Improvisieren mit Akkorden...

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HochFis
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Guten Tag...
Ich spiele schon seit über sieben Jahren Saxophon. Im Laufe der Zeit kam natürlich auch ein paar Mal das Improvisieren an die Reihe (mit Pentatonik und Bluesskala). Nach ein paar Lehrerwechseln soll ich jetzt bei meinem neuen Lehrer nach Akkorden improvisieren und... ich kann es einfach nicht.:(
Sonst habe ich immer mehr oder weniger einfach drauf los gespielt, während ich mich ein wenig an der Bluesskala entlanghangelte und das klang dann auch einigermaßen gut. Meine ehemalige Lehrerin lobte mich auch dafür, dass ich gut nach Gehör spielen würde. Aber jetzt, wo ich nach Akkorden spielen soll, bekomme ich nichts hin, was auch nur annähernd gut klingt. Zum einen kann ich einfach nicht so schnell denken, dass ich sofort weiß, welche Töne ich in dem Takt jetzt spielen darf, obwohl ich das Bluesschema schon seit Monaten immer wieder ganz langsam durchgehe (immer in der gleichen Tonart - bei einer anderen Tonart würde ich wohl wieder ein paar Monate brauchen). Außerdem kann ich mir auch nicht vorstellen, wie man aus den Akkordtönen irgendwas machen kann, was sich gut anhört und ich spiele immer intuitiv Töne, die nicht im Akkord vorkommen.
Kann mir vielleicht irgendwer Tipps geben, wie ich das Üben kann, ohne zu verzweifeln? Ich bin oft schon den Tränen nahe, wenn ich das Übe. Wie gesagt, Improvisieren an sich geht und ich bin auch zweifellos einigermaßen begabt, nur mit den Akkorden kann ich gar nichts anfangen. Mein Lehrer hat gesagt, wenn ich zumindest im langsamen Tempo ein paar mal durch das Bluesschema käme, würden wir mit Skalen weitermachen. Aber im Moment habe ich einfach gar keine Lust mehr, diese verdammten Akkorde zu üben, weil ich mir schon so lange daran die Zähne ausbeiße...
 
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Sag mal ganz ernsthaft: was ist das für ein Lehrer? Er muss dir doch eigentlich zeigen wie du das angehst, wenn ihr die Thematik schon zusammen angeht.

Jedenfalls: dieses Akkorde ausspielen ist und bleibt immer ein Thema, woran man langfristig arbeiten muss. Das ist nicht in zwei Wochen erledigt oder so.
Man könnte das ganze erstmal von Grund auf herangehen. Du hast sicherlich ein Bluesplay-a-long. Da kannst du erstmal von jeden Akkord den Grundton in Vierteln spielen. Dann Terzen, Quinten, Septimen. Wenn sich das gesetzt hat Kannst du einefach 1-3-5-7 in Viertel spielen. Vielleicht nach ner Zeit mal variieren und 3-1-5-7 machen oder irgendwas Anderes.

Gleichzeitig würde ich eine 4 Taktige Melodie mir ausdenken, welches über die Tonika geht. Was ganz Simples was gut die Harmonie darstellt. Die kannst du dann über das Schema spielen. NAtürlich musst du die Melodie natürlich auf die verschiedenen Stufen umdenken.

So würde ich es machen.
 
Hallo,

als erstes würd ich dir mal raten mit dem Lehrer ein ernsthaftes Gespräch zu dem Thema zu führen. Es scheint ja als würdest du auf die momentane Weise nicht weiterkommen und der Lehrer ist dazu da dir weiter zu helfen. Wenn eine Unterrichtsmethode die sich bei den meisten Schülern bewährt hat für einen nicht funktioniert ist das meistens nicht die Schuld des Schülers sondern der Lehrer muss sich was anderes überlegen.

Einen Tip den ich dir geben kann ist ein paar Blueschorusse auszukomponieren und dich dabei hauptsächlich auf die Akkrodtöne, die dir glaube ich theoretisch klar sind, zu beschränken. So kannst du ohne Zeitdruck austesten wie sich die Akkordtöne einsetzen lassen damit sie auch gut klingen.
Wenn du nun so vor dich hin komponierst wirst du einiges nicht wirklich prickelnd finden. Klar, immer nur Akkordtöne ist auch nicht das, was Improvisation besonders spannend macht, besonders im Blues. Aber du wirst auch ein paar Phrasen und Passagen erfinden die gut und logisch klingen. Solche Phrasen solltest du dann gut üben und versuchen an der passenden Stelle unterzubringen. So entwickelst du ein Gefühl für die Form und legst dir einen Grundstock an Tonmaterial zu auf das du zurückgreifen kannst, wenn du dir gerade keine genialen Einfälle aus den Fingern saugst.
Ansonsten kannst du dir auch sogenannte Guidelines zurechtlegen, also Akkordtöne, die du besonders betonst und die zu einem Akkordton in der nächsten Harmonie hinführen. Tut mir leid, ich kann das hier gerade nicht so gut erklären wie ich das gerne würde deshalb vielleicht am besten ein Beispiel:

Einfache Bluesform:
C7 | C7 | C7 | C7
F7 | F7 | C7 | C7
G7 | F7 | C7 | C7

Eine vernünftige Guidline wäre hier zum Beispiel E für C7 dann Es für F7, wieder E, F für G7, Es und wieder E.
Du könntest dich in den ersten vier Takten auf den Wechsel E - C konzentrieren und dann im fünften und sechsten ganz bewusst den Wechsel Es - C bringen. Das ist einfach und klingt gut. Wie du siehst bestehen Guidelines meistens aus Septimen und Terzen, das sind auch die Töne die den Charakter eines Akkordes deutlich machen. Eine weitere mögliche Guideline für das obige Beispiel wäre 4 Takte Fokus aud das Bb, zwei Takte auf's A, wieder zwei mal Bb, dann B (h), A, Bb.

