Ist bei einer Melodie alleine eine Tonartbestimmung möglich?

Be-3
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Eine Melodie für sich allein hat aber keine Tonart. Nur dort, wo Akkorde existieren, kann eine Tonart bestimmt werden.

Hallo Harald,

diese Aussage finde ich interessant.
Extrembeispiel: Wie ist das denn mit der Gregorianik? Diese Gesänge bestehen ja definitionsgemäß nur aus Melodie (unisono) - dennoch gibt es die verschiedenen Modi/Kirchentonarten. Wo liegt "Fehler" (nicht nur auf gregorianische Gesänge, sondern allgemein auf Melodien), wenn man einen "zentralen Ton", Grundton, Schlußton, Finalis usw. sucht und anhand des Tonvorrats auf die Tonart schließt? Ganz ohne unterlegte Akkorde?
Natürlich ist das nicht immer eindeutig möglich oder es wechseln ständig die Skalen, aber in den meisten praktischen Fällen sollte doch eine einfache Zuordnung möglich sein?

Viele Grüße
Torsten
 
Eigenschaft
 
Gregorianik ist nicht harmonisch definiert, als mehrstimmigkeit mode wurde, wurden die kirchentonarten abgeschafft, Dur und moll haben bessere leittonverhältnisse, nützlich für schlusswirkung, harmonisierung und kadenz.
 
Habe mal einen eigenen Thread draus gemacht, weil hier das Einsteigerniveau doch deutlich verlassen wird.

Wie ist das denn mit der Gregorianik? Diese Gesänge bestehen ja definitionsgemäß nur aus Melodie (unisono) - dennoch gibt es die verschiedenen Modi/Kirchentonarten. Wo liegt "Fehler" (nicht nur auf gregorianische Gesänge, sondern allgemein auf Melodien), wenn man einen "zentralen Ton", Grundton, Schlußton, Finalis usw. sucht und anhand des Tonvorrats auf die Tonart schließt? Ganz ohne unterlegte Akkorde?
Natürlich ist das nicht immer eindeutig möglich oder es wechseln ständig die Skalen, aber in den meisten praktischen Fällen sollte doch eine einfache Zuordnung möglich sein?

In meinem Beitrag im alten Thread ging ich von Pop bzw. für Einsteiger heutzutage gängige Musik aus. Aber du hast Recht, im Gregorianischen Choral liegen die Dinge nicht so ganz klar.

Allerdings gibt es auch hier Hierarchien: Finalis (nennst du ja selbst), sowie Confinalis und Repercussa organisieren den Tonvorrat eines Chorals ähnlich hierarchisch wie eine moderne Tonart unter den Bedingungen der Mehrstimmigkeit. Hier liegen IMHO durchaus Ähnlichkeiten vor.

Letztlich könnte man (so die These eines Analyse-Profs im Studium) wohl die ganze Musikgeschichte als eine Geschichte der Leittöne beschreiben - Tonarten stehen diesem Thema sehr nahe, denn Leittöne sind Spannungstöne, und wo es am entspanntesten ist, kann man von einem Zielton und damit von einer Tonart reden. Leittöne haben ja letztlich auch zur Fortentwicklung des Gregorianischen Chorals zu unserem heutigen Tonartbegriff geführt.

Interessanter wäre meiner Meinung nach, ob man beim Gregorianischen Choral von einer harmonischen Wirkung sprechen kann: auch die Mönche des Mittelalters hatten ein Tongedächtnis, und ein bewusst gesungener Ton wirkt im Gedächtnis nach und verbindet sich mit den neu klingenden Tönen. Entstand da nicht sowas wie eine latente Harmonie, die sich auf die Bestimmung eines Modus auswirken müsste?

Harald
 
GIBT es sowas wie eine Melodie OHNE (dahinterliegender) Harmonik überhaupt ? Ist für mich persönlich nicht vorstellbar ...
(wenn auch nur in der Klangvorstellung des Spielers und/oder Hörers ...)

Thomas

PS: Mag aber auch an den persönlichen Hörgewohnheiten liegen ... ich habe mich selber im Laufe der Jahre darauf trainiert, beim Hören ALLES zu harmonisieren, und das, was schon harmonisiert ist (das meiste also) zu RE-Harmonisieren ...

Hat mir gute Dienste geleistet ... kann vielleicht aber auch ein Hemmschuh sein ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Melodie für sich allein hat aber keine Tonart. Nur dort, wo Akkorde existieren, kann eine Tonart bestimmt werden.

Wobei natürlich oft der Fall existiert, daß in der Melodie selbst gebrochene Akkorde verwendet werden und dadurch die Tonart bereits mehr oder weniger streng definiert ist. Eines von unzähligen Beispielen: Drunten im Unterland (Volkslied)

GIBT es sowas wie eine Melodie OHNE (dahinterliegender) Harmonik überhaupt ? Ist für mich persönlich nicht vorstellbar ...

Da wäre interessant, was bei der Harmonisierung eines Gregorianischen Hymnus herauskäme. Hier ein Beispiel mit Noten.
Oder lösen wir uns einmal von unserem Kulturkreis und versuchen eine Harmonisierung von arabischer Melodik?

Könnte sein, daß einem dabei bewußt wird, daß die Musik, die auf Akkorden beruht, nur ein kleiner Teil ist. Ich mag ihn allerdings sehr! :great:

Viele Grüße

Klaus
 

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