Okay, damit können wir schonmal was anfangen. Also der Reihe nach …
Ein wichtiger Punkt ist der
Ohrhörer selbst. Du könntest prinzipiell die HiFi-Ohrhörern deines mp3-Players verwenden, jedoch schwören viele Musiker auf spezielle universelle oder sogar maßangefertigte Hörer, welche besser (im Falle der Customhörer perfekt) sitzen und deshalb angenehm zu tragen sind und darüberhinaus den Umgebungslärm so weit dämpfen, dass du deinen Monitormix auch leise gut hören kannst. Ein guter Sitz ist außerdem für die Basswiedergabe sehr wichtig. Weiterhin ist für wirklich gute Übertragung der tiefen Frequenzen ein Mehrwegehörer eine gute Investition. Ein angepasster Hörer mit zwei oder mehr Treibern kann aber selbst schnell einige hundert Euro kosten.
Ich habe bisher den
Shure SE215 eingesetzt, welcher zwar deutlich mittenbetont klingt, aber fürs Monitoring im Livebetrieb ganz in Ordnung ist. Tiefe Bässe sind hier allerdings nicht drin, dafür muss man tiefer in die Tasche greifen. Mir war aber eher die Mittenartikulation wichtig, was auch dieser vergleichsweise günstige Hörer leistet.
Drahtlose Systeme wie das beliebte
Sennheiser EW300 IEM G3 sind, wie du dir womöglich denken kannst, deutlich teurer als kabelgebundene, bei denen im Prinzip ein günstiger Kopfhörerverstärker und ein paar Verlängerungskabel reichen. Das bietet sich beispielsweise zum Ausprobieren im Proberaum an, falls du gar nicht so sicher bist, ob du weiter investieren möchtest. Günstigere Drahtlossysteme bieten in der Regel weniger Features, weniger Soundqualität und weniger Störungssicherheit, was einem den Spaß wirklich verderben kann. Ich verwende das
LD Systems MEI1000 G2, welches als eines der günstigsten halbwegs brauchbaren Geräte angesehen wird und im lizenzfreien und damit kostenlos nutzbaren Frequenzbereich (in welchen jedoch mit Störungen gerechnet werden muss) funkt. Es gibt sicherlich Spielraum nach oben, aber im Amateurbereich kann man damit durchaus zufrieden sein. Der Live-Härtetest steht bei mir noch aus, weswegen ich keine definitive Empfehlung aussprechen kann. Dir sollte bloß klar sein, dass die Preisspanne hier sehr groß und unter Umständen auch gerechtfertigt ist.
Sehr wichtig und oft übersehen ist der
Monitormix selbst. Aufgrund der hohen Dämpfung durch die Ohrhörer müssen alle relevanten Instrumentensignale abgenommen werden und gelangen letztendlich nur über den Hörer an dein Ohr. Die Idee sich einen Weg am Mischpult zu sichern und das eigene Signal hinzuzumischen ist sinnvoll, jedoch ist ein wirklich guter In-Ear-Mix räumlich und somit stereo, wofür du wiederum zwei Monitorwege bräuchtest. Mono ist möglich, aber weniger detailliert in der Darstellung. Bei kleinen Gruppen kann das allerdings durchaus funktionieren. Überlege dir aber auch, wie du einen Monitormix im Proberaum realisieren möchtest. Da das Spielgefühl ein völlig anderes ist und etwas Gewöhnung erfordert, solltest du dich nicht ohne ordentliches vorheriges Proben mit deinen neuen In-Ears auf die Bühne stellen.
Das wären so meine Gedanken zu dem Thema. Mit 500 Euro ein funktionierendes persönliches In-Ear-System zusammenzustellen ist möglich (schau dir die Produktlinks mal an), wenngleich du vermutlich Abstriche beim Sound machen müssen wirst – es kann einfach nicht mit HiFi-Qualität klingen, was es im Livebetrieb auf der Bühne unter Umständen auch gar nicht muss. Mit besseren und deutlich teureren Komponenten (vor allen der Ohrhörer, weiterhin auch die Funkstrecke) ist hier Verbesserung möglich. Du solltest dir darüber Gedanken machen, wo du deinen Monitormix herbekommst. Ein schlechter Mix aus einem Wedgemonitor ist lästig, mit In-Ears ist es die Hölle. Am sinnvollsten wäre daher natürlich ein Umstieg der gesamten Band auf In-Ear, da man dann einen eigenen Mixer anschaffen und Kosten teilen kann. Das ist aber ein ganz anderes Kapitel …
Ich hoffe, das war nicht zu verwirrend. Wenn du weitere Fragen hast, einfach melden!