Invention komponieren - Wie Anfangsmotiv gestalten?

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Liebe Leute,
versuche gerade zu Übungszwecken eine zweistimmige Invention im Bachstil zu schreiben. Ulrich Kaiser hat dafür ja bereits ein sehr schönes Tutorial auf seiner Homepage veröffentlicht, wo super erklärt ist, wie ich mit einem gegebenen Anfangsmotiv vorgehe (http://www.musikanalyse.net/tutorials/invention). - Soweit so gut.

Was mir allerdings schwerfällt: Wie komponiere ich selbst ein Motiv, mit dem das ganze funktioniert und zu dem ich einen guten doppelten Kontrapunkt schreiben kann? Kaisers Motiv ergibt ja als doppelten Kontrapunkt sehr schön eine eintaktige Quintfallsequenz - leider funktioniert das ja nicht mit jedem Thema.

Ich habe schon alle zweistimmigen Inventionen von Bach durchanalysiert - idR benutzt Bach ja "nur" Dreiklangsbrechungen und Tonleiterausschnitte, die er dann in einen ansprechenden Rhythmus verpackt. Leider kriege ich selber kein gutes Motiv zustande, was funktioniert (oder aber ich stelle mich einfach zu doof an). :p Sobald ich versuche, einen doppelten Kontrapunkt dazu zu schreiben und aneinanderzureihen bleibe ich hängen und es klingt einfach blöd...

Deshalb meine Frage: Gibt es Dinge, die man beachten sollte, um ein funktionierendes Anfangsmotiv zu erstellen? Welche Fehler sollte man vermeiden? Vielleicht kann auch jemand ein Anfangsmotiv vormachen?

Ich hoffe ihr könnt mir auf die Sprünge helfen! :) Danke für eure Antworten!!
 
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Hallo Unpitched,

ein interessantes Thema!

Bevor man dem Bach-Stil nahekommen kann, sollte man eine eingehende Analyse der Inventionen machen. Ich denke, da kann man einiges lernen.

Klar, er benutzt meist "nur" Dreiklangsbrechungen und Tonleiterausschnitte, doch er setzt diese einfachen Mittel dermaßen perfekt ein, daß wir heute noch unseren Spaß daran haben. Das Thema ist ganz entscheidend für die Gestaltung der Invention.

Ich habe deshalb als Basis zur Analyse fünf Themen herausgesucht (die Anfänge der Inventionen). Es wäre toll, wenn sich noch Interessierte zu einer Verbreiterung der Basis bereit finden.

Grafik auf Anfrage

Zunächst fällt bei den Beispielen auf, daß ausschließlich Achtel und Sechzehntel verwendet werden. Wie nicht anders zu erwarten, kontrastiert der Kontrapunkt das Thema rhythmisch. Meist werden die Achtel und die Sechzehntel gegensätzlich und alternierend auf Thema und Kontrapunkt verteilt.

Die meisten Themen sind auftaktig. Wie lang sind sie, bei welcher Taktart?
1: einen Takt (2/4), 4: zwei Takte (3/8), 8: einen Takt (3/4), halber Takt (4/4), 15: zwei Takte (4/4)

Was sagt die harmonische Analyse?

Wir sehen meist eine recht einfach Harmonik. Die Invention 8 treibt die Einfachheit auf die Spitze und verwendet nur einen einzigen Akkord.
In den Inventionen 1, 4 und 13 werden nur zwei Akkorde verwendet. Was liegt nahe? Natürlich die Tonika und die Dominante.
Die Invention 15 verwendet eine recht komplexe Harmonik.

Die Themen werden meist mit der Tonika bzw. der Dominanten abgeschlossen; bei der Invention 15 offenbar mit der "Molldominanten".

Der harmonische Rhythmus wird ganz unterschiedlich gestaltet.
Am einfachsten die Invention 8 ohne Änderung des Akkords.
In den Inventionen 4 und 13 haben wir einen regelmäßigen Wechsel zwischen Tonika und Dominante (sog. Pendelharmonik).
Bei der Invention 1 ist der harmonmische Rhythmus aus den beiden Harmonien nicht ganz so regelmäßig.
Die Invention 15 weist auch im harmonischen Rhythmus Besonderheiten auf.

Mit welchem Ton beginnen die Themen?
Vier der fünf Themen beginnen mit dem Grundton. Bei der 13. beginnt das Thema mit der Quinte, doch immerhin fängt die Invention mit dem Grundton des Kontrapunkts an.

Mit welchem Ton setzt das Thema in der zweiten Stimme ein? Mit Ausnahme der 15. durchweg mit dem Grundton. In der 15. beginnt das Thema in der zweiten Stimme mit der Unterquart. Dies weist auf die Form der Fuge hin, bei der
Unterquart/Oberquint die Regel ist.

Welches Intervall liegt vor, wenn das Thema in der zweiten Stimme einsetzt?
1 (Dur): Quinte, 4 (Moll): kleine Terz, 8 (Dur): große Septime, 13 (Moll): kleine Terz, 15 (Moll): kleine Terz

Aus unserer jetzigen Basis ergibt sich für das Thema folgende häufigste Form:
Ein auftaktiges Thema, in Moll, im 4/4-Takt, welches ein oder zwei Takte lang ist. Es beginnt mit dem Grundton und mit dem Einsatz in der zweiten Stimme bildet es eine kleine Terz. Es wird bei der Exposition der Themen in den beiden Stimmen eine Pendelharmonik verwandt.

