Mit dem Notenlesen tue ich mich schwer und kann mich nicht an den Takt halten.
Was Du beschreibst, das kann niemand, der es nicht richtig erklärt bekommt und dabei gelernt hat, isolierte Schwachstellen selbständig "wegzuüben".
Manchen fällt Notenlesen sowie das Umsetzen auf dem Instrument sehr leicht, andere müssen sich systematisch an die Aufgaben machen und mehr Konzentration für die Grundlagen aufbringen.
Du könntest dich von deiner Lehrerin auf Musikalität testen lassen: wenn Du bei zwei nacheinander vorgespielten Töne richtig erkennen kanst, dass sie entweder gleich hoch und gleich lang sind oder der erste von beiden etwas höher, tiefer und länger oder kürzer ist, dann bist Du für ein musikalisches Hobby bereits ausreichend gerüstet.
Ich glaube allerdings, das Problem liegt woanders: derzeit bist Du offenbar in einer Sackgase gelandet.
Das ist frustrierend, aber kein Zeichen für mangelnde Musikalität.
Vor allem geht es bei Amateurmusikern darum, an der Beschäftigung mit dem Instrument und am Musizieren Freude zu haben (am Üben natürlich auch). Dieser Spaß am Tun ist die allerwichtigste Grundlage für das Weitere und ich nehme an, das ist bei dir etwas aus der Sicht geraten.
Das Notenlesen deiner einstimmigen Notationen hat mit Musikalität schon gar nichts zu tun, das ist reine Übungssache.
Aber in der Folge von Schwächen beim Noten lesen ist es klar, dass Du niemals den "Takt halten" kannst, wenn Du statt mit dem Musizieren bereits mit dem puren Identifizieren der Noten im Hinblick auf deren Tonhöhe/Vorzeichnung, rhythmischer Auflösung und deinen Griffen vollauf beschäftigt bist.
Du musst dann zu viele Dingen gleichzeitig beachten, also zu viele Informationen auf einmal verarbeiten. "Takt halten" wäre da im Augenlick einfach zuviel verlangt.
Deine Beschreibung liest sich für mich, als wäre auf unsicherem Grund zu weit gegangen worden. In dieser Lage hilft nur, die Lücken mit solidem Wissen aufzufüllen.
Ich würde dir vorschlagen, im Unterricht erst einmal tatsächlich ein wenig mehr an der Musikalität zu arbeiten. Dazu kannst Du ganz einfache Übungen spielen, die völlig ohne Noten auskommen.
Kleines Beispiel: deine Lehrerin spielt einige wenige Töne vor oder sogar nur einen einzigen Ton, zunächst als rhythmisch einfache Figuren.
Du spielst das dann sofort nach, den Anfangston darfst Du natürlich wissen.
Wenn das auch mit Drei-Ton-Melodien klappt, dann kann man auf einfache, auch intervallische Tonfolgen von Tonleiterausschnitten und Pentatonik erweitern oder auch populäre Melodien nachspielen, dazu sind unglaublich viele Pop-Hits gut geeignet. Beim Spielen solcher Sachen nach Gehör lernst Du auch, einige Intervalle übers Hören zu erkennen und Gehörtes auf dem Instrument umsetzen zu können.
Wichtig finde ich, dabei in der "Komfort-Zone" zu bleiben. Wird so etwas richtig angeleitet, dann pumpt es dich mit Energie und Freude am Spielen regelrecht auf und Du wirst wieder hochmotiviert und voller Zuversicht aus dem Unterricht schweben.
Um am Notenlesen zu arbeiten, würde ich empfehlen, Band 1 einer bewährten Schule zu nehmen und dir ganz genau erklären zu lassen, worum es jeweils in dem zu bearbeitenden Kapitel geht. Außerdem, wie man die enthaltenen Übungen mit dem Metronom übt.
Auch eine Percussion-Hochbegabung wie Martin Grubinger übt mit Metronom, um wieviel nötiger haben das also "Normalos".
Die Grundelemente des Notenlesens (= Tonhöhe und Rhythmik der Noten von Übungen eines bestimmten Kapitels in der Blockflöten-Schule) solltest Du wiederholen, bis das ohne und mit Instrument absolut sicher und wie im Schlaf klappt.
Es wäre grundverkehrt, bei diesen Dingen möglichst schnell weiterkommen zu wollen.
Du wirst durch die vorgeschlagene Arbeitsweise jederzeit Noten flüssig benennen sowie die Rhythmik einer Notation (Melodie, Übung) vorklatschen und auch vom Hören aufschreiben können. Gerne erst einmal mit Unterstützung vom Metronom, dann auch ohne nach einem Vorzähler.
Nur wenn eine Lektion sicher und fehlerfrei klappt, kommt die nächstfolgende dran (= für Redundanz sorgen).
Dich darin anzuleiten, zu unterstützen und die Fortschritte festzustellen wäre eine Aufgabe des Unterrichts der nächsten Zeit. Das bringt dir sehr schnell mehr als immer neuer Stoff.
So könntest Du die Erfahrung machen, dass man Musik mit offenen Ohren ganz intuitiv machen kann und dass man mit Tonleitern oder Teilen davon ganz prima herumspielen kann - das macht wirklich Spaß.
Gruß Claus