Dankeschön! Bis mein Beitrag kommt, dauerts noch n Weilchen, aber ich kann vorweg schon mal eine harmonische Analyse liefern. Dabei laß ich das Intro mal außen vor, das finde ich sowieso komisch, da denk ich mir lieber selber eines aus.
Wenn man so will, hat man in den ersten 6 Takten eine Dominantenkette. In den ersten beiden die Zwischendominante D7 mit A als Grundton (interessiert nur den Bassisten bzw. die linke Hand). Ab° (sprich: vermindert) in den nächsten beiden Takten ist ein Substitut für die Zwischendominante G7. Als letztes dann das C7 als Hauptdominante mit Gm7 als vorgehaltener 2. Stufe. In Takt 7 und 8 löst sich das ganze dann nach Fmaj auf. (Zuvor allerdings noch einmal F vermindert als Vorhalt - den kann man fürs Solieren allerdings getrost ignorieren.)
In der nächsten Phrase wechselt das tonale Zentrum zu C. Zunächst haben wir Bb7 als Sekundärdominante (bVII7) mit Fm vorher als dazu zugehöriger 2. Stufe (IVm). Das Em7 im dritten Takt der Phrase ist die 2. Stufe zur Zwischendominante A7, die nach D7 auflöst. Da D7 selbst nicht auflöst, ist es als Sekundärdominante zu betrachten. Folgt noch Dm7 als 2. Stufe und Ab° als Ersatz für die 5. Stufe von C.
Dritte Phrase ist genauso wie die erste.
Die vierte Phrase sieht auf den ersten Blick ähnlich aus wie die zweite, hats aber in sich. Fm7 und Fm6 weiß ich nicht so recht einzuordnen. Spontan würde ich sagen, Fm6 ist Substitut für Bb7 und fungiert so als Sekundärdominante wie in der zweiten Phrase. Voicing ist jedenfalls das gleiche, genau so wie die Skala. Em7, Am7 und Dm7 sind Teile der großen Kadenz in C, also 3., 6. und 2. Stufe, alles zur Dur-Diatonik von C, schlußendlich mit G7b9 als großer, fetter, finaler 5. Stufe, die schlußendlich zum - hoppla, Überraschung! Anstatt aufzulösen, gehts wieder zurück zum Em7, die ganze große Kadenz noch mal durch, bis nun mit dem finalen C6 das tonale Zentrum erreicht und das Schäfchen im Trockenen ist.
Nun die alles entscheidende Frage - was darüber spielen? Theoretisch korrekt würde es so aussehen:
D7/A: D mixolydisch #11 (= A melodisch moll)
Ab°: Ab GT-HT
G-7, Csus, Fmaj: F dur
F-7: F dorisch (= Eb dur)
Bb7: Bb mixo #11 (= F mel moll)
E-7: Hier phrygisch (= C dur) , da die Melodiestimme hier kein Vorzeichen vorm F hat - dementsprechendes phrygisches Voicing spielen!
A7b13: A alteriert ( = Bb mel moll)
(ich überspringe jetzt die redundante 3. Phrase)
F-7: F dorisch (= Eb dur)
F-6: F mel moll
E-7, A-7, D-7: C dur
G7 b9: G HT-GT
E-7, A-7, D-7, G7, C6: C dur (schwer, ne?
)
Allerdings können wir uns an manchen Stellen das Leben deutlich leichter machen (Änderungen fett markiert):
D7/A: D mixolydisch #11 (= A melodisch moll)
oder H moll Pentatonik
Ab°: Ab GT-HT
G-7, Csus, Fmaj: F dur
oder A moll Pentatonik
F-7, Bb7: Eb dur oder G moll Pentatonik
E-7: E dorisch = D dur oder F# moll Pentatonik mit normalem Moll-Voicing. Achtung! Wenn ihr das Thema spielt, müßt ihr aber wegen der Melodie nach wie vor das phrygische Voicing spielen!
A7b13: b13 weglassen und A mixolydisch = wie oben D dur oder F# moll Pentatonik spielen
F-7: F mel moll (beißt sich eigentlich mit der Septime im Voicing, klingt aber trotzdem gut)
F-6: F mel moll
E-7, A-7, D-7: C dur
oder E moll Pentatonik
G7 b9: b9 weglassen und beim C dur (bzw. bei der Pentatonik) bleiben
E-7, A-7, D-7, G7, C6: drei mal dürft ihr raten
Das klingt alles furchtbar theoretisch, aber sehr hilfreich ist das, was in Mark Levines Jazz Piano Book steht: Akkorde und Skalen sind im Jazz eigentlich im Prinzip das gleiche! Man sollte eigentlich weniger in Akkorden, sondern stärker in Skalen denken. Das leuchtet einem ein, wenn man merkt, für wie viele unterschiedliche Akkorde es ein und dasselbe Voicing und ein und dieselbe Skala gibt. Man sollte Voicings daher immer mit den zugehörigen Skalen üben, dadurch automatisiert sich das irgendwann. Dann kriegt man das hin, ohne größer drüber nachzudenken.
Btw: wenn jemand nicht weiß, was sich hinter GT-HT und HT-GT verbirgt, dann möge er laut und deutlich schreien.