Gibt es Dinge, die man beachten sollte, um ein funktionierendes Anfangsmotiv zu erstellen?

Die Antwort könnte sein: Beginne zunächst mit dieser häufigsten Form.

Mal sehen, was dabei herauskommt!

Viele Grüße
Klaus
 
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Hallo Klaus,
vielen Dank für deine Mühe und deine ausführliche Antwort! Ich werde mal versuchen, was ich damit so zustande bringen kann :)
 
Also ich habe jetzt mal versucht mit meiner eigenen Anleitung ein Thema (genauer: Soggetto) zu erstellen.

Es ist zwei Takte lang, hat eine Pendelharmonik und beginnt mit dem Grundton. Es hat keinen Auftakt und setzt gleichzeitig mit beiden Stimmen ein. Letzteres ist auch bei den Inventionen f-moll und A-dur der Fall. Das Soggetto ist sehr einfach (Dreiklangbrechungen), doch das kommt bei Bach ebenfalls vor (z.B. Nr. 8 in F-dur und Nr. 13 in a-moll). Eine eintaktige Quintfallsequenz im Soggetto ist jedenfalls nicht nötig, wie ja schon meine obige Analyse zeigte.

Warum also nicht mit dem Einfachen anfangen? Jedenfalls ist es in dem Fall auch leicht einen doppelten Kontrapunkt zu schreiben.
Soggetto_2b.png

Ich habe gleich ausprobieren müssen, was mit dem Soggetto anzufangen ist, bzw. welche Schwierigkeiten bei der Verarbeitung auftreten. In der Regel habe ich diese wohl einigermaßen überwunden. Die Abenteuerlust war manchmal schwer unter Kontrolle zu bringen, daher ist die Studie nicht als fertiges Ergebnis anzusehen. Mich würde trotzdem interessieren, wie es wirkt und wäre über Anworten erfreut.

https://soundcloud.com/musicprobe/invention2b
Noten: auf Anfrage

Viele Grüße
Klaus
 
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Das klingt ja richtig fett! Würde das mit einem 6/8 oder 8/8 im Prinzip genauso funktionieren?

Ab 0:37 bzw T. 32 wird die locker-flockig-barocke Spielweise allerdings verlassen und es klingt schlagartig "modern", das Ohr fliegt abrupt aus dem "Barock-Modus" raus. Liegt es daran, dass hier #4 , also das fis, unklar sowohl als Vorhalt zu Ton 5 , also als b5 , gehört werden kann aber auch als augm. 4 ? Natürlich wird auf diesen Höreindruck von der Melodie her hingearbeitet (man hat unmittelbar die Vorgänger 4 und 5 im Ohr). Funktional wird eine doppeldom. Stufe - hier H7 aufgebaut , die schon die Zieltonart A-Dur ankündigt. Auch die nachfolgenden Kadenzen klingen nicht mehr nach Barock. (Wohl deshalb, weil die "B-Stufen" durch Weglassen der Auflösungszeichen nicht erkennbar sind - sie sind aber vorhanden). Wie ich die beiden "b" eingruppieren soll, weiß ich noch nicht. b9-Töne? Diatonisch würden diese ja zu B(b)-Dur gehören - und da ist ja kein Bezug zu A-Dur.
Jedenfalls, Superstück.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Klaus -

ich denke, Du hast dieselben Probleme wie ich :) - und an manchen Stellen auch definitiv dieselben Ideen - das Folgende habe ich vorgestern in der S-Bahn erzeugt:

https://soundcloud.com/h-m-m-ller/invention-in-c
http://www.hmmueller.de/MyMusic/20150417-p.Invention_Ga.pdf

Interessant, dass wir beide einen ungeraden Takt gewählt haben (wir wollten nicht Kaisers geraden, oder?). Ich habe extrem aufpassen müssen, dass ich nicht ein Menuett zu schreiben beginnen - ganz ist es mir nicht gelungen, fürchte ich.

Konkrete Kritik an Deinem Versuch - natürlich subjektiv von mir:
* Die fallenden Quarten (l.H. T.2 auf 3, r.H. T.4 auf 5 usw.usf.) sind "nicht gut".
* "Sequenzüberraschungen": l.H.T.11 auf 12 ist plötzlich eine Sept, wo vorher in der Sequenz eine Non war, und r.H.T.12 dreht dann einen Ton zu früh um. Nun könnte man umgekehrt dieser ganzen Invention den Titel "Sequenzüberraschungen" geben, weil da noch mehr kommen = ein Prinzip draus machen ... dazu sind mir aber ein bissl zu nahe am "ups, das wollt ich nicht so ganz ..."
* Alles läuft schön in Sechzehntel - nur im Takt 14 gibt's plötzlich ein Loch ... (solche Löcher hab ich gleich mehrere).
* l.H. T.29 auf 30: Die Auflösung f-->c ist very unorthodox.
* T.30 auf 31: ||8
* Dur-Moll-Wechsel in der Durchführung (T.32->34 und, "brutal", T.36 auf 37) sind "heftig" - wieder kann das natürlich ein "Topic" sein.
* Etwas mehr "danebengetroffen" scheint mir der Bassrhytmus-Verzug in der Durchführung: Zuerst auf jedem Takt ein Sechzehntel, dann T.37 plötzlich ohne - wenn schon Pausen, dann würde man sie auf den "geraden Nummern" erwarten, also auf 2.,4.,... Takt einer Motivfolge - in dem Fall T.36 und T.38.
* Die fallende Terz r.H.T.46 auf 47 schockt auch ziemlich ...
* T.52 auf 53: ||8

