Improvisation über "Alice in Wonderland"

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Jazzzz
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Hallo :)

Ich spiele demnächst bei einem Auftritt das Jazzstandard "Alice in Wonderland" zusammen mit einem Pianisten. Nun habe ich zur Improvisation eines Solos eine Frage. Das Stück sieht so aus...

Alice in Wonderland.jpg

Im Prinzip kann man über alle Akkorde ja die C-Dur-Tonleiter spielen, weil es sich durch die Skalen so ergibt...es gibt ein paar Ausnahmen, zum Beispiel E7...darüber spiele ich dann mixolydisch.
Nun klingen meine Soli aber immer noch sehr ...ja, "etüdenmäßig" und nicht so richtig nach Jazz. Was kann ich verändern, damit ein "jazzigerer" Sound rüberkommt? Bisher spiele ich wie gesagt d-dorisch, g-mixolydisch, c-ionisch usw.
Hat jemand ein paar Tipps, vielleicht auch Ideen für andere Skalen, die man verwenden kann?
Ich würde mich wirklich über Hilfe freuen:D.

Viele Grüße
pencil.png
 
Eigenschaft
 
Ein Tipp, nicht von mir, sondern von Scott Henderson: Spiele nicht über die Changes, spiele durch die Changes.

Soll heissen, dass Du nicht bei jedem Akkordwechsel auf dem Grundton des Akkords eine Skala beginnen sollst ("etüdenmäßig"), sondern Dir Motive ausdenkst, im Idealfall spontan also improvisiert, und diese wiederholst. Das können einfachste Dreiergrüppchen von Noten sein, aber auch einfach ein rhythmisches Muster.

Wichtig ist zudem, dass die Melodie, wenn sie aufsteigt, auch bei einem Akkordwechsel weiter aufsteigt, selbst wenn der Akkordwechsel z.B. eine Terz nach unten geht.

Natürlich kann man auch eine 2-5-1 als Arpeggio spielen, dann aber versetzt mit Bluenotes, z.B. eine chromatische Annäherung beim Wechsel von der Dominanten auf die Tonika. Beispiel Takte 1-3

3/4 Takt | D moll7 (zweite Stufe C Major) | G7 (dominant sept, 5. Stufe) | Cmaj7 (Tonika) |

Line (8tel)

| D - D# - F - F# - G# - F# | G - B* - D - F - G - D# | E - C - - - - - |

*) deutsches H

erster Takt ist D alteriert, zweiter Takt ist das G7 Arpeggio mit einem Leitton zur Terz des C major auf der 1 im dritten Takt (alles "aufwärts" gespielt)

-----------------------------------------------------10---12----8--|---9------------
-----------------------------------------9----12----------------------------10-------
-------------8--9---11---9---|---10-------------------------------------------------
-10--11------------------------------------------------------------------------------
 
Danke für die Antwort! :)

Der Basslauf ist ja schon cool, nur verstehe ich nicht genau, was mit "D alteriert" gemeint ist. Was ist das genau für eine Skala, und kann ich diese Konstruktion über jeden Akkord spielen?
 
die "alterierte Skala" ist im Prinzip die siebte Stufe von Melodisch moll.

C melodisch Moll ist:

C - D - Eb - F - G - A - B - C also

C (Ganzton) D (Halbton) Eb (Gt) F (Gt) G (Gt) A (Gt) B (Ht) C

d.h. die siebte Stufe ist die Skala ab B gespielt, dann

Grundton - HT - GT - HT - GT - GT - GT - GT = B - C - D - Eb - F - G - A - B

Das besondere ist, dass man zu B einerseits mit dem D die Mollterz, mit dem Eb aber auch die Durterz hat. Die alterierte Skala ist also keine "reine" Dur- oder Moll-Skala, sondern wird als Dominantskala eigentlich über Dominant-Sept-Akkorde gespielt, am besten die fünfte Stufe in einer Moll 2-5-1 mit einem IIm7(b5) - V7 Wechsel.

Aber in obigem Beispiel passt sie auch sehr gut auf die zweite, dorisch Moll Stufe.

An Deiner Stelle würde ich mit diese Skala draufschaffen, aufwärts, abwärts, in 2er-Päckchen, in Dreiergruppen, dies auch wieder aufsteigend und absteigend. Du wirst merken, dass man sie sehr schön einsetzen kann und wenn die mal sitzt, dann wirst Du auch ein Ohr für den Klang dieser Scale entwickeln und intuitiv solche Lines mit einem Halbton-Ganzton-Sound spielen.

Sie klingt halt sehr "outside", d.h. ich würde sie nicht unbedingt in Vierteln über zwei Takte spielen, aber Jazz sind eben nicht nur die Noten die perfekt passen, sondern vielmehr die Noten die "nicht passen", und daher einen gewissen Zug zur Auflösung erzeugen.

Generell würde ich viel über das Gehör machen und blos nicht zu viel Skalen auf einmal verwenden. Letzteres führt nämlich eher zur vollständigen Verwirrung als zu tollen Soli.

Dur - Moll - Bluestonleiter - harmonisch Moll - Pentatonik und die og alterierte Skala ... damit kann der Durchschnittsimprovisateur schon wirklich, wirklich ne ganze Menge anfangen.
 
Vielen Dank für die Erklärung!!! Mit dem Material werde ich üben...:) Fange gerade erst an mit der Improvisation und muss mich erst ein bísschen reinfinden.;)
 
'kay, checks aus ... aber das Stück ist nicht ohne, für den Anfang. Da würde ich eher mal Footprints, All Blues, Someday my prince will come etc probieren, wenns 3/4 bzw 6/8tel sein soll.

Aber hier mal ne super Version von Alice:

OSCAR PETERSON "ALICE IN WONDERLAND"

Vielleicht ist das ja ne Inspiration.
 

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