Intervallqualitäten

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MR.Gretsch
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Ich habe 2 Fragen zum Buch "Die neue Harmonielehre" von Frank Haunschild.
Auf S.41 werden zunächst die Intervallqualitäten seit dem klass. Kontrapunkt erörtert.
Hier wird von einer "übermäßigen Sekunde" gesprochen?!
Ist das ein Druckfehler oder habe ich was verpasst?
Meines Wissens nach können nur reine Intervalle übermäßig sein oder?

Zudem wird zu dem Thema "Die Intervalle im Jazz" geschrieben, dass die kleine Sexte primär konsonant, die überm. Quinte aber eine milde Dissonanz sei.
Diese Intervalle sind doch enharmonisch Identisch oder?

:gruebel:
 
Eigenschaft
 
Das hängt immer alles vom Kontext ab.

In a-moll sind die Töne a und f konsonant, aber wenn wir in harmonisch moll sind und die Töne c und gis nehmen, dann haben wir eine Dissonanz.
Das gis drängt in a-moll nun mal, da Leitton, zur Auflösung.

Wenn dir aber jemand die gleichen Töne in einem anderen Kontext spielt, beispielsweise in As-Dur, also mit c und as(gis), dann klingt das konsonant.

Und übermäßige Intervalle gibt es überall.

Bei Prim, Quarte, Quinte, oder Oktave gibt es nur rein, übermäßig, oder vermindert.

Bei den anderen: Sekunde, Terz, Sexte, Septime gibt es erst mal nur klein oder groß.
Rein geht da gar nicht.
Klein oder groß deshalb, weil es im normalen Dur/Moll System erst mal nur diese Intervalle geben kann.

Wenn wir aber selbst eingreifen, also aus dem natürlichen Moll das harmonische Moll machen, dann erschaffen wir einen künstlichen Leitton, der im natürlichen Moll nicht vorkommt und der sitzt auf der siebten Stufe.
In a-moll das gis.
Also haben wir von der sechsten bis zur siebten Stufe die Töne f-gis.
f und g sind wie du weißt große Sekunde, was aber, wenn das g noch mal erhöht ist?
Dann sprechen wir von übermäßigen Intervallen, umgekehrt von den verminderten.

Genau das findet auch in der Alteration statt.
Wir nehmen ein Intervall wie die kleine Sexte, etwa mit den Tönen e-c.
Dann sagen wir, wir erniedrigen den Ton c, in dem wir aus ihm ces machen und haben etwas kleineres als die kleine Sexte.
Das ist dann die verminderte Sexte.
Auf dem Klavier ist das rein klanglich eine Quinte, aber ein Streicher spielt dir da eine verminderte Sexte.
Genauso wie eine verminderte Sekunde auf dem Klavier der gleiche Ton ist, so sind es für ein Instrument, bei dem man selbst intonieren muss eben zwei verschiedene Töne.
 
Hi
die übermässige Sek kommt z.B. bei Harmonisch Moll oder Zigeuner Moll vor, das ist kein Druckfehler :)
A harmonic minor --> F - G#

Bezügl. der kleinen Sexte und überm. Quinte müsste man den Kontext kennen, aber meines Wissens sind die Intervalle identisch...

Danke für die ausführliche Erklärung, LordAbstellhaken :)
 
Von der kleinen Sexte oder übermässigen Quinte war hier ja nicht die Rede, sondern von der verminderten Sexte und reinen Quinte. Aber natürlich gilt dasselbe auch für kleine Sexte und übermässige Quinte: Nur in gleichschwebend temperierter Stimmung tönen sie gleich, während sie sonst je nach Kontext und Interpretationsschule verschieden gespielt werden.

Mit "Interpretationsschule" meine ich vor allem dass es verschiedene Traditionen gibt, wie bestimmte Dinge zu intonieren sind. In einigen werden Leittöne geschärft in dem sie näher an ihre Auflösung geschoben werden (insbesondere wenn mehr Fokus auf die musikalische Linie denn auf Akkordik gelegt wird), in anderen wird mehr auf reine Akkorde geachtet etc. - und oft wird auch nach dem jeweiligen Kontext völlig verschieden Intoniert (so mag das Fis im Dreiklang D-Fis-A höher intoniert werden, wenn es sich um eine Dominante handelt und das Fis somit ein Leitton ist, und tiefer, wenn es sich um die Tonika handelt und ein reiner Klang gesucht ist).

In der übermässige Quinte im übermässigen Dreiklang C-E-Gis z.B., würde man wenn man Leittöne schärft das Gis etwas "zu hoch" intonieren wenn sich der Akkord nach F-Dur auflöst, während man die kleine Sexte im As-Dur Sextakkord C-Es-As (sagen wir mal als Tonika) tendenziell anders intonieren würde.

Und selbst angenommen die beiden Intervalle würden in einem bestimmten Fall gleich intoniert (oder von einem gleichschwebend temperierten Instrument gespielt), selbst dann wären die Intervalle harmonisch nicht "identisch" - sie würden nur gleich klingen.
 
Jazz Krösus;3969034 schrieb:
Hier wird von einer "übermäßigen Sekunde" gesprochen?!

Ein Beispiel hierzu:
x7/#9
Die #9 ist ein um eine Oktave erweiterte übermäßige Sekunde (None) und ganz sicher keine Terz, denn die ist ja schon mit der Dur-Terz vergeben...
 

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