Und genereller - das scheint mir in meinem Versuch genau so zu sein wie bei Deinem: Die vielen Ebenen, die ein J.S.Bach immer zugleich richtig macht, scheinen mir bei uns "auseinanderzufallen": Machen wir die Harmonie korrekt, hinkt die Stimmführung; passt die Stimmführung, leidet die motivische Verarbeitung; passt die motivische Verarbeitung, fehlen die Ideen; sind die Ideen da, brechen die "großen melodischen Bögen" zusammen; stimmt der große melodische Bogen, hakt es am großen harmonischen ("Schenker'schen") Aufbau; und das alles kreuz und quer (auch auf noch ein paar Ebenen, die ich jetzt vergessen habe ...).

Ich hab in der S-Bahn zu meiner Invention ca. 4 zweite Teile geschrieben - aber alle haben an der einen oder anderen Stelle offensichtliche Probleme gehabt - die oben hingestellte ist keine Ausnahme, sondern nur die, mit der ich aufgehört habe ... Mir scheint, man müsste ab nun 10...30 solche Dinger schreiben, dann würde man besser werden (und sich parallel dazu natürlich die ganze Zeit fragen müssen, wie man im 21.Jhdt. sowas rechtfertigen kann - außer in einer Prüfungssituation) ... daher kommen und rechtfertigen sich wohl auch die "Ideen-Haken", die sowohl Du wie auch ich schlagen ...

Grüße
H.M.
 
Die Annäherung an Barock-Musik ist bei euch beiden gut gelungen, manche, die es nicht so genau kennen, würden sogar sagen: "oh, klingt wie eine Fuge!"
Wir leben nun im 21. Jhdt und die Hörgewohnheiten unterscheiden sich doch von denen des Barocks. Die Quartspannungen in Klaus' Invention wird man gar nicht hören, wenn man nicht gerade auf das Notenblatt guckt. Die Oktavparallele in Takt 52 bis 53 zu hören ist hoffnungslos, da der Quartsprung nach unten zeitlich versetzt erscheint : Die Oberstimme nimmt ihn vorweg, und wenn er im Bass vollzogen ist, ist die Oberstimme schon in der Gegenbewegung und die Funktion des Basstons ist auch eine andere. D.h. im 16tel-Takt wird eine Bewegung antizipiert, die der Bass nachvollzieht.

Der Wechsel im Takt 32 ist in der Tat deutlich : von C-Dur nach E-Dur sind es 4 Quinten - aber wenn man nicht deutlich wechseln will, "kann man auch gleich zu Hause bleiben" - da kleine Quintabstände mit heutiger Hörgewohnheit keine neue Tonart etablieren, sondern die alte Tonart im wesentlichen fortsetzen. Also z.b. Wechsel von C-Dur nach G-Dur : das leittonerhöhte Fis wird schlicht als Teil der Doppeldominante verstanden und gehört. Der "Trick" liegt hier auch darin, dass man beim Tritonus c #fis nicht sofort hören kann, ob #4 oder b5 vorliegt. Es wird erst rückwirkend klar, dass tatsächlich eine neue Tonart angesteuert wird. Zumal es gar nicht E-Dur, sondern E-Moll ist - von seiten der Tonleiter ist es also "nur" G-Dur (d.h. nur eine Quinte gesprungen, nebenbei: ganz klassisch/barockal: Oberquinte) : und C-Dur erscheint rückwirkend als bVI. Was später beim "leittonabgesenkten" H-Moll falsch sein soll, erschließt sich mir nicht. Von V nach Vm ist problemlos. H-Moll ist ja diatonisch zu E-Moll. Fazit: Mit heutiger Hörgewohnheit ist die Invention leicht zu verstehen und eingängig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die positive Aufnahme und die interessanten Kommentare!
Das klingt ja richtig fett! Würde das mit einem 6/8 oder 8/8 im Prinzip genauso funktionieren?
Freut mich, daß es Dir gefallen hat!
Ich denke mit 6/8 oder 8/8 hätte das Stück nicht so einen "Drive". Vom "barocken" Teil her könnte man das Stück auch schneller spielen, doch dann würden die "gewagten" Teile zu chaotisch wirken, weil man ihnen noch weniger folgen könnte.
Ab 0:37 bzw T. 32 wird die locker-flockig-barocke Spielweise allerdings verlassen und es klingt schlagartig "modern", das Ohr fliegt abrupt aus dem "Barock-Modus" raus. Liegt es daran, dass hier #4 , also das fis, unklar sowohl als Vorhalt zu Ton 5 , also als b5 , gehört werden kann aber auch als augm. 4 ?
Interessant, daß man den Kontrast doch so deutlich empfindet, denn die heutigen Hörer sich ja einiges gewohnt. Ich hatte vorher mit einem Trugschluß (Am statt C) experimentiert und wollte danach auf jeden Fall mit Em weitermachen. Doch dann dachte ich mir, man könnte nach C und einer Zäsur auch überleitungslos mit Em weitermachen - ist ja nur ein Halbton Unterschied, bzw. ein Vorzeichen (Tonart). Nach dem C hätte man plausibel (und etwas langweilig) mit G-C weitermachen können; so wurde Em-Hm daraus. Gleich H7 zu bringen erschient zu hart, daher später und es wurde auch vermollt wieder zurückgenommen, wie auch das A wieder vermollt wurde. Der "Abenteuerurlaub" wurde dann wieder mit dem Soggetto (Heimat) beendet.
Wie ich die beiden "b" eingruppieren soll, weiß ich noch nicht. b9-Töne?
Diatonisch würden diese ja zu B(b)-Dur gehören - und da ist ja kein Bezug zu A-Dur.
In Takt 47 bis 52 spiele ich einfach mit zwei verschobenen verminderten Septakkorden. Der letzte leitet mit dem cis zur Subdominante, welche die Abschlußkadenz einleitet. In T.51 hätte ich eigentlich im Bass ein dis (statt es), wie im Diskant schreiben sollen (vergessen). A-Dur am Schluss ist noch eine Reminiszenz an den Barock: Picardsche Terz.

