Individuelle Auswahlkriterien: Warum haben Sie das Akkordeon gewählt, das Sie spielen?

Akkordeonengel
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Liebe Leute,

es wird hier im Forum schon viel darüber geschrieben, wie man die Instrumente auswählen und kaufen soll. In einzelnen Beiträgen finden sich gelegentlich auch Zeugnisse und Erfahrungen von einzelnen Musikern. Sie gelten nicht mehr pauschal, aber sie sind ein wertvolles Zeugnis für individuelle Erfahrungen. Die Erfahrungen dieser Art sind nicht übertragbar. Sie können jedoch auf einige Aspekte der Wahl des Instruments aufmerksam machen und daher halte ich sie für wertvoll. Deshalb habe ich dieses Thema eröffnet. Ich möchte genau, gründlich und klar erklären und beschreiben, warum ich mich nur für das Instrument entschieden habe, das ich jetzt habe. Also:
Im 2012 war ich auf der Suche nach einem Konzertinstrument. Ich hatte die folgenden festen Anforderungen: Diskantumfang von 45 Tasten, minimal 4 Chöre + Cassotto, MIII-vorgelagert (auf keinen Fall Konverter!), zwei MIII-Chöre, jeweils mit minimal 55 Töne. Ich wollte ein Instrument, das in der Region (Slowakei) verfügbar und relativ üblich ist. Ich hatte drei Instrumente zur Auswahl (oder Prüfung):
- Delicia Dina 45/V/11x2 // 106+57/V+II/6, Cassotto, Quintmixtur
- Weltmeister Supita-B 45/IV/11 // 127+58 /IV+II /5, Cassotto
- Delicia Dineta 45/IV/11 // 100+57/ IV+II/3, Cassotto
Die Instrumente sind nach ihren Bewertungen unter slowakischen (und tschechischen) Musikern geordnet. Dina ist das einzige Instrument von Delicia, das in seiner Zeit Welt-Qualität war, Supita-b ist ein ausgezeichnete und zuverlässige Kiste mit großartigem Klang. Dineta ist das kleinste und technisch einfachste aller genannten Instrumente. Ich habe mich mit meinen bekannten Profis beraten. Ich präsentiere meine Argumente (A = Akkordeonengel) im Vergleich zu ihren Argumenten (P = Profis):

P: Also Vladi, das ist ja klar. Wenn du ein großartiges Instrument willst, kaufst du Dina.

A: Hmm, bei Dina stört mich Bass. Erstens, ich fühle die Grenze zwischen den Bassmanualen nicht. Obwohl sie sichtbar ist, ist es nicht haptisch greifbar (Abb1-A). Dineta hat eine greifbare "Verschiebung" zwischen den beiden Bassmanualen (Abb1-B). Darüber hinaus ist Tastatur von Dina härter und Knöpfe von MIII sind zu hoch. Das verlangsamt mich beim Spiel. Dineta hat MIII-Tasten viel niedriger und die Registerschalter gehen viel leichter. Außerdem mag ich keine geriffelten Knöpfe. Es ist ein lustiges Detail, aber es wirklich stört mich.
Abb 1.jpg


P: Die Mechanik kann vom Instrumentenreparateur neu erstellt und justieret werden. Die Knöpfe ausgetauscht können, für was immer du willst. Die enge Nähe der beiden Bassmanuals ist vorteilhaft für das Spiel! Der niedrige Knopfhub von Dineta ermöglicht keine glattere Tonmodulation. Dieser Tastenhub grenzt bereits an den Fehler. Dinas Bass-Schalter schalten auch den Oktav-Koppler ein, was ihre bisschen schwerere Umschaltung erklärt. Die Registermechanik ist zuverlässig.

A: Okay. Im Diskant mich stört, dass die Registrierungsmechanik nicht auf Berührung reagiert, sondern muss manuell in zwei Positionen geschoben werden (unter: Grundstimmen, oben mit Quintzuschaltung) (Abb2-A).

Abb 2.jpg

P: Die Registermechanik von Dina ist sehr ruhig, was du sicher schätzen wirst. Im Gegenteil, der Registermechanik von Dineta ist sehr laut (Abb. 3-B). Im Falle eines stillen Spiels müsst du die Schalter mit den Gegendruck von Finger teilweise eliminieren.

