Irreguläre Rhythmen? Counterrhythmik?

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Mal ein Versuch sich hier an die Spezialisten zu wenden.

In folgendem Video spielen am Anfang die Gitarre und die Bodhran Rhythmen, die ich nicht verstehe.
http://www.youtube.com/watch?v=lh8G1emfyOU

Es gibt diese auffällige Doppelbetonung, die eine Art treibenden Charakter aufbringt (so ein bisschen wie Pulsschlag).
Aber alles was drumherum passiert, kann ich nicht richtig erfassen.
Ich hab die ersten 40 Sekunden nur irgendwie ein Gefühl, dass der Rhythmus sich nicht regulär in ein binäres oder ternäres Schema einteilen lässt, und dass die Gitarre und die Bodhran teilweise gegeneinander versetzt spielen.

Kann mir irgendjemand erklären, was da rhythmisch passiert, oder einfach nur, wie ihr das empfindet?
Ich bin da wirklich irritiert, vor allem, weil ich irische Musik bisher eher mit einem sehr stringenten, gradlinigen Basisrhythmus verbunden hab.
Aber hier hab ich das ganze Lied das Gefühl, dass das einzige was nach 40 Sekunden wirklich im Rhythmus bleibt, die Gitarre ist, und die Bodhran mal "laid back", mal treibend spielt, und die Flöte sowieso recht frei phrasiert.
Deckt sich das mit eurem Höreindruck?
 
Eigenschaft
 
ich würds so spielen: 4/4, fortlaufender triolischer Grundaufbau mit Paradiddle, dazu die Verzierungen (das scheinen oft Paradiddle in Dobbletime zu sein) - der Rest ist Microtiming. Ich (sehr persönlich) würde das in zweitaktiger Phrase spielen angelehnt an einen Bossa. (das kann ich auf dem Pandeiro...:D)

Damit würde ich das Ganze sicherlich nur imitieren, käme aber sicher durchs Stück, ohne dessen Charakter groß zu ändern - wie das original richtig gespielt wird, leider keine Ahnung.
 
Eindeutig ternärer Rhythmus. Es ist eine zweiteilige Phrase mit den "vertrakten" Betonungen (alle 5 Schläge werden betont), die man aber doch recht schnell mitklopfen kann. Dann kommt der zweite Abschnit, bei dem es sehr eindeutig wird, dass es sich hierbei um einen straighten 4/4 Takt handelt, der ternär ausgesetzt ist. Da werden nämlich durchgehen Achteltriolen gespielt und schön auf die vollen Zählzeiten betont.
Der Übergang ist vom ersten in den zweiten Teil ist auch nicht ganz ohne, da dieser eher etwas unvermittelt daherkommt. Die Betonung auf den ersten Schlag dieser Teilphrase fällt weg und man verliert den Boden unter den Füßen.

Hoffe das hilft dir ein wenig weiter
 
Ich weiß jetzt nicht obs an der Fragestellung vorbei geht aber:
Ich würde zählen:

4 mal 5/8
4 mal 6/8

??
 
Nein, es ist ein ternärer Rhythmus.
 
Danke erstmal für die vielen Antworten.
Damit hatte ich gar nicht gerechnet.

Ich bin mir noch nicht wirklich sicher, ob ich das Gesagte alles verstehe ;-)
Aber ich bin auf jeden Fall einen Schritt schlauer, und wer versuchen das mal langsam nachzuklopfen/nachzubauen.
Rhythmus ist so kompliziert manchmal .. ;-)
 
Fastel hat schon Recht. Ist kein reiner 4/4-Takt in Triolen. Das könnte man vermuten, es geht aber mit den vier kompletten 5er Gruppen am Anfang nicht auf. Einfach vier mal bis fünf und vier mal bis sechs zählen :)

Interessantes Beispiel!
 
Fastel und Signal: ja, für die ersten 40 Sekunden.

Danach haben die anderen Recht: triolischer 4er, durchgängig.
Könnte man auch 12/8 nennen, damit es nahtlos zum 5/8 und 6/8 des Intros passt, aber ich seh es auch als triolischen 4/4, wobei die bisherigen 8tel halt zu Triolen geworden sind.

Der erste Teil nach dem Intro ist noch am schwierigsten, hier wird die letzte Triole der 2 betont (vorgezogene 3) und das wirkt scheinbar wie der 5er Rhythmus, den man vorher gehört hat. Ist es aber nicht^^. (0:40 bis ca. 1:03) Danach wirds einfacher mit dem 4er.

Bei 3 min kommt der Taktwechsel wie beim Intro wieder (bis 3:20.)
 