Danke, hmmueller, für Deinen ausführlichen und kritischen Kommentar!

...fallenden Quarten..
Kannst Du Deine Aussage genauer begründen? Der Grundton sorgt ja für die richtige Einordnung.

l.H.T.11 auf 12 ist plötzlich eine Sept, wo vorher in der Sequenz eine Non war, und r.H.T.12 dreht dann einen Ton zu früh um.
Die Sequenz ist modulierend und ich dachte spontan, daß es günstiger wäre, über Dm-G statt F-G nach C zu kommen. Daher wich ich von der naheliegenderen Sequenz mit F-G (bzw. h°) ab. Die Konsequenz von Dm war, daß die Sechzehntel einen Ton früher umdrehten, weil ich dadurch die Septime von Dm (das c) bekam. Doch im Endeffekt ist jedoch die übliche Sequenz die bessere. Ich hätte den direkten Vergleich anstellen sollen.

im Takt 14 gibt's plötzlich ein Loch
Das sollte das Erreichen der Paralleltonart markieren und war insofern Absicht. Ich lasse mich aber gern durch eine bessere Lösung belehren, welche wohl den darauffolgenden Takt ebenfalls verändern würde.
Auf diese "Löchern" war ich bisher nicht sehr sensibilisiert und auch bei Bach meine ich sie schon öfter gehört zu haben, wenn sie eine bestimmte Funktion hatten. Ich werde aber künftig bei ihm diesbezüglich genauer hinhören, denn seinem Stil nahe kommen zu können wäre mir schon ein erstrebenswertes Ziel.

Die Auflösung f-->c ist very unorthodox
Ja, im darauffolgenden Takt stand vorher etwas anderes und ich hatte vergessen in f-->e zu bereinigen.

T.30 auf 31: ||8
In T.30 wird ein Abschnitt mit einem gebrochenen Tonikaakkord abgeschlossen. Zusätzlich wird das Ende auch noch mit jeweils einer Achtel in beiden Stimmen markiert. (Eine Sechzehntelpause wäre auch möglich gewesen.)
Der neue Abschnitt beginnt in e-moll, vergleichbar mit dem Beginn des Stückes. Insofern ist die Wirkung der ||8 m.E. nicht gravierend und es kommt hinzu, daß jetzt die Ära des Barock verlassen wird und immer mehr "Freiheiten" den bisherigen recht strengen Satz kontrastieren.

Dur-Moll-Wechsel in der Durchführung (T.32->34 und, "brutal", T.36 auf 37) sind "heftig"
War volle Absicht, denn ich hatte durch die erste Hälfte des Stücks eine Erwartungshaltung etabliert, auf deren Basis, die folgenden Freiheiten erst ihre Wirkung entfalten können. Es besteht ja heute die Gleichzeitigkeit vieler Stile. Insofern kann man den Hörern m.E. schon etwas zumuten. Das Geschriebene sollte ja für heutige Hörer interessant sein und nicht einfach eine Stilkopie sein. Letzters hätte zu reinen Übungszwecken seine Berechtigung, doch ich wollte darüber hinausgehen.

...Bassrhytmus-Verzug in der Durchführung: ... - wenn schon Pausen, dann würde man sie auf den "geraden Nummern" erwarten,
Die Pause in T.37 sollte den Höhepunkt der ersten Stimme verdeutlichen, und die evtl. verstörenden Unregelmäßigkeiten sollte die Wirkung des bekannten Soggetto-Einsatzes steigern, vor dessen Start mit einem Praller "geklingelt" wird. (Ich hatte vorher sogar einen längeren Triller gesetzt, doch das schien mir übertrieben.)
Der Hörer sollte froh sein, wieder im "Heimatland" zu sein, doch nicht allzulange...

Die fallende Terz r.H.T.46 auf 47 schockt auch ziemlich ...
Ja, jetzt lockern sich die Tasten des Klaviers und sie beginnen herunterzufallen (Takt 51 u. 52), werden aber gerade noch aufgefangen durch die Schlußkadenz. Kann aber sein, daß einem noch etwas schwindelig ist...

