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Inhalt der Begriffe "engineered by", "produced by" etc.

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Hallo,

so langsam neigen sich unsere Album-Produktionen dem Ende zu und kommen an den Punkt, an dem man sich Gedanken über die Booklet-Gestaltung usw. macht. Dazu gehört auch, dass man kennzeichnet wer den Text und die Melodie geschrieben hat, wer es arrangiert hat etc.
Das gestaltet sich nun aber schwieriger als gedacht.

Bei uns ist es der Fall, dass Text, Gesangsmelodie, Gitarrenbegleitung und zweite Gitarren-Melodie manchmal von einer, manchmal von unterschiedlichen Personen geschrieben wird. Oft wird die Bassline auch von unserem Gitarristen geschrieben. Zusätzlich haben wir einen Saxophonisten, der seine Lines immer selbst schreibt. Einige Songs habe ich mit unserem Gitarristen zusammenkomponiert, sowie an einigen Texten gemeinsam gearbeitet. Unsere Sängerin hat hier und da die Vorschläge unseres Gitarristen für die Gesangsmelodie ein wenig abgeändert - kann man dann schon von "ihrer" Gesangsmelodie sprechen oder würde das "Recht" daran bei unserem Gitarristen verbleiben?

Das aber nur so als kleinere Fragen am Rande sowie eine Schilderung der Umstände, die eine genaue Kennzeichnung der "Urheber" der einzelnen Songbestandteile erschwert.

Die eigentliche Frage ist, wie man diese Songteile sinnvoll benennt.
Text ist klar, bezeichnet man entweder als "Lyrics" oder als "Text". Wie siehts dann mit der Gitarrenbegleitung aus? Ist das "Harmonik"? Ist das "Arrangement"? Ist das Arrangement aber nicht eher der Prozess des Zusammensetzens der einzelnen Songbestandteile? Dort haben nämlich definitiv alle mitgewirkt.
Was ist der Gesang? "Melodie"? Könnte man darunter nicht auch die Melodie der zweiten Gitarre oder des Sax verstehen? Und wenn nein, wie könnte man diese dann bezeichnen, ohne dass es beim Leser zu Verwirrung kommt? ;)
Und wenn man nun all diese Sachen, Gesang - Text - Gitarrenbegleitung - Melodie der zweiten Gitarre usw. genauer bezeichnet, ist es dann sinnvoller, auch noch einmal klarzustellen, wer sich die Drums-, Bass- und Sax-Lines ausgedacht hat?

Desweiteren habe ich einmal in Booklets von CDs professioneller Bands reingeschaut und bin dort auf die Begriffe "engineered by" und "produced by" gestoßen. Was bedeutet dabei "engineered by"? Technische Umsetzung? Was ist darunter zu verstehen? Derjenige, der es aufgenommen hat? Könnte man das nicht auch als "recorded by" bezeichnen? Was ist dann "produced by"? Derjenige, der es gemischt und gemastert hat? Könnte das nicht auch "mixed and mastered by" lauten?
Bei einigen Bands steht unter "produced by" der Bandname - was hat dies dann zu bedeuten? Dass die Band alles selbst gemischt und gemastert, aufgenommen hat?


Ich würde mich über jede Idee und Antwort freuen. Wer Vorschläge hat, wie man das alles am besten auseinander pflücken kann, immer her damit!
 
Eigenschaft
 
Unter "produziert" versteht man mehr den umfassenden Aspekt einer CD - Produktion, das kann von künstlerischen Aufgaben wie Auswahl der Songs und Arrangement Fragen bis hin zu organisatorischen Dingen gehen, schließt manchmal auch Teile des Aufnahmeprozesses mit ein. Ähnlich der Regie beim Film, da schaut man ja auch schon mal selber durch die Kamera. :)
Wenn diese Aufgaben von der Band wahrgenommen wurden bietet sich der Bandname eben meist an. Ansonsten wird diese Position gerne auch von Labels oder Studios besetzt, die Einfluss auf die Produktion nehmen können/dürfen/wollen/sollen. Einige Studios bieten auch die Möglichkeit einer Band einen Produzenten an die Seite zu stellen, der den Aufnahmeprozeß regieführend begleitet.

