Das - finde ich - spielt aber keine Rolle, wenn es lediglich um das Verinnerlichen von Intervallen geht (Der TE fragte nach Gehörbildung). Hierbei ist man Zahlen klar im Vorteil.
Ich denke, es soll wohl jeder Erwachsene die Methode wählen, die ihm am plausibelsten erscheint. Klare Vorteile scheint es für keine bestimmten Silben zu geben (auch nicht für Zahlen). In den unterschiedlichen Kulturen werden ganz unterschiedliche verwendet:
Solmisation (S.) (Guido von Arezzo): ut, re, mi, fa, sol, la
später (Glover, Curwen, Hundoegger): do, re, mi, fa, so, la, ti
Arabien: Dal-Rra-Mim-Fe-Sad-Lam-Sin
China (absol. S., Ausschnitt (c-h) aus den 12 lü-Noten): huang, tai, gu, zhong (e#), lin, nan, ying
China (absol. S., gongche-Noten = c-h), he, si, yi, shang, che, gong, fan...
Korea (absol. S., gongche-Noten = c-h): hap, sa, il, sang, ch'ŏk, kong, pŏm...
Japan: (Noten A, B, C, D, E, F, G): i, ro, ha, ni, ho, he, to
Bali (Pentatonik e, f#, g#, h, c#): Ding-Dong-Dang-Déng-Dung
Indien: Sa, Ri, Ga, Ma, Pa, Dha, Ni
übliche Stammtonbezeichungen in
Italien: do re mi fa sol la si
Frankreich: ut/do ré mi fa sol la si
Spanien: do re mi fa sol la si
Portugal.: Dó Ré Mi Fá Sol Lá Si
Rußland: до ре ми фа соль ля си
Griechenland: Ντο Ρε Μι Φα Σολ Λα Σι
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Guido_von_Arezzo
http://de.wikipedia.org/wiki/Solmisation
Theunis Gabriël Louw: Dissertation 2010
http://en.wikipedia.org/wiki/Solmization
http://de.wikipedia.org/wiki/Anderssprachige_Tonbezeichnungen
Bemerkenswert, daß sich über die Jahrtausende keine Solmisation mit Zahlen durchgesetzt hat. Immerhin bezeichnen die Inder den Ton Pa mit "dem Fünften".
"Do-Re-Mi..." sind weltweit verbreitet und die Silben werden auch von führende führende Institutionen verwendet., z.B.: Berklee College of Music (USA), Juilliard School, Liszt Academy of Music, Zoltán Kodály Pedagogical Institute of Music (Ungarn).
Hier eine
Solfege-Jam-Session von "Ear Training Professors" des Berklee College of Music.
Wenn es um das Verinnerlichen von Intervallen geht, hier meine Meinung:
Im Prinzip ist es wohl ziemlich egal, mit welchen Silben man die Töne bezeichnet. Es kommt primär darauf an, die Reize (Töne) sprachlich zu verknüpfen, am besten noch mit einer Gestik (Prinzip Pawlowscher Hund). Dadurch bekommen die Töne eine plastischere Bedeutung und können besser "begriffen" und verinnerlicht werden. Neutrale (assoziativ unbelastete), gut singbare Silben könnten dabei Vorteile haben. Die Tatsache, daß sich die Methode von Guido von Arezzo bis heute in verbesserter Form gehalten hat, spricht dafür, daß sie so verkehrt nicht sein kann.
Interessant auch, was zeitgenössische Autoren in einem erstklassigen Werk zur Speziellen Musikpsychologie schreiben:
Als erster pädagogisch bedeutsamer Musiker wird Guido von Arezzo angesehen, der unter anderem noch heute mit dem Buchstabensystem zur Verdeutlichung der Tonhöhen (Solmisation) in Verbindung gebracht wird (Ehrenforth, 1997).
Der Unterrrichtsstoff kirchlicher Schulen umfasste die Lehre von den claves, voces, genera cantum, soni, toni sowie von der scala, mutation (Modulation) und solmisatio. Man kann mit Recht behaupten, dass der Musikunterrricht erstens wesentlich umfangreicher war und höhere Leistungen verlangte als heute und er zweitens auf einem wissenschaftlichen Fundament basierte. Wie noch zu zeigen sein wird, ist dies beim modernen Unterricht nicht der Fall: Wissenschaftliche, vor allem musikpsychologische Befunde werden kaum zur Kenntnis genommen.
Quelle: Rolf Oerter und Herbert Bruhn in: Spezielle Musikpsychologie, Hrg.: Prof. Dr. Rolf Oerter, München, Prof dr. Thomas H. Stoffer, München (2005) Hogrefe, Verlag für Psychologie, Göttingen, Bern, Toronto, Seattle
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Ich fand es jedenfalls schade, daß so schnell mit dem zutiefst
musikalischen Inhalt der Solmisation (inkl. der Gesten) im Schulunterricht aufgehört wurde und plötzlich eher
formale Dinge wie übertrieben sauberes Notenschreiben und die Notennamen C-D-E-F-G-A-H-C im Vordergrund standen. Die Verinnerlichung der Töne im Bezug zum Grundton wurde dadurch untergebrochen.
Das Gefühl für die Intervalle verinnerlichte ich später mit bekannten Stücken und Liedern während des ersten Instrumentalunterrichts, ohne an Tonbezeichnungen oder Zahlen zu denken, sondern lediglich an die Intervallbezeichnungen.
Ich schätze der kürzere Weg wäre im frühen Schulalter über die Solmisation gewesen. Entwicklungsgeschichtlich war die Notenbezeichnung mit Gesten übrigens viel früher vorhanden als mit Schriftzeichen. Das geht aus altägyptische Zeichnungen hervor.
Intervalle singen? Meine Meinung: Unbededingt! (Evtl. auch Gestikulieren.) Als Kind am besten mit der Tonika-Do-Methode. Als Erwachsener auch durch Singen der Intervallbezeichnungen oder Zahlen.
Viele Grüße
Klaus