T.52 auf 53: ||8
Da ist eine lange Pause dazwischen, insofern würde ich das tolerieren.

Die vielen Ebenen, die ein J.S.Bach immer zugleich richtig macht, scheinen mir bei uns "auseinanderzufallen"
Das Gefühl habe ich v.a. wenn ich versuche, einen Choral im Bachstil zu komponieren. Hat man ein paar Flöhe unter Kontrolle, hüpfen prompt andere wild umher. Bei der Komposition des vorliegenden Stückes, war ich eher unternehmungslustig gestimmt, habe das Stück nicht sehr kritisch bezüglich der Regeln unter die Lupe genommen und bin mehr nach meinen Gehör und Gefühl gegangen. Dadurch haben sich natürlich auch Satzfehler eingeschlichen. Ich hoffe, es werden mit der Zeit weniger.

Mir scheint, man müsste ab nun 10...30 solche Dinger schreiben, dann würde man besser werden (und sich parallel dazu natürlich die ganze Zeit fragen müssen, wie man im 21.Jhdt. sowas rechtfertigen kann - außer in einer Prüfungssituation)
Max Reger meinte: "Erst wenn man 100 Fugen geschrieben hat, kann man etwas." Und Fugen sind noch einmal eine ganz andere Kategorie als zweistimmige Inventionen. Simon Sechter (Lehrer von Schubert und Bruckner) schrieb Tausende.

Zur Rechfertigung für das Schreiben von Fugen in der heutigen Zeit gibt es einen Thread:
Ist es heute noch sinnvoll Fugen zu komponieren?
Ich halte sie nach wie vor für aktuell, nicht nur für dur-moll-tonale Musik.

Deine Invention schaue ich mir demnächst genauer an.

Von V nach Vm ist problemlos. H-Moll ist ja diatonisch zu E-Moll. Fazit: Mit heutiger Hörgewohnheit ist die Invention leicht zu verstehen und eingängig.
So erhoffte ich mir das. Das Grundkonzept sollte leicht verständlich sein, Der Farbwechsel dur->moll soll etwas schillern, ohne daß man ihn unbedingt genau identifizieren muß (bei den aufsteigenden gebrochenen Akkorden).

Viele Grüße
Klaus

Ergänzung:

Hallo hmmueller,

Nach dem ersten Anhören, habe ich mich gefragt, warum Deine Invention (für mich) nicht sehr eingängig klingt. Beim genaueren Anschauen fand ich den Grund im Thema des Threads: der passenden Gestaltung des Soggettos

Schaut man sich die 15 Inventionen von Bach an, so wird ausnahmslos mit dem Grundton begonnen. Auch die Themen der Fugen aus dem WTK I und II fangen i.d.R. mit dem Grundton an. Das schafft gleich mit dem ersten Ton Orientierung und mit einer Kadenz, i.d.R. bereits im Thema, tonale Sicherheit.

Bei Deinem Soggetto ist man zunächst geneigt, es in G-Dur aufzufassen. Dieser Auffassung gemäß folgt auch die "IV". Die ersten beiden Achtel von Takt drei lassen sich auch noch im Sinne einer "V" verstehen, die man bei I-IV-V-I erwarten würde. Erst mit dem Ton f wird klar, daß das C die Tonika ist.
Ich finde das Stück etwas schwer verdaulich. Die herausstechende Figur mit dem Triller lenkt eher davon ab, dem Ablauf des Stückes zu folgen. Diese kommt m.E. zu oft vor und dann auch noch häufig auf beiden Manualen. Ich fasse das als formelhaftes Element auf, wozu auch die gleichen Schlußwendungen der beiden Teile und die Wiederholung gehören.

Das sind möglicherweise Dinge, die darauf hindeuten, daß Du Menuette im Kopf hattest, wie Du selbst andeutetest.

Wir sollten hier den Schwerpunkt auf die Soggette legen und deren Kontrapunkt, also die ersten Takte einer Invention im Stil von Bach. Ich finde es aber sehr positiv, wenn auch weitere Ausarbeitung eingestellt werden und insgesamt das UF Kompositionslehre, Arrangement belebt wird.

Viele Grüße
Klaus
 
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RCAMD schrieb:
Ab 0:37 bzw T. 32 wird die locker-flockig-barocke Spielweise allerdings verlassen und es klingt schlagartig "modern", das Ohr fliegt abrupt aus dem "Barock-Modus" raus.
Mir kommt das überhaupt nicht so vor. Natürlich wird das Stück danach unternehmungslustiger - aber das ist eine ganz normale Durchführung. Da hat schon Buxtehude in einigen seiner Orgelstücke extremere Ideen gehabt, und auch Fischer und andere hatten zu Bachzeiten in diversen Stücken keine Angst vor Experimenten.

Noch zu
RCAMD schrieb:
Wie ich die beiden "b" eingruppieren soll, weiß ich noch nicht. b9-Töne?
Das erste ist ja nur eine "Verschreibung" eines d#, und dann folgt - wie schon lange üblich - ein Antwort-verminderter eine Quart tiefer.

