Instrumentation

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Möchte mich in letzter Zeit etwas mit Instrumentation auseinandersetzten,
und habe deshalb mal versucht Wagners Faust Ouverture vom Klavierauszug wieder
zurück zuinstrumentieren, bin dabei aber doch bald an meine Grenzen gestoßen.
Habt ihr irgendwelche Tips ?
Bücher ? Ausser von Berlioz und die Erweiterung von Strauss ?
 
Eigenschaft
 
Danke. sieht super aus.
Damit sollte ich aber wohl noch warten sonst könnte
das mit dem Abi in die Hose gehen.
Hat jemand Kammermusikalische Vorschläge um diese für Orchester zu setzen ?
 
Das Buch hab ich auch und kann es sehr empfehlen, weil es auch viele neue Techniken zu notieren versucht.
Letztlich würde ich aber sowohl Strauss/Berlioz als auch dieses empfehlen.
Beide Bücher ergänzen sich ganz gut.
 
wollte mir die erstgenannten, wieso kaufen
wenn ich dann mal wieder zeit habe mich überwiegend mit dem zu beschäftigen
wonach ich verlange.
 
Hallo,

Ich habe mich schon recht viel mit Instrumentation beschäftigt und bin glaube ich - mit Verlaub - nicht ganz schlecht. Am meisten geholfen hat mir die Bücherserie "Die Instrumentation" von Hans Kunitz (erschienen bei Breitkopf und Härtel). Jeder Instrumentengruppe ist hierbei ein eigener kleiner Band gewidmet, mit vielen Erklärungen und Beispielen.

Das genannte Buch von E. Sevsay ist auch nicht schlecht, allerdings viel weniger umfangreich als die Serie von Kunitz. Der Übungsteil hat mir nicht wirklich weitergeholfen. Ich halte es für sinnlos, Orchesterwerke "zurück zu instrumentieren", da Instrumentation eine sehr subjektive Sache, also eine Geschmacksfrage ist. Natürlich: Es gibt Dinge die generell besser, und welche die generell weniger gut funktionieren. Natürlich muss man auch darauf achten, welche Tonumfänge, spielechnische Möglichkeiten usw. die Instrumente haben. Aber wie man sie dan letztendlich einsetzt, bleibt eine Geschmacksfrage.

Ein weiteres Buch ist "The Study of Orchestration" von Samuel Adler, welches es nur auf Englisch gibt. Es gibt dazu auch ein Workbook und 4 CD's, welche den Theorieteil ganz gut ergänzen. Berlioz/Strauss ist sicher auch zu empfehlen, aber meiner Meinung anch eher aus historischem Interesse. Vieles, was dort drinnensteht, ist heute nicht mehr aktuell, weil sich die Instrumente ständig weiterentwickeln.

Meine Empfehlungen:
1.) Partituren lesen!! Man kann viel lernen, wenn man sich mit gut instrumentierten Stücken auseinandersetzt. Beispiele hierfür wären etwa die Alpensinfonie von Richars Strauss, so ziemlich jedes Orchesterwerk von Claude Debussy, einige Stücke von Ravel (z.B. Daphnis et Chloe, La Valse, Ma mère l'oye), Wagners Tristan, Meistersinger, Ring und Parsifal, Strawinskys Sacre, Mahlers Sinfonien (besonders die Neunte) usw. - die Liste ließe sich antürlich noch fortsetzen, aber das sollte zunächst mal reichen

2.) Klavierstücke instrumentieren: Anstatt ein Orchesterwerk neu zu instrumentieren, finde ich es sinnvoller, ein Klavierstück ganz nach eigenen klanglichen Vorstellungen zu instrumentieren. Beim Orchesterwerk wird man das Original immer im Ohr haben, bei einem Klavierstück ist man völlig frei. Natürlich sollte es kein zu pianistisches Stück sein, da das sehr schwer im Orchester umzusetzen wäre. Hier sind wiederum Debussy und Ravel sehr feine Beispiele: Die Préludes von ersterem (nicht alle, aber einige z.B. "La fille aux cheveux de lin", "Des pas sur la neige" oder "La terrasse des ausdiences du clair de lune"), und die Miroirs von zweiterem (die beiden Stücke, die Ravel selber instrumentiert hat natürlich nicht....)