Nein, es ist ein ternärer Rhythmus.
Ich rede jetzt nur vom Intro.
Versteh ich nicht so ganz richtig. Du meist es gehen Viertel mit Triolen die alle 5 Scgläge betont werden? Das ist echt schwierig zu zählen :D

Code:
1  2  3  4  1  2  3  4
^°°°°^°°°°^°°°°^°°°°^°°°°
Das würde erklären warum ich 4mal 5 höre, das kann man bei Triolen als 4tel durchtreten...

dann
Code:
1  2  3  4  1  2  3  4 
^°°^°°^°°^°°^°°^°°^°°^°°

Also sähe der Rhythmus Deiner Meinung nach so aus?
Code:
[B]1[/B]  2  3  4  [B]1[/B]  2  3  4  [B]1[/B]  2  3  4  [B]1[/B]  2  3  4 
^°°°°^°°°°^°°°°^°°°°^°°°°^°°^°°^°°^°°^°°^°°^°°^°°

Nicht leicht zu klopfen :redface:
UND! es steckt ein Fehler drin! Gleich im ersten ... wer findet? (sieht man gut am letzten beispiel :D)
Edit: 2 Fehler. Was ich da schrub geht nicht auf. Leider - sieht doch so schick aus.

Das befeuert eher wieder meine 5/8 Geschichte. Es kommt ja auch drauf an wie man die Musik empfindet. Für mich ist das vom Klang her einfach n 5/8.
 
Wenn man dem Percussionisten beim Spielen zusieht wird meiner Meinung nach ziemlich klar, dass er im Intro erst vier 5/8 und dann zwei 12/8 Takte fühlt.

Zu zählen wäre:

|1°°2°|1°°2°|1°°2°|1°°2°|1°°2°°3°°4°°|1°°2°°3°°4°°|


Vorm Thema sind zwei 12/8 Takte eingeschoben.

Dann ne ganze Weile 12/8.

Bei 2:00 ist vorm Instrumentenwechsel | 9/8 | 9/8 | 6/8 | von der Gitarre eingeschoben. Danach gehts im 12/8 weiter.

Bei 3min kommt wieder das Pattern vom Intro.

Bei 3:18 kommen vier mal 5/8 und ein 3/8 Break.

Bei 3:22 kommt ein Teil der viermal aus der Folge | 9/8 | 9/8 | 6/8 | besteht.

Bei 3:36 geht's zurück in den 12/8.



Edit: Ziemlich gut arrangierte Nummer. Toller Bogen, wird nie langweilig. :]
 
Edit: Ziemlich gut arrangierte Nummer. Toller Bogen, wird nie langweilig. :]
Und ein gut gemachtes Video: Bei 3:15, 3:55 und 4:01 wird z.B. aus dem Inneren der Gitarre heraus gefilmt. :cool:

Viele Grüße,
McCoy
 
Hmmmmmm - - -

Also ich höre das Intro so:

//: 4 durchrollende 3er, von denen jeder Schlag in einen 2er aufgeteilt ist / 4 leicht angezogene Duolen, von denen jeder Schlag in einen 3er aufgeteilt ist ://
Am Anfang ist der Wechsel zu den Duolen etwas verschwommen, doch danach werden diese Wechsel immer klarer.

Man kann es auch anders herum interpretieren:
//: 4 Viertel-Triolen, in denen ich auch Achtel höre / 4 normale 2er, die in Achtel-Triolen aufgeteilt sind ://

Eine Gigue bzw Jig wird im 12/8-Takt notiert. Der wurde im Intro durch diese Wechsel ganz raffiniert variiert.

Die im Intro gespielten Wechsel tauchen später noch einmal auf.

Wenn die Flöte nach einer Pause bei 3:23 erneut einsetzt, verändert sich das Taktgefüge. Der 12er der Flötenmelodie verschwindet. Statt dessen tritt nun ein asymmetrischer Achter auf (3-3-2 und jeder Schlag in 3 Achtel geteilt), was dann scheinbar für manche den Eindruck von 5er-Takten entstehen lässt. Die asymmetrische Form wechselt nach dem 4. Achter wieder in die symmetrische Form (2-2-2-2).

Sehr schönes Stück! Gefällt mir!
Danke für den Link.

Gruß
Lisa
 
Zuletzt bearbeitet:
@Lisa2:

Bei 3:22 hast du schon recht mit dem 3-3-2. In Taktangaben schreibt man dann eben | 9/8 | 9/8 | 6/8 | was nichts anderes ist.

Der 5er kommt im Intro, bei 3:00 und 3:18.

Der 8tel Puls läuft die ganze Zeit durch. Der 3er den du hörst eiert und ist tatsächelich ein 5er. Deswegen erscheinen dir die darauf folgenden Takte etwas schwammig. Tatsächlich ist es aber ziemlich auf den Punkt gespielt.
 
Mir fehlt grade ein bisschen die Zeit, als auch die mentale Wachheit mich tiefgründig damit zu beschäftigen, aber ich möchte mich nochmal bedanken über den krassen Input, der hier kam, und den ich nie so erwartet hab.
Großen Dankeschön!
 

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