Im folgenden versuche ich zu einigen (nicht allen) Punkten das Folgende: Ich will meine Kritikpunkte durch die Interpretation aus der Welt zu schaffen = wie muss man das Stück an dieser Stelle spielen, damit das Notierte der (von mir - ich kann nicht für "die Allgemeinheit" oder "die heutige Hörgewohnheit" sprechen) erwarteten inneren Logik, den erwarteten Mustern folgt?

klaus111 schrieb:
...fallenden Quarten..
Kannst Du Deine Aussage genauer begründen? Der Grundton sorgt ja für die richtige Einordnung.
Die Begründung ist dieselbe wie bei der fallenden Quart f-c im Bass T.29/30: Eine solche Stimmführung ist in der Vorgabe-Musik bei Bach untypisch. Ich habe zwar nicht die Inventionen durchgearbeitet, aber "das hört man" (also ich ...).

Aber
man kann diesen hörbaren "Fehler" leicht korrigieren: Indem man nämlich hier die Stimme nicht durchführt, sondern einen Schluss bildet, indem man die letzte Achtel kürzt (praktisch ca. Sechzehntel+Pause) - und vielleicht hast Du Dir das ja "immer schon" so gedacht, und ich habe es als "Aufführender" erst jetzt kapiert. Dann klingt das Motiv allerdings etwas anders, und man muss sich dann ansehen, ob man dieses Absetzen durch's ganze Stück durchziehen kann ... und ja, das geht nach einem ersten Durchlesen. Es werden dadurch zwar ein paar Sekundübergänge plötzlich "zerrissen" - das betont sie aber nur, was sie interessanter macht. Und außerdem kann man diese einseitige Zäsur bei T.46/47 zu einer zweiseitigen machen und damit diesen enorm überraschenden parallelen Fall zum Höhepunkt machen (vor dem Sekundärhöhepunkt der fallenden verm.Akkorde).

klaus111 schrieb:
im Takt 14 gibt's plötzlich ein Loch
Klares Absetzen vor dem Takt und minimales Ritardieren im Takt macht daraus eine eigene Figur, die dann kein Loch-Feeling mehr hat.

klaus111 schrieb:
T.30 auf 31: ||8
In T.30 wird ein Abschnitt mit einem gebrochenen Tonikaakkord abgeschlossen. Zusätzlich wird das Ende auch noch mit jeweils einer Achtel in beiden Stimmen markiert. (Eine Sechzehntelpause wäre auch möglich gewesen.)
Der neue Abschnitt beginnt in e-moll, vergleichbar mit dem Beginn des Stückes. Insofern ist die Wirkung der ||8 m.E. nicht gravierend und es kommt hinzu, daß jetzt die Ära des Barock verlassen wird und immer mehr "Freiheiten" den bisherigen recht strengen Satz kontrastieren.
Naja - was soll ich sagen? Ich hör sie halt. Eine große Zäsur = ein Neuanfang könnte das tatsächlich lindern. Das Argument mit dem "daß jetzt die Ära ... verlassen wird" zieht für den Zuhörer nicht, der an dieser Stelle davon noch überhaupt nichts weiß. Und eine Oktavenparallele ist außerdem sicher nicht die paradigmatische "Freiheit" - die Freiheiten in Deinem Stück sind ganz andere, i.w. "unerwartetere" Tonartanschlüsse und größere rhythmische neue Ideen.

klaus111 schrieb:
Dur-Moll-Wechsel in der Durchführung (T.32->34 und, "brutal", T.36 auf 37) sind "heftig" ... Insofern kann man den Hörern m.E. schon etwas zumuten.
Ja, kann man auf jeden Fall. Ich meine aber wieder, dass die Interpretation hier gefragt ist - deutliche Zäsuren zwischen T.36 und 37 sowie zwischen 38 und 39 können diese X->Xm-Fälle betonen. Trotzdem biete ich hier zwei Alternativvorschläge, die auch die "Löcher im Bass" für mich verbessern würden:

Invention2b35a.png

oder sogar
Invention2b35b.png


Sie "begradigen" natürlich diese Phrase etwas - das will ich ja -, andererseits hebt der um eine Oktav nach oben springende Abschnitt noch immer Deinen Höhepunkt heraus = der bleibt was Besonderes.

klaus111 schrieb:
T.52 auf 53: ||8
Da ist eine lange Pause dazwischen, insofern würde ich das tolerieren.
und
RCAMD schrieb:
Die Oktavparallele in Takt 52 bis 53 zu hören ist hoffnungslos, ...
Und wieso habe ich sie dann gehört? Nein, die ist schon deutlich hörbar - ich such mir sowas doch nicht aus den Noten zusammen (zum Vergleich für "zusammengesuchte Notations-Parallelen": T.35-36 (5) sowie T55-56 (8): Das sind aber keine "Hör"-Parallelen, weil die Hauptstimme bei den Akkordzerlegungen - die man durch leichte Betonung hervorheben wird - auf den 3 Schlägen verläuft, also im T.35 vom c zum f# und am Ende vom g# zum a geht -> keine verbotenen Parallelen).
Eine ziemlich lange Zäsur (nicht Pause) vor T.53 würde aber wie beim Beginn der Durchführung das Problem entschärfen.

