Holz versiegeln am Hals / Korpus

J
JM0
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
11.12.22
Registriert
16.06.14
Beiträge
701
Kekse
633
Hallo Zusammen,

nehmen wir mal die Rory-Strat als Beispiel her. Dort liegt sowohl am Hals (Rückseite) wie auch am Korpus (überall) extrem viel Holz offen. Ich habe mich gefragt, wie man dieses versiegeln kann, um es etwas vor Feuchtigkeit und Schweiß zu schützen. Klarlack ist logisch, jedoch fühlt sich die Gitarre nicht an, als sei dort Lack drauf. Ich tippe daher auf Wachs und / oder Öl. Die weitere Schwierigkeit ist der "Dreck", der in diesem Finish zu sein scheint. Die Gitarren schauen nicht einfach nur geölt aus. Es wirkt, als sei irgendwas zugesetzt, was nach dem Auftrag gräulich / bräunlich ist.

Gibt es Informationen, auf welche Art man das Holz so schön "dunkel" und "dreckig" bekommt? Dachte erst an Beize unter dem Lack, das ist wohl aber nicht der Trick.

Vielen Dank!
 
Eigenschaft
 
Hallo,
wenn du die original Gitarre von Gallagher meinst: ich bin nicht sicher, ob er viel gemacht hat, um das Holz zu schützen. Er hatte recht aggressiven, sauren Schweiß, der den Lack quasi runtergebrannt hat. Und der Rest ist einfach Alterung des Holzes - die Gitarre hat ja einiges mitgemacht und sah schon recht bald ziemlich verwegen aus. Aber möglich, dass er bzw. sein Tech sie mit Öl oder Wachs behandelt haben, aber das müsste man mal googeln.
 
Hallo,
wenn du die original Gitarre von Gallagher meinst: ich bin nicht sicher, ob er viel gemacht hat, um das Holz zu schützen.
Hi, nein, es geht darum, diesen alten Look an einem neuen Stück Holz zu erreichen.
 
ok, das ist was anderes, du willst also quasi den Road Worn Look erreichen?
 
ok, das ist was anderes, du willst also quasi den Road Worn Look erreichen?
Ja, wenn wir uns darauf einigen, dass der "Road Worn Look", eine versiegelte Holzoberfläche ist, die optisch eben nicht mehr neu aussieht und farblich mit der (schwarzen / sunburst) Lackierung harmoniert. :D

Wenn ich die Oberfläche des Korpus einfach mit "normalem, reinen" Öl behandle, sieht das Instrument danach einfach nicht "rund" aus.

Schau dir mal Bilder von den gerelicten Strats an. Dann siehst du, was ich meine. Die haben alle einen gräulichen Schleier auf dem Holz.

P.S. Ich habe gerade nochmal geschaut und ein Video von der Rory Relic gesehen. Dort reflektiert das Holz ganz klar das Licht. Irgendwas ist da. Erstaunlicherweise scheinen die über die Jahre auch immer "heller" zu werden, die früheren Baujahre schauen "dreckiger" aus. Obwohl alle ladenneu sind. Es scheint also an der Mischung der Versiegelung zu liegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin!

Dreck.

Nimm einfach Dreck.

Geh in eine Werkstatt und mach dir deine Hände schmutzig und reibe mit denen auf den unbehandelten Holzstellen herum.

Dann nimm irgendwelche Ketten oder andere Harte Gegenstände und massiere darauf herum, damit sich ein abgenutztes Gefühl einstellt.

Ich bin kein Freund von Relic. Meine Klampfen haben alle echte Kriegsverletzungen, die sich leider nicht vermeiden lassen. Aber gerade was sowas anbelangt kann man das leider schlecht auf original aussehende Weise beschleunigen finde ich. Als Beispiel habe ich da ein Stück Schreibtisch neben meiner Werkbank, bei dem ich einfach ein Holzbrett nahm. Da es eh nicht in meiner Wohnung ist, habe ich mir nicht die Mühe gemacht es zu behandeln. Nach den 4 Jahren Nutzung zeichnen sich genau die meist genutzten Positionen an Maus und Tastatur auf dem Holz ab, auf dem sich meine Hände/Arme befinden. Schmutz, Schweiß und Talg setzen dem Holt halt auf Dauer zu.

Daher würde ich auch nicht wirklich zu einem Öl greifen. Ich würde dem Holz eher bereits genutzte Maschinenfette und ein wenig Säure wie Essig aussetzen, um diesen Effekt zu erziehlen. Ansonsten schau einfach mal nach, woraus Schweiß eigentlich besteht. Da ist unter anderem wie in Urin auch Harnstoff drin. Da finden Zucker, Salze und Ascorbinsäure (Vitamin C) seinen Platz.

