Noch einige weitere Tipps, ohne auf Details einzugehen:
- Ich würde mir mehr Übertreibung in irgend einer Form wünschen. Ein Klavierlied zieht seinen Reiz unter anderem aus seiner Intimität und der direkten Interaktion zweier Beteiligter. Dies fällt in einem Orchesterwerk grösstenteils weg und wird meist dadurch ersetzt, dass die Qualitäten und Möglichkeiten des Orchesters umso mehr hervorgehoben werden. Das heisst unter Anderem: Viel grössere dynamische Unterschiede, starke Farbwechsel und ein Spiel mit Registrierungen.
Ein Pianist und Sänger werden von sich aus dynamische Unterschiede in ein Stück hineininterpretieren. Bei den vielen Beteiligten eines Orchesters ist das weniger garantiert, es sei denn, du gibst ihnen klare Vorgaben. Darüberhinaus können dynamische Unterschiede im Orchesterklang nur schwer durch blosse Änderung der Dynamikangaben erzielt werden. Um dem Stück also mehr dynamische Kontur zu verleihen, muss gezielt mit ändernden Klangmassen gearbeitet werden. Ein piano sollte generell dünner besetzt sein als ein forte, ein crescendo wird wirkungsvoller umgesetzt, wenn die Instrumente nicht einfach nur ein crescendo spielen, sondern die Anzahl der spielenden Instrumente im crescendo zunimmt, etc. Ausserdem spielt hier die Verteilung über die Register eine grosse Rolle. Wenn eine grosse Klangfülle erzielt werden soll, ist es fast unumgänglich, Stimmen zu oktavieren und somit über ein weites Spektrum zu verteilen. Instrumente, welche alle in einer ähnlichen Lage spielen, werden ungeachtet ihrer gespielten Lautstärke oftmals dünn klingen. Aber wie gesagt: Essenziell ist hier das
Spiel mit verschiedenen Graden. Ich würde daher persönlich versuchen, einige Stellen noch viel intimer und dünner zu gestalten, und in anderen deutlich voluminöser zu werden. Deine Instrumentation verwendet über weite Strecken eine ähnliche Auswahl von Instrumenten in ähnlich schnell wechselnden Abfolgen, was schnell einen etwas flachen Effekt hervorrufen kann. Dies ist natürlich durchaus legitim, aber wenn das erklärte Ziel eine Instrumentationsübung ist, fände ich es angebracht, die spezifischen Stärken des Orchesters richtig auszukosten, wenn auch nur zu Übungszwecken. Ich denke, dabei kannst du sehr frei mit Schubert's Dynamik umgehen und eine eigene, ruhig sehr "übertriebene" Fassung wagen.
Das gleiche gilt natürlich auch für Klangfarbenwechsel. Versuche mal, einige Stellen Klanglich noch deutlicher in eine ganz bestimmte Richtung zu führen, und dann wieder einen Wechsel in eine ganz andere Richtung zu machen. Und wiederum: Keine Angst vor Übertreibung. Die gehört stückweit zur Orchestration. Das heisst: Wieso nicht mal an einer Stelle nur ein solistisches Streichquartett? Einen Blechbläser-Choral? Oder der Versuch bestimmte Klänge graduell durch das Orchester zu führen (sagen wir: Ein Geigenton, welcher von einer Oboe übernommen wird, von einer gedämpften Trompete weitergeführt wird, dann einem gestopften Horn, dann einem offenen Horn, einem Fagott, etc.?). Auch vielleicht in Spiel mit verschiedenen Spieltechniken (Flageolets, Dämpfer, sul ponticello, etc.) und Artikulationen. All dies mag natürlich nicht das sein, auf das du bei diesem Stück hinauswillst und ist beileibe nicht -nötig- für eine gelungene Instrumentation. Aber für den Lerneffekt hilft es meiner Meinung nach am meisten, wenn du Wagnisse eingehst, verschiedene Dinge ausprobierst, und sehr spielerisch mit der ganzen Sache umgehst. Das ganze mag sich so auch einiges vom Schubert-Original entfernen, aber meiner Meinung nach macht das nichts.
* Die Extremlagen der Kontrabässe ab T. 120 halte ich für sinnlos. Das gibt nur Probleme bei der Intonation. Da die Celli ohnehin frei sind, wäre es ein Leichtes, die Oberstimme den Celli zu geben.
Vor allem da Oktav-Doppelgriffe IMHO auf dem Kontrabass ohnehin so gut wie unmöglich sind (es sei denn in einer hohen Lage). Erstens haben die Kontrabass-Saiten nur Quartabstände, keine Quinten, was grosse Intervalle bei Doppelgriffen schon einmal zu grösseren gegriffenen Distanzen macht, zudem ist ein Kontrabassgriffbrett so lang, dass die Finger schon bei kleineren Intervallen ziemlich gestreckt werden müssen. Eine Folge von Oktavdoppelgriffen ist somit illusorisch (es sei denn, einer der beiden Töne wäre eine leere Saite).
Es sei denn du wolltest ein divisi, keine Doppelgriffe, in welchem Fall du das klar als divisi bezeichnen müsstest.