Ich bin müde...

LeGato
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So, geschafft: Der letzte Gig dieses Jahres ist vorbei, bis Januar ist Ruhe, und erst im Mai nächsten Jahres geht es dann wieder so richtig los, vermutlich wird es auch dann wieder kaum ein Wochenende ohne einen, zwei oder auch drei Gigs geben.

Aber im Moment ist es ruhig, und ich merke, dass ich irgendwie müde bin. Der ganze Trubel um die Band (Cover, leidlich erfolgreich) nervt mich. Organisation, Buchhaltung, Vorbereitungen fürs nächste Jahr, Proben - das ist mir im Moment irgendwie alles zu viel, am liebsten würde ich mich ganz zurückziehen und einfach mit ein, zwei guten Mitmusikern hin und wieder im Irish Pub ein bisschen mucken... just for fun.

Es geht absolut nicht darum, mich zu beklagen! Meine Bandkollegen sind nett, das Musikmachen macht Spaß, wir lachen viel. Die Gigs sind ok bezahlt, die Veranstalter und Local Crews meistens nett, das Publikum im Allgemeinen super drauf. Wir haben unseren eigenen Tontechniker, einen eigenen Backliner, einen eigenen Tourbus (naja, ok, Edelsprinter ;), haben erst letzten Samstag vor ca. 9000 wild feiernden Zuschauern gespielt - alles in allem bin ich also viel viel viel weiter gekommen, als ich es mir je hätte träumen lassen, als ich mit einigen Kumpels damals die erste Schülerband gründete. Leider geil! :D

Und trotzdem: Die endlosen Autobahnfahrten nerven jedes Jahr mehr. Hotels, anfangs unfassbar coole Bestätigung des vermeintlichen "VIP-Status" :cool:, sehen mittlerweile alle gleich aus. In dem allgemeinen Gewusel bei Auf- und Abbau und Backstage (wir sind mit Crew zwölf Personen, dazu noch die Local Crew, Veranstalter, AgenturbetreuerIn etc.) würde ich mich am liebsten in eine ruhige Ecke zurückziehen und unsichtbar werden. Und je mehr sich besonders bei großen Gigs alle bemühen, dass es mir und meiner Band gut geht, desto mehr wünsche ich mir, in irgendeiner kleinen Kneipe ein entspannt vor mich hin zu daddeln.

Klingt undankbar, oder? Aber dieses Gefühl befällt mich seit einigen Jahren regelmäßig im Spätherbst...

Und jetzt kommt das wirklich Perverse: Ich weiß schon jetzt ganz genau, dass ich im nächsten Frühjahr wieder unruhig vor mich hin hibbele und es kaum erwarten kann, dass wir wieder ernsthaft auf Tour gehen :eek: :rolleyes:

Wie ist das bei euch? Gibt es hier Leute, denen es auch so geht? Ist das vielleicht sogar ein normaler Zustand? Oder geht es nur mir so, und ich muss mich damit abfinden, irgendwie ein bisschen komisch zu sein...? :redface:
 
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Ich bin musikalisch mit mir so sehr im Reinen wie schon lange nicht mehr, allerdings bin ich auch nicht in der Intensität unterwegs wie Du.

In diesem Jahr hatte ich etwa 10 große Gigs mit der Partyband von N-JOY, teilweise riesige Bühnen, tausende Zuschauer, aber in der vergangenen Woche auch mal was ganz anderes, nämlich eine Weihnachtsrevue, die auch für EinsFestival aufgezeichnet wurde (heute 11.55 Uhr, die meiste Musik haben sie leider rausgeschnitten, um mehr Zeit für Klamauk zu haben). In der Truppe bin ich musikalisch das schwächste Glied (hauptberuflich nämlich Nachrichtenschreiberling), Schlagzeuger, Keyboarder und Bassist schütteln vieles aus dem Ärmel, während ich mich immer noch ein bisschen mehr auf den Hosenboden setzen muss. Wir haben wenige, aber dafür straff durchorganisierte Proben, in denen schnell alles sitzen muss - und in denen ich mich natürlich nicht vor den anderen blamieren will. Ein unglaublicher Ansporn, das macht riesig Spaß.

