Ist der Reim unmodern?

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mal so gefragt.
wenn ich hier die texte so durchlese, dann findet sich kaum etwas eingängiges. also, texte die haften bleiben, weil sie im reim geschrieben wurden.
zb. ich bin klein, mein herz ist rein. oder yesterday, all my troubles seem so far away.
der reim ist für meine begriffe, die idealform um eingängige texte zu schaffen, die man auch mitsingen kann:

We are the champions, my friends
And we'll keep on fighting till the end


fast alle hier vorgestellten texte reimen sich ähnlich viel wie ein zeitungsartikel. wie soll man das gut singen können, wenn auf wortlänge, zeilenlänge und reim etc. kaum rücksicht genommen wird?
sind solche texte geeignet um mit musik begleitet zu werden, oder wären diese eher den gelesenen, nicht reimenden gedichten/prosa zuzuordnen?
 
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Geht mir auch so, egal, ob nun modern oder nicht. Gedichte oder Liedtexte ohne jeglichen Reim (und oft gleichzeitig ohne jeden Sprachrhythmus) sprechen mich in keinster Weise an ...
 
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fast alle hier vorgestellten texte reimen sich ähnlich viel wie ein zeitungsartikel.
Rein von der Beschreibung / der Tatsache her, bezweifle ich das. Aus meinem statistischen Bauch heraus: etwa 50 bis 70% haben mindestens einen gereimten Refrain (und der ist für das Mitsingen ausschlaggebend), der Rest teilt sich noch mal auf in Texte mit Binnenreimen oder Alliterationen (also Formen von Gleichklang zwischen Worten in unmittelbarer Umgebung: Königin Kleras klare Worte ...) und völlig freie Texte. Völlig freie Texte sehe ich sogar als die am wenigsten vertretene Gattung unter den hier vorhandenen (Song-)Texten.
Gedichte oder Liedtexte ohne jeglichen Reim (und oft gleichzeitig ohne jeden Sprachrhythmus) sprechen mich in keinster Weise an ...
Das sehe ich auch auf Ebene der Beschreibung oder Tatsache anders: Viele Songtexte haben für mich einen sehr klaren Sprachrhythmus - ob er mir dann zusagt oder nicht, ist eine ganz andere Frage.

Dass ich Euch also schon auf Ebene der Beschreibung oder Tatsache nicht zustimme, wir aber über den gleichen Fundus an Texten sprechen, finde ich schon mal interessant. Deutet darauf hin, dass sich jeder für seine These das wählt, was ihm auffällt und was zu seiner These paßt. Da sich nun vermutlich niemand findet, der das empirisch untersucht, schlage ich vor, dass jede/r ab jetzt mal darauf achtet, ob ein neuer Textentwurf dem ein oder anderen Schema entspricht.

Zudem würde ich zumindest die Gültigkeit der Schlussfolgerung in Zweifel ziehen. Dass Reime die Eingängigkeit erhöhen - das sehe ich auch so. Daraus zu folgern, dass einem Text ohne Reime die Eingängigkeit fehlt - das sehe ich halt nicht so.
Das hängt zum einen damit zusammen, dass es andere - rein formale - Schemata gibt (die schon angeführten Alliterationen, allein dere Aufbau mit Strophen und Refrains oder ähnliche Zeilenlängen etc.), die eine ähnliche Wirkung wie Reime entfalten.
Zum anderen hängt das damit zusammen, dass die Wirkung von Reimen mit einer gewissen Erwartungshaltung Texten gegenüber zusammenhängt. Es ist wie mit Gedichten: früher waren Gedichte ohne Reime schlicht nicht vorstellbar, heute gibt es viele Gedichte, die nicht gereimt sind und dennoch alle Kriterien von Gedichten erfüllen. Musikalisch ist es genau so: es herrscht weiterhin Dur und Moll vor und weiterhin sind Tonika, Dominante etc. bekannte und gängige Strukturschemata, aber es gibt Pop-Song, die völlig anders funktionieren und dennoch gut ankommen. Von ganzen Bereichen wie Rap und HipHop mal abgesehen - wo interessanterweise die Sprache wieder sehr strukturiert ist (sich aber dennoch von der Tradition gereimter Gedichte oder Songtexte abhebt).