A: Dina ist brutal hart. Echter Dina-saurier!

P: Du wirst immer in der Sitzposition spielen. Daher ist es nicht wirklich wichtig. Das Instrument ist größer und breiter und hat deshalb auch ein mehr voluminöser Balg. Du musst also nicht so oft wechseln.

A: Die Dina will ich nicht.

P: So ist es klar, Supita-b wird dein sein.

A: Die Supi ist sehr schwer (15,5 Kg)für mich.

P: Für einen Mann ist das ein irrelevantes Argument, genau wie bei der Dina. Denn du wirst doch still sitzen.

A: Mir passt eher eine Dineta.

P: Sei nicht dumm! Supita B hat einen vielseitigen und universalen Bass (Abb. 3-A). Es hat fünf Register und eine Reihe von verm. Septakkorden. Beide Bassmanuale sind gleichwertig. Dineta hat nur drei Bassregisterschalter und das MIII ist deutlich das Haupt-Bassmanual (Abb. 3-B). Die Supi hat eine sehr weiche und ruhige Bass-Mechanik und einen stärkeren Bassklang. Sie hat eine zuverlässige Mechanik. Und erstklassige A-Mano Stimmen.
Abb 3.jpg


A: Dineta ist sehr leicht (12,5 Kg) und sehr ergonomisch für mich. Es passt mir am meisten.

P: Dineta ist nur ein Schulinstrument, das den Schüler erlaubt Gefühl eines Konzertinstrument erleben. Du hast doch mit einer Dineta deine Musikgrundausbildung abgeschlossen. Dies ist definitiv nicht die erste Klasse. Im besten Fall haben Dinetas nur Tipo-A-Mano Stimmen. Dineta ist technisch und akustisch das schlechteste aller Instrumente, die verglichen werden. Du musst doch wachsen.

A:
Ich entschied mich zu.

Also kam ich zu meiner Kiste. Sie gehört nicht zur Elite. Aber auch nach sechs Jahren mag ich sie, und ich spiele sie genauso häufig wie zuvor. Und ich habe wertvolle Erfahrung:
- Individuelle physische und spielerische Optionen und Anforderungen müssen immer berücksichtigt werden.
- Ein "wertvolles Instrument" bedeutet nicht das "am besten geeignete Kiste"
- Der Mensch wächst seit Jahren auf, was vor zwanzig Jahren großartig war, kann jetzt klein und unpassend sein.
- Wenn das Instrument nicht passt, spielt der Spieler es immer weniger. Es kann dabei ein wertvolles Instrument sein. Und mal kommt ein Tag, wenn man spielt das Instrument nicht mehr...
- Ich suche immer noch nach anderen wertvollen Instrumenten. Das ist sehr interessant und lehrreich. Wenn ich ab und zu etwas kaufen will, werde ich die Vor- und Nachteile des Instruments zusammenfassen. Bis jetzt habe ich nichts gekauft, und alle meine früheren Überlegungen, eine andere Kiste zu kaufen, waren ziemlich irrational, von denen ich immer durch intensiveres Spielen auf meinem Instrument geheilt wurde.;)

Welche Erfahrungen haben Sie?

...schöne Sommertage wünscht Ihnen Vladimir
 
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Ein interessanter Beitrag. Man spürt, wie die Argumente miteinander ins Gespräch kommen und in dir ringen, @Akkordeonengel. Mir geht es genauso, wenn ich mich entscheiden muss. Manche Entscheidungen - zum Beispiel für ein neues Instrument - fallen mir brutal schwer. Einen Gesichtspunkt, den du geschrieben hast, möchte ich hervorheben. Ich glaube, dass er sehr wichtig ist:

Bis jetzt habe ich nichts gekauft, und alle meine früheren Überlegungen, eine andere Kiste zu kaufen, waren ziemlich irrational, von denen ich immer durch intensiveres Spielen auf meinem Instrument geheilt wurde.

Ich denke, dass der Klang eines Instruments sehr vom Spieler abhängt. Er bestimmt, wie ein Ton anfängt, wie er klingt und abklingt. Die eigene Technik macht einen Riesenunterschied und führt dazu, dass ein Instrument plötzlich neu klingt. Diesen Aspekt vergesse ich oft, wenn ich mich nach neuen Instrumenten sehne. Unser Akkordeon ist wie Dornröschen. Es will wachgeküsst werden. Und wir sind der Prinz.