Meine alte Amateurband habe ich Anfang des Jahres verlassen, weil sich das Projekt musikalisch in eine andere Entwicklung hat, als mir vorschwebte. Wir sind im Guten auseinandergegangen und ich habe ein neues Projekt mit Freunden angefangen. Die anderen sind alles Band-Anfänger, wir sind auch nach monatelangem Proben vom ersten Auftritt weit entfernt. Zu Beginn war ich etwas enttäuscht vom geringen Fortschritt, aber wir haben völlig ohne Druck eine großartige Zeit miteinander. Genre ist "untypisches Cover", wir spielen Indie-Nummern wie Maximo Park, We invented Paris und Kettcar. Neulich hab ich mich das erste Mal selbst ans Mikro gestellt.

Beide Bands machen mich auf jeweils ihre Art sehr glücklich, das ist in der Kombination sehr erfüllend.

Ich kann so ein privates Nebenbei-Kuschel-Projekt für die innere Balance sehr empfehlen. :)
 
Hi LeGato,

vielleicht liege ich ja jetzt total schief ... aber:

Was zur Hölle spricht dagegen, in deiner "major-freien" Zeit genau das zu tun was du schreibst: PUB-GIGS?

Ich selbst kenne das Feeling was du beschreibst ziemlich gut, habe mich allerdings bereits vor geraumer Zeit entschieden, das "Rat-Race" von Gig zu Gig zu beenden - wollte nicht enden wie ein gewisser Rory G. (was die Psyche angeht).

Das Blöde ist, dass man die "Bodenhaftung" verlieren kann, wenn man "heute Hamburg, morgen München" spielt: Es ist für alle (örtlichen) Beteiligten eine große Nr. (weil was besonderes) - aber für uns Musiker wird irgendwann jede Stadt "gleich" ... das hat imho nichts mit "Undankbarkeit" zu tun ...

Hey Mann! Du hast Recordings (oder sogar Vids)? Du weisst was du kannst? Du kennst lokal Leute mit denen du einen Abend bestreiten kannst?

Dann - mach was draus!

Himmel, ich klinge wie meine Oma! Aber es ist in Wirklichkeit genau das Ding:
Evtl. bist du etwas aus dem "Gleichgewicht" ... aber du gibst dir bereits im Eröffnungsthread selbst die richtige Antwort (alles imho, und bitte in keinster Weise gemeint wie "meine Oma", OK? ;o)

Ach ja: Hey, LeGato - du BIST ein Bisschen komisch ...
Aber auch nicht mehr als wir alle, die wir schon mal wirklichen Tourstress erlebt haben! ;o)

In jedem Fall wünsche ich dir dass du das tust, was gut & richtig für dich ist!

GLG!
 
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So, geschafft: Der letzte Gig dieses Jahres ist vorbei, bis Januar ist Ruhe, und erst im Mai nächsten Jahres geht es dann wieder so richtig los,

Das sieht bei mir etwas anders aus...ich vertrete bei Musicals diverse Kollegen im Orchester, und wenn die gut zu tun haben, habe ich auch gut zu tun - und das ist jetzt gerade der Fall. Dann bin ich Klavierbegleiter bei Chören und Solosängerinnen, habe ein Blechblasquartett mit gerade einem kleinen, aber feinen Adventskonzert, dazu zweieinhalb Musikschulen... von Weihnachten bis 2.W-Tag sind's 6 Auftritte, um Silvester herum 4. Ruhig wird's hier im Sommer.

Ich hab mir oft überlegt, wie das Leben als tourender Musiker wäre. Hier bei meinen Gigs in Musicals und als Entertainment-Pianist kehrt doch eine gewisse Routine ein, gegen die ich mich wehren muss (und bisher auch locker wehren kann). Öfters kommen in meine Hotelbar einige tourende Bands, die hier absteigen, und ehrlich gesagt so demotiviert aussehen, wie du es beschreibst. Da bin ich eigentlich ganz froh, dass ich zumindest die tägliche Abwechslung habe.

Es geht absolut nicht darum, mich zu beklagen!

Ebenso ;) jeder Job kann zur Routine werden. Aber ich weiss es mittlerweile zu schätzen, wenn ich von ganz unterschiedlichen Seiten gefordert werde (Arrangement, Produktion, Dirigieren, Spielen) und ich weiß, dass ich das als tourender Musiker vermutlich so nicht hätte.

desto mehr wünsche ich mir, in irgendeiner kleinen Kneipe ein entspannt vor mich hin zu daddeln.