Kurz und gut: bestimmte Beobachtungen über die Wirkung von Reimen teile ich, andere eher nicht. Songtexte und Songs, die gut ankommen, können dies auf sehr unterschiedliche Arten und Weisen tun.

x-Riff
 
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die alliteration ist ja auch eine reimform. entspricht nicht dem endreim, den die deutsche sprache aus dem angelsächsischen übernahm, sondern geht auf den stabreim zurück.

aber eben weil die alliteration eine reimform ist, sind sätze wie:
müller milch macht müde männer munter
-unvergessen
 
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Mit der zunehmenden Inhaltslosigkeit der Musik haben auch massiv die Texte gelitten, finde ich.

Im Deutsch-Pop oder Schlager wird ja noch "gereimt". Das geht jedoch eher in die Richtung belangloser Schüttelreim - höre ich manchmal im Auto und will es mir gar nicht merken.

Mir fehlen auch die wirklich cleveren, so wie Du es beschreibst, eingängigen Reime oder Chorus-Zeilen...

Grüße

Ray
 
..ich mag ungereimtes Zeug :D
geht mir der Reim beim Texten aus,
so zwing' ich ihn, dann wird was draus.
doch bin ich denn kein Freund vom Reim,
erstick ich ihn sofort im Keim.

Der Niedergang des Reimes kratzt mich tatsächlich wenig ... :D
 
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@DarkStar679 Vielleicht war auch mein Kommentar in einem anderen Thread hier mit Anlass für diese Frage? Vielleicht ist meine Aussage da auch falsch angekommen?

Reime, die nicht erzwungen sind und einen inhaltlich guten Text eingängiger und singbar machen, sind super und wichtig.

Mit Reimen zum Selbstzweck, denen sich Text und Inhalt unterordnen müssen, kann ich nichts anfangen.

Queen machen das schon hervorragend, aber da reimt sich definitiv nicht alles.

Aber ich mag auch ungereimtes Zeug. Texte kann man sich auch anhand der Geschichte, Bilder oder Aussagen ganz gut merken. Wenn sie sowas denn haben…

Gruß,
glombi
 
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fast alle hier vorgestellten texte reimen sich ähnlich viel wie ein zeitungsartikel.
Ich lese mir nicht alle Texte durch, aber diejenigen (deutschen) Texte, die ich in letzter Zeit so gelesen habe, haben einen oder mehrere Reime.

Vielleicht kannst Du Deine Aussage durch Beispiele belegen?

P.S. Der Song, den ich gerade produziere, hat einen selbst geschriebenen Text mit Reim.
 
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Hi @DarkStar679 ,

mal so gefragt.
wenn ich hier die texte so durchlese, dann findet sich kaum etwas eingängiges. also, texte die haften bleiben, weil sie im reim geschrieben wurden.
..das ist nicht meine Sicht der Dinge..der Mensch hat einen ausgeprägten Sinn für die Erkennung von Mustern..und fühlt sich belohnt, wenn es sie entdeckt..neben phonetischen Ähnlichkeiten oder Auffälligkeiten gibt es Rhythmus-Muster und auch inhaltliche Bezüge (Genre-typisches, wie z.B. in Seemanns-, Trink-Liedern...), die es zu entdecken gilt..
zb. ich bin klein, mein herz ist rein.
..das ist doch ein absoluter Billigreim..gerade das Volkslied kennt viele Sprachspiele, die sich nicht auf einen Endreim reduzieren lassen..kennst du dies
>>
Heut kommt der Hans zu mir, freut sich die Lies’.
Ob er aber über Oberammergau,
oder aber über Unterammergau,
oder aber überhaupt nicht kommt,
ist nicht gewiss“
<<
..was zählt, ist das Spiel mit den ganzen „b‘s“..
..der Reim auf das „Lies‘“ in der Zeile davor ist auch nur ein halber..
yesterday, all my troubles seem so far away
..aber es gibt auch
>>
In the town where I was born
Lived a man who sailed to sea
And he told us of his life
In the land of submarines
So we sailed on to the sun
..
We all live in a yellow submarine
<<
der reim ist für meine begriffe, die idealform um eingängige texte zu schaffen, die man auch mitsingen kann:
..ich denk, da gibt es viel, viel mehr..
We are the champions, my friends
And we'll keep on fighting till the end
..ist das eingängiger, als „We will rock you“?
fast alle hier vorgestellten texte reimen sich ähnlich viel wie ein zeitungsartikel. wie soll man das gut singen können, wenn auf wortlänge, zeilenlänge und reim etc. kaum rücksicht genommen wird?
..die meisten Texte hier bedienen mMn Reim- und sonstige Muster..