Wenn Dornröschen dann die Augen aufschlägt, vergisst man alles anderes. Weil es nichts Schöneres und Besseres gibt. Zumindest ist das meine Erfahrung mit meiner Tasten-Scandalli. Natürlich nervt mich manches. Vieles aber kann ein guter HZIM kurieren.
 
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Interessante Gedanken :rolleyes:
ich habe mich letztes Jahr für ein Hohner Verdi II N entschieden.

Ich wollte ein Instrument, mit dem ich viel machen kann - auch in Zukunft (spiele erst 1 1/2 Jahre).
Meine Freundin wollte mich zu einem Concerto III überreden - weil 3 chörig.
Mir gefiel das nicht so: Es geht in der Diskant nur bis zum tiefen g; 72 Bass.....nö.:(
Ich hab auf einem Verdi IM gelernt - und das geht auch bis zum tiefen g; 60 Bass....und nur weil 3 chörig und 12 Bässe mehr...?
Der Händler wollte 350 Euro - gut nicht viel. Aber ich wollte was, was zumindest bis zum tiefen f geht, 3 chörig ist und mehr Bässe hat.

Bei Kleinanzeigen tauchte dann die Verdi II N auf:rolleyes:
Meine Freundin schickte ihre Tochter zum Probespielen und testen hin (studiert Musik!)
Es gehörte einem Rentner der verstorben war und seine Frau wollte es in gute Hände geben.
Das Instrument ist top in Ordnung - super schöner Klang und ein Schnäppchen.

Ich bin sehr zufrieden und liebe es zu spielen.

LG Anke
 
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Wie ich mein Instrument ausgesucht habe? Ich habe es nicht ausgesucht - es hat mich ausgesucht. Ich hatte auf der Suche schon viele Instrumente angesehen und -gespielt, sogar eine (erschwingliche!) Gola verschmäht, weil sie mich emotional nicht berührt hatte. Und dann kam SIE: sie sagte mir, "ich bin dein", noch bevor ich sie gespielt oder gehört hätte. Das habe ich natürlich trotzdem getan, gespielt und gehört, mir sogar ihre Innereien angesehen. Aber gewusst, das ist die richtige, hatte ich schon vorher. (Auf diese Art und Weise habe ich auch schon mehrere Autos gekauft - und das war nie ein Fehlkauf gewesen!)

Klar, die Eckdaten standen schon vorher fest - ein Instrument, das den Anforderungen (hier: C-Griff, Diskant vierchörig, Doppeloktavstimmung, Standardbass 120 Bässe, tiefer Bassklang) nicht entsprochen hätte, bekam gar keine Chance, mich anzusprechen :-D
 
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...wenn ich das alles lese, merke ich, dass ich vermutlich überhaupt kein "richtiger" Akkordeonist bin :nix:...
bei Akkordeons kann ich eh nicht mitreden...
...aber bei Drumsets!
Ich habe einige Jahre in einem großen bekannten Jazzclub die Musiker betreut, oft auch das "Vereins"-Schlagzeug hingestellt und vorgestimmt.

Da sind viele bekannte Schlagzeuger da gewesen, alle spielen und klingen individuell, 95% davon haben auf dem gleichen "Vereins"-Set gespielt, einige hatten nicht mal eigene Sticks dabei - aber ALLE hatten trotzdem ihren eigenen Sound auf den vorgefundenen Instrumenten erzeugt.

Bei Akkordeons weiß ich es nicht, beim Schlagzeugs macht der Spieler den Sound, alleine durch die Art wie er spielt.
Viele Drummer werden mich für diese Aussage steinigen.
 
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ein guter Spieler kann auf jedem Instrument gut spielen. Auf seinem Instrument aber noch ein bisschen besser ...
 
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ein guter Spieler kann auf jedem Instrument gut spielen. Auf seinem Instrument aber noch ein bisschen besser ...
Wobei ich jetzt eigentlich mehr den speziellen Eigen-SOUND der Drummer verdeutlichen wollte, als die Qualität ihres Spieles.