Der Engineer ist für die technische Umsetzung verantwortlich. Es gibt 3 wichtige Teile: Recording, Mix, Master. Stammen alle aus einer Hand kann man sich eine Aufteilung sparen, wurden alle Teile von unterschiedlichen Personen durchgeführt kann man auch entsprechend des Aufgabengebiets aufsplitten. Meine Empfehlung ist, vorher nachzufragen, ob eine Namensnennung evtl. nicht erwünscht ist und wie die betreffenden Personen genannnt werden wollen, dann sind alle hinterher glücklich. :)

Generell trennt zum Beispiel die GEMA nur zwischen Texter und Komponist, was der Bandarbeit nicht gerecht wird. Wie man das auf der CD letztendlich im Booklet angibt kann da durchaus detaillierter sein als das, was bei der GEMA angemeldet wird. Also wenn man das möchte... "Saxophon Takt 3-18 written by Hans and Frida Hermann" ist dann vielleicht schon zu viel des Guten. :) Zusätzliche Instrumentalisten, die bei der Komposition mitgearbeitet haben, sollten natürlich aus Fairnessgründen mit angegeben werden, auch wenn sie meist die Nutzungsrechte eh dafür abtreten. Wenn es professionelle Studiomusiker sind existiert auch in der Regel darüber eine schriftliche Vereinbarung.
Rechtlich hat allerdings nur Auswirkung wie es bei den entsprechenden Verwertungsgesellschaften gemeldet wird, Informationen dazu finden sich bei der GEMA und können auch in der Regel beim Presswerk erfragt werden, die kennen sich immer ganz aus. Korrigiert mich bitte, wenn ich da Dummfug erzähle.
 
Wie Navar schon richtig geschrieben hat, ist es im Booklet ziemlich egal, was ihr reinschreibt. Die Angaben sollten nur halbwegs mit dem GEMA Meldebogen übereinstimmen, falls das einmal kontrolliert wird. Wenn das Songwriting wirklich zusammen passiert, würde ich einfach "All Songs written by [Bandname]" hinschreiben, denn ich glaube nicht, dass es jemanden interessiert, ob die 5 Begleitgitarrenakkorde jetzt von Max oder Moritz kommen.
Produced bzw Engineered by hat Navar schon super erklärt, oft steht auch noch das entsprechende Studio dabei.

Am GEMA Bogen wird dann wirklich nur zwischen Musik und Text unterschieden. Da können aber jeweils beliebig viele Urheber angegeben werden, unter denen die Tantiemen zu gleichen Teilen aufgeteilt werden. Sollte jemand nur ein wenig zur Entstehung des Titels beigetragen haben, kann er auch als Bearbeiter eingetragen werden (berühmte Produzenten lassen sich z.B. gerne als Bearbeiter beteiligen). Der/die Bearbeiter bekommen auch einen kleinen Anteil an den Tantiemen (bei verlegten Werken 1/12, unverlegte weiß ich nicht auswendig).
 
die interpreten-aufzählung kann für die GVL relevant sein, besonders künstlerische produzenten sollten hierauf achten
 
Danke für die Ratschläge! Hat mir schonmal ein wenig geholfen.

die interpreten-aufzählung kann für die GVL relevant sein, besonders künstlerische produzenten sollten hierauf achten

Wie meinst Du das? Unter jeden Song extra noch einmal die Besetzung auflisten? Denn wer unsere Band ist, hätte in dem Booklet ja allgemein sowieso seinen Platz gefunden.

"Written by -band-" bedeutet dann, dass die Band an jedem Bestandteil des Songs gleichermaßen beteiligt war, oder? Also ich persönlich würde da schon mindestens eine Teilung in Text und eben Musik vornehmen wollen, zB. eben "Lyrics" und "Arrangement". Aber Arrangieren ist ja auch nicht dasselbe wie Komponieren wenn ich mich nicht irre. Letzteres bezeichnet eher den Schaffensprozess und ersteres das Anordnen und Abstimmen der geschaffenen Teile. Wie würdet ihr das sehen? Haltet ihr eine Teilung in "Arrangement" UND "Komposition" für angebracht? Oder ist "Komposition" völlig ausreichend, um zu kennzeichnen, dass alle mehr oder weniger gleich viel an der Musik beteiligt waren und jeder größtenteils seine eigenen Ideen für seine Lines eingebracht hat?
 
Also rechtlich hat das, was im Booklet steht, in der Regel wenig Relevanz, außer dass die Gema die Angaben vielleicht einmal mit dem Meldebogen abgleicht, sollte das Album erfolgreich werden oder ein in Zukunft irgenwann mal verärgerter Mitmusiker mit der "Music by Band" Angabe vielleicht einmal eine Beteiligung herausschlagen will (inwieweit das rechtlich relevant sein kann, kann dir am ehesten ein Rechtsanwalt sagen). Solche Sachen sollten aber ohnehin über den GbR Vertrag geregelt werden.
Wenn ihr es genau machen wollt, würde ich "Music by" und "Lyrics by" genau angeben, und falls jemand weniger zu einem Song beigetragen hat, kann man den noch unter "Arranged by" dazu schreiben. Dann habt ihr die gleiche Aufteilung wie am GEMA Meldebogen in Musik, Text und Bearbeitung.
 
Mach es doch wie du willst. Rechtlich hat das eh keinen Bestand, und von den Hörern interessiert es wirklich kein Schwein von wem welcher Teil jetzt genau kam.