..manche Texte, die darauf verzichten empfinde ich in ihrer Art als meisterlich..
sind solche texte geeignet um mit musik begleitet zu werden, oder wären diese eher den gelesenen, nicht reimenden gedichten/prosa zuzuordnen?
..gerade lief im Radio „Rocket Man“..

.,sein Texter Bernie Taupin ist ein lyrisches Genie, der Atmosphären erschaffen kann, die uns in den Bann ziehen..Elton John ist das musikalische Genie, der daraus eingängige Songs schaffen kann..schau dir an wie er aus keineswegs kongruenten Textzeilen singbare Strophenmelodien macht..
1733061555420.png

..ich denk deine Erwartung greift zu kurz..abseits deiner Reim-Erwartung gibt es eine Menge zu entdecken..
 
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Sind gereimte Texte unmodern? Auf gar keinen Fall; sie sind eine mögliche Textform, genauso wie freie Texte. Welcher Form man sich bedient, welche Stilmittel man einsetzt, dürfte u.a. von persönlichen Vorlieben des Schreibenden, vom Thema und dem Genre des Textes abhängen. Als ich kürzlich ein Weihnachtslied in freier Textform schrieb, urteilte ein Freund: Nicht schlecht, doch ja, nee geht gar nicht, Weihnachtslieder müssen sich reimen. Ob ich dem generell zustimme - da bin ich mir unsicher, aber im konkreten Fall gab ich ihm Recht und habe einen neuen Text geschrieben. Alles zu seiner Zeit.
 
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Reime, die nicht erzwungen sind und einen inhaltlich guten Text eingängiger und singbar machen, sind super und wichtig.
Ich glaube, daß ist der Casus Cnactus, auf mich wirkt jeder Text, der „erzwungen“ und mmmhh, ja, zu „verkopft“ ist, nicht wirklich ansprechend. Mir gefallen hier im MB von den Texten immer diejenigen am Besten, die „relativ“ unverkrampft und locker daher kommen. Oft sind es die ersten Entwürfe ohne großartigen Feinschliff. Ob Reimform oder nicht, ist mir erstmal „Wurscht“.
Viele Songtexte haben für mich einen sehr klaren Sprachrhythmus
+1 und das scheint mir wichtiger als erzwungene Reime.
ob er mir dann zusagt oder nicht, ist eine ganz andere Frage.
Und das ist doch auch gut so, sonst gäbe es wohl nur noch den Einheitsbrei, den wir Alle eher nicht so mögen 😉
 
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..aber es gibt auch
>>
In the town where I was born
Lived a man who sailed to sea
And he told us of his life
In the land of submarines
So we sailed on to the sun
..
We all live in a yellow submarine
<<
das scheint ein kreuzreim bezogen auf das betonte wort zu sein
town - told
man - land
....
einer der wenigen songs, wo ringo singt.

sicherlich ist rocket man von john elton und taupin berny ein glanzstück und wohl mein lieblingssong von denen.
es ist halt eher eine geschichte, die in einem sprechgesang vorgetragen wird. wohl eher kein gereimter text.
 
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sind solche texte geeignet um mit musik begleitet zu werden......

Ich hab hier auch schon sehr oft gegrübelt, wie Texte wohl musikalisch umgesetzt werden könnten.
Manchmal gibts ja Musik dazu und ich sage mir dann: "Wow, damit hätte ich jetzt absolut nicht gerechnet".

Die Musik trägt ja dazu bei, wie ein Text wirkt, finde ich.
Oder anders gesagt: Was sich vielleicht nicht vordergründig erschließt, wird mit Musik klarer. Das gilt dann auch fürs Merken bzw. die Eindringlichkeit.
Bei mir ist das so, dass ich beim Hören schon weitgehend 1:1 wissen möchte, was da passiert.
Man kann ja nicht sagen "kannst das alles nochmal wiederholen, bin schon etwas älter..." und die Band zurückspulen:D