Ok, das Drumset war top und amtlich, ein altes hervorragend saniertes und gepflegtes Gretsch aus den späten 50igern, aber daß darauf jeder Drummer wie er selber klingt und nicht wie Dutzendware von Messebesuchern auf jeweiligem Drumset, das ist das spezielle dran.
 
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Ich habe es nicht ausgesucht - es hat mich ausgesucht.
Genauso ist es mir auch gegangen. Ich wollte 96 Bässe und einen bestimmten Klang, der in meinem Kopf existierte...Und dann wartete ich auf das Instrument, von dem ich dachte, dass es meins werden sollte. Aber plötzlich wurde mir ein anderes Instrument in die Hände gegeben mit der Aufforderung, einfach mal zu spielen. Als ich endlich wieder aufhörte zu spielen war eigentlich klar, dass ich ohne dieses Instrument nicht wieder gehen würde. Der Klang in meinem Kopf war plötzlich hörbar, das Instrument passte zu meiner Art zu spielen und zu meinem Körper. Wenn wir über Menschen reden würden, würde ich sagen: Die Chemie stimmt.
 
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also mit links Taste hätte ich Probleme, egal was rechts ist ... (oder meintest du das andere links?)
 
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Guten Tag,

Wie ich mein Instrument ausgesucht habe? Ich habe es nicht ausgesucht - es hat mich ausgesucht.
Genauso ist es mir auch gegangen.

Etwas Ähnliches passierte mir auch. Auf der einen Seite stehen immer formale Auswahlkriterien, auf der anderen Seite aber immer auch Intuition und Herz. Etwas zwischen Himmel und Erde. Von drei Kisten des gesuchten Modells gab es damals für mich nur eine die Richtige. Noch bevor ich sie in meine Hände nahm, wusste ich, dass alle Stimmen in Ordnung waren. Hmm, seltsames Gefühl… Um ehrlich zu sein, wenn ich damals einige falschen Stimmen fände, würde es mich sehr überrascht! Dann begann ich das Instrument zu spielen und ausprobieren. Alles war in Ordnung, alles geklappt! Und im Unterbewusstsein habe ich die Idee gespürt: Das ist dein Instrument… Das Instrument für dich... Ich denke, es ist ein Glück, wenn man das richtige Instrument finden kann.
Und jetzt eine kontroverse, aber nicht provokative Frage: Wenn mir ein Millionär ein Top-Instrument spendete, würde ich glücklich sein? Diese Frage hat nämlich keine sinnvolle Antwort. Es kann die Antwort nicht haben. Die einzige Lösung ist das Auffinden und Testen.

Dineta hat MIII-Tasten...
Ich werde nie verstehen, wie man Links Taste und Rechts MIII mit Knöpfen spielen kann?
also mit links Taste hätte ich Probleme


Ja, ich machte einen Fehler. Hmm, alles in Ordnung: "...MIII-Knöpfe..", keine Tasten... Die rechte Hand spielt Diskant, die linke Hand spielt Basshalbkorpus. Ich weiß, dass ich auch keine guten Bilder machen kann. Bitte um Entschuldigung! Ich hoffe, dass mir das Akkordeon Spielen viel besser geht. Vielleicht. Hoffe ich… Aber doch, im Falle einer umgekehrten Spielposition, siehen Sie bitte dieses Video auf Youtube an.:)

Liebe Grüße, Vladimir
 
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Vor 25 Jahren habe ich in einem Akkordeon-Geschäft gearbeitet.
Meine Chefin erschien dann eines Tages mit einer riesigen (!) Borsini, es war ein Prototyp einer Borsini Bayan 2, mit 64 Tönen im Diskant und 138 Bässen, Gewicht 15,5 kg netto, mit Converter.
Ich habe mich sofort in den Klang dieses Instrumentes verliebt!
Nach einer Kennenlern-Zeit habe ich sie dann erworben und fast 20 Jahre lang gespielt.
Einen Nachteil hatte sie allerdings: sie reichte mir 1cm über mein Kinn hinaus.

Im Laufe der Zeit wurde mir dieses Instrument zu gross und zu schwer, und die Nachfolgerin sollte kleiner und leichter sein.