Ich würde es aber aus einem anderen Grund nicht machen: Wenn man erstmal anfängt in Kleingärtnermanier nach zu vollziehen wer jetzt welches Fitzelchen zu den Song beigetragen hat verschwendet man a.) Zeit und b.) sorgt man für Konfliktpotential weil jemand meint doch auch einen Akkord erdacht zu haben und sich übergangen fühlt oder Sängerin meint den Song am Ende doch ganz alleine gemacht zu haben weil ja die Melodie das wichtigste ist... mit so einem Mimosenkram fängt man am Besten gar nicht erst an.

Wenn ihr alle dazu bei getragen habt dann schreibt das doch einfach. Was ihr mit der GEMA und ähnlichem macht ist nochmal was ganz anderes.

Expliziet würde ich nur Songs kennzeichnen die von Leuten geschrieben wurden die nicht in eurer Band spielen.
 
Alles klar, recht herzlichen Dank für eure Beiträge und Überlegungen, hat mir sehr geholfen :)
 
MathiasT hat bestimmt recht, wenn er schreibt, dass das Urheber-Aufdröseln einer gemeinsamen Komposition a) keinen Spaß macht und b) zu Unstimmigkeiten führen kann. Die Idee, alle Mitglieder der Band als Urheber aufzuführen, ist ein schönerer Gedanke. Funktioniert aber imho nur, wenn sich damit niemand übervorteilt fühlt. Steuert einer deutlich mehr zu den Songs bei als ein anderer, könnte er vielleicht ein Ego-Problem damit bekommen, wenn das nicht entsprechend gewürdigt wird. Oder er bei GEMA-Ausschüttungen für seine Begriffe zu wenig rausbekommt. Es ist sicher übertrieben, sich darüber Sorgen zu machen, weil Ihr wohl keine GEMA-Millionäre werdet (das schreibe ich, ohne Eure Musik zu kennen ;)). Aber spielen wir die Sache trotzdem mal durch: wie wäre eine Urheber-Angabe fair zu handhaben?

Ein Musikstück zeichnet sich durch die Melodie und den Text aus. Ich kann einen Song wie "Ayo Technology" arrangieren wie Milo oder wie 50 Cent. Deswegen ist der Urheber der Musik trotzdem derjenige, der die Melodieführung komponiert hat. Eine Basslinie oder ein Gitarrenriff haben nichts mit der Komposition (sondern mit dem Arrangement) zu tun und fallen darum nicht unter den Begriff "Musik von". Wenn ich mich morgen mit einem Schifferklavier in die Fußgängerzone stelle und ein Stück von Eurem Album performe, dann werde ich sicher nicht die Basslinie oder den Drumbeat übernehmen. Ich spiele die Harmonien und die Melodie des Stücks und singe den Text. DAS sind die Dinge, die die Urheberschaft ausmachen, nicht eine Gitarrenbegleitung.

Ich versuche mich z.B. gerade spaßmäßig daran, zu ein paar Vocal-Tracks ein Arrangement zu basteln. Bei diesen Tracks hat eine Bekannte zu einem Metronom ihre eigenen Melodien gesungen - mehr liegt nicht vor. Ich könnte einen Song, etwas übertrieben ausgedrückt, als Reggae-Stück arrangieren oder als Rocknummer. Aber auch wenn ich zu der Melodie die passenden Harmonien und anschließend Basslinien, Synthieriffs, Drumbeats und ähnliches bastele: deswegen würde ich mich nicht als Urheber des fertigen Songs bezeichnen. Würden die Songs veröffentlicht werden (was nicht passieren wird :D), gehörte der "music & lyrics" Credit der Sängerin, auch wenn ich viel zum Erscheinungsbild des Songs beigetragen habe.

Als "Musik von" Urheber sollte also der oder diejenigen eingetragen werden, die die Melodieführung des Stücks komponiert haben. Hat jemand einen kleinen Beitrag geleistet, indem er die Melodieführung etwas variiert hat, kann man das im Booklet mit einem speziellen Dank o.ä. würdigen. Steuert Ihr, wenn man mal alle Songs betrachtet, in der Summe gleich viel bei, könnte es ein einfache und auch schöne Variante sein, bei allen Liedern alle Bandmitglieder als Urheber aufzuführen. So, wie es Lennon und McCartney während der kompletten Beatles-Ära gehalten haben. Zu Beginn haben beide etwas zu einem Song beigetragen, später hat jeder seine eigenen Songs geschrieben. Trotzdem wurden immer beide Musiker als Autoren angegeben. Sind beide gleichermaßen kreativ, ist das eine gute und elegante Variante. Weil Ringo (vermutlich seine eigenen) Beats getrommelt hat, wurde er deswegen aber nicht als Autor gelistet.

Wichtig ist, eine Variante zu finden, mit der jeder zufrieden sein kann. Das ist sicher nicht einfach, weil jeder in seinem eigenen Universum kreist, in dem der persönliche Beitrag ganz eigene Dimension annehmen kann. :D
 

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