Das kannst du dir natürlich an einem Finger abzählen, dass auch so eine Situation ganz schnell in ein Dienstleistungsszenario münden kann, aus dem neue Zwänge entstehen :D Aber ich weiss, was du meinst.

Und jetzt kommt das wirklich Perverse: Ich weiß schon jetzt ganz genau, dass ich im nächsten Frühjahr wieder unruhig vor mich hin hibbele und es kaum erwarten kann, dass wir wieder ernsthaft auf Tour gehen :eek: :rolleyes:

Kann ich sehr gut nachvollziehen...meine maximale Urlaubszeit, getrennt von meinen Instrumenten, ist zwei Wochen. Alles andere wird zum Stress, wenn ich nicht spielen darf oder kann. Und wenn ich einen meiner kleinen Jobs über mehrere Wochen nicht gemacht habe, ist die Wiedersehensfreude auch groß.

Wie ist das bei euch? Gibt es hier Leute, denen es auch so geht? Ist das vielleicht sogar ein normaler Zustand? Oder geht es nur mir so, und ich muss mich damit abfinden, irgendwie ein bisschen komisch zu sein...? :redface:

Wie gesagt, die Abwechslug macht IMHO das Musikerleben erst lebenswert. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit bekommt man doch öfters signalisiert, dass man auch mit ganz einfachen und kleinen Dingen eine Wertschätzung erfährt. Manchmal bekomme ich mit dem richtigen Song beim Weihnachtsbrunch im Hotel relativ mehr Applaus als mit der tierisch groovenden Big-Band beim Open-Air-Auftritt im Sommer.

Harald
 
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Ich würde sagen.... Du wirst halt älter !
 
Ich würde eher sagen, dass Du einfach im Spätherbst zum ersten Mal Zeit für Dich hast und Zeit um Dich ein wenig gehen zu lassen. Etwas "depression" ist da ganz normal. Ich kenn das zwar nicht von der Musik (dafür bin ich bei weitem zu unerfolgreich), dafür aber vom Job. Ich hab im Sommer meine Promotion abgeschlossen, davor war ich 3 Jahre im Dauerstress und bin außerdem noch Vater geworden. Als ich dann zwischen Ende der Promotion und Anfang eines neuen Jobs 3 Monate nur für mich mit meiner Tochter hatte, war das auch ganz komisch, da dachte ich am Anfang auch, mir fällt die Decke auf den Kopf.
Mich hat da meine Tochter als ziemlich Zeit- und Spaßintensives "Dauerprojekt" "gerettet", ansonsten würde ich Dir raten, einfach mal was ganz anderes zu machen in der Zeit. Kauf Dir ne X-Box, einen richtig dicken Wälzer, den zu lesen Du während der Gig-Saison nie die Zeit finden würdest oder lern ne Sprache. Das hört sich zwar banal an, aber etwas Ablenkung und Erfrischung für die grauen Zellen tut sicher gut.
 
Ich kenne es zur Zeit vllt etwas anders.
In den letzten Wochen und Monaten habe ich viel Zeit und Kraft in meine alte Band gesteckt. Dann hört unser Bassist auf einmal auf, jetzt geht noch unser Gitarrist zum studieren und arbeiten weg. Nach längeren Gesprächen und Telefonaten kam es dann zum Riesen Krach, seitdem ist Ende.
Von dem Punkt an bin ich auch in ein riesen Loch gefallen. Weiß nicht mehr wohin mit meiner Zeit und habe auch zur Zeit keine Kraft.
Mein Rhythmusgitarrist und ich stellen zwar gerade eine neue Band auf die Beine aber ich versuche mich da fast sogut es geht rauszuhalten.
Ich versuche die Zeit viel mit meiner Partnerin zu verbringen, mal wieder alte Freundschaften aufleben zu lassen oder einfach mal einen Tag nichts zu machen und lecher kochen und sich ausruhen.
Da ich weiß wenn die neue Band steht wird es wieder mit Gigs losgehen wo ich mich auch wieder tierisch drauf freue.
 
Mein Rhythmusgitarrist und ich stellen zwar gerade eine neue Band auf die Beine aber ich versuche mich da fast sogut es geht rauszuhalten.


Da ich weiß wenn die neue Band steht wird es wieder mit Gigs losgehen wo ich mich auch wieder tierisch drauf freue.



irgendwie widerspricht sich das...
 