Es kann generell helfen wenn du dich ind dem Material das du verwendest etwas beschränkst. Anstatt daran zu scheitern den ganzen Akkord in jedem Takt über zwei Oktaven zu arpeggieren hat es einen weit größeren Lerneffekt (und klingt auch besser) zum Beispiel die Terzen der Akkorde bewusst zu treffen und zu halten.

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen und wünsche dir viel Erfolg.
Lg, Knebi.
 
...Im Laufe der Zeit kam natürlich auch ein paar Mal das Improvisieren an die Reihe (mit Pentatonik und Bluesskala). Nach ein paar Lehrerwechseln soll ich jetzt bei meinem neuen Lehrer nach Akkorden improvisieren und... ich kann es einfach nicht...
Du hast bisher anscheinend bisher immer über "tonale Zentren" gespielt, also mit einer einzigen Skala über möglichst viele Akkorde bzw. Akkordverbindungen (horizontale Improvisation).
Um sinnvoll über Akkorde spielen zu können (vertikale Improvisation), die Amis sagen dazu auch "through the changes", benötigst Du ein Mindestwissen über Harmonielehre im Pop und Jazz, was im wesentlichen natürlich der klassischen Harmonielehre folgt, aber nicht immer.

Vor allem gibt es einige "Abkürzungen". Du könntest im Vergleich zur klassischen Harmonielehre erst einmal ganz gut an der Oberfläche bleiben und trotzdem zurechtkommen. Und dann gibt es noch etliche Tricks bzw. Clichés zur "Stimmführung" bei den häufigsten Akkordverbindungen, die man mit der Zeit kennenlernen sollte, weil sie den Hörerwartungen an eine "smooth line" entsprechen.
Mit etwas Harmonielehre im Hintergrund versteht man so etwas gleich viel besser.

Allerdings kann Musiktheorie schnell recht abstrakt und Übungen dazu können mangels rhythmischer Gliederung und fehlender Dynamik sterbenslangweilig klingen. Daher kann ich Probleme mit "Akkordbrechungen und Umkehrungen in Vierteln" über irgendwelche Kadenzen (= aufeinander bezogene Folgen von Akkorden in Stücken) gut nachvollziehen.

Da Du bereits praktische Erfahrungen hast, wäre mein Vorschlag, zunächst einmal deinen Pentatonik- und Blues-Scale Schatz akkordbezogen anzuwenden. Das geht sehr gut über "fallende" Dominant Sept-Akkorde durch die Tonarten.

Auf diese Weise würdest Du ganz praktisch lernen, künftig nicht nur über tonale Zentren zu spielen wie bisher, also möglichst lange bei einer Skala zu bleiben. So steigst Du mit dem, was Du bereits kannst, in die vertikale (= akkordbezogene) Spielweise ein.
Daher würde ich nicht unbedingt gleich wieder den F-Blues mit einer F-moll Pentatonik oder F-Blues-Scale komplett durchdudeln und dann das Ganze in C, Eb..., wie vielleicht früher einmal. Und auch nicht mit den Akkrodbrechungen von Drei- und Vierklägen (Arpeggios).

Statt dessen würde ich empfehlen jeden Akkord zunächst mit der passenden Pentatonik oder Blues-Scale beginnen. Nur zur Info: es gibt die sehr verbreitete Dur- (1, 2, 3, 5, 6) und die Moll-Pentatonik (1, b3, 4, 5, b7) sowie noch einige andere mehr.
Das lohnt sich enorm, für die Finger und das Gehör. Gehör ist das, was in der Improvisation letztlich immer entscheidet.

Es gibt übrigens erfreulicherweise nicht viele Akkordtypen: dur, moll, dominant, vermindert, halbvermindert, übermäßig (engl:. major, minor, dominant, diminished, half-dim., augmented). Alles, was dir in Real Books oder sonstwo an Akkordbezeichnungen unterkommt, lässt sich diesen Typen zuordnen, egal wie kompliziert das Akkordsymbol zunächst aussieht.

Einfach fällt der Anfang, wenn Du dir den Quintenzirkel "rückwärts", nämlich als Folge von Quarten aufschreibst (C - F - Bb - Eb...). Dazu am besten ein Play-Along von diesen "fallenden" Dominant-Septakkorden laufen lassen, z.B. auf Aebersold Vol 1, Track 8 (und viele anderen Play-Alongs).

Du kannst dieses Konzept auch noch besser ausgearbeitet kostenlos online ausprobieren, ich habe es von Willie Thomas übernommen. Die Video-Lektion samt PDF gibt es hier bei "Uncle Willie"

Ein "Improvisations-Lehrer" sollte den Schüler dort abholen können, wo er gerade in seiner Entwicklung steht und die dazu passenden Übungen aus dem Hut zaubern bzw. dank seiner Erfahrung zur Verfügung haben.
Damit dir der Spaß an der Sache erhalten bleibt, wäre es wichtig, ein eventuelles Missverständnis mit dem Lehrer zu klären.
Sage ihm deshalb in Ruhe und möglichst genau, was gerade fachlich dein Problem ist und was Du vom Unterricht erwartest. Ein vom Lehrer gut gemeintes "fördern durch fordern" kann schon einmal versehentlich "überfordern", man muss dann halt d'rüber reden. ;)
 
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