Da Borsini geschäftsmässig schon damals langsam auf dem absteigenden Ast war, habe ich mich bei der Konkurrenz umgesehen.
Für mich war ein möglichst ähnlicher Klang wie bei der Borsini und auch die Haptik (eine weitgriffige Tastatur, weil ich seit meinen Jugendjahren nichts anderes spielte) wichtig.
Ich spiele jetzt mit grosser Freude eine Pigini 58 Master de Luxe, mit Convertor, 13,5 kg schwer und nur 44cm hoch.

Gruss
chnöpfleri
 
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Verliebt habe ich mich in meine Cantus schon auf dem Foto :heartbeat: der rote Balg hat es mir sofort angetan. Neutral betrachtet kamen dann 5chörig, annehmbares Gewicht und ein wirklich guter Preis und ein sehr seriöser Verkäufer noch mit in die Waagschale. Beim ersten Anspielen war dann klar, dass es wirklich Liebe ist. Der spezielle Klang begeistert mich immer wieder aufs Neue.

Mit dem Vorgänger der Cantus wurde ich nie so richtig warm. Es war ein gutes Instrument - aber nie ein "geiles" (sorry) Instrument. Deshalb habe ich mich auch ziemlich leichten Herzens davon getrennt. Irgendwie stand es mir nie so richtig nahe.
 
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- Ein "wertvolles Instrument" bedeutet nicht das "am besten geeignete Kiste"

Das stimmt... allerdings wenns grad so zusammenkommt, ist s fatal für den Gelbdbeutel.


Es war der Sound. Der hat mich schlichtweg im schwachen Moment erwischt und umgeworfen.


Aber ganz so einfach wars nicht. Das Ganze war etwas komplizerter. Denn eigentlich war ich rundum zufrieden mit meiner Morino.


...Und alle zwei bis drei Wochen kam der "Meister" zum Unterricht vorbei und oft brachte er auch seine Gola mit. Klingt schon saugut, dachte ich mir. Aber gut er ist ja auch ein "Meister" und ich nur Wiedereinsteiger auf höchst mittelmäßigem Niveau. Und ein Meister kann natürlich saugut spielen, drum wirds schon auch deshalb so gut klingen. Klar , ab und an hab ich das tolle Teil auch mal ausprobiert. Aber weil ich ja erst vor nicht allzulanger Zeit wieder angefangen hab zu spielen, konnte ich das Gerät nicht wirklich sinnvoll bedienen und drum klangs bei mir erstmal auch nicht besonders.

Das alles wäre wahrscheinlich auch nicht weiter eskaliert, wenn ich nicht einerseits Klassik auf Akko doch "irgendwie" interessant gefunden hätte und weil mir andererseits eine Stimmzunge bei meiner Morino brach. So machte ich mich also auf zu dem Akkofachmann nach Trossingen, der mir empfohlen wurde. Nach kurzer Erklärung meinte dieser: hast kurz Zeit? .. dann mach ich s gleich - kannst ja wenn de willst solang hier´n bissl rumspielen und zeigte auf seinen Verkaufsraum. "Die da auch? , fragte ich und zeigte auf die drei Golas, die im untersten Fach standen. Klar , meinte er , die auch , kannst auch kaufen, wenn de willst...öh... Haha, Witzle gmacht!, dachte ich. Denn ohne zu wissen, was denn eigentlich ne Gola kostet, war mir klar, dass das mit meinen Ersparnissen, die zu dem Zeitpunkt exakt 495;--€ auf dem Sparbuch auswiesen, nicht finanzierbar war.

Und so probierte ich also völlig sorglos die drei Golas aus, denn ich wusste ja, dass ich mir maximal den Koffer, aber nie das Instrument leisten konnte. :rolleyes: Und ja, inzwischen hab ich ja dank meines Trainers Fortschritte gemacht und fand die beiden MIII Golas einfach Klasse (wie gesagt, so unterschwellig interessierte mich Klassik auf dem Akkos ja schon). Und dann stand da noch so ne "kleine " Gola, also ohne MIII, die mich erst nicht recht interessierte, weil ja kein Melodiebass...Aber der Fachmann war noch am Stimmen und ich hatte Zeit und probierte dann eben die "kleine" auch noch aus. Und wie ich die anspielte , da hat´s bei mir im Kopf nen Schalter umgelegt und ich dachte" boah, was für n geiler Sound!". Inzwischen war der Fachmann fertig und fragte, wie ich die finde. Ich weiß nicht mehr genau, was ich gestammelt habe, jedenfalls meinte er, ja, so alte Golas in so guten Zustand findet man selten. Darauf meinte ich nur noch: "hebst mir die noch 10 Jahre auf, denn ich vermute ich brauch noch ne Weile bis ich genug gespart habe?"...