Zum Schluss natürlich noch das Angebot meinerseits, dir bei konkreten Fragen zu helfen. Wenn du deine Instrumentationen hochlädst, kann ich mir das gerne mal anschauen. Viel Erfolg!
 
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Dann hier meine Orchestration des Erlkönigs.
Möchte im Vorraus keine Erklärungen geben, sollte ja so wirken.

http://www.box.net/shared/gkpkiyipty
 
Hallo Flix,

Genau studiert habe ich deine Instrumentation noch nicht, aber beim ersten Durchsehen folgende Rückmeldungen von mir:

* Also technisch scheint dir die Behandlung der Instrumente wenig Schwierigkeiten zu machen. Das Lesen von dicken Büchern über Instrumentenkunde ist also vorerst zu vernachlässigen.
* Die Triolen sind durchgehend nur in den Streichern. Das finde ich schade. Gerade solche Tonrepetitionen klingen sehr gut in Hörnern, Klarinetten oder Fagotten. Wenn es etwas heftiger zugeht, gerne auch in Trompeten oder Posaunen.
* Ich stelle mir vor, dass die Instrumentation stellenweise etwas dünn klingen wird. Der Grund dafür ist: Beim Klavier hat man ein Pedal, das - wenn es richtig verwendet wird - den Klang des Instruments mächtiger (obertonreicher) werden lässt. Wenn man im Orchester einen solchen Effekt erzielen möchte, muss man diesen gesondert instrumentieren. Man spricht sinnvollerweise von "Orchesterpedal". Am besten funktioniert das mit den Hörnern (die in deiner Instrumentation gar nicht vorkommen) - mein erster Lehrer nannte die Hörner "Orchesterklebstoff". Aber auch bei anderen Bläsern und natürlich bei den Streichern kann dieser Effekt verwendet werden. Wichtig ist, dass Liegetöne und Bewegung gut auseinanderzuhalten sind, d.h. nicht beides in die gleichen Instrumentgruppen schreiben (wenn z.B. die Streicher die Triolen spielen, dann machen die Bläser das Orchesterpedal). Die Verwendung der Posaunen in T. 56 ff hat schon einen solchen Pedaleffekt. Wenn du Klavier spielen kannst, dann spiele das Stück am Klavier, überlege, wie du das Pedal verwenden würdest, erkenne den Klangunterschied mit und ohne Pedal, und versuche, dies auf das Orchester zu übertragen.
* Die Extremlagen der Kontrabässe ab T. 120 halte ich für sinnlos. Das gibt nur Probleme bei der Intonation. Da die Celli ohnehin frei sind, wäre es ein Leichtes, die Oberstimme den Celli zu geben.
 
Noch einige weitere Tipps, ohne auf Details einzugehen:

- Ich würde mir mehr Übertreibung in irgend einer Form wünschen. Ein Klavierlied zieht seinen Reiz unter anderem aus seiner Intimität und der direkten Interaktion zweier Beteiligter. Dies fällt in einem Orchesterwerk grösstenteils weg und wird meist dadurch ersetzt, dass die Qualitäten und Möglichkeiten des Orchesters umso mehr hervorgehoben werden. Das heisst unter Anderem: Viel grössere dynamische Unterschiede, starke Farbwechsel und ein Spiel mit Registrierungen.