Vielleicht kann ich mal versuchen eine Emulsion anrühren und ein paar Versuche an einem Stück unbehandeltem Holz zeigen.

Als abschließende Versiegelung würde ich dann auch nicht mehr viel machen, da durch das Spielen das Instrument dann deutlicher Altert und die Spuren realistischer werden. Da zerstört jede Versiegelung eigentlich die Authentizität, die oft angestrebt wird. Ansonsten könnte man ein wenig Wachs einsetzen. Das wäre dann nicht ganz so krass wie der Versuch mit einem Sperrlack das besudelte Holz lackierfähig zu gestalten.

Auch wenn es auf den Bildern der fertigen Relic-Klampfen immer schick aussieht, würde ich dir vorschlagen mal versuchen eine in der Hand zu halten. Die Relic-Sachen von der Stange sehen spätestens in der eigenen Hand immer hundsärmelig aus. ESP/LTD zum Beispiel bedruckt die Gitarre zum Teil und auch die getönten Fender-Lacke zu diesem Zweck sehen nicht wirklich authentisch aus. Spätestens bei den gelben Klarlacken für den Hals, hört es bei mir mit meinem guten Willen auf. Wenn sowas nicht aus dem Custom-Shop kommt, wirst du immer mit Budget Lösungen leben müssen. Dort hat man einfach Zeit/Geld, dass ein Gitarrenbauer die schicken Gebrauchsspuren erzeugt.

Gerade wenn ich mir die Bilder der Gallagher genau ansehe, ist da nicht wirklich etwas besonderes daran. Der Body und der Hals werden gebeizt mit Antik-Beize oder derart. Solche Farbtöne gibt es ja schon tatsächlich fertig zu kaufen. Dann abgeklebt und die Stellen, die vom Lack da sein sollen normal lackiert (Oder man legt einfach als Furnier ein Foto von der Optik des Lacks drunter.) und dann wird der Rest normal klar lackiert. Wirklich authentisch oder relic sieht es nicht aus. Eher wie eine Kuhflecken-Lackierung.

Es kann aber auch sein, dass du dies magst. Das weiß ich jetzt aber nicht aus deinen Beiträgen zu deuten.

Ich hoffe ich konnte helfen!

Gruß,
Etna
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich weiß nich ob dass deine Frage beantwortet bzw. ob ich sie richtig verstehe aber ich werf einfach mal in den Raum was ich sagen kann:
Ich habe mal meine Warlock gemoddet und die äußere Modifizierung bestand in der Idee sie in Holzoptik schwarz zu gestalten. Vorher war da ein deckender, schwarzer Hochglanzlack drauf. Ich also den deckenden Lack, inklusive der darunter liegenden Holzversiegelung, komplett abgeschliffen und dann schwarze Beize auf Wasserbasis drauf. Zufällig bin ich dann auf die fixe Idee gekommen die, mittlerweile getrocknete, Oberfläche nochmal zu schleifen. Dadurch ist die darunterliegende Holzfarbe wieder durchgekommen und ich fand das sieht so genial aus, dass ich's direkt bei der ganzen Gitarre gemacht hab. Zum Schluss hab ich das ganze dann mit Distelöl "versiegelt" und könnte zufriedener fast garnich sein. Ich werde zwar in der Zukunft den, wie ich ihn nenne, Ruß-Look noch weiter perfektionieren aber ich finde die Gitarre sieht jetzt n Knaller aus und fühlt sich so samt weich nach Holz an :heartbeat:
Hier mal ein paar Bilder vom Ergebnis:
warlockBrMod_01.jpg warlockBrMod_05.jpg warlockBrMod_02.jpg warlockBrMod_06.jpg
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Auf jeden Fall eine gute Idee, aber das trifft's nicht ganz. :)
 
Aber möglich, dass er bzw. sein Tech sie mit Öl oder Wachs behandelt haben, aber das müsste man mal googeln.

Wahrscheinlich nicht. In einem Interview auf YT hat Rory sogar erzählt, sie hätten den Hals
mal für ein Halbes Jahr ersetzt, um ihn durchtrocknen zu lassen. Danach wäre er wieder
stimmstabiler gewesen.
 
Erle wird beim natürlichen Altern gerne mal grau, das ist nun nichts Ungewöhnliches.
Wie genau das beim Relicen "simuliert" wird, kann ich dir aber auch nicht sagen, das ist nicht mein Spezialgebiet.
 
Es gibt farbiges Holzwachs. Damit bekommt man je nach Farbton eine "schöne" dreckige und speckige Optik.
 