Jedenfalls wusste ich ab da, dass Gola nicht gleich Gola ist und dass es da Unterschiede gibt. Aber egal welche - ab dem Zeitpunkt wusste ich, falls ich mal irgendwie zu Geld komme, will ich auch so n Teil! Und wo immer ich hingekommen bin , wo ne Gola dabei war, kam das gleiche Kribbeln im Bauch auf und ich wusste, das ist mein Sound! Irgendwann bin ich dann tatsächlich zu etwas Geld gekommen und just zu der Zeit wurde eine Gola, ... eine alte Gola! inseriert und ich schaffte es die zu ergattern. Musste zwar noch komplett überholt werden, aber ab dem Zeitpunkt hatte ich "meinen " Akko-Sound und fand das Instrument einfach nur Klasse. Gut, am Anfang überforderte mich das Instrument noch, denn es übersetzte alles, was ich machte, in Musik - egal ob, gewollt oder Schlampigkeit...Aber nach ein paar Wochen hab ich mich an die Präzision des Instruments gewöhnt und es machte nur noch Spaß.

...Jedernfalls fast...denn das war ja eine "normale" Gola und hatte keinen Melodiebass (von wegen der heimlichen Affinität zur Klassik und so).


Und so besorgte ich mir noch ne Morino VIM zum Klassik spielen... Aber einmal an die Gola gewöhnt, findet man an der Morino nicht mehr so viel Gefallen, denn das Bessere ist einfach des Guten Feind! ...Und so kam es wie es kommen musste... eines Tages machte mir mein Meister ein Angebot, und ich konnte auch eine Melodiebass Gola erwerben. Die, weil ja wieder eine andere Bauserie und andere Bauform, wiederum doch deutlich anders klang und auch ganz anders bedient werden wollte. Auch hier brauchte ich wiederum eine ganze zeitlang, bis ich das Instrument" verstand" und begriff, wie das zu spielen ist. Aber inzwischen weiß ich dass und wie die "große" anders gespielt werden will, als die "kleine" und ich genieße beide. Und ich genieße es auch, dass die unterschiedlich sind und setze das mitunter auch ganz bewusst ein.

Tja, und die genieße ich auch heute noch , und genieße es, dass keines der Register irgendwie scharf, stechend oder unpassend klingt. Natürlich hab ich inzwischen noch viele andere Topinstumente ausprobiert. Da sind auch ein paar dabei, die mir ganz gut gefallen, aber es war keines dabei, das mich soweit auf seine Seite ziehen konnte, dass ich meine beiden Kisten tauschen wollte. So wie s derzeit aussieht, würde ich sagen, ich habe gefunden, was ich wollte, auch wenn der Geldbeutel doch sehr geblutet hat. Aber ich sag mir mittlerweile auch , das Leben ist auch zum genießen da, solange man kann! und so genieße ich meinen Luxus, jedesmal wenn ich drauf spiele!:)


P.S.... nicht dass falsche Vorstellungen aufkommen: alleine durch das Instrument bin ich allerdings nicht besser geworden...aber ich genieße es trotzdem:D
 
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Guten Tag,

Vielen Dank für alle Ihre Beiträge und für Ihre Zeit!