RCAMD schrieb:
Von V nach Vm ist problemlos. H-Moll ist ja diatonisch zu E-Moll. Fazit: Mit heutiger Hörgewohnheit ist die Invention leicht zu verstehen und eingängig.
Ich würde vor solchen, etwas apodiktisch klingenden Sätzen etwas warnen: V nach Vm ist nicht "per definitionem" problemlos, sondern je nach Einsatz, Vorbereitung, Umgehen mit Überraschungen im jeweiligen Stück, aber auch - lerne ich von mir selber - in der jeweiligen Interpretation. Summarisch stimmt das Fazit natürlich - war ja bei Klaus auch wirklich nicht zu erwarten, dass da fundamental was schiefgeht!

H.M.

Auch Ergänzung:
klaus111 schrieb:
Nach dem ersten Anhören, habe ich mich gefragt, warum Deine Invention (für mich) nicht sehr eingängig klingt. Beim genaueren Anschauen fand ich den Grund im Thema des Threads: der passenden Gestaltung des Soggettos
Da ... ... ... ... gebe ich Dir vollständig Recht. Der Quartanfang ist wirklich irgendwas zwischen untypisch...nicht verständlich...schlecht.

Ich meine, dass ich daneben noch eine ganze Reihe weiterer Fehler gemacht habe (ich habe eine Partitur bei mir rot korrigiert) - Löcher, einen saftigen Rhythmusfehler in der Durchführung (3 Takte statt 4 vor der Wiederholung des Soggettos) -

- aber diesen Grundfehler habe ich nicht bedacht: Ich habe dieses Motiv einfach schnell hingeworfen und dann, gegen das, was eigentlich im Thread vorne gefragt und von Dir beantwortet wurde, von dort weitergemacht. Nun ja.

klaus111 schrieb:
...auch die gleichen Schlußwendungen...
Das wiederum hat mich an Deinem Stück irritiert: Die drei verschiedenen Schlüsse. Es gibt, für mich, keine Logik, wieso an welcher Stelle gerade dieser oder jener Schluss eingesetzt wird - sie ergeben sich jedenfalls nicht (ohne, meine ich, "Verrenkungsbegründung") aus melodischer und ryhthmischer Linie kurz davor.
Mir ist ja genau dasselbe passiert - dann habe ich den Schluss von Teil 1 an den von Teil 2 angeglichen ... und damit mir sofort eine weiteres Problem eingezogen, nämlich den Sprung über 2 Oktaven zur Durchführung ... aber das sind, relativ zum unguten Soggetto, eher Kleinigkeiten, meine ich ...



H.M.
 
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Mir kommt das überhaupt nicht so vor. Natürlich wird das Stück danach unternehmungslustiger - aber das ist eine ganz normale Durchführung. Da hat schon Buxtehude in einigen seiner Orgelstücke extremere Ideen gehabt, und auch Fischer und andere hatten zu Bachzeiten in diversen Stücken keine Angst vor Experimenten.

Der Ton 4 wird , also b2 relativ zu IIIm, wird hochalteriert und der eig. Modulationsakkord ist dann Vm zu IIIm. So wird der Akk. auch gehört (und keinesfalls als VIIm zu C-Dur). Sodann geht es weiter zu IVm und schließlich zu V bzw. D . Über Vm - IVm die neue Tonika einzuleiten, das hätte Bach nicht gemacht. Das hat man frühestens im 19. Jahrhundert. Als Experiment würde ich das nicht bezeichnen.
Es stimmt, dass Bach u.a. Komponisten der Barockzeit harmonisch durchaus experimentierfreudig waren. Es ging nicht immer glücklich aus.

Ich würde vor solchen, etwas apodiktisch klingenden Sätzen etwas warnen: V nach Vm ist nicht "per definitionem" problemlos, sondern je nach Einsatz, Vorbereitung, Umgehen mit Überraschungen im jeweiligen Stück, aber auch - lerne ich von mir selber - in der jeweiligen Interpretation. Summarisch stimmt das Fazit natürlich - war ja bei Klaus auch wirklich nicht zu erwarten, dass da fundamental was schiefgeht!

Vm war doch schon vorher eingeführt, sogar als modulierender Akkord. Dass melodisch Vm und bVII6 gleichberechtigt sind mit V, ja Vm der eig. passende Melodieakkord in Moll zur V. Stufe ist, war im Barock nicht etabliert. Kam eben später.

Die Sequenz ist modulierend und ich dachte spontan, daß es günstiger wäre, über Dm-G statt F-G nach C zu kommen. Daher wich ich von der naheliegenderen Sequenz mit F-G (bzw. h°) ab. Die Konsequenz von Dm war, daß die Sechzehntel einen Ton früher umdrehten, weil ich dadurch die Septime von Dm (das c) bekam. Doch im Endeffekt ist jedoch die übliche Sequenz die bessere. Ich hätte den direkten Vergleich anstellen sollen.

Die Sequenz "moduliert" nach Dur - tatsächlich löst sie sich in die natürlich vorgebenen Spannungsverhältnisse auf - was Sequenzen eben mal gerne tun , wenn man nicht mit "Gewalt" - also Alterationen - dagegenhält. Sie beginnt auf der (dominantisch erreichten ) Im, dann IVm, bVII, bIII, bVI, danach aber IVm und wir haben die Sequenz verlassen und müssen nun kadenzieren. Es folgt IIm7b5/7 (Takt 13) und dieser Akkord wird nun zur Dominante der Paralletonart umgedeutet ( der Grundton kommt nur auf Nebenzeit). Es folgt V64 , und der Leitton erklingt nur als Wechselton. (Ich hoffe, ich habe den harm. Ablauf korrekt wiedergegeben). Mit dem Übergang von bVI auf IVm (Parallelklang) wird offenbart, dass die Sequenz beendet ist und ich wüsste auch nicht, wo/wie man eine None bei diesem Übergang bekommen kann.
 