Hey LeGato,

ich kann das ganz gut nachvollziehen. Wir sind auch quer durch die Republik unterwegs, und wenn wir nach 3 Gigs und 2500km auf der Straße nach dem Wochenende nach Hause kommen, frage ich mich auch jedes Mal wieder, warum ich das eigentlich mache, und ob das nächstes Wochenende wirklich schon wieder sein muss.
Dabei bin ich gerade mal 25, stehe noch ganz am Anfang meiner Karriere, und kann wahrscheinlich die körperlichen Strapazen des Touralltags noch etwas besser auffangen. Und die Strapazen sind ja leider nicht das anstrengende Spielen, sondern vor allem sitzen, sitzen, sitzen, schlechte Matratzen... und immer das gleiche labberige Hotel-Frühstück. Wie ich die gute Fleischwurst von unserem Metzger manchmal vermisse ;-)

Ich habe aber Gott sei Dank den großen Vorteil, dass wir 1-2 mal im Jahr intensiv touren, und danach erstmal wieder ein paar Monate Pause machen. In den tourfreien Perioden mache ich neben meinen 4 Tagen Musikschule viel Aushilfen, und gehe meinem Hobby nach: Musik machen ;-)
Es hilft ungemein, sich mit den liebsten Kollegen ein kleines Side-Projekt zu starten, mit dem man mal nur genau das spielt, was man am liebsten macht.
Da schaut man sich dann an, wann man mal 1-2 Proben organisieren kann, und sucht sich 1-2 Pubs bei denen man hin und wieder spontan mal für ein paar Freibier die Sau rauslassen kann. Mir tut das immer unglaublich gut, mich mit dem harten Kern meiner Musikerkollegen, also den Jungs mit denen ich zusammen musikalisch groß geworden bin, einfach mal so gut wie ungeprobt die ein oder andere Pub-Session ab zu halten. Musik ist ja nicht nur unser Beruf, sondern soll ja in Teilen auch ein schönes Hobby sein.

Hinzu kommt, dass die Tage kurz sind, das Wetter beschissen, und du wahrscheinlich wie ich seit Wochen keinen freien Tag mehr hattest. Die letzte Woche vor Weihnachten habe ich mich auch mit viel Mühe von Schüler zu Schüler und von Gig zu Gig schleppen müssen... aber ich freue mich jetzt auch, dass es nächste Woche wieder losgeht. So richtig die Finger stillhalten kann man dann doch nicht.

Heute abend wir erstmal fleißig gemuckt... aus Spaß an der Freude. Schön im Irish Pub, mein kürzlich erstandenes Wurly darf zum ersten Mal aus dem Wohnzimmer raus, und ich kann tuen und lassen was ich will, ohne dass mir einer vorwirft, ich würde meinen Job nicht gut machen.
Da ist es mir heute auch total egal, dass ich an Silvester nur mit nem Hunni nach Hause gehe. Ich hatte vorher nen sehr gut bezahlten Gala-Job in Aussicht, und bin im nachhinein eigentlich ganz froh, dass der geplatzt ist. So mit Aschenbecher und Whisky auf dem Piano spielt es sich doch wesentlich schöner als im Anzug vor irgendwelchen Bonzen den Affen zu machen mit Rihanna & Co.
Sowas braucht man manchmal einfach um wieder ein wenig zu aufzutanken.
 
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Mir ging es auch so...

An sich ist alles perfekt, super Klima in der Band, viele vernünftig bezahlte Auftritte in der ganzen Republik und dem benachbarten Ausland, gute Auftragslage für die Zukunft. Aber das ewige Touren ist auf Dauer echt anstrengend und hat auch seinen anfänglichen Reiz verloren, wie auch schon einige Vorposter festgestellt haben-die Zeit auf der Autobahn ist zu lang, die Nächte im Hotel generell zu kurz;)
Ich habe zum Glück seit zwei Jahren zum Ausgleich ein Nebenprojekt, das nur aus Hobbymusikern besteht. Wir spielen Blues- und Rocknummern, meist aus den 60ern, und treten gelegentlich mal im kleineren Rahmen gegen freie Verpflegung in Kneipen und Pubs auf, manchmal geht auch ein Hut rum. Es tut echt gut, mal ohne großen Leistungsdruck Musik zu machen und vor allem den direkten Kontakt zum Publikum zu haben,der auf den großen Events ja eher selten zustande kommt. Kann ich nur empfehlen:)
 

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