Verliebt habe ich mich in meine Cantus schon auf dem Foto :heartbeat:

Wenn ich keinen melodischen Bass brauchen würde, wäre Cantus-V meine erste Wahl! Ich hatte sie mehrere Jahre (ca. 1988 – 1995) gespielt. Heute habe ich sie nicht mehr, aber gelegentlich leiht mir unser Regenschori seiner eigenen Cantus-V. Im Vergleich zu Dineta ist sie kompakter. Die Cantus-V ist niedriger, aber auch ein bisschen breiter als Dineta (Abb-1 und Abb-2). Die Cantus hat erstklassige Stimmen, die bessere sind, wie die in meinen Dineta (Diskant: Tipo-A-Mano, Dineta-Bass: nach einem Berichtigung-Umbau nur Maschinen-klasse), deshalb hat auch entsprechend geringeren Luftverbrauch. Und Die Cantus hat auch klanglich wunderschöne beide Chöre im Cassotto, sie hat leichte, weiche, leise und feinfühlige Bass-Mechanik. Die rote Farbe der Balg ist beeindruckend (Abb-3). Während meine Kiste nur eine Prinzessin in ihrer MIII-Klasse ist, ist die Cantus eine wahre Königin in ihrer 120-Standardbass-Klasse.

Abbildung 1.jpg Abbildung 2.jpg Abbildung 3.jpg


Aber ganz so einfach wars nicht, das Ganze war etwas komplizerter.
Aber einmal an die Gola gewöhnt, findet man an der Morino nicht mehr so viel Gefallen, denn das Bessere ist einfach des Guten Feind!

Lieber maxito, vielen Dank für Deine wertvolle Erfahrung! Ich glaube, ich habe das Instrument gewählt, das ich vorher kannte. Deine Geschichte ist interessanter, weil sie eine wichtige Sache bezeugt: Das Glück bevorzugt das Vorbereitete! Und Du warst bereit mit Deinen Forderungen, Zielen und Geschmäckern… Deshalb haben Deine beide Legende dich gefunden!:great:

Liebe Grüße, Vladimir
 
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Ich glaube, ich habe das Instrument gewählt, das ich vorher kannte.

Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Für mich rückwirkend gesehen ist es ein deutlicher Vorteil (für ein Instrument) wenn man das schon gut kennt und weiß, wie man es bedienen muss, dass seine Wirkung voll zur Geltung kommt. Da wird es dann für andere Instrumente erstmal schwieriger, weil ja jedes etwas anders funktioniert und man das neue erstmal so anspielt, wie das das man ja schon kennt. ... Kann ganz gut gehen, kann aber auch daneben gehen und es kommt kein AHA Effekt zustande, weil man den Kniff nicht findet, wie man das Instrument richtig zum Klingen bringen kann.

Für mich war es vielleicht wirklich besser so rum, dass ich das Instrument zuerst gehört habe, unter den Fingern von guten und sehr guten Spielern, denn so wusste ich , wie das Instrument klingen kann und wenns unter meinen Finger nicht so klingt, dass es dann erstmal ganz klar an mir liegt.

Das bringt mich zu dem Gedanken, dass die meisten Instrumente wohl eher zufällig zu einem gefunden haben, weil man die in dem Moment gerade so angespielt hat, wie es gepasst hat. Denn ich kenne niemanden, der erstmal ausprobiert, wie das Instrument bedient werden will. Jeder nimmt die in die Hand und spielt so, wie er das gewohnt ist und wenn dann die Musik daraus nicht so klingt, wie man es gewohnt war, dann sagt man normal: das Instrument hat mir nicht gefallen, der Klang war nicht besonders - kommt aber nicht auf die Idee, dass das Instrument nur die eine Hälfte ist und die andere der Spieler beeinflusst und man das Instrument vielleicht nur unpassend angespielt hat.

Einfach ein anderes Instrument in die Hand nehmen und das Instrument praktisch gleich richtig ausnutzen, dass können vielleicht am ehesten Profis und sehr gute versierte Spieler - So sehe ich auch die Geschichte, die @WilliamBasie mit den Dumsets geschildert hat: Es war ein sehr gutes Drumset und es waren sehr gute Spieler, die sich schnell auf die Eigenheiten des bis dato unbekannten Equipements einstellen konnten. So kommt dann trotzdem die Musik der Musiker auf einem sehr guen Instrument gespielt heraus. Bei uns Hobby Spielern geht das meist sehr viel schwerer und drum erleben wir die Unterschiede der Instrumente meist auch viel drastischer, weil wir eben viel länger brauchen, um uns auf ein anderes Instrument einzustellen... Aber auch hier habe ich die Erfahrugn gemacht: bessere Instrumente lassen i.d.R eine größere Bandbreite an Variationsmöglichkeiten zu, wie der Spieler das zum Klingen bringen kann.