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Die fallenden Quarten (l.H. T.2 auf 3, r.H. T.4 auf 5 usw.usf.) sind "nicht gut".
Eine solche Stimmführung ist in der Vorgabe-Musik bei Bach untypisch.
Quarten dürfen ja fallen. Du meinst wohl, daß eine Septime nicht um eine Quart fallen darf?
Es werden dadurch zwar ein paar Sekundübergänge plötzlich "zerrissen" - das betont sie aber nur, was sie interessanter macht. Und außerdem kann man diese einseitige Zäsur bei T.46/47 zu einer zweiseitigen machen und damit diesen enorm überraschenden parallelen Fall zum Höhepunkt machen (vor dem Sekundärhöhepunkt der fallenden verm.Akkorde).
Wäre schön, wenn Du das genauer erläutern könntest, evtl. mit Notenausschnitt.
Klares Absetzen vor dem Takt und minimales Ritardieren im Takt macht daraus eine eigene Figur, die dann kein Loch-Feeling mehr hat.
Wie würden die Takte 13 ("vor dem Takt?") und 14 nach Deinem Vorschlag aussehen? (Notenbild wäre gut, denn es erleichtert das Verständnis sehr.)
Eine große Zäsur = ein Neuanfang könnte das tatsächlich lindern.
Für Orgel hätte ich sicherlich eine Sechzehntelpause geschrieben, das hätte man konsequenterweise auch in den Klaviersatz schreiben sollen. Man könnte sie durch eine Fermate etwas verlängern.
Die Oktavparallele zwischen diesen beiden Abschnitten durch einen Übergang (z.B. angedeuteten Dominantakkord H) zu eliminieren wäre unpassend, da es die Abschnitte zu sehr verbinden würde.
Man müsste mal darauf achten, die Meister mit solchen Problemen umgegangen sind (Start in einer neuen Tonart).
Eine ziemlich lange Zäsur (nicht Pause) vor T.53 würde aber wie beim Beginn der Durchführung das Problem entschärfen.
Das wäre eine Möglichkeit, würde aber den Fluß und damit den Charakter des Stückes an der Stelle verändern. Bin mir nicht sicher, ob ich eine so starke (theatralische) Hervorhebung wünsche. Das kann aber auch seinen Reiz haben.
Sie "begradigen" natürlich diese Phrase etwas - das will ich ja -
Das kann bestimmten Geschäckern entgegenkommen. Ich wollte an der Stelle die Unregelmäßigkeit, u.a. um die Wirkung der darauffolgenden Ordnung zu erhöhen.
Das wiederum hat mich an Deinem Stück irritiert: Die drei verschiedenen Schlüsse. Es gibt, für mich, keine Logik, wieso an welcher Stelle gerade dieser oder jener Schluss eingesetzt wird - sie ergeben sich jedenfalls nicht (ohne, meine ich, "Verrenkungsbegründung") aus melodischer und ryhthmischer Linie kurz davor.
Ich hatte die Verschiedenheit der Schlüsse nicht geplant, nicht einmal verglichen, obwohl ich diesbezüglich eher für Abwechselung bin. Vielleicht begründen sie sich aus den vorangegangenen Takten, vielleicht war es auch nur Zufall. Instinktiv favorisiere ich eher die Variation.

ich wüsste auch nicht, wo/wie man eine None bei diesem Übergang bekommen kann.
Es ist spät und ich finde gerade auch keine None, doch ich habe die Stelle mal so gesetzt, wie man sie normalerweise gesetzt hätte und sie wohl tatsächlich die bessere ist (unterer Ausschnitt). Ich denke, das hatte hmmueller gemeint:

Takte12_14_.png


Viele Grüße
Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist spät und ich finde gerade auch keine None, doch ich habe die Stelle mal so gesetzt, wie man sie normalerweise gesetzt hätte und sie wohl tatsächlich die bessere ist (unterer Ausschnitt). Ich denke, das hatte hmmueller gemeint:

Es ist funktional aber nicht das gleiche: Im ursprünglichen Satz ist in T. 12 IVm6 bzw IIm7b5 - mit Bezug zu A-Moll. Der hat bereits starke dynamische Spannung und bereitet eine V vor - doch in T.13 spielt die Oberstimme vermindert und die Unterstimme liefert den Grundton b7 dazu: es ist bVII6, der dann trugschlüssig zur bIII aufgelöst wird. Die Sequenz macht es leicht, damit eine bereits komplette Modulation zu hören.

Im zweiten Beispiel kommt in T.12 bereits bVII7 , in T.13 dann Vm ( T.13 zielt auf Ton e). Damit wird die harmonische Umdeutung der Oberstimme aus T.12 (von IIdim zu V7 ohne Grundton) , welche die Modulation so stimmig macht, aufgehoben.
 

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