf, auch. Und klanglich sind 10 kleine Blockflöter meiner Erfahrung nach nicht wirklich viel grausamer als 10 kleine Geiger oder 10 kleine Trompeter - und in jedem Fall immer noch spannender als Musik vom Band auf der Weihnachtsfeier.