Bei eigenen Sachen ist das natürlich viel einfacher. Es gibt ja doch eine Art Gesamtkonzept vorm geistigen Ohr bzw. das Probieren geht flexibler.
Ich mag gerne einfache Wörter, Reime und Strukturen und meins reimt sich auch. (Ob von dem Zeugs was haften bleibt, da lege ich meine Hand natürlich nicht für ins Feuer):ROFLMAO:

Was mir nicht so gefällt ist, wenn sich etwas unbedingt reimen soll und Wörter "die da eigentlich nicht so gut passen" verwendet werden. Da sollte man beim Texten vielleicht weiträumiger neugestalten, damit es passt (geht mir jedenfalls so)
Das wäre vielleicht auch eine Problematik bei einer Nachdichtung. Stelle ich mir sauschwer vor und könnte es nicht.
 
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meister des reims ist auch rammstein. dort kann man die kunst des textens hautnah erleben.

sie ist der hellste stern von allen,
und kann doch vom himmel fallen.

ich hatte mir den spaß erlaubt und ein ganzes album nur mit alliterationen gemacht.
alliterationen lassen sich erstaunlich gut singen und ergeben überraschende texte.
 
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Wie bei vielem, scheinst du auch beim Texten einen sehr technischen Ansatz zu haben…
 
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Die meisten Rammstein-Texte halte ich für sehr gut und man muss sie meines Erachtens als Gesamtkunsterk betrachten, weil sie auch die Darbietung, den Auftritt und die Video-Umsetzungen beinhalten. Sie folgen ihrer Programmatik, die wiederum auf Provokation setzt und die einfache, aber treffende und eben mehrdeutige Sprache folgen dem.

Rammstein-Texte lassen sich aber deshalb aus meiner Sicht nicht auf alle Texte und Genres übertragen. Texte von Neil Young, J.J. Cale, Elton John, Lou Reed oder David Bowie folgen ganz anderen Mustern und sind gleichwohl meisterhaft.
Mein Credo ist deshalb, dass die Texte ihrer eigenen Logik zu folgen haben und bei allen Texten, bei denen der Inhalt wichtig ist, diesen möglichst congenial umsetzen sollten. Zudem sollte es Ziel eines Songtexte-Schreibenden sein, irgendwann den eigenen Stil zu finden. Und dabei ist es gut, von der Bandbreite der unterschiedlichen Formen und Stilmittel zu profitieren und diese so zu beherrschen, dass sie die eigenen Vorstellungen passend umsetzen.

Das gleiche würde ich auch für die Musik behaupten. Es macht aus einer Sicht keinen Sinn, eine bestimmte Musik vor Augen zu haben und ihre Merkmale zu analysieren und diese dann verallgemeinern zu wollen - ganz einfach, weil es sehr unterschiedliche Musikrichtungen gibt, die alle für sich heraus funktionieren.

Irgendwie treffen wir als die, die selbst Texte und Musik machen, eine Auswahl. Diese ist sicher bestimmt durch individuelle Vorbilder, den eigenen Geschmack, die eigenen Vorstellungen und letztlich auch unseren Mitteln, diese auch umzusetzen.

x-Riff
 
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Wie bei vielem, scheinst du auch beim Texten einen sehr technischen Ansatz zu haben…
hmmm....nur weil ich vorab festlege, welche reimform und welches versmaß ich verwenden möchte, damit es zur musik paßt?
 
nur weil ich vorab festlege
Was ja grundsätzlich nichts schlimmes ist, genau so wenig, wie Dein eher „technischer“ Ansatz.
Auch wenn „Deine“ Musik nicht unbedingt „meine“ Musik ist, finde ich persönlich es gut, wenn Du sie hier vorstellst, es trägt doch sehr zur gesunden Mischung hier bei.
Mach mal weiter 👍
 
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das scheint ein kreuzreim bezogen auf das betonte wort zu sein
town - told
man - land
..beide Pärchen haben zwar Ähnlichkeiten, Reime sind sie dann doch erst bei einem erweiterten Reim-Verständnis, aber gerade das gehört für mich beim Texten dazu..
rocket man von john elton und taupin berny ein glanzstück und wohl mein lieblingssong von denen.
es ist halt eher eine geschichte, die in einem sprechgesang vorgetragen wird.
..den Sprechgesang höre ich da nicht so, eher dass Elton John die Texte der Strophen die unterschiedlichen Rhythmen nutzen in ihren ähnlichen Teilen zusammenführen konnte..
 

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