Moin!

Ich rate dringend von pigmentierten Wachsen ab, da sie auf dauer einfach abgenutzt werden und die Farbe dadurch vergeht. Wenn man es dann nachfärben möchte, wird das Ergebnis fleckig, da man sehr schwer eine gleichmäßige pigmentierung wieder herstellen kann. Ich ärger mich bis dato über eine Massivholztreppe, die jetzt mit Teppich wegen so nem Müll verhüllt ist. Und ich bin froh damit noch keine Klampfe verunstaltet zu haben. Für Gelegenheits-Geklimper auf der Couch kann das ok sein, aber nicht, wenn man die Gute dann richtig spielen möchte und dabei schwitzt, stundenlang...

Also nochmal: Was möchtest du genau erreichen? Wenn du die hier kopieren möchtest ist es genau das was du abschlägst. Partiell abgeklebte und "normal" lackierte stellen, der Rest wird gebeizt und dann mit Klarlack versehen. Wenn du ein Original kreieren möchtest, musst du tief in die Relic-Kiste greifen.

Gruß,
Etna
 
Also nochmal: Was möchtest du genau erreichen? Wenn du die hier kopieren möchtest ist es genau das was du abschlägst. Partiell abgeklebte und "normal" lackierte stellen, der Rest wird gebeizt und dann mit Klarlack versehen. Wenn du ein Original kreieren möchtest, musst du tief in die Relic-Kiste greifen.
Kopieren möchte ich sie nicht, jedoch ein eigenes Design umsetzen. Ob ich partiell lackiere oder abschleife / abkratze, hängt davon ab wie viel Holz ich möchte. Fest steht jedenfalls, dass Holz sichtbar sein wird. Und die Frage lautet, wie ich dieses Holz behandeln soll, damit es so wird wie bei den teuren Vorbildern aus den USA. Hast du eine Empfehlung für Beize bzgl. des Farbtons? Hatte mir erhofft, dass hier vielleicht jemand schonmal etwas Ähnliches probiert hat und Erfahrungen teilen kann.
 
Moin!

Also verstehe ich das richtig, dass du eine vom Feeling her neuwertige Gitarre bauen möchtest, die vom weiten abgenutzt aussieht?

In meinem ersten Post habe ich bereits von Antik-Beize gesprochen. Wie die Beize wirkt ist sehr stark vom Holz abhängig. Der Gerbsäuregehalt bestimmt die Form der nachtönung. Welche Farbe dir jetzt gefällt, ist von deinem Geschmack abhängig. Da kann ich einfach nur raten kleine Mengen Beize in verschiedenen Schattierungen zu kaufen und auf einem Abschnitt deines Korpusholzes auszuprobieren.

Wenn du nur das Holz abtönen möchtest, kann ich dir zu Honigtönen raten. Da poppt die Maserung schick raus. Um einen dreckigen Effekt zu erzeugen kann man nach einem leichten Schliff mit Schwarz- oder Grautönen nachbeizen. Gerne auch fleckig, um verschiedene Nutzungsspuren zu emulieren.

Beizen ist leider schwer zu erklären und hängt von vielen Faktoren ab. Da macht leider nur Versuch klug.

Gruß,
Etna
 
lso verstehe ich das richtig, dass du eine vom Feeling her neuwertige Gitarre bauen möchtest, die vom weiten abgenutzt aussieht?
Ursprünglich wollte ich deckend lackieren. Nun gefällt mir aber die Haptik vom Holz so gut, dass ich eigentlich nicht auf sie verzichten will. Den Korpus ganz zu ölen / wachsen kommt für mich nicht in Frage - das gefällt mir optisch einfach nicht. Daher denke ich derzeit über eine Mischlösung nach, und da wären wir eben beim Relic Thema. Die Hardware habe ich bereits mattiert. Da ich eh ein Rosewood-Board habe wird am Hals auch nicht groß rumgefummelt, außer eben die Rückseite wegzuschleifen. Und auch da kommt wieder Holz zum Vorschein, das versiegelt werden muss. Daher informiere ich mich gerade über die Möglichkeiten. Wenn ich die Gitarre mit Klarlack versiegele und vorher nix mache, wird sie ja nicht dreckig. Im Großen und Ganzen geht es darum, ein stimmiges Gesamtbild zu erreichen. Und hierfür muss das Holz wie auch immer getönt werden.