Ein Pianist und Sänger werden von sich aus dynamische Unterschiede in ein Stück hineininterpretieren. Bei den vielen Beteiligten eines Orchesters ist das weniger garantiert, es sei denn, du gibst ihnen klare Vorgaben. Darüberhinaus können dynamische Unterschiede im Orchesterklang nur schwer durch blosse Änderung der Dynamikangaben erzielt werden. Um dem Stück also mehr dynamische Kontur zu verleihen, muss gezielt mit ändernden Klangmassen gearbeitet werden. Ein piano sollte generell dünner besetzt sein als ein forte, ein crescendo wird wirkungsvoller umgesetzt, wenn die Instrumente nicht einfach nur ein crescendo spielen, sondern die Anzahl der spielenden Instrumente im crescendo zunimmt, etc. Ausserdem spielt hier die Verteilung über die Register eine grosse Rolle. Wenn eine grosse Klangfülle erzielt werden soll, ist es fast unumgänglich, Stimmen zu oktavieren und somit über ein weites Spektrum zu verteilen. Instrumente, welche alle in einer ähnlichen Lage spielen, werden ungeachtet ihrer gespielten Lautstärke oftmals dünn klingen. Aber wie gesagt: Essenziell ist hier das Spiel mit verschiedenen Graden. Ich würde daher persönlich versuchen, einige Stellen noch viel intimer und dünner zu gestalten, und in anderen deutlich voluminöser zu werden. Deine Instrumentation verwendet über weite Strecken eine ähnliche Auswahl von Instrumenten in ähnlich schnell wechselnden Abfolgen, was schnell einen etwas flachen Effekt hervorrufen kann. Dies ist natürlich durchaus legitim, aber wenn das erklärte Ziel eine Instrumentationsübung ist, fände ich es angebracht, die spezifischen Stärken des Orchesters richtig auszukosten, wenn auch nur zu Übungszwecken. Ich denke, dabei kannst du sehr frei mit Schubert's Dynamik umgehen und eine eigene, ruhig sehr "übertriebene" Fassung wagen.

Das gleiche gilt natürlich auch für Klangfarbenwechsel. Versuche mal, einige Stellen Klanglich noch deutlicher in eine ganz bestimmte Richtung zu führen, und dann wieder einen Wechsel in eine ganz andere Richtung zu machen. Und wiederum: Keine Angst vor Übertreibung. Die gehört stückweit zur Orchestration. Das heisst: Wieso nicht mal an einer Stelle nur ein solistisches Streichquartett? Einen Blechbläser-Choral? Oder der Versuch bestimmte Klänge graduell durch das Orchester zu führen (sagen wir: Ein Geigenton, welcher von einer Oboe übernommen wird, von einer gedämpften Trompete weitergeführt wird, dann einem gestopften Horn, dann einem offenen Horn, einem Fagott, etc.?). Auch vielleicht in Spiel mit verschiedenen Spieltechniken (Flageolets, Dämpfer, sul ponticello, etc.) und Artikulationen. All dies mag natürlich nicht das sein, auf das du bei diesem Stück hinauswillst und ist beileibe nicht -nötig- für eine gelungene Instrumentation. Aber für den Lerneffekt hilft es meiner Meinung nach am meisten, wenn du Wagnisse eingehst, verschiedene Dinge ausprobierst, und sehr spielerisch mit der ganzen Sache umgehst. Das ganze mag sich so auch einiges vom Schubert-Original entfernen, aber meiner Meinung nach macht das nichts.

* Die Extremlagen der Kontrabässe ab T. 120 halte ich für sinnlos. Das gibt nur Probleme bei der Intonation. Da die Celli ohnehin frei sind, wäre es ein Leichtes, die Oberstimme den Celli zu geben.
Vor allem da Oktav-Doppelgriffe IMHO auf dem Kontrabass ohnehin so gut wie unmöglich sind (es sei denn in einer hohen Lage). Erstens haben die Kontrabass-Saiten nur Quartabstände, keine Quinten, was grosse Intervalle bei Doppelgriffen schon einmal zu grösseren gegriffenen Distanzen macht, zudem ist ein Kontrabassgriffbrett so lang, dass die Finger schon bei kleineren Intervallen ziemlich gestreckt werden müssen. Eine Folge von Oktavdoppelgriffen ist somit illusorisch (es sei denn, einer der beiden Töne wäre eine leere Saite).
Es sei denn du wolltest ein divisi, keine Doppelgriffe, in welchem Fall du das klar als divisi bezeichnen müsstest.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Kontrabässe sind an den gedoppelten Stellen, divisi gemeint.
Werde die nächsten Tage, die aktuallisierte, kontrastreichere Version,
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