Invention 15 Bach - Wie Triller spielen?

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gregor1
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Hallo,

meine Klavierlehrerin hat mir gesagt ich soll den Triller im ersten Takt (und entsprechend auch die anderen Triller) a, g, a, g spielen. Nun höre ich aber Aufnahmen wo der Triller im ersten Takt g, a, g gespielt wird und entsprechend auch die Triller in den folgenden Takten. Mir gefällt die Version wo mit dem Hauptton angefangen wird (also g, a, g) vom klanglichen her besser.

Welche der beiden Trillerversionen ist richtig?
 
Barocktriller werden üblicherweise mit der oberen Nebennote begonnen, also so, wie es Deine Klavierlehrerin vorschlägt.

Hier sieht man es ganz gut:

View: https://www.youtube.com/watch?v=8AUjakCGwpM

Ich empfehle die Lektüre von J.Gedans pdf VERZIERUNGEN. Anmerkungen zu Ornamenten in der Klaviermusik.
Im Vorwort schreibt er:
Verzierungen sind dazu da, den Notentext zu bereichern und Musik lebendiger, gewissermaßen wie improvisiert, erscheinen zu lassen. Dem widerspricht eigentlich jedes starre Regelwerk, so daß dem Spieler anzuraten ist, Regeln („Triller MÜSSEN in Barock und Frühklassik mit der oberen Nebennote beginnen“) gelegentlich zu mißtrauen.
Wann dieses Mißtrauen abgebracht ist, kann man in dieser pdf nachlesen.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Mir gefällt die Version wo mit dem Hauptton angefangen wird (also g, a, g) vom klanglichen her besser.
Wäre das nicht ein Mordant, wer spielt das denn auf dieser Art? :gruebel:

In der Urtextausgabe des Henle Verlags von Ullrich Scheideler gibt es dazu ein ganz interessantes Vorwort sowie Bemerkugnbe im Anhang.
J.S. Bach verwendete die Inventionen und Sinfonien nicht nur anhand der ersten Fassungen im "Clavier-Büchlein" für den Unterricht seines ältesten Sohnes Wilhelm Friedemann, sondern über die Jahre für eine Reihe von Schülern. Daher gibt es nicht nur das erhaltene Reinschrift-Autograph mit wenigen Ornamenten, sondern auch Schülerabschriften mit - vor allem in den Sinfonien - wesentlich mehr Verzierungen, die teilweise von Bach eingetragen waren.
Verzierungen wurden allgemein nicht notiert, sondern waren von Fähigkeiten und Geschmack der Interpreten abhängig. Scheideler spricht in useremm zuusammenhang von "Überfülle", neben dem Ausbildungsstand vielleiciht auch Wahlmöglichkeiten der Schüler geschuldet.
Jedenfalls ist gerade für diese Werke die Verzeirungspraxis von Bach und seiner Zeit gut dokumentiert.
Die mit Vorbemerkung auf eigenen Titelblättern vorgelegten Inventionen und Sinfonien gehörten neben dem Wohltemperierten Klavier Teil 1 übrigens zu den Bewerbungsunterlagen von Bach für sein Amt Leipzig, um auf seine Qualifikation als Lehrer zu verweisen, obwohl er kein Universitätsstudium hatte.

Ein Detail: in Takt 5 steht in den Schülerabschriften von Gerber und Kayser das Zeichen für "Doppelschlag und Triller" (Gedan) zur fünften Note des oberen Systems, in der Henle Ausgabe Notenbüchlein A.M.B. als Doppel-Cadence bezeichnet.

Es gab anhand der Sammlung sowie des Wohltemperierten Klaviers Teil 1 jedenfalls sowohl spieltechnische Unterrichtsziele sowie solche der musikalischen Interpretation (Satzcharaktere und Affekte).

Gruß Claus
 
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Wäre das nicht ein Mordant, wer spielt das denn auf dieser Art? :gruebel:
Nein, ein Mordent (so kenne ich die Schreibweise) wäre g, fis, g, also mit der unteren Nebennote. g, a, g wäre ein Pralltriller.

Aber da gibt es ja durchaus Diskussionen darüber (Paul Badura-Skoda). Wer tiefer einsteigen will, bitte hier entlang: https://www.musiker-board.de/threads/pralltriller-revisited.590814/ oder hier: https://www.clavio.de/threads/werden-die-pralltriller-falsch-gespielt.12452/

Aber wenn @gregor1 die Verzierungen partout nach eigenem Gusto spielen, will, kann er sich seiner Klavierlehrerin gegenüber getrost auf Carl Czerny berufen, der in seiner Ausgabe (B.F.Wood, Boston) Folgendes notiert (btw: interessante Fingersätze):

1735427999532.png

:D

Die gesamte Czerny-Ausgabe aus dem B.F.Wood Verlag gibt es hier: https://s9.imslp.org/files/imglnks/usimg/9/97/IMSLP00895-15_two_part_inventions_corr.pdf

Viele Grüße,
McCoy
 
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