Eine Kontaktaufnahme wäre tatsächlich einen Versuch wert, Roedelius ist z.B. auf
Twitter und
Facebook recht aktiv.
Die Aufnahmequalität verschleiert die Instrumente ziemlich, aber bei den besser hörbaren Passagen bin ich mir relativ sicher, dass die Klangerzeuger allesamt elektronisch sind. Eine der komplexeren Spuren klingt ein bisschen wie ein übersteuertes Klavier, aber ab etwa 1:45 oder 2:10 merkt man, dass sie dafür zu synthetisch ist. Vermutlich gefilterte Rechteck- oder Dreieck-Wellen mit einer perkussiven Hüllkurve, ein typischer synthetischer "Harfen"/"Klavier"-Sound aus der Zeit. Da der Sound der einzelnen Noten nicht ausklingt, würde ich auf einen monophonen Analog-Synthesizer tippen. Denkbar wäre auch, dass es anfangs oder zwischendurch ein echtes Klavier ist, das später mit einem Crossfade oder Layer in den synthetischen Sound mündet...aber dafür ist die Aufnahmequalität zu schlecht, als dass ich das wirklich sagen könnte.
Beim Rest dürften es Synthesizer und elektronische Orgeln (z.B. ab 2:07 kurz hörbar) aus der Zeit sein. Akustische Instrumente würde ich ausschließen. Ein (ansonsten übliches) Mellotron auch, dafür klingen die verschiedenen Noten zu gleichmäßig.
Welche Modelle es genau sind, lässt sich schwer sagen. Auf einigen Aufnahmen nutzte Roedelius einen Moog Modular(-Synth), aber es würde mich etwas wundern, wenn er einen dermaßen teuren und schwer aufzutreibenden Synth nutzt und dann bei der Audioqualität derart spart. Die Sounds sollte er allerdings hinbekommen. Bei den Orgeln waren Farfisa-Modelle zu der Zeit und in dem Genre in Europa recht weit verbreitet und klangen mit der richtigen Effektbehandlung/Spielweise auch recht träumerisch.
Zur Produktion: bei den flächigeren Sounds einen Phaser hinzumischen, den hört man eigentlich durchgehend im Hintergrund rumzischen. Bei 1:35 erklingt kurz ein mutmaßliches Bandecho, dessen Feedback aufgedreht wird und das dadurch lauter und verzerrter wird.
Ansonsten das Ganze in mono auf einem Tonband mit niedriger Geschwindigkeit/niedrigem IPS-Wert (und daher verminderter Qualität) aufnehmen. Vielleicht ein bisschen Hall dazu, aber nicht so viel, dass es auffällt.
Statt einem Tonband könntest du auch mit einem abgenutzten Kassettenrecorder ganz gute Ergebnisse erzielen, die Qualität dürfte ähnlich sein, dafür kostet das weniger, verbraucht weniger Platz und ist meist leichter aufzutreiben.
Klevgrand DAW Cassette wäre ein Effekt-Plugin, das in eine ähnlich (grottige) Richtung geht. Es gibt auch Alternativen, aber viele Band-Simulationen klingen nicht kaputt genug, um in die Richtung zu gehen.
Es könnte sich lohnen, die Sounds erst einmal grob nachzubauen, dann den Kassetten-Effekt hinzuzuschalten und damit weitere Anpassungen vorzunehmen. Wenn es so klingt, kann man den Kassetteneffekt noch abschalten...und hat im Idealfall so ziemlich die Sounds, die Roedelius damals verwendet hat, nur in besserer Qualität, so dass man sie besser identifizieren kann.