Letztenendes für mich zumindest unerheblich, denn aus meiner Sicht habe ich für mich das gefunden, womit ich glücklich und zufrieden bin (weil ich obendrein jetzt sogar Klassik auf dem Instrument üben kann, das mir sehr symphatisch ist):)
 
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ALLE hatten trotzdem ihren eigenen Sound auf den vorgefundenen Instrumenten erzeugt.
Bei uns Hobby Spielern geht das meist sehr viel schwerer und drum erleben wir die Unterschiede der Instrumente meist auch viel drastischer

Ich stimme voll und ganz. Niemand kann seinen eigenen Schatten überqueren. Die Technik jedes Spielers ist individuell. Die gibt dem Spieler eine Freiheit und Charme, gleichzeitig aber bindet ihn auch. In der Geschichte von @WilliamBasie ist ein Aspekt wichtig: Die Spieler hatten keine Wahl. Sie mussten auf dem voreingestellten Schlagzeug spielen. Es wäre interessant zu wissen, ob die Musiker das Schlagzeug auch selbst gerne hätten oder nicht. Ich denke dass gerade die Wahl des Instruments die realen (technischen, spielerischen,…) Möglichkeiten des Spielers aufzeigt. Es ist eine Tatsache, dass in dieser Hinsicht ich als Amateur nicht mit Profis vergleichen kann. Es ist eine traurige Tatsache: mit unserer freien Wahl sind wir niemals wirklich frei. Wir sind an unsere eigenen Schwächen gebunden.

Liebe Grüße, Vladimir
 
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und ich hatte Zeit und probierte dann eben die "kleine" auch noch aus. Und wie ich die anspielte , da hat´s bei mir im Kopf nen Schalter umgelegt und ich dachte" boah, was für n geiler Sound!".

...Jedernfalls fast...denn das war ja eine "normale" Gola und hatte keinen Melodiebass (von wegen der heimlichen Affinität zur Klassik und so).
So in etwa ging es mir mit einer alten Ouverture (IV). Ich spielte nur so ein paar Instrumente an, weil noch Zeit war. Eigentlich suchte ich etwas komplett anderes. Aber der Bassklang war wunderschön. Ich habe daraufhin auch den Nachfolger, die Ouverture V ausprobiert. Die hat einen kompletten, also 12-knöpfigen, Bass statt der 10 Knöpfe der alten Ouverture und ist auch im Diskant komplett mit 33 Knöpfen, wohingegen die Vierer nur 30 Knöpfe hat. Im Prinzip hat sie auch ein verbessertes Innenleben. Nur der Klang war halt -- langweilig. Die alte Ouverture klang dagegen wie Samt oder flüssiger Honig.

Ja. Und dann war ich glücklich damit. Jedenfalls fast. Denn die wiegt gut acht Kilo, und das ist viel zu viel. Schon die Hälfte ist mir eigentlich zu viel. Instrumente mit mehr als drei Kilo spiele ich eigentlich ungern. -- Aber der Klang ... Klang braucht, scheint's, doch etwas Masse. :)
 
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wenn ich das alles lese, merke ich, dass ich vermutlich überhaupt kein "richtiger" Akkordeonist bin :nix:

Dann bin ich's auch nicht :nix:. Ungeachtet von z. B. maxitos interessanter Geschichte, wie sein Akkordeon zu ihm gefunden hat, ist mir die Ausgangsfragestellung (mal wieder) viel zu akademisch. Ich habe keinen riesigen Akkordeon-Fuhrpark, und meine wenigen Instrumente erfüllen allesamt einen guten Mix aus folgenden Kriterien:
- Einsatzzweck
- Klang
- Bespielbarkeit
- Optik
- Preis

Von meinen aktuellen 4 (Handzug-) Instrumenten habe ich übrigens genau eines vor dem Kauf anspielen können - bei den anderen 3 habe ich mich auf Erfahrungen und Bauchgefühl verlassen und bin nicht enttäuscht worden.
Ich sehe das genauso wie INge:

Wie ich mein Instrument ausgesucht habe? Ich habe es nicht ausgesucht - es hat mich ausgesucht.
 
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