P.S. Mir geht es ganz und gar nicht darum, zu erreichen, dass alle denken ich würde eine echte alte Gitarre spielen. Das ist mir schnurzpiepegal. Was die Musikerpozilei tuschelt kratzt mich nicht. Was mir wichtig ist, ist die Haptik, d.h. angeschliffener Hals und Holz, kombiniert mit einer klassischen Lackierung. Und dass man auf einem Instrument, das man geil findet, besser spielt wissen wir ja alle. :) :)
 
Es gibt einige Experten, die das entlacken in den PU und Tremolo Fräsungen empfehlen....damit das Holz über diese offenen Flächen "atmen" kann und die Feuchtigkeit entweichen kann
 
Es gibt einige Experten, die das entlacken in den PU und Tremolo Fräsungen empfehlen....damit das Holz über diese offenen Flächen "atmen" kann und die Feuchtigkeit entweichen kann
Mag sein, dass das Sinn macht. Andere Experten pinseln Abschirmlack drauf bzw. kleben Folie auf. Wobei diese Bereiche ja auch nicht mot Schweiß in Verbindung kommen. Andererseits könnte man argumentieren, dass das Holz an diesen (unversiegelten) Stellen Feuchtigkeit zieht ... müsste man mal tiefer einsteigen.
 
Moin!

Ursprünglich wollte ich deckend lackieren. Nun gefällt mir aber die Haptik vom Holz so gut, dass ich eigentlich nicht auf sie verzichten will.

Also hast du derzeit eine entlackte Gitarre?

Den Korpus ganz zu ölen / wachsen kommt für mich nicht in Frage - das gefällt mir optisch einfach nicht.

Widerspricht sich das nicht? Auf der einen Seite soll es holzig werden und dann gefällt es dir doch nicht? Zumindest sieht die Gallagher ja auch aus.

Daher denke ich derzeit über eine Mischlösung nach, und da wären wir eben beim Relic Thema. Die Hardware habe ich bereits mattiert. Da ich eh ein Rosewood-Board habe wird am Hals auch nicht groß rumgefummelt, außer eben die Rückseite wegzuschleifen. Und auch da kommt wieder Holz zum Vorschein, das versiegelt werden muss. Daher informiere ich mich gerade über die Möglichkeiten. Wenn ich die Gitarre mit Klarlack versiegele und vorher nix mache, wird sie ja nicht dreckig. Im Großen und Ganzen geht es darum, ein stimmiges Gesamtbild zu erreichen. Und hierfür muss das Holz wie auch immer getönt werden.

Also die ganzen echten Lackstücke sollen weg bleiben? Du möchtest eine Gitarre haben die nachgedunkelt ist und sich holzig anfühlt. Okay... Vielleicht beschreibst du mal genauer was du vor hast und machst mal Bilder von deinem Instrument, dass du so behandeln möchtest. So muss man nicht versuchen Gedanken zu lesen und muss nicht immer so viel versuchen dir was aus der Nase zu ziehen. ;) Nur Mut, dich frisst keiner gleich auf. Nur wenn man genau weiß wohin die Reise gehen soll, kann man da geziehlte Tipps geben.

P.S. Mir geht es ganz und gar nicht darum, zu erreichen, dass alle denken ich würde eine echte alte Gitarre spielen. Das ist mir schnurzpiepegal. Was die Musikerpozilei tuschelt kratzt mich nicht. Was mir wichtig ist, ist die Haptik, d.h. angeschliffener Hals und Holz, kombiniert mit einer klassischen Lackierung. Und dass man auf einem Instrument, das man geil findet, besser spielt wissen wir ja alle. :) :)

Och, sowas gibt es hier nicht. Es gibt da eh zu viele Geschmacksrichtungen, da kann sich einer ja nur in die Nesseln mit sowas setzen.

Ist dir der Gedanke mal gekommen, dass es viele verschiedene Öle, Hartöle und Wachse gibt? Je nach Sorte und Mischung kann man geziehlt das Holz anflammen, abdunkeln, aufhellen, usw...

Die hier nenne ich mein Eigen und als Finish habe ich auch nur Wachs und Öl aufgetragen. Gefällt dir das? Wenn ja, was daran jetzt genau und wenn nein, warum? Da kann man ja versuchen einen Ansatz zu finden.

Ganz anders und optisch nicht weniger spannend finde ich alle Esche-Bodys, die gesandstrahlt wurden. Wie sowas hier. Das ist auch noch sehr holzig.

Oder du gehst auf die Gibson-Schiene, die bei ihren sehr günstigen Instrumenten mitlerweile gerne den Füller weglassen, worauf der Lack tiefer eindringt und die Holzsstruktur nicht glatt gebügelt, sondern erhalten bleibt. Das funktioniert aber nur bei sehr offenporigen Hölzern, wie Mahagoni.

Gruß,
Etna
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben